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Abraham Ibn Däud aus Toledo

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Der arabische Titel des religionsphilosophischen

Werkes Abraham Ibn Daud's.

(Sein Verhältniss zu Jehuda Hallevi's Kusari.)

Von W. Bacher.

nwin nriuNn, so lautet in der hebräischen Uebersetzung der

Titel des bekannten, im Jahre 1160 verfassten, religionsphilo¬

sophischen Werkes des auch als historischer Schriftsteller bedeutenden

R. Abraham Ibn Däud aus Toledo. Das arabische Original

dieses Werkes ist nicht mehr vorhanden. Die hebr. Uebersetzung

Salomo Ihn Labi's ist im J 1852 in Begleitung einer deutschen

Uebersetzung von S. Weil herausgegeben worden. In einer anderen

in einer Handschrift vorhandenen — hebräischen Uebersetzung

von Samuel iM o t o t ist der Titel mit riNia: rt:ii2» wieder¬

gegeben. Man weiss, dass der arabische Titel gelautet hat : sJk_oi*Ji

jC«AS.Ji (S.Steinschneider, Polemische und apologetische Litte¬

ratur, S. 353). Doch glaube ich nachweisen zu können, dass dies

nicht der vollständige Titel war. Zum Titel des Werkes vom

„erhabenen Glauben' gehören nämlich noch die in der kurzen, seiner

Einleitung vorangehenden Inhaltsangabe ihm folgenden Worte N-'n'i:n

mn N^EiOib-'cn niJDon, die der Herausgeber auch mit Recht

aufs Titelblatt seiner Edition gesetzt hat. Die genannte Inhalts¬

angabe gehörte vielleicht — abgesehen von den ehrenden Epithetis

des Verfassers — vollständig dem Verfasser selbst und nicht erst

dem hebräischeu Uebersetzer an. Jedenfalls aber sind die citirten

Worte als integrirender Bestandtheil des Titels zu betrachten.

Denn weun sie ins Arabische zurückübersetzt werden, lautet der

Titel des Werkes so:

iütjjJ! sA>Ji*J! '^'Jii

" ^

'xiiJ^l\j üä^JläJl i^aj o-aj'^ (?j^j'b!l] ^i_>\JI

Es ist eine in der beliebten Form arabischer Buchtitel verfasste,

gereimte Ueberschrift, mit welcher man die Ueberschrift des zu

Kd. XLVI. .■J.'i

(2)

542 Bacher, Der arab. Titel d. relig.-phil. Werkes Abraham Ibn Daud'«.

derselben Zeit (1140) geschriebenen religionsphilosophischen Werkes

Jehuda Hallevi's vergleichen möge. Derselbe lautet :

J^JjJI^ ÄJÄ^i I-JJCJ'

Js^J^Jt j^Jjl ^ S

Der andere Titel dieses Werkes : (j;^^J:\Jl ^ hebr. inTiDn, eigent¬

lich nur die Bezeichnung des Chazarenkönigs, dessen Unterredungen

mit dem jüdischen Gelehrten (^.s^i^ lanri) den Inhalt des Werkes

bilden , hat den wirklichen Titel : „Buch der Beweisführung und

Argumentation zum Schutze für die geringgeschätzte Religion' ganz

verdrängt Wenn wir die beiden hier vorgeführten Buchtitel ver¬

gleichen, muss uns der merkwürdige Gegensatz ins Auge springen,

den sie in der Bezeichnung des Judentbums bieten. Bei Abraham

Ibn Däud heisst es der „erhabene Glaube', bei Jehuda Hal¬

levi die „ geringgeschätzte Religion' , oder genauer „niedrige

Religion'. Die letztere Bezeichnung ist durcb den Inhalt und

die Tendenz des Jehuda Hallevi'schen Werkes genügend gerecht¬

fertigt. Dieses ist eine in kunstvoll dialogische Form gekleidete

Apologie und damit verbundene positive Darstellung des Glaubens¬

inhaltes der Religion Israels. Die dem Dialoge zum Hintergrunde

dienende Begebenheit, wie der Chazarenkönig, nachdem er andere

Bekenntnisse geprüft hatte, sich eudlich vom jüdischen Meister be¬

lehren lässt, ist in dem einleitenden Abschnitte des Buches eben¬

falls so dargestellt, dass man den Eindmck bekommt, wie missachtet

die jüdische Religion in den Augen der Bekenner des Islams und

des Christenthums, aber auch in den Augen des Vertreters der Philo¬

sophie ist. Im Dialoge selbst wird mehrfach auf die Missachtung

hingewiesen, welche dem Judenthume von seinen Gegnern zu Theil

wird (s. H. Hirschfeld, Das Buch Al-Chazari, Breslau 1885,

S. XXXV). Jehuda Hallevi gab daher seinem Buche, welches in

seinem Eingange als Zweck angiebt, dem Angriffe der Philosophen

und Bekenner anderer Religionen Beweisgründe und Widerlegungen

entgegenzusetzen , mit vollem Rechte den angegebenen Titel. —

Der Titel des Abraham Ibn Däud'schen Buches, wie wir ihn nun in

seiner vollen, gereimten Gestalt kennen, entspricht in seiner zweiten

Hälfte vollkommen dem Inhalte und der Tendenz des Werkes,

denn dieses setzt sich zum Ziele, die volle Uebereinstimmung

zwischeu dem Lehrinhalte des Judenthums und der „wahren Philo¬

sophie', das ist der Philosophie des Aristoteles in ihrer bei den

arabischen Philosophen (Alfäräbi, Ibn Sinä) gewonnenen Gestalt,

nachzuweisen. Abraham Ibn Däud , der erste consequente Aristo¬

teliker unter den jüdischen Philosophen des Mittelalters (s. ZDMG.

XLII, 628) betont im Laufe der Darstellung diese Ueberein¬

stimmung immer aufs Neue, und zwar thut er das mit den im

(3)

Bacher, Der arab. Titel d. relig.-phil. Werkes Abraham Ibn Daud's. 543'

zweiten Theile des Titels angewendeten Ausdrücken. Nur einige

der betreffenden Sätze seien hier citirt. Ara Ende des I. Ab¬

schnittes (p. 43): rrnuNn N^Dioib^cn oy nWaoi: i:min^ irnyia y-i^

in'sn^i nT2; II, 1 Ende (p. 48): ot nnrn ™:-Don -qd n:n

p C3 nT3 r^mzun n^tioib-tr^ ; II, 4, 1 (p. 58): minn niNit?:!

nr by n^73'3on N-'D-ioib-'Em ; S. 93 oben : oy aipsn d^dd-'i

r;T3 NiEiOib''En . Die Uebereinstimmung zwischen Beligion und

Philosophie ist gleichsam das Leitmotiv, welches durch das ganze

Buch sich hindurchzieht und mit vollem Rechte im Titel seinen

Platz bekam. Für die Bezeichnung der jüdischen Religion im

ersten Theile als hy^B-ibN rn^prbi* „der erhabene Glaube" war

jedenfalls auch der Reim bestimmend. Im Buche selbst kommt

der Ausdruck nicht wieder vor; die jüdische Rehgion wird in der

Eingangs erwähnteu Inhaltsangabe und ebenso in der Einleitung

(S. 2, Z. 14) als i-T^bsnic^n n;i):Nn, also arabisch k.i l . b r_J |

jkJjL-vjlj^^i bezeichnet (vgl. dazu Alchazari, ed. Hirsch feld,

S. 166, Z. 11: N_jJ^.^_J' B^X-r^-Ä-*-!')- '^^'^ israelitische

Glaube im Titel als „erhabener Glaube" erscheint, kann man geradezu

als beabsichtigten Gegensatz zu der Bezeichnung des Judenthums

im Titel des Jehuda Hallevi'schen Werkes als „niedrige Religion"

auffassen. Thatsächlich stehen die hier in Betracht gezogenen Werke

der beiden jüdischen Denker von Toledo in diametralem Gegensatze

zu einander. Während Jehuda Hallevi der Philosophie als Gegner

gegenübersteht, gar keine Gemeinschaft zwischen ihr und der

geoffenbarten Rehgion Israels anerkennt, ja selbst von einer Be¬

stätignng der Glaubenslehren dnrch die Ergebnisse der philo¬

sophischen Speculation nichts wissen will, ist Abraham Ibn Däud

von der Ueberzeugung durchdrungen, dass die heilige Schrift das¬

selbe lehre, wie die wahre Philosophie und die Uebereinstimmung

zwischen ihnen bildet, wie eben gezeigt wurde, den eigentlichen

Zweck seiner Darstellung. — Hat aber Abraham Ibn Däud den

Kusari Jehuda Hallevi's gekannt? Weil im Buch vom „erhabenen

Glauben" nur Saadja und Salomo Ibn Gabirol als Vorgänger ge¬

nannt, das zwei Jahrzehnte früher geschriebene Werk Jehuda Hal¬

levi's aber nicht erwähnt wird, pflegt man anzunehmen, dass dem

Verfasser das Buch seines älteren Zeitgenossen unbekannt war

(s. z. B. J. Guttmann, Die Religionsphilosophie des A.b.D., S. 13;

L. Knoller, Das Problem der Willensfreiheit, S. 54). Aber

D. Kaufmann hat in seiner Geschichte der Attributenlehre,

S 241—252, mit guten Gründen nachgewiesen, dass jeue Annahme

unhaltbar ist, dass Abr. Ibn Däud den Kusari gekannt hat und

dessen Inhalt auf den seines eigenen Werkes hat einwirken lassen

(s. auch H. Goitein, Der Optimismus und Pessimismus in der

jüd. Religionsph., S. 77). Nur weil er einen so hochverehrten Mann, 35*

(4)

544 Bacher, Der arab. Titel d. relig.-phil Werkes Abraham Ibii Daud's.

den er in seinem geschichtlichen Werke (S. Hakkabbala) als eine Zierde

des spanischen Judenthums erwähnt, nicht ausdrücklich bekämpfen

wollte, zog er es vor , ihn stillschweigend zu widerlegen, indem er

dem Werke Jehuda Hallevi's , einem Proteste gegen die zur Herr¬

schaft gelangte Verknüpfung der Zeitphilosophie mit der jüdischen

Lehre, sein eigenes entgegensetzte, in dem gerade die Ueberein¬

stimmung zwiscben dem jüdischen Glauben und der Philosophie

zur Darstellung gelangt. Und diesen stillschweigenden, aber ge¬

nügend deutlichen Gegensatz drückt nach meiner Annahme auch

der Titel seines Werkes aus, nicht nur der zweite Theil des¬

selben , sondern auch der erste , bisher allein zur Bezeichnung des

Buches angewendete; .erhabener Glaube' ist eben der jüdische Glaube insofem er mit der Philosophie im Einklänge ist, und als »erhabenen

Glauben' müssen ihn dämm — das will A. b. D. sagen — auch

diejenigen anerkennen, die gewohnt sind, ibn als .niedrige Religion', wie ihn das Stichwort des Kusari bezeichnet, geringzuschätzen.

Zum Schluss noch eine sprachliche Bemerkung. Dass dem

n in der hebräischen Uebersetzung des Titels wirklich äju Xi,

das Reimwort des arabischen Titels entspricht, zeigen z. B. die

Termini miboo nm und m"yi:© nm in der hebräischen Ueber¬

setzung unseres Werkes (S. 75, Z. 19 und 22), die im arabischen

Originale so gelautet haben müssen: iÜJLiic und «ji-i.

(5)

545

Anzeigen.

Wade, a (/rammoi- of tke Kashmiri language. London 1888.

159 S." 8»,

Während Ref. in den Jahren 1887—1889 Abhandlungen über die

uoch wenig gekannte kaschmirische Sprache in den Sitzungsberichten der k. bayer. Akademie der Wissenschaften veröffentlichte, erschien im

Jahre 1888 zu London die erste Grammatik dieser Sprache von Rev.

T. R. Wade. Je grösser die Schwierigkeiten waren, mit denen Ref. bei

dem fast gänzlichen Mangel an geeigneten Vorarbeiten bei der Be¬

handlung einer so verwickelten Sprache zu kämpfen hatte, um so

freudiger begrüsste er das Erscheinen einer von einem Missionär, der in Kaschmir selbst in dieser Eigenschaft wirkte, bearbeiteten kasch¬

mirischen Grammatik. Leider liegt diese nur in englischer Schrift

vor. Ersetzt nun eine ümschreibung in lateinischer Schrift auch

sonst nur mangelhaft die Originalschrift, und ist gerade die eng¬

lische Sprache wohl die am wenigsten geeignete, die Aussprache

eines fremden Idioms zu vermitteln, so rausste die ümschreibung

wenigstens um so gleichmässiger durchgeführt werden. Es herrscht

aber in Wade's Grammatik bezüglich seiner eigenen S. 6—10 dar¬

gelegten Umschreibung der Vocale und Consonanten , wie in der

Formenlehre, wo vor allem Gleichmässigkeit nöthig war, so noch

mehr in den zur Syntax beigebrachten Beispielen eine unglaubliche,

leicht beirrende Inconsequenz — das Gemeingut aller bisherigeu

Transscriptioneu kaschmirischer Wörter und Formen —; so um¬

schreibt er, um unter hunderten von Beispielen uur eines anzuführen,

mit mahaniu , mahiniu , mahniu , mahnuv. ') Referent glaubt

daher auf den ausführlichen Nachweis dieses überall nur zu deutlich

hervortretenden empfindlichen Mangels verzichten zu können und

will sich im Folgenden auf solche Angaben des Verfassers be¬

schränken, die theils ungenau, unvollständig oder unrichtig scheinen, theils Zweifel oder Missverständnisse zulassen.

1) Auch ein engerer Anschluss on die persische Originalschrift heziiglich langer und kurzer Vocale wäre zweckmüssig gewesen, und sollten auch lange Silben kurz gesprochen werden , so hätte dies ja in einer Klammer angedeutet werden können (vgl. jyr^ tsur S ^un S IC ^Ä*..-*» susti ij 2CI u.s.w.i.

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