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«Gewöhnliche» Pneumonie: Betalaktamantibiotika genügend?

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Academic year: 2022

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

BR I T I S H ME D I C A L JO U R N A L

Eine Metaanalyse randomi- sierter Behandlungsstudien bei ausserhalb des Spitals er- worbenen Pneumonien konnte für Betalaktame im Vergleich zu Antibiotika, die auch gegen atypische Erreger aktiv sind, keinen Therapie- nachteil finden.

Wie die Autoren einleitend festhalten, bleibt ihrer Ansicht nach die optimale The- rapie bei der ausserhalb des Spitals erwor- benen («community acquired») Pneumo- nie unklar. Haupthindernis einer besseren Definition der Behandlung ist die Schwie- rigkeit, in der Praxis zu bestimmen, wel- che Erreger in welchem Ausmass für die

«gewöhnlichen» Pneumonien verant- wortlich sind.

Streptococcus pneumoniae gilt mit rund der Hälfte der Fälle als wichtigster Erreger, daneben ist immer an die so genannt aty- pischen Pneumonieverursacher (Myco- plasma pneumoniae, Legionella spez. und Chlamydia pneumoniae) zu denken, die auf Betalaktame oder Sulfonamide nicht ansprechen. Wie wichtig diese Erreger sind, bleibt Anlass zu wissenschaftlichen Auseinandersetzungen, die sich in unter- schiedlichen Richtlinien (etwa in den USA, in Grossbritannien oder in einzelnen eu- ropäischen Ländern) niederschlagen.

Die Autoren wollten mit ihrer Metaanalyse die Evidenz für den Wirksamkeitsvergleich zwischen Betalaktamantibiotika und den gegen atypische Erreger aktiven Fluorochi- nolonen oder Makroliden liefern.

Methodik

Sie erhielten aus den üblichen Quellen (Cochrane, Medline, Embase) die relevan- ten Studien bis Dezember 2003 und er- gänzten diese durch weitere Suchen und Nachfragen bei Pharmafirmen um nicht- publizierte Therapievergleiche.

Einschluss fanden randomisierte, doppel- blinde Monotherapiestudien, die Betalak- tame beziehungsweise Makrolide oder Flu- orochinolone bei radiologisch bestätigter

«gewöhnlicher» Pneumonie verglichen.

Primär erfasst wurden die Heilungs- oder Versagerraten in den einzelnen Studien.

Resultate

Die Autoren identifizierten 20 Studien, von denen 4 nicht publiziert waren. Für die Auswertung wurden 18 Studien mit 6749 Patientinnen und Patienten berück- sichtigt. Die Studien setzen neun verschie- dene Fluorochinolone, zwei Makrolide und ein Ketolid ein. Die antibiotische The- rapie erfolgte in den allermeisten Fällen per os. Die Ein- und Ausschlusskritierien der Studien führten dazu, dass generell jüngere Patienten mit besserem prognos- tischem Profil rekrutiert wurden als aus Beobachtungskohorten bei Pneumonie bekannt.

In der kombinierten Analyse ergab sich kein Hinweis für eine Überlegenheit von Makroliden respektive Fluorochinolonen gegenüber Betalaktamantibiotika (relatives Risiko [RR] 0,97, 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,87–1,07). Denselben Rückschluss erlaubt auch die separate Betrachtung von Makroliden (RR 0,81, 95%-KI 0,58–

1,14) respektive Fluorochinolonen (RR 0,99, 95%-KI 0,88–1,11). Bei den 10 pub- lizierten Studien mit Fluorochinolonen betrug das relative Risiko im Vergleich zu Betalaktamantibiotika 0,90 (95%-KI 0,77–

1,04), bei den 4 nicht publizierten Fluoro- chinolon-Studien hingegen 1,15 (95%-KI 0,96–1,37).

Zwischen den Vergleichstherapien ergab sich kein Unterschied bei der Gesamtmor- talität (RR 1,15, 95%-KI 0,84–1,71).

In einer Subgruppenanalyse sahen die Au- toren keinen signifikanten Therapieunter- schied bei Patienten mit durch M. pneu- moniae (RR 0,60, 95%-KI 0,31–1,17)

«Gewöhnliche» Pneumonie:

Betalaktamantibiotika genügend?

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

p u n k t e p u n k t e

Eine Metaanalyse zur Therapie von ambulant erworbenen Pneumo- nien kommt zu folgenden (etlichen Richtlinien widersprechenden) Schlussfolgerungen:

●Es gibt keine Evidenz, dass gegen atypische Pathogene aktive Anti- biotika den Verlauf in nicht schweren Fällen verbessern.

●Betalaktamantibiotika waren Makroliden oder Fluorochinolo- nen auch bei Pneumonien mit Mycoplasma pneumoniae oder Chlamydia pneumoniae nicht unterlegen.

●Betalaktame sollten in der Initial- behandlung der leichteren und mittelschweren Fälle die Antibio- tika der Wahl sein.

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«Gewöhnliche» Pneumonie: Betalaktamantibiotika genügend?

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oder C. pneumoniae (RR 2,32, 95%-KI 0,67–8,03) verursachter Lungenentzün- dung. Demgegenüber war die Versager- rate von gegen atypische Erreger aktiven Antibiotika bei Patienten mit Legionella- Infektion statistisch signifikant tiefer (RR 0,40, 95%-KI 0,19–0,85).

Diskussion

«Die Daten unserer Metaanalyse unter- stützen die Notwendigkeit von Antibio- tika mit spezifischer Aktivität gegen atypi- sche Erreger im initialen Management von Erwachsenen mit leichter bis mittelschwe- rer, ausserhalb des Spitals erworbener Pneumonie nicht», schreiben die neu- seeländischen Autoren.

Als Stärke ihrer Untersuchung heben sie hervor, dass ausschliesslich randomisierte, prospektive Doppelblindstudien berück- sichtigt wurden, die einen Bias vermieden.

Da vornehmlich leichter Erkrankte mit Antibiotika per os behandelt wurden, las- sen sich keine Rückschlüsse auf schwere, ausserhalb des Spitals erworbene Pneu- monie ziehen, die stationär (und im All- gemeinen mit intravenösen Antibiotika) therapiert werden müssen.

In den von ihnen gesammelten Studien fanden die Autoren 501 Patienten mit der

Diagnose einer durch atypische Erreger verursachten Pneumonie. Basis der Dia- gnose war in aller Regel die Serologie, die an einer variablen Sensitivität und Spezi- fität leidet. Die Kausalität bleibt bei diesen Fällen also durchaus kontrovers, was unter anderem auch erklären könnte, dass sich die gegen atypische Erreger wirksamen Antibiotika nur bei Legionellosen als klar überlegen erwiesen. Legionellen sind je- doch bei wenig schweren Pneumonien in der Alltagspraxis eine ungewöhnliche Ur- sache, weshalb ihre Abdeckung in der Initialbehandlung laut Mills und Koauto- ren nicht notwendig ist. «Gestützt auf die niedrigen Versagerquoten in beiden Be- handlungsarmen und auf das Fehlen eines signifikanten Behandlungsunterschieds in den eingeschlossenen Studien vermuten wir, dass die Rolle von M. pneumoniae und C. pneumoniae bei ausserhalb des Spitals erworbener Pneumonie wohl überschätzt worden ist», schreiben die Autoren.

An der kompromisslosen Umsetzung in die Praxis scheinen sie jedoch selbst ge- wisse Zweifel zu haben. So gewannen sie ihre Ergebnisse aus Studien, die generell jüngere und weniger schwer erkrankte Pneumoniepatienten betrafen. Ihre Er- kenntnisse widersprechen den Empfeh-

lungen der American Thoracic Society (und auch schweizerischen Therapiericht- linien), stehen aber in Übereinstimmung mit denjenigen der British Thoracic So- ciety, die S. pneumoniae als wichtigstes Ziel der initialen antibiotischen Therapie definiert. Geht man den Weg der Betalak- tamantibiotika, wie es diese Metaanalyse nahelegt, müsse die Therapie allerdings bei Verschlechterung der Symptomatik oder fehlendem Ansprechen überprüft werden, warnen Mills und Koautoren. ●

Graham D. Mills (Respiratory and Infec- tious Diseases Department, Waikato Hospital, Hamilton, New Zealand) et al.:

Effectiveness of betalactam antibiotics compared with antibiotics active against atypical pathogens in non-severe commu- nity acquired pneumonia: meta-analysis.

BMJ 2005; 330: 456–460.

Halid Bas

Interessenkonflikte: Die Autoren deklarieren Forschungsgelder sowie Unterstützung für Kongressreisen von mehreren grossen Pharmafirmen, die Antibiotika anbieten.

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