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Er hat im Jahre 1952 die von Muhammad 'All in Kairo gegründete Sprachschide wieder ins Leben gerufen und als ihr Direktor den deutsch-ägyptischen Kulturaustausch gefördert

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Murad Kamil (1907—1975)

Von K. S. KoLTA, Münehen

Am 16. Januar 1975 verstarb in Kairo der bekannte Semitist Mubad

Kamil. AJs Wissenschaftler und Mensch stand er bei den Orientalisten

in Europa ebenso wie in seinem Heimatland in hohem Ansehen. Mit

Nachdruck und Erfolg hat er sich für die arabisch-deutsche Verständi¬

gung eingesetzt. Er hat im Jahre 1952 die von Muhammad 'All in Kairo

gegründete Sprachschide wieder ins Leben gerufen und als ihr Direktor

den deutsch-ägyptischen Kulturaustausch gefördert.

Kamils Leben stand unter dem Einfluß seines religiösen Bekenntnisses.

Als Kopte war er in mancher Hinsicht gegenüber seinen mushmischen

Kollegen benachteiligt. Im Jahre 1907 wurde er als Sohn eines wohl¬

habenden Christen in Kairo geboren, wo er im Jahre 1926 im Gymnasium

at-Taufiqiya die Reifeprüfung ablegte. Er studierte an der Philosophi¬

schen Fakultät der Universität Kairo arabische Literatur und semitische

Philologie. Im Jahre 1930 schloß er das Studium mit dem Grad eines B.A.

ab und setzte im darauf folgenden Jahr seine Studien an den Universi¬

täten Berlin und Tübingen fort. Er promovierte 1935 bei Enno Littmann

in Tübingen mit der Arbeit über die Zenä Aihüd. Im Anschluß daran

begann er seine Lehrtätigkeit an der Philosophischen Fakultät der

Kairener Universität auf dem Gebiet der arabischen Literatur, des

Aramäischen und der äthiopischen Sprachen.

Im Jahre 1943 erfüllte sich für Kamil ein Kindheitstraum. Die

ägyptische Regierung beauftragte ihn, mit einer Abordnung ägyptischer

Lehrer in Äthiopien Schulen aufzubauen. Die wissenschaftlichen Voraus¬

setzungen für diese Aufgaben hatte er während seines Studiums in

Deutschland durch seinen Lehrer Littmann erhalten. Kamils Expedition

gelang es, Volks- und Mittelschulen, eine Handelsschule und ein theolo¬

gisches koptisch-orthodoxes Seminar zu errichten. Die äthiopische

Regierung ernannte ihn alsbald zum technischen Unterstaatssekretär

im Unterrichtsministerium mit der Amtsbezeichnung ,, Vorstand der

Gelehrten" [liqa ma'merän). In den zwei Jahren seines Aufenthaltes in

Äthiopien gründete I^mil eine Akademie, deren Aufgabe darin bestand,

den Gebrauch der Fachausdrücke im Amharischen zu vereinheitlichen.

Er veranlaßte Übersetzungen äthiopischer Geschichtswerke ins Amha¬

rische, zum Teil übersetzte er auch selbst. Nach dieser erfolgreichen

Tätigkeit kehrte er im Jahre 1945 nach Kairo zurück. Nach dem Zweiten

Weltkrieg erhielt er den Lehrstuhl für arabische Literatur und semitische Philologie in Kairo.

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Murad Kamil (1907—1975) 7

Kamil bekleidete viele Ämter; so war er Vize-Rektor des Instituts für

Koptologie (1955); Vizepräsident der Gesellschaft für koptische Archäo¬

logie ; Mitglied des Deutschen T^chäologischen Instituts in Berlin ; Mit¬

glied des Orientalischen Instituts der Universität Kairo; Mitghed der

Kairener Akademie für die arabische Sprache (1961).

IvAMiL lebte nicht nur für Wissenschaft und Forschung, sondern war

stets zu helfen bereit, wo Hilfe nötig war. Er hat z.B. auch im Jahre 1972 die ehrenamtliche Stellung eines Präsidenten der christlich-orientalischen

Gemeinde in Deutschland übemommen. Seinen vermittelnden Einfluß

verspürten vor allem wir, seine Schüler im Ausland. Er scheute keine

Fahrt und kein Gespräch mit unseren deutschen Lehrern, um uns zu

helfen und unsere Arbeit zu unterstützen. Kamils wissenschaftliches

Interesse erstreckte sich neben seinem semitistischen Fachgebiet auch

auf lexikographische und terminologische Fragen. Er hat arabische,

äthiopische und aramäische Handschriften bearbeitet und sich mit dem

koptischen Ägypten und Äthiopien und ihren Liturgien befaßt. Von

seinen Veröffenthchungen seien nur einige erwähnt: Zenä Aihüd (Ge¬

schichte der Juden) von Josef ben Gorion (Josippon) nach den Hand¬

schriften hrsg. Glückstadt 1938; Zwischen Nil und Euphrat. Kairo 1952;

Das Land des Negus. Innsbruck 1953; Beiträge zur Entstehung der vier¬

radikalen Verben in den gesprochenen .semitischen Sprachen. Kairo 1963;

Aspects de l'Egypte copte. Berlin 1965; Catalogue of all Manuscripts in the

Monastery of St. Catharine on Mount Sinai. Wiesbaden 1970. Der erste

Teil seines letzten, unvoUendet gebliebenen Werkes stand kurz vor der

Veröfl^entlichung, eine kritische Ausgabe der syrischen Bibel.

Als Professor in Kairo hat Kamil den Kontakt zum Ausland und ins¬

besondere zu Deutschland durch alljährliche Vortragsreisen aufrecht¬

erhalten. Nach seiner Emeritierung hat er 1967 eine Gastprofessur für

Semitistik in Freiburg übernommen. Seiner Tatkraft ist auch die Grün¬

dung eines koptischen Zentrums in Paris zu verdanken, zu dessen Ein¬

weihung er im Oktober 1974 den Festvortrag hielt.

Im Januar 1975 besuchte ich Muead Kamil in einem Kairener

Krankenhaus. Sein Zustand war beängstigend. Unter deutlicher An¬

spannung seiner Kräfte sprach er: ,,Nun hat der tiefe Schacht Ägyptens

mich wieder". Damit woUte er sagen, daß er nun Ägypten nicht mehr

würde verlassen können. Diese Worte erinnern an die Lebensgeschichte

des Sinuhe, der auch fürchtete, in der Fremde begraben zu werden, und

doch in seiner Heimat sterben woUte.

Einige Tage danach kam die Nachricht von Muead Kamils Tod.

Mukad Kamil werden Schüler und KoUegen immer ein ehrendes An¬

denken bewahren.

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Richard Walzer (1900—1975)

Von Geehaed Endeess, Bochum

Richaed Walzee starb vierundsiebzigjährig in Oxford nach einem

Leben fruchtbarer Arbeit in Forschung und Lehre, einem Leben schwerer

Erfahrungen, einem Leben in Güte, Toleranz und selbstloser Hilfe für

andere. Er hat der Klassischen Altertumswissenschaft wie der Orienta¬

listik neue Horizonte gewiesen und unser Wissen von der Kontinuität

des griechischen Erbes im Islam recht eigentlich begründet. Er hat, wie

wenige andere. Schule gemacht und einer ganzen Generation die Tore

zum Verständnis der frühen islamischen Philosophie geöffnet. Sein Werk

lebt ; doch wir trauern um einen Menschen, dessen plötzlicher Tod seiner

Frau und allen, die ihm nahestanden, seinen Kollegen und seinen

Schülem e n schmerzlicher Verlust ist.

Oreek into Arabic nannte er die 1962 erschienene Sammlung wichtiger

Arbeiten aus drei Jahrzehnten^; von der griechischen Philologie führte

ihn sein Weg zum Studium der arabischen Aneignung und Fortbildung

der hellenistischen Tradition, und sein Werk steht auf der profunden

Kenntnis beider Bereiche. Nach dem Besuch des Realgymnasiums in

seiner Heimatstadt Berhn fand er an der dortigen Universität zu den

klassischen Studien. Uleich von Wilamowitz-Möllendoefe war unter

seinen Lehrern, vor allen aber war es Weeneb Jaegeb, der seinen

wissenschaftlichen Werdegang förderte. Walzebs Dissertation Magna

moralia und aristotelische Ethik (1929) stand ganz im Zeichen der revolu¬

tionären Deutung, die Jaegee von der Entwicklung des Aristoteles

gegeben hatte ; sie verfolgte den jAEGEEschcn Ansatz für die Ethiken des

Corpus Aristotelicum in minutiösen Analysen der Texte und Testimonien,

und wenn die Frage der Authentizität und der geschichtlichen Stellung

der Großen Ethik noch heute umstritten sein mag, bleibt doch ,, dieses

tief bohrende Werk"^ eine der Grandlagen aller neueren Untersuchungen

^ Die bis zum Jahre 1958 erschienenen Werke wurden in der Festschrift

für Walzer zusammengestellt von Angelika Kleinknecht: List of the

pvbliahed works of Richard Walzer. In : Islamic Philosophy and the Classical

Tradition. Esaaya presented by his friends and pupils to Richard Walzer on

his seventieth birthday. Oxford 1972, S. 5—16. — Auf die chronologisch

geordnete Bibliographie wird im folgenden mit den Erscheinungsjahren ver¬

wiesen. Einige danach veröffentlichte Arbeiten sind unten genannt (s. Anm.

3, 5—7, 10). — Das beigefügte Büd entstand im Sommer 1973 in Oxford.

* Franz Dirlmeier: Aristoteles. Magna Moralia. Berlin 1958, S. 136.

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