327
Zur alchimistischen Literatur der Araber
(vgl. diese Zeitschr. Bd. 58, S. 300).
Von Xoritz Steinschneider.
(Zu I.) Maria, die Koptin, ist kurz behandelt in meinem
2. Artikel: Die europäischen Übersetzungen aus dem Arabischen,
in den Sitzungsbericbten der Wiener Akademie der Wissenschaften,
1905, S. 33, dazu S. 84 einiges, was hier nicbt wiederholt werden
soll. Nachträglich fand ich eine früher übergangene Notiz Bacher's
(Nizami's Leben und Werke, Leipzig 1871, S. 75): ,Die koptiscbe
Maria, wie die Gattin Muhammed's, ist reich' u.s.w.; S. 122 wird
auf ZDMG. 24, 706 verwiesen. Bei Pseudo-Abu Zeid III, 6 er¬
scheint als Prophetin Maria Magdalena! S. auch Nachtrag S. 334.
III.
Ein anonymes Consilium veteris philosophi^), welches in
den erwähnten Sitzungsberichten S. 60 mit Rücksicht auf das hier
zu Gebende kürzer behandelt ist , bewegt sich im Gedankenkreise
arabischer Quellen, die dort behandelt sind, und hier mit .Sitz.-
Ber.' zitiert werden.
Das .Consilium conjugii seu de massa Solis et Lunae (d. b.
Gold und Silber) libri tres verfe aurei, ex Arabico in Latinum
sermonem reducti ' ") ist gedruckt im Theatrum chemicum Bd. V,
p. 479—566, und in Manget, Bibliotheca chim. II, 235. Der An¬
fang lautet: Non legitur a divina munificentia emanasse donum etc.
servi Dei qui unus post alium banc sibi hereditavit sapientiam
gratia et dono Dei '*).
Die Einleitung bis p. 483 (Theatr. Cbem.) behandelt fast
nur die Frage über den Ursprung der Alchimie, sie bespricht die
1) Philosoph für Alchimist stammt wohi aus dem Arabischen.
2) So ist der Titel 1. cit. zu berichtigen.
3) Vgl. Kaüd, Lib. Trium verborum Ende Kap. VII (Theatr. Chem. V, 219 f., s. Schluß dieses Artikels). — Über diese typische und sachliche Bezeichnung der alchimistischen Geheimlehre , die im Consilium wiederkehrt , s. Europ.
Übersetz. B, 1905, S. 63 Anm., wo noch p. 540, 565 hinzuzufügen ist.
Rätselhaftigkeit der Bücher in ihren dunklen aber nützlichen Be¬
ricbten, deren Autoren die Geheimnisse docb nur für die Eingeweihten
erklären. Der Verfasser des Consil. hat in Zurückgezogenbeit von
der Welt lange, Tag und Nacht, von wenigen dem Schlafe gegönnten
Nächten unterbrochen, gearbeitet (p. 482). Er schließt die Ein¬
leitung (p. 483) mit einer Begründung des Buches Consilium conjugii de massa Solis et Lunae, welches in drei Teile zerfalle : L de minera artis exponens secretum secretorum (die bekannte arabistische Phrase,
auch als Buchtitel geläufig); II. de regimine; III. Erkläi'ung eines
Gedichtes von 300 Versen, wovon aber keine Spur in dem
III. Teil vorhanden, worüber Näheres folgen wird.
Berthelot (La chimie du moyen äge, I, 249, 255) schreibt
das Bucb einem christlichen Autor, nicbt vor dem 14. Jabrh.
(nicht 15. wie in Sitz.-Ber.), zu, ohne sich darüber auszusprecben,
was man von einer angeblichen Übersetzung aus dem Arabiscben
zu balten habe, worüber ich nocb nicbt zu einem vollständig be¬
gi-ündeten Urteil gelangt bin, indem mancbe lateinische Übersetzer
gegen Einschaltungen und Änderungen kein Bedenken trugen.*^)
Direkte Arabismen habe ich nicht gefunden. Allerlei alchimistische
Bezeichnungen sind nicht originell. Abamahaa (jUI, ^JJ^?)
perfectum (p. 501) ist ein wörtliches Zitat aus Senior Zadith
p. 228 (= Magnesia), vgl. p. 258. — .Sicut anima corpori, ita
est ipse qui fit quelles' (? p. 509) beweist nicbts weniger als ein
arabisches Original. Sonderbar ist die Unterscheidung von Xir,
Ixir und Elixir (p. 548, 554). Bedenklich sind selbst die Zitate,
weicbe zuletzt auf arabiscbe Quellen führen, aber, wie es scbeint,
zunächst auf lateinische Bearbeitungen, deren Vergleichung im
einzelnen auszuführen ich durcb persönliohe Umstände verbindert
bin, aber durcb folgende Zusammenstellung erleichtern möchte.
Vor allem waren es die Namen der Gelehrten, welche aus¬
drücklich aus der sogen. Turba zitiert werden, aus deren drei
lateiniseben Rezensionen in wiederholten Ausgaben icb ein alpha¬
betisches Register von 90 Nummem zusammengestellt habe (Sitz.-Ber.
1905, S. 67 flf.), oder die durch Vergleichung ihre Quelle mehr oder
weniger deutlicb verraten, wie z. B. eine gi-ößere Zahl von Namen
p. 559. Borellius (Bibl. Chim.) bat hier nicbt überall die Identität
erkannt oder vermutet. Eine Vergleicbung dieser ftußerst zabl¬
reichen Anführangen mit den Ausgaben der Turba würde vielleicht
zu dem unbestreitbaren Resultate führen, daß der Verf. eine der
drei Rezensionen benutzt habe. Ich bemerke beispielsweise die
Lesart Moses in Turba (p. 493 L Z., 509, 563); vgl. Sitz.-Ber.
1) Irreffihrende Beispiele sind: die Interpolation eines Anonymus in der Intein. Übersetzung der Aphorismen des Maimonidea (D. anb. Lit. d. Juden
$. 215), der Epilog des Baeulns Jacobi von Levi b. Genon, bei Braunmühl (so lies in Or. Litzt. 1901, 8. 94). — Belcanntlich bt Leone Hebreo dtirch eine Interpolation znm Christen gestempelt, damit seine Dialoghi di amore gedruckt werden konnten.
Steinschneider, Zur alchimistischen Literatur der Araber. 329
S.70 n. 65: Moyses; Antonius (p. 552, 559, in Turba p. 533)
8. An bang. .Autor in Turba" ist vielleicbt Autor in litera
(p. 559 Z. 9 V. u.). Plato in Turba (p. 553): .Scitote omnis
turba, quod omnis spissitudo in terra quiescit etc." bis .cadit in
terram", stebt nicbt in der vollständigsten Rezension A der Tm-ba
(Theatr. Chem. V, 37 n. 45).
Das andere Zitat Plato ist ebenfalls in A nicht wörtlich zu
finden. P. 487 zitiert: Gloaaa in Turba, worauf .Textus" folgt;
allein von p. 487 bis 489 wechselt Textus und Glossa, und an
vielen Stellen des Buches wird nur Glossa zitiert ; p. 564: Alta
Olossa, ohne daß eine Glosse voranging, eine „Glossa Senioris"
p. 549, s. unten nnter Senior.
Der Verf. kennt ferner die anonymen Abhandlungen, welche
in unseren Ausgaben sich als Anhänge an die Turba schUefien (Sitz.-
Ber. S. 71): .in Allegoriis" (p. 533 Z. 12 v. u., 559, 563);
„ omnes videntur consonare , Senior, Turba , aenigmata Turbarum "
p. 539, Ende des II. Teils); .haec omnia scripta sunt in Turba
in fine de aenigmatibus sapientum" (p. 495); .in Turba ca.
(d. h. capitulo) de aenigmatibus' und aenigma primum Turbae
(p. 503), womit das Stück gemeint ist, welches als Visio Arislei
ediert ist (Sitz.-Ber. S. 66). Der Verf. zitiert diesen Philosophen
(gewissermaßen auch Redakteur der Turba) mit der Lesart Aristeus
(p. 556 Z. 3, 559 Z. 5), die ich für die schlechtere halte (Sitz.-
Ber. S. 66, 68 n. 16).
Einige Namen, welche sich von denen der Turba kaum ab¬
leiten lassen, so wie die von Autoren und Schriften, welche sicberlich
aus anderen Quellen (auch nicht-arabischen) stammen , habe
ich zur bequemen Benutzung in eine einzige alphabetische Reihe
zusammengefaßt. Icb muß bemerken, daß ich die 86 enggedruckten
Seiten des Buches nicht vollständig gelesen habe.
Algazel, ,SoI, ut dicit Algazel est mundi oculus", so be¬
ginnt die prima pars (p. 489); diese Namensform bedeutet gewöhnlich
den Philosophen al-Gazzäli.
Aristeus p. 556, 559 Z. 5, s. oben.
Aristoteles in Epistola ad Alexandrum, p. 486, 544 1. Z.,
551, ist nicht der Tractatus Ar. Alchymistae ad Alexandrum M.,
gedruckt im Theatr. Chem. V, 880—92 (s. Sitz.-Ber. S. 27 n. 2).
Ich hebe aus letzterem gelegentlich folgende Stellen hervor (p. 885):
Quae practica Aristotelis, ut dicit Arnoldus Graecus super
Proemio libri de Pomo; dieser Kommentator des Buches vom Apfel,
welches aus dem Hebräischen übersetzt worden ist, ist mir nicht
bekannt (vgl. Die bebr. Übersetz. S. 268). Bald darauf (p. 885):
Unde hic lapis animatus Bebis vocatur cum in se continet per¬
fectionem omnis Bei; diese Etymologie kann nicht in einem arabiscben
Texte des Tract, gestanden haben. — Über Rebis s. Sitz.-Ber.
S. 61 n. 12. — Die Zitate der Epist. müssen mit dem sogen.
Secretum secretorum verglichen werden (Sitz.-Ber. B. S. 6).
2 «
As sid UUS, welchei- einen Sohn (Schüler?) anredet (p. 552:
Scito fili), ist so oft und viel zitiert, daß an einen Philosophen
der Turba kaum zu denken ist; Borellius p. 32 gibt nur den Namen.
Ich bebe bervor, p. 486: »cujus mater est virgo et pater non
concubuit ergo est generatio casta'; vgl. unten unter Hermes; —
,in alio capit." p. 505 Z. 9 v. u. ; p. 506: doctrinam Assidui
breviter exponam. Auch As. legt Gewicbt auf Inspiration p. 504.
Avicenna, p. 345; auffallend wenig, vielleicht nur an dieser
Stelle; über ihn s. ZDMG. Bd. 58, Sitz.-Ber. S. II.
Daniel, p. 560: Lege Danielem, qui dicit, quod post 70 hebdo-
madas occidetur Christus. Das könnte wohl auch ein Araber
geschrieben haben, und würde allein nicbts beweisen.
Geber (Djabir b. Hajjän, Sitz.-Ber. S. 94), sehr bäufig, aber
ohne Angabe von Titeln.
Gratianus, s. Anhang II.
Hamuel, öfter, meist als .Commentator Senioris", aucb ,com-
mentat" (ob aucb als Abkürzung? p. 481, 486, 489, in Seniore
p. 480 Z. 1), ist wobl die Quelle von Hortulanus bei Borellius
p. 196, was icb in Sitz.-Ber. S. 54 (vgl. S. 60) hätte angeben sollen^
Hamuel ist der Vater des Senior (s. diesen), d. i. Zadith; p. 489 f.
wird .Textus" untersebieden, anders als bei Senior p. 224 1).
Hermes, häufig u. a. .in libro Ducatus qui est unus de 7"
(p. 488), „in libro Radicum, qui est secundus de septem ... et
in quinto de Septem' (p. 500 Z. 1 u. 4); später: cujus pater est
Sol mater Luna; vgl. oben Assiduus. Die .Septem libri Hermetis"
sind in mebreren Mss. erbalten, Sitz.-Ber. S. 25 u. 84.
Kalid fil. Jesidis, aucb Kalid, p. 557, 559, 561, wo aucb
.et in alio libro quodam" p. 562-. Die dem Khalid b. Jazid bei¬
gelegten Scbriften s. Sitz.-Ber. S. 26, wo die Identität mit Rachaidib
angenommen wird, der p. 557 als Racbay fil. Dybni an¬
geführt ist.
Morienus ad Kalidem regem p. 480, 481, in dialogo p. 506;
Morienes, Marion p. 491, 493. Der Dialog ist unter verschiedenen
Titeln gedruckt, s. Sitz.-Ber. S. 101 im Index.
Plato, ob alle Zitate aus der Turba oder einige aus anderen
dem Plato beigelegten Schriften stammen (Sitz.-Ber., Index S. 102),.
bedarf noch der Untersuchung.
Racbay u. s. w., s. Kalid.
Rasis in libro Lumen luminum p. 480, 481, 495, in lib.
Luminum p. 487 Z. 9, 493, 507, 545; über die unter dem Namen
Rases Castrensis gedruckten Verse und den Titel Lumen luminum
s. Sitz.-Ber. A. S. 29 '^). Unsere Zitate sind in Prosa, p. 487 folgt
1) Z. 3 T. u.: Textus: .Mercurius i. e. Stilbon quasi stiilans bonum".
2) leb habe dort nicht angegeben, daß die ersten Verse lib. Luminum betitelt sind.
2 6
Steinschneider, Zur alchimistischen Literatur der Araber. 331
(Z. 13): „Et in eodem libro de minerarum arte sic loquitur, sed
diffiisus est sermo' ; das Zitat beträgt 3, höchstens 5 Zeilen.
Bodanus, s. unten lib. Trium verborum.
Rosin p. 522, 535, 560, 562, 565; unter dem Namen Rosinus
sind alchimistische Schriften gedruckt (Sitz.-Ber. S. 57). Der Name
ist unstreitig aus Zosim os (so hieß ein berühmter griechischer
Alchimist) entstanden, «, Rosimus, vyurde Rosinus. — Latei¬
nische Quellen schreiben meist Calid.
Senior (für g.j^.wJi) fil. Hamuel (p. 487 Z. 7) ist eine in
lateinischen Quellen stebend gewordene Bezeichnung für den sogen.
Senior Zadith b. Hamuel, dessen „libellus", Erklärung eines
allegorischen Bildes (gedruckt im Theatr. Chem. V, 219—66, und
sonst, s. Sitz.-Ber. S. 51 u. 86) i), sehr oft zitiert und in eigentüm¬
licher Weise benutzt ist. Das Verhältnis unseres Anonymus gerade
zu dieser Quelle würde vielleicbt bei sehr eingehender Vergleicbung
am ehesten zur Entscheidung der Übersetzungsfrage fübren,
da bier Einschaltungen aus jenem Buche von Seiten des Übersetzers
ausgescblossen sind.
Zunächst ist der Vater Hamuel — der wohl zu den un¬
zulänglichen Gründen gehört, weshalb Berthelot Zadith für einen
Juden erklärt — in einen Kommentator (Erklärer des Bildes ?)
verwandelt! (s. oben unter Hamuel). p. 481 ... sese excusans
quod sapientiam suam in figuris descripsit; vgl. die Disgressio des
Zadith p. 239. p. 549 Z. 12 v. u. liest man: „Et ista est Glossa
Senioris"; ist damit Hamuel's Kommentar gemeint? p. 501 vorl. Z.:
„et de ista aqua divina, quae est lapis philosophorum, est totvLS
Uber Senioris', der Verf. kannte also das ganze Buch. Ein wört¬
liches Zitat s. oben S. 330.
Von Buchtiteln ohne Autornamen habe icb folgende notiert*:
Liber de Consolatione Philosophiae, ohne Zweifel das be¬
kannte Bucb des Boethius (Die hebr. Übersetz. S. 466), das ein
Araber schwerlich kannte.
Liber Etymologiarum, woraus die Phrasen „proprio jaculo
interficit se ipsum" (p. 559 Z. 6 v. u.); in Etymologiis Philoso¬
phorum (p. 563 Z. 8), scheint nicbt das bekannte Werk des Isidorus
Hispal. (um 600), auch lib. Originum genannt, zu sein, sondern ein
alchimistisches.
„Consule librum Trium Verborum" (p. 504) ist ein ver¬
fängliches Zitat; denn p. 551 liest man Rod anus in libro trium
verborum; in der Margarita novella des Petrus Bonus Lombardus
(Theatr. Chem. V, 678) liest man Rasis in lib. tr. verb.; im
Theatr. Chem. V, 217 und sonst gedruckt ist eine Abhandlung dieses
1) Die lateinisclie Bearbeitung ist frühestens im 12. Jahrh. angefertigt. — Ich trage hier noch zur Charakteristik folgende Stelle (p. 259 n. 1) naoh:
„sicut demonstravi in pluribus locis librorum meorum'.
2) Quidam libri habent . . quidam libri habent (p. 507), ist zu allgemein.
Titels dem Kalid beigelegt (Sitz.-Ber. S. 29). Die 3 Worte, welche
ein alchimistisches Mysterium und Symbol sind für die Operationen
oder Grade des Feuers, fübren uns schließlich auf den III. Teil
unserer Scbrift, dessen Überschrift (p. 540) Liber trium verborum.
Der Anfang : Opus mirabile trium verborum, erinnert scbon an das
3. Kap. Calid's (p. 217b); ferner: nec exponam nisi difficiliora
libri appropriando testimonia Philosophorum diversorum . . . quia
una res, una est via ejus, et haec est secunda pars tractatus
libri de Massa Solis et Lunae id est consilii conjugii super demon-
stratione libri trium verborum. Der Sinn dieser Stelle ist nicht
klar; icb lese aber heraus, daß hier die Schwierigkeiten des Bucbes
(von Kalid?) erläutert und Zeugnisse aus anderen alchimistischen
Schriften herangebracht werden sollen. Am Schluß dieses letzten
Teils (p. 566) wird auf den I. zurückgewiesen.
Wenn aus den bisber angeführten Einzelheiten ein Gesamt¬
eindruck sich ergibt, so ist es der einer an ältere Schriften sicb
knüpfenden Ausführang durcb Kompilation von Zitaten. Die Über¬
schrift, daß das ganze Buch aus dem Arabiscben übersetzt
sei, ist wobl nur auf die einzelnen Zitate aus übersetzten Schriften
zurückzuführen, und daraus ein Mißtrauen gegen derartige Über¬
schriften überhaupt zu schöpfen, wozu es an Analogien — ab¬
gesehen von absichtlichen Täuschungen — nicbt fehlt.
Anhang I. Antonius.
Icb habe oben ein Zitat „Antonius in Turba" angegeben; allein
icb finde keinen solcben oder ähnlichen Namen in meiner Liste ;
hingegen ist unter diesem Namen, und zugleicb anonym, eine
alchimistische Schrift gedrackt, worüber mir keine Quelle bekannt
ist, eine kurze Notiz also nicbt überflüssig scbeint.
A) In Frankfurt (a. M.) ersebienen im Jahre 1625 früber
nicht edierte, 20 alchimistische Stücke in zwei getrennten Bänden
kl. 8*' unter dem Titel: Harmoniae inperscrutabilis chymico-pbilo-
sophicae etc. Decas I, gesammelt von D. Hermannus Condesijanus,
Fürst August von Anhalt gewidmet; Decas II, gesammelt von
Jo. Rhenanus; N. III dieser Decas (p. 144—74) ist überschrieben:
„Magistri Antonii de lapide Philosophorum, lapide Rebis (p. 147 und
s. oben S. 329 Z. 3 v.u.), et praeparatione atque regimine ignis eiusdem,
secundum dicta philosophorum antiquorum et concordantias eorun¬
dem. Tract, ntilissimus". Am Schlüsse liest man ohne Absatz:
„Et huius operationis fuit etiam magister An tbon ius (so, in B
p. 157: Antonius) in lib. suo concordantiarum Philosophorum
taliter inquiens: quod recipiatur Mercurius deputatus" etc. Das
ist also ein Zitat, nicht eine Äußerung des Verf. in der 3. Person,
wie vielleicht ein Kopist annahm. Wiederum eines der vielen
Beispiele, und zwar ein eklatantes, daß Personen zu Autoren des
Buches gemacht wurden, worin sie angefübrt sind.
Steinschneider, Zur alchimistischen Literatur der Araber. 333
B) In der Tat ist dieselbe Abbandlung als 10. Stück der
I. Decas (p. 218—67) gedruckt mit der Überschrift : „Concordan¬
tiarum Philosophorum de lapide philosophorum tractatus utilis ab
anonymo olim philosopho conscriptus". Ist diese Identität schon
irgendwo bemerkt? Ich entdeckte sie erst, nachdem ich die hier
folgenden Bemerkungen aus A (so bezeichne ich die Ausgabe in
Decas II) notiert hatte, zu denen icb an einigen Stellen die Seiten¬
zahl von B, zu äußerst wenigen eine, für diese Notiz beachtenswerte
Variante hinzufüge. Das in A p. 258—60 folgende (im Index
nicbt beachtete) Stück, überschrieben: „Sequitur specialis doctrina...
de praeparatione lapidis" bleibt hier ganz außer Betracht. Der
Tract, bietet in A gar keine augenfällige Einteilung; p. 153 be¬
ginnt ein Absatz: „Cum tamen omnes philosophi clament, . . .
restat ergo , ad concordantiam philosophorum non immerito esse
accidendum" ; dafür B p. 237: „Nunc ergo ad concordantiam" etc.
A p. 158: „De secundo principali, videlicet de nostri lapidis prae¬
paratione et de ignis regimine in speciali est aliquid declarandum
cum authoritatibus etiam antiquorum" ; in B p. 241 geht eine
Überschrift (resp. Nachschrift) voran: ,Hec (so) de substantia lapidis nostri sufficient. Sequitur"; vgl. p. 164 (B p. 247): „Quemadmodum
in secunda parte principiali huius tractatus aliqualiter dictum est
de praeparatione . . . nunc ergo conclusione dicendo . . . quem
(quantum) tamen ex meis scriptis (nunc) noscere optime potes".
Über eine Weglassung s. unten unter Aristoteles.
Zitiert werden am meisten, stets ohne Namen, die Philosophen
in turba, oder in turba dicitur (p. 147, 148, 170, B 256), ob
dennoch Arsistarms philosophus (p. 152, B 236), obwohl obne „in
turba", und kaum mit einem anderen Namen zu identifizieren, dennoch
aus derselben zitiert sei, lasse icb dahingestellt. — Aristoteles
hat nur B p. 231, in A p. 147 wird der ganze Passus durcb „etc."
ersetzt! — Calet p. 153, besser Calid, B p. 236, d. i. Khalid b.
Jazid. — Empedocles, s. unter Hermes. — Geber, 146 und oft,
seine Summa (magisterii, 149) 148, ultimo cap. 168/9; lib. de
Investigatione 149, 156. — Gilgil 157 (sigilli B 240!), weiß ich
nicht zu berichtigen. — Hermes in uno tractatu suo 152; secundum
Hermetem, Empedociem et Gilgil 157; in Thelesmo 162 (Thele-
sine! B 246); ein Buch über Talismane ist in meinem Titel-
verzeichnis (ZDMG. 50, 189 fr.) nicht zu finden; 171. — Plato in
(libro de) quartis 152, ist das gedruckte lib. quartorum (Sitz.-Ber.
S. 44). — Super hoc clamat Rosarius sic dicens : Non misce opus
album cum ruheo etc. Dieses Zitat fand icb bei flüchtigem Blättem
nicht im Lilium Alchemiae quod composuit Rosanus et potest dici
Kosarius minor (in Decas II, 338—71 und sonst, s. Catal. impress,
libr. in Bibl. Bodl. III, III), wo p. 364 von diesem Thema ge¬
bandelt wird. Wenn dieser Rosarius dem angeblichen Antonius
bekannt war, und letzterer dem Verf. des Consil. Conjug., dann
wäre eine Übersetzung entschieden abgewiesen. Rosarius zitiert:
2 f> *
Exumenus in turba Pbilos. p. 341, wörtlich wie in 9 Ende (Theatr.
Chem. V, 8); Mirnefindus p. 353 (s. Sitz.-Ber. S. 25), Medizinisches
von Avicenna p. 370; auch er liest Aristeus p. 355. — Senior
p. 142, 153 (im Widerspruch mit sich selbst), 169.
Ist Antonius verlesen aus Anonymus?
Anhang II. Gratianus.
Auch über diesen im Consil. Conjug. sehr häufig zitierten
Alchimisten ist mir keine Quelle bekannt. N. II der II. Decas der
Harmonia, unmittelbar vor Antonius (p. 121—43) ist überschrieben:
Gratiani philosophi acutissimi Epistolae binae de Lapide Philoso¬
phorum. Dasselbe p. 140 6". mit der Überschrift: ,Ex Gratiani
interprete' enthält die Worte:' ,Hic dominus Gratianus occulte
tangit duplicem solutionem corporum". p. 138 ist überschrieben:
.Notabilia de fermenti ponderibus, sulpburis et mercurii"; be¬
kanntlich fühi-en die Araber die Metalle auf Schwefel und Queck¬
silber zurück (s. Sitz.-Ber. S. 21 Anm.). p. 127 das Wort Alkibrit
(o^xXJl) für Schwefel kommt auch in anderen Scbriften vor. Von
Zitaten notiere ich: Avicenna p. 132, Pythagoras magister
turbae Philosophorum p. 136; Plato p. 138. Der enge Cursivdruck
gestattete meinen Augen nur eine flüchtige Durchsiebt.
Borellius p. 103: Gratianus, vel Gracianus, Italus, ex Anonymo de massa etc. — S. Gr. super turba philosophorum Comment., ex Nasari.
Nachtrag.
Maria (Sure 66) nach Pseudo-Abu Zeid III, 83, französiscb 120,
wo Beladsori I, 720 zitiert ist; ausdrücklich: Tochter des Imran,
Mutter Jesu, p. 122. — ,Ein krasser Anachronismus' (Lüttke in
Allgem. Missionszeitschrift 1886, S. 117). — .Solche Annabmen
überraschen im Koran nicht' (J. Mühleisen-Arnold, Der Islam, aus
dem Engl. v. W. Germann, Gütersloh 1878, S. 189; er zitiert
Gerock S. 110; — S. 241 als Beweis von Anachronismen im Koran).
Maria, Sklavin Mohammed's (daselbst S. 53). .Auch der unwissendste
Jude konnte Mosis Schwester nieht mit der gleichnamigen [nur
ähnlichnamigen, St.] Mutter Christi identifizieren' (Nöldeke, Der
Koran, in Orient. Skizzen, Berlin 1892, S. 33). — Kopp, Die Alchimie I, 207/8, weiß über die Alchiniistin Maria nichts heranzubringen.
Zu II.
S. 329 Algazel, ,ab anonymo, Theatr. Chem. laudatur',
Borellius p. 9.
S. 332 Antonius, wird vom Anonymus, de massa solis zitiert;
er verfaßt: De lapide philosoph. Kebis et regimine ignis, apud
Rhenanum, so Borellius p. 23.
Im Consilium Cap. II p. 365 wird als Beispiel mythologischer
Bezeichnung Sonne und Mond für Gold und Silber angefübrt.
2 r, *
335
Indischer Einfluß in China im 4. Jahrhundert v. Chr.
(Akademische Antrittsrede.) Von A. Conrady.
Der alte chinesische Philosoph Chuang-tze, der um die Wende
des 4. vorchristlichen Jahrhunderts lehrte, hat unter seinen vielen
originellen Gleichnissen und Allegorien auch die folgende: ,Die
Fürsten des südlichen und des nördlichen Meeres, Herr Hastig und
Herr Kasch, trafen einander oftmals in dem Mittellande, das von
Herrn Chaos regiert ward. Da der sie sehr freundlich aufnahm,
so berieten sie über einen Gegendienst und sagten : Jeder Menscb
hat sieben Öffnungen im Kopf zum Sehen, Hören, Atmen und Essen,
nur Chaos bat nichts dergleichen ; laß uns versuchen, ihm zu helfen !
Gesagt, getan; sie bohrten jeden Tag eine Öflfnung in ihn — und
nach 7 Tagen war der arme Herr Chaos tot."
Sollte man nicht denken, das sei auf die Ansicht gemünzt,
die man bei uns so häufig von den Wirkungen unserer Kultur auf
China bat':" Denn die stellt man sich doch gern so vor, daß .—
um die chinesischen Ausdrücke zu brauchen — die Leute vom
Westmeer (Europa) und die vom Ostmeer (Japan) zum Danke für
die wenn auch unfreiwillige Gastfreundschaft des „Mittelreiches"
mit Hülfe dessen , was sie unter Zivilisation verstehen , so lange
Löcher in die rudis indigestaque moles bohren, bis der arme Koloß
daran zu Grunde geht.
Allein der Chinese sagt: ,Das Altertum ist der Spiegel der
heutigen und der künftigen Zeit", und so rechtfertigt die Geschichte
seines Landes diesen boflFnungsfrohen Glauben keineswegs, sie lehrt
im Gegenteil und vorbedeutend, daß China nicht bloß seit alter Zeit
in mehreren A''erkehrsperioden , die uns B ichthofen so trefflich
gezeichnet hat, meist empfangend, oft aucb gebend mit fremden
Kulturkreisen in Verbindung gestanden bat, sondern daß ihm
auch die heterogensten Stofl'e — allerdings nicht ohne zeitweilige
Indispositionen — recht gut bekommen sind. Der deutlichste Be¬
weis gerade für dies letztere ist der Buddhismus. Nichts kann
dem lebensfrohen und nur auf das Diesseits gerichteten Sinne des
Zeilsehrift der D. M. 0. Jid. LX. 22