Theoretische Plasmaphysik WiSe 17/18 Vorlesung: Prof. Dr. Julia Tjus
Ubungen: Lukas Merten, M.Sc und Timo Schorlepp, B.Sc ¨
Hausaufgabe 9 Datum: 14.12.2017
Abgabe: 21.12.2017, 16:00 Uhr
Hinweise zur Weihnachtszeit
Die Vorlesung am Donnerstag, 14.12.2017 f¨ allt krankheitsbedingt aus.
Die Vorlesung von Montag, 18.12.2017 wird auf Dienstag, 19.12.2017 verlegt (10:00 Uhr c.t. ND 3/99) und findet als sog. Weihnachtsvorlesung statt. Hier werden Doktoranden und Mitarbeiter des Lehrstuhls ihre aktuelle Forschung in kurzen Vortr¨ agen vorstellen.
Die Vorlesung am Donnerstag, 21.12.2017 f¨ allt aufgrund der Weihnachtsferien aus.
Die ¨ Ubung am 22.12.2017 findet nicht statt.
Die n¨ achste Vorlesung findet am Montag, 08.01.2018 statt.
Die n¨ achste ¨ Ubung findet am Freitag, 12.01.2018 statt.
Wir w¨ unschen Ihnen Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2018!
Aufgabe H9.1: Zusammenhang von Lenard-Balescu- und Fokker-Planck-Gleichung [15 Punkte]
Die Fokker-Planck-Gleichung tritt h¨ aufig in der statistischen Physik auf und beschreibt die Zeiten- twicklung von Verteilungsfunktionen unter dem Einfluss vieler kleiner ¨ Anderungen/St¨ oße. Nachdem wir uns lange mit der stoßfreien Vlasov-Gleichung befasst haben, soll zum Abschluss des Themen- blocks ”kinetische Theorie” noch einmal die Lenard-Balescu-Gleichung (LBG) betrachtet werden, welche sich unter einigen vereinfachenden Annahmen aus der BBGKY-Hierarchie ergibt und Zwei- K¨ orper-Wechselwirkungen/-St¨ oße nicht vernachl¨ assigt. Die LBG lautet:
∂
tf (~ v, t) = −∇
v· Z
d
3v
0← →
Q (~ v, ~ v
0)(∇
v− ∇
v0)f (~ v)f (~ v
0) (1)
← →
Q (~ v, ~ v
0) = − 8π
4n
0m
2eZ
d
3k ( ~ k ⊗ ~ k)
ˆ ϕ(k)
( ~ k, ~ k · ~ v)
2
δ( ~ k · (~ v − ~ v
0)) , (2) wobei ( ~ k, ω) die bekannte dielektrische Funktion und ˆ ϕ(k) = e
2/(2π
2k
2) die Fourier-Transformierte des Coulomb-Potentials ist (vergleichen Sie diese Form der LBG mit der in der Vorlesung angegebe- nen!).
(a) Zeigen Sie, dass sich ← →
Q (~ v, ~ v
0) mit ~ g := ~ v − ~ v
0und der Einheitsmatrix ← →
I schreiben l¨ asst als:
← →
Q (~ g) ≈ − 2πn
0e
4ln Λ m
2eg
2← →
I − ~ g ⊗ ~ g
g
3. (3)
Hinweis : F¨ uhren Sie die Integration in (2) in Kugelkoordinaten durch, wobei Sie ≡ 1 ansetzen und die radiale Integration nur von k
1= λ
−1ebis k
2= p
−10durchf¨ uhren (mit p
0= 2e
2/(mv
2e) als Landau-L¨ ange). Sind dies vern¨ unftige N¨ aherungen? Orientieren Sie bspw. die z-Achse ihres Koordinatensystems parallel zu ~ g, dann sollten bei korrekter Rechnung nach der Integration nur Beitr¨ age f¨ ur die ~ e
x⊗ ~ e
xund die ~ e
y⊗ ~ e
y-Komponente ¨ ubrig bleiben. Gehen Sie am Ende zu der koordinatenfreien Darstellung (3) ¨ uber.
1
(b) Weisen Sie die Identit¨ aten:
∇
v∇
vg = g
2← →
I − ~ g ⊗ ~ g
g
3, (4)
und:
(∇
v· ∇
v)g = 2
g , (5)
nach und nutzen Sie diese (sowie ∇
vg = −∇
v0g), um (1) in die Form einer Fokker-Planck-Gleichung zu bringen, d.h.
∂
tf (~ v, t) = −∇
v· h
A(~ ~ v, t) f (~ v, t) i
+ 1
2 ∇
v∇
v: h ← →
B (~ v, t) f(~ v, t) i
, (6)
mit dem Driftkoeffizienten:
A(~ ~ v, t) = 8πn
0e
4ln Λ m
2e∇
vZ
d
3v
0f (~ v
0, t)
g , (7)
und dem Diffusionstensor:
← →
B (~ v, t) = 4πn
0e
4ln Λ m
2e∇
v∇
vZ
d
3v
0gf (~ v
0, t) . (8) Hinweis : Das doppelte Tensorprodukt ist definiert als ← →
X : ← →
Y = Spur( ← → X ← →
Y
T) = X
ijY
ij(mit Summenkonvention). In allen Rechnungen dieser Teilaufgabe erweist sich ein komponentenweises Rechnen mit Summenkonvention als sehr hilfreich, also bspw. [∇
v∇
vg]
ij= ∂
i∂
jg. So m¨ ussen Sie keine Vektoridentit¨ aten nachschlagen.
Aufgabe H9.2: Diffusionsn¨ aherung f¨ ur magnetostatische Turbulenz oder parallele Diffusion [15 Punkte]
Es ist nicht immer m¨ oglich die Fokker-Planck-Gleichung geschlossen zu l¨ osen, oder auch nur Teile ihrer ganz allg. Fokker-Planck-Koeffizienten zu bestimmen. Unter bestimmten Annahmen lassen sich aber erstaunlich treffende N¨ aherungen berechnen.
Beschr¨ ankt man sich auf magnetostatische Turbulenz (δ ~ E = 0) ist der Pitch-Winkel (hierbei ist µ = cos(θ) wobei θ der Winkle zwischen Magnetfeld- und Impulsvektor ist) FP-Koeffizient D
µµder einzige nicht verschwindende FP-Koeffizient. Im Falle stark magnetisierter Plasmen (δB B) und B ~ = B
0~ e
Zl¨ asst sich die Fokker-Planck Gleichung schreiben als:
∂f
0( X, µ, p, t) ~
∂t + vµ ∂f
0∂Z − S( X, p, t) = ~ ∂
∂µ D
µµ∂f
0∂µ , (9)
hier ist f
0( X, µ, p, t) die gyrokinetische Verteilungsfunktion von der wir annehmen, dass sie sich schnell ~ durch Pitch-Winkel-Streuung einer isotropen Verteilung im Ruhesystems des Plasmas n¨ ahert. Es gilt also:
f
0( X, µ, p, t) = ~ F ( X, p, t) + ~ g( X, µ, p, t) ~ (10) hf
0i = 1
2 Z
1−1
f
0dµ := F ( X, p, t) ~ (11) (a) Zeigen Sie, dass aus Gl. (9) unter Verwendung von Gl. (10,11) folgt:
∂F
∂t + v 2
∂
∂Z Z
1−1
µg(µ) dµ − S = 0 . (12)
Verwenden Sie hierzu, dass gilt: D
µµ∝ (1 − µ
2).
Die Differenz aus Gl. (9) und Gl. (12) kann unter bestimmten Voraussetzungen vereinfacht werden zu:
vµ ∂F
∂Z ≈ ∂
∂µ
D
µµ∂g
∂µ
(13)
2
(b) Berechnen sie o.g. Differenz explizit und suchen sie Argumente, welche die Vereinfachung st¨ utzen.
(c) Zeigen Sie durch zweifache Integration ¨ uber µ, dass gilt:
g = v 4
∂F
∂Z Z
1−1
(1 − s) 1 − s
2D(s) ds − 2
Z
µ−1
1 − s
2D(s) ds
, (14)
Zur Bestimmung der Integrationskonstanten nutzen Sie aus, dass D
µµ∝ (1 − µ
2) gilt und aus Gl. (11) folgt: hg(µ)i = 0.
(d) Zeigen Sie abschließend, dass sich Gl. (12) schreiben l¨ asst als:
∂F
∂t = ∂
∂Z
κ
k∂F
∂Z
+ S (15)
mit: κ
k= v
28
Z
1−1