Philipp Pyro, Inka Hobus, Gerd Kolisch
Dynamische Simulation zur
Bereitstellung von Flexibilität durch Abwasserreinigungsanlagen
E-Mail: ppo@wupperverband.de Tel.: 0202 / 583 109
Inhalt
Grundlagen
Motivation und Vorgehen
Definition Flexibilität
Vorstellung KA Radevormwald
Simulation
Modellaufbau
Restriktionen
Ergebnisse Langzeitsimulation
Schnittstelle: Simulation Verteilnetz
Motivation für einen flexiblen Kläranlagenbetrieb
• Ausbau erneuerbarer Energien
→ führt zu Schwankungen bei der Stromproduktion
→ daraus ergibt sich ein Bedarf an Flexibilität
→ Zielsetzung daher: Kläranlagen als Dienstleister für Flexibilität im virtuellen Kraftwerk
Kopplung der KA-Simulation mit Markt- und Netzanalyse
Marktanalyse Kläranlagen-Simulation Stromnetz-Simulation
Ziel Preis-Optimierung und Anreizsignale Methode Zeitreihen-Analyse
Ziel Flexibilitäts-Regelung mit Anlagen-Restriktionen Methode ASM
Ziel Analyse von Grenzwert-
verletzungen und Flex-Bedarf Methode Lastflussberechnungen
Flexibilität
Strom- überschuss Strom-
defizit
Verbraucher abschalten (z.B. Gebläse)
Erzeuger anschalten
(BHKW)
Verbraucher anschalten (z.B.
Entwässerung)
Erzeuger abschalten
(BHKW)
Positive Flexibilität
Negative Flexibilität Netz
Kläranlage
Netz
Kläranlage
Flexibilität: Regelenergiemarkt
• Primärregelleistung (PRL)
• Sekundärregelleistung (SRL)
Aktivierungszeit: < 5 min.
Dauer: Wenige Sekunden bis Minuten
• Minutenregelleistung (MRL)
Aktivierungszeit: < 15 min.
Dauer: 15 Minuten bis mehrere Stunden
Signale MRL aus Marktanalyse
Herbst Winter
21 22 23
Winter Frühjahr Sommer
15 16 17 18 19 20 9 10 11 12 13 14
Uhrzeit
0 1 2 3 4 5 6 7 8
KA Radevormwald
Anschlussgröße: 67.000 E Anaerobe Stabilisierung Maßgebliche Verbraucher:
• Gebläse: ∑ 445 kW
• Rücklaufschlammpumpen 3 x 30 kW
Energieerzeugung:
• BHKW: 2 x 80 kW
Untersuchung in der Praxis mit Abschaltversuchen
• Integration in ein virtuelles Kraftwerk
• 3x technische Einheiten
(Gebläse, Rücklaufschlammpumpen, BHKW)
• Versuche über mehrere Tage nach externen MRL-Signalen
→Präqualifikation erfolgreich
→Ablaufqualität nicht beeinträchtigt
Kommunikationsbox
Fragestellung Langzeitsimulation
• Welche Leistung wird ab/angeschaltet?
• Welche Restriktionen greifen wie oft?
• Restriktionen sinnvoll gewählt?
• Auswirkungen auf Reinigungsleistung?
Modellaufbau
Bausteine für Verarbeitung Flexibilität
Faulungsmodell (nach Siegrist) ASM1
Faulgasspeicher mit BHKW
Erweiterte Bausteine für PtG
Validierung der Ablaufkonzentrationen
0 1 2 3 4 5 6 7 8
01.01.2014 20.02.2014 11.04.2014 31.05.2014 20.07.2014 08.09.2014 28.10.2014 17.12.2014 NH4-N Ablauf NKB [mg/l]
NH4-N_real NH4-N_Modell
Simulierter und gemessener Stromverbrauch
Verbrauch Leistung Verbrauch Leistung
kWh/a kW kWh/a kW
Rechen 2.612 0,30 2.628 0,30
Sandfang 19.274 2,20 18.967 2,17
Vorklärung (inkl. PS-Pumpe) 14.203 1,62 13.578 1,55
Belüftung 799.373 91,25 793.549 90,59
Umwälzung 86.678 9,89 87.892 10,03
Rezirkulation 52.773 6,02 48.913 5,58
Rücklaufschlammförderung 218.174 24,91 218.533 24,95
Nachklärung Nachklärung 48.770 5,57 48.793 5,57
Fällmittel-
dosierung Fällmitteldosierung 1.782 0,20 1.752 0,20
Voreindickung (PS) 1.994 0,23 2.015 0,23
ÜSS-Abzug und Voreindickung* 37.657 4,30 23.460 2,68
Faulung 190.606 21,76 193.314 22,07
Nacheindickung 1.648 0,19 1.664 0,19
Entwässerung 34.587 3,95 35.960 4,10
Sonstiges 112.575 12,85 126.932 14,49
Summe 1.622.708 185,24 1.617.951 184,70
*Real wird kontinuierlich ÜSS in die VK gefördert, dieser Mehrverbrauch wird im Modell unter "Sonstiges" mitberücksichtigt
Schlamm- behandlung
Rade 2014 Energieanalyse
Simulation_Ist-Zustand 2014
Verfahrens-
gruppe Aggregategruppe
Mechanik
Biologie
Gute Übereinstimmung
Flexibilisierte Aggregate
Positive Flexibilität
Negative Flexibilität Verbraucher:
Gebläse P -
Rücklaufschlammpumpen P -
Rezirkulationspumpen P -
Mech. ÜSS-Eindickung - P
Erzeuger:
BHKW P P
Berücksichtigung von verfahrenstechnischen Restriktionen
KAzu VK BB NK KAab
RS PS
ÜS Seihband ED
BHKW Prozesswasser
ED
FB
Speicher Speicher
RZ
REZI-PUMPEN t_Reg: 30 min.
Rest. 1: Nitrat (cBBab,NO3)
GEBLÄSE
t_Reg: 15 min.
t_max 120 min.
Rest. 1 Ammonium (cBBab,NH4)
Rücklaufschlammpumpen t_Reg: 60 min.
t_max 120 min.
Rest. 1: Wassermenge
Blockheizkraftwerk (BHWK +/-) t_Reg: 5 / 30 min.
t_min 60 / 5 min.
Rest. 1: max. Füllstand Speicher Rest. 2: min. Füllstand Speicher Rest. 3: max. Schaltzyklen Mech. ÜSS-Eindickung t_Reg: 15 min.
t_min 120 min.
Rest. 1: TS-Gehalt BB
Rest. 2: max. Schaltvorgänge Rest. 2: Uhrzeit
Flexibilitätsbaustein (Bsp. Gebläse)
Prüfung NH4 Festlegung Restriktionen
Ext. Signal
Prüfung Regeneration
Flexibler Betrieb der Gebläse im Modell
-3 -2,5 -2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1
0 1 2 3 4 5 6
6:30 7:30 8:30 9:30 10:30 11:30 12:30
Konzentration [mg/l]
O2 Ablauf BB NH4-N Ablauf BB Externes Signal Abschalten
Restriktion NH4-N = 3 mg/l
max Abschaltdauer = 2h
Regenerations- zeit = 15 min.
Max. NH4-N- Konz. erreicht
Zeitpunkte der Restriktionen über ein Jahr
Uhrzeit
0 1 2 3 4 5 6 7 8
20 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
21
65%
Rezirkulationspumpen
Abrufe Max. Abschaltdauer Regenerationszeit NO3
Anteil der Flexibilität und Restriktionen über ein Jahr
97%
Gebläse
Abrufe Max. Abschaltdauer Regenerationszeit NH4-Grenzwert
68%
Rücklaufschlammpumpwerk
Abrufe Max. Abschaltdauer Regenerationszeit Qzu
88%
BHKW positiv (zuschalten)
Abrufe Max. Laufzeit
Regenerationszeit Speicherfüllstand
Anzahl Schaltungen Bereits alle BHKW betrieben Mindestlaufzeit
Flexibilitätspotential als Resultat der Simulation
11%
48%
41%
Anzahl der abgeschalteten Aggregate bei Marktsignal (MRL 2035)
0. Aggregate 1. Aggregat 2. Aggregate 3. Aggregate
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
0 50 100 150 200 250 300
Häufigkeit
Abgeschaltete Gesamtleistung [kW]
Aggregatemanagement: Abgeschaltete Gesamtleistung
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120
Mittlere Leistung [kW]
Mittlere abgeschaltete Leistung (pro Aggregat)
Gebläse
Rücklaufschlammpumpen
Rezirkulationspumpen
Bei den gewählten Restriktionen ausreichende Ablaufqualität
0 1 2 3 4 5 6 7 8
NH 4-N Ablauf Nachklärung [mg/l]
V0 NH4-N [mg/l]
Überwachungswert NH4-N: 8 mg/l
0 1 2 3 4 5 6 7 8
NH 4-N Ablauf Nachklärung [mg/l]
MRL 2035 NH4-N [mg/l]
Überwachungswert NH4-N: 8 mg/l
Schnittstelle: Simulation Verteilnetz
• Simulation des örtlichen Verteilnetz durch Uni Wuppertal
• Übergabe des Leistungsbedarfs aus dem KA Modell
→Auswirkungen des flexibilisierten Betriebs auf das lokale Netz
Schnittstelle: Simulation Verteilnetz
-6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2
Entnahme -Einspeisuung [MW]
MRL 2035 [MW] Einspeisegrenze [MW] Entnahmegrenze [MW]
Korridor für Netzkapazität (im Verteilnetz) Aus Gründen der Netzkapazität kann eine netzdienliche Fahrweise notwendig werden (zu viel Strom im Verteilnetz)
Fazit
• Mit Praxisversuchen kann die Machbarkeit einer Flexibilisierung gezeigt werden
• Mit der Simulation wird das Potential im Dauerbetrieb aufgezeigt
• Aus dem Potential kann ein wirtschaftlicher Nutzen berechnet und dieser den Kosten für die Flexibilisierung gegenübergestellt werden
• Ausblick:
Effekte auf das Verteilnetz können durch die Kopplung der KA Simulation mit der Netzsimulation untersucht werden
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Anschrift Verfasser:
Wupperverbandsgesellschaft für integrale Wasserwirtschaft M.Sc Philipp Pyro
Untere Lichtenplatzer Str. 100 42289 Wuppertal
Tel.: 0202 / 583 109
E-Mail: ppo@wupperverband.de