Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 49|
6. Dezember 2013 A 2343RANDNOTIZ
Burkhard Voß*
Dass eine private Krankenversiche- rung nicht unbedingt ein Rundum- sorglos-Paket ist, hat sich wohl schon lange herumgesprochen.
Während gesetzlich Krankenversi- cherte relativ umstandslos und ohne vorherige Nachfrage und Abklärun- gen in eine psychotherapeutische Klinik aufgenommen werden können, stehen Privatpatienten quasi unter Generalverdacht. Der medizinische
Dienst der Privatversicherer möchte es ganz genau wissen. Wie schwer ist die Symptomatik eigentlich? Sind die ambulanten Behandlungsmög- lichkeiten tatsächlich ausgeschöpft?
Nimmt der Patient Medikamente?
Und überhaupt – wie steht es mit der Compliance? Zur rethorisch-strategi- schen Abwehr dieser Fragenkataloge hat so manche Privatklinik für psy- chische Erkrankungen zumindest ei- nen Justiziar beschäftigt, der sich mit nichts anderem befasst.
Bei solch unterschiedlichen Vor- gehensweisen drängt sich die Frage auf: Welches Menschenbild haben die privaten Krankenversicherungen eigentlich in Bezug auf ihre Mitglie- der? Ganz klar: Dem Versicherungs- nehmer ist nicht zu trauen. Ein Lü- gendetektor für den Patienten und seinen behandelnden Arzt wäre an- gebracht, ist aber leider gesetzlich verboten. Der Patient ist womöglich gar kein Patient, sondern Trittbrett- fahrer oder gar Simulant, für den sein Arzt ein Gefälligkeitsattest nach dem anderen ausfüllt. Vielleicht sollten die Privatversicherer in Zeiten des Turbo- kapitalismus und der Gewinnmaxi- mierung einen stationären Aufenthalt bei psychischen Erkrankungen gene- rell aus dem Leistungskatalog heraus - katapultieren. Denn ihre Versicherten sind überwiegend selbstständig und beißen sich schon irgendwie durch.
*Dr. med. Burkhard Voß, Facharzt für Neuro- logie, Psychiatrie, Psychotherapie in Krefeld
Privat und
psychisch krank
Das 38. Interdisziplinäre Forum
„Fortschritt und Fortbildung in der Medizin“ der Bundesärztekammer (BÄK) findet vom 9. bis 11. Januar 2014 in Berlin statt. An dem zentra- len Fortbildungskongress der BÄK nehmen renommierte Experten aus vielen Fachbereichen der Medizin und anderer Professionen teil.
Sie diskutieren unter anderem über telemedizinische Konsultatio- nen und Konsile, neue Konzepte in der Versorgung Krebskranker so- wie über den Umgang mit sterben- den Menschen. Weitere Schwer- punkte sind das moderne Manage- INTERDISZIPLINÄRES FORUM
Bundesärztekammer lädt ein
ment oropharyngealer Schluckstö- rungen sowie sexuell übertragbare Krankheiten. Der Abendvortrag wid- met sich dem Thema lebenslanges Lernen. In einem Symposium be- schäftigt sich die Arzneimittelkom- mission der deutschen Ärzteschaft mit Fragen der rationalen Antibioti- katherapie sowie mit der Bewer- tung neuer Arzneimittel.
Weitere Informationen erhalten Interessierte telefonisch unter 030 400456-415 oder -418 sowie per E-Mail: cme@baek.de. Das Pro- gramm zum Download: www.aerzte
blatt.de/132343a EB
Valide Informationen über die An- zahl und Art der Operationen sowie über die Behandlungsergebnisse bei Wirbelsäulenerkrankungen sollen künftig über das zentral geführte nationale Wirbelsäulenregister ver- fügbar sein. Die Deutsche Wirbel- säulengesellschaft (DWG) hatte das Register vor zwei Jahren eingeführt und zusammen mit zahlreichen Kli- niken und Versorgungseinrichtun-
gen zunächst als Pilotprojekt ge- startet. Angaben über die Art der behandelten Erkrankungen, Risiko- faktoren, Therapieart, Komplikatio- nen und Ergebnisse können sowohl aus Therapeuten- als auch aus Pa- tientensicht analysiert werden.
Das Register ermögliche Lang- zeitbeobachtungen und Therapie- vergleiche auf wissenschaftlicher Basis, erläuterte Dr. med. Frerk WIRBELSÄULENREGISTER
Mehr Transparenz über Eingriffe
Meyer, Oldenburg, Leiter der Re- gisterkommission der DWG. „Zwar werden zu Abrechnungszwecken ebenfalls zahlreiche Daten erhoben, diese sind jedoch nur bedingt geeig- net, um Fragen zu Umfang und Art der Versorgung sowie zur Versor- gungsqualität zu beantworten.“
Bereits die Zahl der Wirbelsäu- leneingriffe kann laut DWG ohne Register kaum exakt ermittelt wer-
den: So werde bei anderen Statistiken etwa ein Eingriff, bei dem ein kleiner Ab- schnitt der Wirbelsäule ver- steift wird, als zwei Opera- tionen gezählt – jeweils eine für die Entfernung der Bandscheibe und für die Versteifung der Wirbelkör- per. „Das Ergebnis sind ver- fälschte Operationszahlen, die deutlich höher als die tat- sächlichen Zahlen liegen“, betonte DWG-Präsident Dr. med.
Daniel Rosenthal. Das Wirbelsäu- lenregister trage damit zu einer Ver- sachlichung der Diskussion bei, die über die Notwendigkeit von opera- tiven Eingriffen geführt werde.
Das Register nutzt die vorhande- ne Technologie des internationalen Wirbelsäulenregisters „Spine Tan- go“, so dass auch internationale Vergleiche möglich sind. EB Die Langzeit-
verläufe nach Operation können mit dem Wirbelsäu-
lenregister er- fasst werden.
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