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Archiv "Stunde der Wahrheit" (21.08.1975)

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Die Information:

Bericht und Meinung

zeichnet, daß neben der Erhöhung aller Besuchsgebühren auch eine Erhöhung der Gebührensätze der kleinen Wundversorgung sowie ei- niger spezifisch dermatologischer Leistungen erfolgt. Die eingehende psychiatrische Untersuchung ist deutlich angehoben und jetzt auch neben einer eingehenden neurolo- gischen Untersuchung berech- nungsfähig. Eine starke Anhebung der Gebühren erfolgte für die ärzt- lich so verantwortungsvolle Erstel- lung eines Belastungselektrokar- diogramms sowie in der Phonokar- diographie. Diese Entwicklung, und

darin stimmen wir mit den Kran- kenkassen überein, soll und muß mit dem Ziel weitergeführt werden, die spezifisch ärztlichen Leistungs- positionen, und dazu gehört auch, das Beratungsgespräch mit dem Patienten angemessen zu honorie- ren.

Dieser Weg der Umstrukturierung des BMÄ (Bewertungsmaßstab Ärz- te) entspricht einer jahrzehntealten Forderung der Ärzte, aber auch der Patienten und der Öffentlichkeit.

1976 tritt also neben einer Senkung bei den Laborgebühren eine Hö- herbewertung einiger spezifisch ärztlicher Leistungen in Kraft, und es erfolgt auf alle Positionen des am 1. Januar 1976 geltenden neuen Bewertungsmaßstabes Ärzte, bezo- gen auf die Quotienten des Jahres 1975, ein weiterer linearer Zuschlag von 2,35 Prozent. (Siehe dazu auch DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 31/1975, Seite 2197 ff.)

Daß diese Entwicklung nicht dazu führen soll und darf, daß das Pra- xislabor ausstirbt, betone ich mit Nachdruck. Jeder in freier Praxis tätige Arzt — vor allem der Allge- meinarzt und der Internist — wird heute und morgen ohne die Mög- lichkeit, laborärztliche Befunde, d. h. blutchemische Untersu- chungsergebnisse in ausreichen- dem Umfang und schnell zur Verfü- gung zu haben, nicht nach moder- nen medizinischen Erkenntnissen arbeiten können. Dieser Notwen- digkeit beispielsweise durch einen

falschen beziehungsweise zu nied- rigen Honoraransatz bei medizi- nisch-technischen Leistungen nicht Rechnung zu tragen würde einer medizinischen Demontage gleich- kommen. Eine solche Gefahr sehe ich allerdings angesichts der durchgeführten Kostenanalysen so- wie im Hinblick auf den heutigen Stand der Technik in diesem Lei, stungsbereich als gering an. Neben dem notwendigen Praxislabor des einzelnen Arztes bietet zudem — in

ZITAT

Stunde der Wahrheit

„Es besteht überhaupt kein Grund, in der ,Stunde der Wahrheit`, in der ein solider Weg in die Zukunft gefunden werden muß, nur über die Kostenexplosion im Gesund- heitssektor, aber nicht über die automatischen Regelbe- förderungen, die überpropor- tional ansteigende Zahl der Ministerialbeamten und die praktische Unkündbarkeit al- ler Arbeitnehmer im öffentli- chen Dienst zu reden. Wenn sozialpolitischer Wildwuchs beschnitten werden muß, dann natürlich nicht nur bei Arbeitern und Angestellten, sondern auch bei den Beam- ten und nicht zuletzt bei den Politikern, die das sozialpoli- tische Netz mit den allzu vie- len Versuchungen für den einzelnen geknüpft haben."

Kurt Naujeck in: Rheinische Post vom 23. Juli 1975

der Annahme, daß zu erwartende höchstrichterliche Entscheidungen dem nicht entgegenstehen werden

— die gemeinsame Nutzung von medizinisch-technischen Appara- ten (Laborgemeinschaften) durch eine überschaubare Zahl von Ärz- ten, die in regionaler Nachbar- schaft wirken, einen medizinisch sinnvollen und auch ökonomisch

vernünftigen Weg. Darüber hinaus stehen, speziell in Ballungsräumen, freipraktizierende Ärzte für Labora- toriumsdiagnostik zur Erbringung solcher Leistungen zur Verfügung.

Sicher ist es müßig, heute eine langfristige Prognose darüber zu stellen, ob und mit welchen Wei- terentwicklungen es gelingt, die bekanntlich in der ganzen Welt, unabhängig vom jeweiligen Sy- stem, steigenden Kosten im Ge- sundheitswesen endgültig in den Griff zu bekommen. Eine Patentlö- sung ist bisher niemandem einge- fallen, dennoch erkennen heute alle Beteiligten die untrennbaren Zusammenhänge zwischen umfas- senden sozialen Leistungen und der gesamtwirtschaftlichen Ent- wicklung. Es wird darauf ankom- men, das bei uns so umfassende Netz der sozialen Sicherung zu er- halten. Alle werden aber mit einem spitzeren Bleistift rechnen müssen, und vor Einführung neuer Leistun- gen wird zu prüfen sein, ob die da- mit zwangsläufig verbundenen Ko- sten bezahlbar, beziehungsweise ob und in welchem Ausmaß für den Arbeitnehmer steigende Sozialab- gaben zumutbar sind.

Auf diesem Hintergrund muß man die heutige Empfehlungsvereinba- rung, bei der niemand, auch nicht die Kassenärzteschaft, einen Grund zum Jubilieren hat, sehen und als ein Ganzes werten. Dabei muß man erkennen, daß ihr eine über die Vereinbarung von Hono- rarzuwachsraten hinausgehende Bedeutung mit erheblicher politi- scher Tragweite zukommt. Mit die- ser Empfehlungsvereinbarung wird man aber in der Praxis weiterarbei- ten können, und in der Politik wird sie, des bin ich gewiß, zur Erhal- tung unseres ärztlichen Freiheits- raumes wesentlich beitragen.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Hans Wolf Muschallik Erster Vorsitzender

der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 5 Köln 41 (Lindenthal) Haedenkampstraße 3

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 34 vom 21. August 1975 2339

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