920 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 51–52|
27. Dezember 2010M E D I Z I N
quenzen bezieht. An keiner Stelle des Manuskriptes wird eine indikationsgerechte Behandlung als Problem bezeichnet.
In unserer Untersuchung konnten wir zeigen, dass nicht jede Diagnosekodierung zu einer Verordnung von Stimulanzien führt. Allerdings hat der Anteil mit einer medikamentösen Therapie zwischen 2000 und 2007 von 35,5 % auf 48 % zugenommen. Aus der von Dr. Dietrich geäußerten Annahme, dass andere psychiatrische Erkrankungen höhere medikamentöse Behandlungsprävalenzen aufweisen, kann unseres Erachtens nicht auf die Qualität der Indikationsstel- lung geschlossen werden. Auf den Aspekt der schwierigen Diagnosestellung weist auch Herr Dr.
Börner in seinem Leserbrief hin und vermutet, dass die Diagnose möglicherweise erst anhand der Wir- kung von MPH gestellt wird. Wir sind hier mit Aus- sagen zurückhaltend, da wir dies anhand der Daten nicht belegen können.
Inwieweit ADHS allein genetisch determiniert ist oder ob nicht auch von einem multifaktoriellen Gesche- hen auszugehen ist (2), ist nicht Gegenstand unserer Ar- beit und kann deshalb hier nicht erörtert werden. Viele Untersuchungen zeigen jedoch, worauf dankenswerter- weise Dr. Neraal mit der Darstellung von Ergebnissen einer aktuellen schwedischen Studie aufmerksam macht, einen Zusammenhang zwischen der sozialen Lage und dem Auftreten psychischer Störungen. Dies trifft auch – wie im KiGGS dargestellt – für Deutsch-
land zu: Je niedriger der sozioökonomische Status, des- to häufiger wurde ADHS diagnostiziert (1).
DOI: 10.3238/arztebl.2010.0919b
LITERATUR
1. Robert-Koch-Institut (ed): Lebensphasenspezifische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Ergebnisse des Nationalen Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Beiträge zur Gesund- heitsberichterstattung des Bundes. Robert Koch-Institut Berlin, 2008.
2. Sachverständigenrat für die Begutachtung der Entwicklung im Ge- sundheitswesen. Koordination und Integration – Gesundheitsversor- gung in einer Gesellschaft des längeren Lebens. Sondergutachten 2009 [http://www.svr-gesundheit.de/Gutachten/Gutacht09/gut acht09.htm]
3. Schubert I, Köster I, Lehmkuhl G: The changing prevalence of attenti- on-deficit/hyperactivity disorder and methylphenidate prescriptions: A study of data from a random sample of insurees of the AOK health insurance company in the german state of Hesse, 2000–2007.
Dtsch Arztebl Int 2010; 107(36): 615–21.
Dr. rer. soc. Ingrid Schubert
PMV forschungsgruppe an der Klinik und Poliklinik
für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Universität zu Köln
Herderstraße 52 50932 Köln
E-Mail: Ingrid.Schubert@uk-koeln.de
Interessenkonflikt
PMV forschungsgruppe hat Projektförderung von Krankenkassen, Stiftungen und pharmazeutischen Firmen (Sanofi-Aventis, Novo-Nordisk, Lilly, Sanofi-Pasteur- MSD, Bayer-Schering, Merz, Janssen-Cilag, Abbott) erhalten. Dr. Ingrid Schubert und Ingrid Köster haben keine persönlichen Honorare bekommen. Prof. Dr. Gerd Lehmkuhl hat Forschungsgelder von Lilly Deutschland GmbH und Bristol-Myers Squibb erhalten; er ist Mitglied des Eli Lilly Strattera Advisory Boards.
Mittelwert und Median
Die Grafik zeigt die Verteilung des Alters mittels eines Boxplots.
Welche Aussage können Sie von der Grafik ableiten?
a) der Mittelwert ist kleiner als der Median b) der Median ist kleiner als der Mittelwert c) Mittelwert und Median sind immer gleich d) das maximale Alter beträgt 23 Jahre e) die Verteilung ist nicht schief
Die Quiz-Fragen wurden vom Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Mainz, entwickelt.
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Die Lösungen sind online abrufbar:www.aerzteblatt.de/10m0920 GRAFIK