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Archiv "Deutsche Kolonialgeschichte: Mit aller Gewalt in der Fremde" (04.03.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 9

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4. März 2011 A 465 Ein Comic kann sich durchaus auch

mit einem ernsten Thema beschäfti- gen, auch wenn dies der üblichen Erwartungshaltung häufig wider- spricht. So befasst sich Elke R.

Steiner in ihrer „graphic novel“ mit dem Thema Medikamentenmiss- brauch. Sie schildert das Schicksal von sechs Menschen in einer deut- schen Großstadt: Da ist zum Bei- spiel Jana. Sie nimmt Schlankheits- pillen und Aufputschmittel ein, um die Doppelbelastung von Studium und Jobeinstieg zu meistern. Boots- bauer Kevin verzichtet seit einer Sportverletzung nicht mehr auf Schmerztabletten. Musikerin Sonja nimmt Beruhigungsmittel und Neu-

roleptika ein, um ihre Existenznöte besser zu bewältigen, und die Rent- nerin Rose hat den Überblick über ihren Medikamentenkonsum schon verloren.

In eindrucksvollen Bildern ver- deutlicht Steiner, den Lesern des Deutschen Ärzteblattes bekannt un- ter anderem durch ihre Illustrationen der Arztgeschichten, wie alltäglich und gefährlich Arzneimittelmiss- brauch in der heutigen Leistungsge- sellschaft oft geworden ist und wie schnell man in die Abhängigkeit rut- schen kann. Dabei sind die Wirkun- gen der Medikamente durchaus der Realität nachempfunden. Aus dem ausführlichen Literaturverzeichnis COMIC

Me dikamente gegen Existenznöte

und ihrer Danksagung geht hervor, dass sich die Illustratorin intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat. Gisela Klinkhammer

Elke R. Steiner:

Risiken und Neben- wirkungen. graphic novel, Gütersloher Verlagshaus, Güters- loh 2010, 80 Seiten, gebunden, 14,99 Euro

DEUTSCHE KOLONIALGESCHICHTE

Mit aller Gewalt in der Fremde

Deutschland eignete sich erst rela- tiv spät Kolonialbesitz an, doch in den wenigen Jahrzehnten deutscher Kolonialherrschaft in Afrika, Asien und im Pazifik von 1884 bis 1918 kam es zu drei militärischen Kon- flikten: dem „Boxerkrieg“ in China 1900/01, dem Krieg gegen die He- rero und Nama in Deutsch-Süd- westafrika 1904–1907 und dem Majimajikrieg in Deutsch-Ostafrika

1905–1908. Alle drei Kriege wur- den brutal – auch gegen die Zivil - bevölkerung – geführt, die Ausein - andersetzung in Deutsch-Südwest eskalierte in einen Genozid.

Der deutsche Kolonialbesitz war politisch zu unbedeutend und öko- nomisch zu unrentabel, um den Aufbau einer Kolonialarmee oder auch nur einer darauf ausgerichte- ten Verwaltungslaufbahn politisch vertreten zu können. Im Unter- schied zu anderen europäischen Na- tionen gab es keinen Heeresteil, in dem Anwärter für den Dienst in den Schutztruppen eine kolonialspezifi- sche Ausbildung erhielten, um in Krisenzeiten an den Brennpunkten eingesetzt werden zu können.

Auf sehr breiter Quellenbasis entwirft die Autorin ein Bild der je- weils vor Ort herrschenden Kriegs- bedingungen. Einige der den kolo- nialen Kriegsschauplatz konstituie- renden Faktoren stimmten in den drei Fällen überein; es gab jedoch auch wesentliche Unterschiede bei Zahl und Zusammensetzung der gegnerischen Bevölkerung und des

deutschen Militärpersonals. Unter- schiede lassen sich auch wahrneh- men bei den Auswirkungen von Krankheiten auf den Kriegsverlauf.

Schwierigkeiten bei der Akklimati- sierung, Alkohol- und Drogenab- hängigkeit bestimmten den jeweili- gen Kriegsverlauf genauso wie ein durch Infektionskrankheiten verur- sachter hoher Krankenstand.

Etwa die Hälfte aller Todesfälle bei den Soldaten in Deutsch-Süd- west resultierte nicht aus Kampf- handlungen, sondern war die Folge von Infektionskrankheiten. Es war nicht zuletzt die Furcht der deut- schen Kolonialherren vor der Über- tragung ansteckender Krankheiten durch die einheimische Bevölke- rung, die dort zu einem System von unterversorgten Gefangenen - lagern führte.

Rassismus war sicherlich auch einer der prägenden Faktoren auf allen kolonialen Kriegsschauplät- zen, doch wendet sich die Autorin gegen die heute gelegentlich ge - äußerte Überzeugung, der koloniale Genozid sei ein Vorläufer des spä - teren rassistischen Massenmords im „Dritten Reich“ gewesen. Eine solche Verknüpfung scheint ihr an- gesichts der Quellenlage wenig überzeugend. Thomas Gerst Susanne Kuß:

Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen.

Eskalation von Gewalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Ch. Links Verlag, Berlin 2010, 500 Seiten, gebunden,

49,90 Euro

K U L T U R

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