Autobiographie
Welt der Hobos
Jack Black: Du kommst nicht durch. Aus dem Amerika- nischen von Axel Monte und Thomas Stemmer, Karin Kramer Verlag Berlin, 1998, 315 Seiten, 39,80 DM
Nordamerika im ausge- henden 19. Jahrhundert: Auf einer katholischen Schwe- sternschule erreicht die Nach- richt vom Tod von Jesse James den Schüler Jack Black. Er ist vom abenteuerli- chen Leben des Outlaw fas- ziniert und beschließt, auf ei- gene Faust gen „Westen“ zu ziehen, quer durch den vom alten freiheitlich ame- rikanischen Geist geprägten Kontinent.
Diese bereits 1926 er- schienene Autobiographie kann durchaus mit dem be-
rühmten Huckleberry Finn verglichen werden: In beiden Geschichten taucht man in die Welt der Tramps, Hobos, Diebe und schrulligen Ge- stalten ein. Black schließt sich Landstreichern und Ein- brechern an, wird inhaftiert und lernt im Gefängnis Mit- glieder der Johnson-Familie kennen, einer Art Aristro- kraten unter den fahrenden Verbrechern, die ihren eige- nen Ehrenkodex haben.
Beim Einbrecher Sanctimo- nius Kid, dem Safespeziali- sten Foot-and-a-half-George und bei Soldier Johnnie geht Black in die „Lehre“ und be- wegt sich fortan nur noch in der Welt der Berufsverbre- cher. Opiumsüchtig landet er schließlich in einem Gefäng- nis in San Francisco, wird aber nach Fürsprache eines philanthropischen Zeitungs- verlegers begnadigt. Hier- nach findet er zu einem lega-
len Leben zurück, an das er sich gewöhnen kann, es aber nie liebenlernt.
Stephan Mertens, Köln
Satiren
Humorvolle Kritiken
Wilhelm Mathias Josten: So weit sind wir gekommen. Ver- gnügliche Satiren, Morstadt Ver- lag, Kehl, 1998, 296 Seiten, Lei- nen, 38 DM
Der Verlag veröffentlicht das vierte Satirenbuch des Er- folgsautors – für den Liebha- ber des geistreichen Aperçus ein weiterer großer Gewinn.
Das Strickmuster der Kurzge- schichten (hier 70 Episoden in einem Band): kurzgefaßte Beobachtungen pointiert in der Familie; humorvolle Kri- tiken zu engeren oder auch
allgemeinen, wirklichen oder fingierten Erfahrungen. Welt- berühmtheit mit diesem Kon- zept hat Ephraim Kishon seit Jahrzehnten errungen, und selbst Jostens „Treusorgen- de“ kann eine Ähnlichkeit mit der „besten Ehefrau von allen“ nicht verleugnen.
Dennoch schmälern diese Assoziationen den Reiz des Buches keineswegs – im Gegenteil. Wilhelm M. Josten erweist sich als Meister des Metiers in der Anwendung auf den hiesigen Alltag. Seine Kurzgeschichten spießen mit spitzer Feder persönliche Empfindungen und Begeg- nungen mit seiner Lebensum- welt, die sehr wohl übertrag- bar sind, exemplarisch auf.
Man liest sie in Heiterkeit, wird aber doch bald nach- denklich. Und genau damit er- reicht der Satiriker sein Ziel.
Rudolf Clade, Bad Neuenahr
A-3185 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 50, 11. Dezember 1998 (13)
S P E K T R U M BÜCHER