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Archiv "Mobbing in der Arztpraxis: Wehret den Anfängen" (11.02.2005)

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A380 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 611. Februar 2005

S T A T U S

F

ast zwei Drittel der Mob- bing-Täter sind Frauen.

Hinter dem Kleinkrieg in der Arztpraxis steckt meist das menschliche Bedürfnis nach Anerkennung.Wer nicht durch sehr gute Leistung da- zu kommt, der versucht, die erfolgreichere Kollegin durch Mobbing zu demontieren.

Schon alltägliche Vorgänge können den Kleinkrieg auslö- sen. Kommt beispielsweise ei- ne neue Kollegin in das Praxis- team, gerät schnell das zwi- schenmenschliche Lot aus dem Gefüge. Ist die Neue erfolgrei- cher als die anderen, kann man sie mit Mobbing „aus dem Rennen werfen“.

Ursache von Mobbing ist vor allem Neid.Wer neidet, wird zum Unruhestifter, der etwas haben möchte, was ein anderer besitzt: das Gehalt, die Position oder die Fähig- keiten eines anderen. Durch Intrigen und andere Gemein- heiten kann man dem Benei- deten Schaden zufügen und sich am Unglück des anderen weiden. Dadurch wird die ei- gene Situation wieder in ein besseres Licht gerückt. Da ein Neider sehr geschickt in der Wahl seiner Mobbing-Strate- gien ist und auch andere als Instrument für seine Ziele einsetzt, ist es oft schwierig, ihn bei seinem Treiben zu er- wischen.

Der Gemobbte befindet sich immer in der Verteidi- gungsposition. Ein Drittel seiner Gedanken kreist um die Frage: Wie kann ich mich rechtfertigen? Für den Arzt als Vorgesetzen wird das Op- fer unbequem, es fällt negativ auf, weil es sich ständig vertei- digen muss. Deshalb sollte die Gemobbte die Vorwürfe der Täterin ignorieren. Das Pro- blem des Mobbing-Opfers ist es, dass sein Selbstbewusst- sein langsam und systema- tisch zerstört wird. Das Ge- fühl, etwas verkehrt gemacht zu haben, sitzt tief. Die Folge sind Minderwertigkeitsgefüh- le. Deshalb darf der Arzt

nicht wegschauen und hoffen, dass sich „die Sache von selbst erledigt“.

Das Wohlbefinden des Op- fers wird durch verschiedene Maßnahmen beeinträchtigt.

Dadurch wird sein Selbstwert- gefühl stark reduziert, was im Endstadium als „sozialer Herzinfarkt“ bezeichnet wird.

Mobbing-Opfer klagen über Depressionen, Schlafstörun- gen, ständige Müdigkeit, Kopf- schmerzen, sinkendes Selbst- bewusstsein, Appetitlosigkeit, Überempfindlichkeit, Übel- keit, Vergesslichkeit, Schwin- delgefühle, Konzentrations- störungen, Schweißausbrüche, Herz-Kreislauf-Schwierigkei- ten, mangelnden Antrieb und Magen-Darm-Probleme.

Typisches Mobbing-Verhal- ten von Arzthelferinnen:

>Gespräche zwischen Kol- leginnen werden sofort unter- brochen, wenn sich die Be- troffene nähert.Türen werden demonstrativ geschlossen.

>Die Gemobbte wird von den Tätern ignoriert.

>Anonyme, ehrverletzen- de Äußerungen finden sich auf Zetteln auf dem Schreib- tisch oder auf dem Bildschirm des Computers.

>Aufgaben, die für das Op- fer schon immer problema- tisch waren oder für die es nicht die geeignete Ausbil- dung besitzt, werden ihm be- wusst zugewiesen. Das er- hoffte Scheitern soll deutlich machen, dass das Opfer „fehl am Platz ist“.

>Wichtige Informationen, auf die die Schikanierte war- tet, werden unterschlagen.

>Die Gemobbte muss Ar- beiten unter ihrer Qualifikati- on ausführen oder solche, die nicht in das eigentliche Auf- gabengebiet gehören.

> Unterlagen des Opfers sind plötzlich unauffindbar.

Obwohl in der Anfangspha- se von Mobbing die Anzeichen dafür oft nur schwach ausge- prägt sind, sollte der Arzt sei- nen Blick schärfen, um harm- lose Zwistigkeiten von schwe- ren Konflikten unterscheiden zu können. Dazu ist es notwen- dig, sich als Arzt mit seinen Mitarbeitern auseinander zu setzen und ihre Bedürfnisse, Verhaltensweisen und Eigen- heiten zu kennen, um Verän- derungen bemerken zu kön- nen.Abweichungen können so am ehesten registriert werden.

Nur wer weiß, in welchen Ver- kleidungen Mobbing auftritt, wie es sich auswirkt und was das Verhalten der Täterinnen bestärkt, kann das Phänomen auch wahrnehmen.

Den Helferinnen sollte ein gewisser Handlungsspielraum eingeräumt werden. Nur Mit- beteiligung an Entscheidun- gen und Autonomie (in Gren- zen) befähigt die Mitarbeiter, ihre Energien richtig zu kana- lisieren und sie nicht für nega- tive psychologische Spiele zu verwenden. Je mehr Eigenbe- stimmung jemand hat, desto schwieriger ist es, Mobbing zu betreiben. Rolf Leicher

Mobbing in der Arztpraxis

Wehret den Anfängen

Foto:Eberhard Hahne

Alter wird noch viel zu oft als Abschied von den guten Sei- ten des Lebens verstanden.Allzu einseitig werden die Bela- stungen durch zunehmende Alterung in den Vordergrund gestellt: Lasten für die Sozialversicherungen und insbeson- dere die Pflegeversicherung. Älterwerden gleich Vergrei- sung, so sieht die kurze Gleichung aus. Das muss sich än- dern. Die Chancen des Alters und des Alt-

werdens müssen entdeckt und genutzt werden. Alter ist nicht nur Krankheit und

Hilfsbedürftigkeit – und die Frage, was müssen die Jungen an Lasten für die Alten schultern? Vielmehr müssen wir uns fragen, was die Alten in unsere Gesellschaft einbringen und was sich ändern muss, damit sie das optimal tun können.

Wir müssen uns auch mit der Fähigkeit des Erinnerns neu auseinander setzen. Zurückschauen ist untrennbar mit dem Älterwerden verbunden. Eine Gesellschaft aber, deren Leit- bilder sich fast ausschließlich aus der Jugend speisen, gibt

diese Chance nicht. Erinnern, zurückschauen, Erlebtes wei- tergeben können, das muss sicherer Bestandteil des Alt- werdens sein. Wir leben weder in der Jugend noch im Alter vom Brot allein. Wir brauchen Orientierung – nicht zuletzt anhand der Erfahrungen und aus der Sichtweise Älterer. Die ältere Generation leistet viel und hat viel geleistet. Der Wohlstand der Jungen, das hohe Bildungs- und Ausbildungsniveau und vieles mehr verdanken wir den Älteren und ihrer Le- bensleistung. Zugleich stehen die heute Jungen vor enor- men Herausforderungen. Sie müssen unter radikal verän- derten wirtschaftlichen Bedingungen den Wohlstand in un- serem Land immer wieder neu erarbeiten. Die soziale Ba- lance zwischen den Generationen muss immer wieder neu gefunden werden, damit wir eine lebenswerte Gesellschaft für alle Altersstufen bleiben. Ulla Schmidt Bundesgesundheitsministerin

Altwerden

S T A N D P U N K T

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