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Archiv "Italien: Antiker Zaubergarten" (26.07.2002)

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V A R I A

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 30½½½½26. Juli 2002 AA2065

M

eterhohe Buchsbaum- und Hainbuchenhek- ken bilden das größte und älteste Labyrinth der westlichen Welt, das nur ein Element des Renaissance- gartens in der Nähe von Pa- dua ist. Märchenhaft ist auch die Entstehungsgeschichte des Gartens: Als Anfang des 17. Jahrhunderts die Pest in Venedig wütete, waren die Jagdbesitztümer Valsanzibio Zufluchtsort der adligen ve- nezianischen Familie Barba- rigo. Aus Dankbarkeit für die Errettung vor der Pest legte sie diesen Garten an. Die 150 000 qm große Anlage um- fasst 800 Bäume mit 126 ver- schiedenen Arten, 60 000 Qua- dratmeter kunstvoll zuge- schnittenes Buchsbaumspa- lier, 70 Statuen aus weißem Marmor, vier Fischteiche, 16 Brunnen, die Kanincheninsel, das Monument der geflügel- ten Zeit sowie das Labyrinth.

Symbolträchtiger Weg Die Elemente sind nicht will- kürlich, sondern in Episoden angelegt, deren Aufbau und Ästhetik die Absicht birgt, das Motiv für die Errichtung die- ser kunstvollen Anlage zu er- kennen, eine Insel der Ret- tung. Die Anlage wurde konzi- piert und verwirklicht, um den Weg zu symbolisieren, der den Menschen zu seiner Erlösung führt. Der Weg beginnt beim Monumentaleingang, wo einst Boote anlegten, die durch das Fischtal von Sankt Eusebius kamen (SanZibio steht für Sankt Eusebius), das sich da- mals noch über die ganze Ebene erstreckte. Die Boote brachten die Adligen aus Ve- nedig zum Landsitz. Heute ist

nur noch der Teich erhalten, in dem sich der elegante Bau wi- derspiegelt. Er ist mit Brun- nen, Tiefenreliefs und Statuen ausgeschmückt. Über alles herrscht Diana, die Göttin der Natur und der wilden Tiere.

Nachdem man durch den Si- len-Bogen den Garten betre- ten hat, geht man entlang dem Dianabad, dem Irisbrunnen und dem Fischteich der Winde – dann das Labyrinth. Es sym- bolisiert den oftmals langen und beschwerlichen Weg des Menschen auf der Suche nach Erkenntnis. Hat man das Zen- trum des Labyrinths gefun- den, bietet sich nach Bestei- gung des Turms ein fantasti- scher Anblick über die An- lage.

Nachdem man den „Pila“- Brunnen erreicht hat, gelangt

man an der Hainbuchenallee vorbei an die Kanincheninsel.

Das Kaninchengehege gilt als Symbol der Immanenz. Kein Lebewesen kann die Grenzen von Raum und Zeit über- schreiten. Jenseits der Allee und der Insel symmetrisch gegenübergestellt, steht eine monumentale Statue, die die Zeit darstellt. Sie hat ihren Flug durch den Raum unter-

brochen und symbolisiert die Transzendenz, diesen einma- ligen Zustand, der dem Men- schen erlaubt, über die ge- wöhnlichen Schranken von Raum und Zeit zu schweben.

Man setzt den Weg zwischen Immanenz und Transzendenz und zwischen den Statuen und den Brunnen fort, die auch sinnbildlich die Insel und die Zeit einrahmen. So werden die Stufen mit den Panthertieren erreicht, die die Verse von Dante ins Ge- dächtnis rufen. Die Inschrift eines Sonetts verziert die Stu- fen und erklärt auf verschie- denen Ebenen die Bedeutun- gen des Gartens. Der Besu- cher befindet sich vor dem weiten Platz vor der Villa, wo die acht Allegorien der Tu- genden des Herrn und des Gartens den Brunnen der Of- fenbarung umgeben. An die- sem Ort wird das Ziel des symbolischen Weges erreicht.

In der Villa lebt der heutige Besitzer der Anlage, der Adli- ge Giardino Barbarigo-Pizzo- ni Ardemani. Er hat kürzlich die 33 Wasseranlagen des Gar- tens wiederhergestellt, die in den letzten 80 Jahren infolge eines zunehmenden Versie- gens der Quellen gefährdet waren. Besitzer seit drei Ge- nerationen haben den Garten, der während der militärischen Besatzung im Zweiten Welt- krieg große Schäden erlitten hat, restauriert. Valsanzibio ist ein seltenes Beispiel für ei- nen lesbaren symbolischen Garten, einen funktionieren- den großartigen Wassergar- ten.Valsanzibio ist ein Ort der Ruhe und Beschaulichkeit, ein Ort, an dem Natur und Kunst aufeinander abge- stimmt sind. Catrin Marx

Italien

Antiker Zaubergarten

Perfekte Harmonie zwischen Kunst und Natur in einem der schönsten Renaissancegärten Europas

Valsanzibio liegt auf der östlichen Seite der euganeischen Hügel, we- nige Kilometer von Padua entfernt.

Die Besichtigung des Gartens ist von März bis einschließlich No- vember täglich von 10.00 bis 13.00 Uhr und von 14.00 Uhr bis Sonnen- untergang möglich.Weitere Infor- mationen unter: www.valsanzibio giardino.it

Am Monumentaleingang (oben) legten früher die Boote aus Venedig an. Der Brunnen der Offenbarung (unten) ist nur ein Beispiel für die zahlreichen Wasseranlagen. Fotos: Giardino Barbarigo-Pizzoni Ardemani

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