eine selbst gewollte Isolie- rung, vielleicht auch eine la- tente Verschleierung von . . . ?
Wenn man sich vor Augen führt, dass für viele ärztliche Kollegen auch heute noch ei- ne Wochenarbeitszeit von unter 40 bis 50 Stunden am Patienten nicht denkbar ist und sie sich trotzdem der Ko- operation verpflichtet fühlen, keine „eigene KV-Sektion“
fordern, dann ist dieser eher anmaßend wirkende elitäre Anspruch zu hinterfragen.
Mit einem anderen Teil der inhaltlichen Forderungen, wie sie in diesem Beitrag zu- sammenfassend angespro- chen werden (etwa Abschaf- fung von Konsiliar-Berich- ten, Gutachterverfahren), kann ich mich durchaus an- freunden, würde dies doch zu einer Verringerung von Bürokratie und damit zur
Steigerung der Effektivität führen können.
Dipl.-Psych. Priv.-Doz. Dr. habil. W.
Zimmermann, Berufsverband der Psychotherapeuten Brandenburg, Breitscheidstraße 41, 16321 Bernau
Akupunktur
Zu dem Beitrag „Erkenntnisse und Zweifel“ von Dr. med. Bernhard Gibis et al. in Heft 8/2001:
Neue Bewertungs- studien überflüssig
Es ist nicht das Ziel der Wis- senschaft der unendlichen Weisheit eine Tür zu öffnen, sondern eine Grenze zu set- zen dem unendlichen Irrtum (B. Brecht – Leben des Gali- lei).
Erfreulich, dass sich B. Gibis et al. den Mühen unterzogen, eine Bewertung einer alter-
nativen beliebten Therapie- methode wie der Akupunk- tur anhand der vorliegenden über 1 000 Studien vorzuneh- men, die letzten Endes eine wissenschaftlich gesicherte Aussage über einen thera- peutischen Gewinn der Me- thode nicht zulassen. Daraus aber neue Bewertungsstudi- en zu fordern, halte ich für überflüssig, da aus psycholo- gischen und methodischen Gründen der Verlauf chroni- scher Schmerzen nicht vor- hersehbar ist und sicher stark korreliert mit der therapeuti- schen Aktivität des Arztes.
Doppelt blind gibt es bei der Akupunktur nicht, und ent- sprechend zeigt auch eine neuere deutsche Arbeit über die schmerzdämpfende Wir- kung der Akupunktur bei der Coxarthrose, dass die lokale Manipulation das Entschei- dende ist und spezielle
Kenntnisse der chinesischen Medizin nicht erforderlich sind (Fink, MG, et al.: Ein- fluss der Nadelakupunktur auf Schmerzwahrnehmung und Funktionseinschränkung bei Patienten mit Coxarthro- se. Z Rheumatol 2000; 59:
191–199).
Aus meiner Arbeit vor Ort kenne ich, wie viele Ärzte, die „Erfolge“ meiner loka- len Injektionstherapie, sei es mit Lokalanästhetika oder i. c. Mistelextrakten etc., ins- besondere bei längerer An- wendung an schmerzhaften Strukturen, wobei auch Stu- dien nicht objektiv den Ein- fluss dieser Bemühungen vom Spontanverlauf durch körpereigene Heilungspro- zesse abgrenzen können.
Natürlich hängt die Beliebt- heit der Akupunktur mit den extrabudgetären Kran- kenkassenzuwendungen zu- B R I E F E
sammen, die in Verbindung mit dem dann noch mögli- chen Eigenanteil des Patien- ten doch wesentlich höhere Einnahmen ermöglichen als die Bemühungen im Rah- men der kassenärztlichen Versorgung. Die 600 Millio- nen DM, die die gesetzlichen Krankenkassen aus dem
„Solidartopf“ für die Aku- punktur aufwenden, sollten in eine bessere Finanzierung der ärztlichen Schmerzthe- rapie, Patientenführung und zu einer Auffüllung der Psy- chotherapiehonorare ver- wendet werden, wo die KK noch in einer Bringschuld stehen. Die Akupunktur kann beliebig, wie andere schmerztherapeutische Ver- fahren (Lokalanästhesie etc.), kostenneutral in den EBM Eingang finden, dann lässt das Interesse daran schlagartig nach, und die Pa- tienten können wenigstens sicher sein, dass ihnen keine fragliche Therapiemethode angeboten wird.
Dr. Hans Peter Klein, Landauer Straße 1, 67434 Neustadt
Körperschmuck
Zu dem Medizinreport: „Piercing – Gefährlicher Körperschmuck" von Rü- diger Meyer in Heft 13/2001:
Keine Schwierigkeiten
. . . Ich sehe Piercing nicht nur als „berufsunwürdig“ an.
Im Gegensatz zu vielen Kol- legen habe ich keine Schwie- rigkeiten mit der juristischen Konstruktion, derzufolge ärztliche Eingriffe als Kör- perverletzung definiert sind.
Damit diese Körperverlet- zung nicht strafbar ist, müs- sen als Mindestvoraussetzun- gen vorliegen beziehungswei- se erfüllt sein: die qualifizier- te Zustimmung des aufge- klärten Patienten, die medi- zinische Indikation und die Durchführung nach den Re- geln der ärztlichen Kunst. Ich würde nicht so weit gehen, dass ich Piercing als Selbst- verstümmelung ansehe, aber eine medizinische Indikation kann ich beim besten Willen
nicht sehen. Die juristische Konstruktion finde ich in die- sem Zusammenhang entla- stend, sie macht es einfach, ein derartiges Ansinnen ab- zulehnen mit Hinweis darauf, dass dadurch der Tatbestand der Körperverletzung erfüllt ist . . .
Dr. med. Eva Maria Phieler, Kernscheider Höhenweg 14, 54296 Trier
Epidemien
Bemerkungen zu Kausalketten:
Überlebensvorteil
1999 erreichte die Zahl der Todesfälle durch Pneumonie und Influenza in 122 Städten der USA für zwölf aufeinan- der folgende Wochen epide- mische Ausmaße. Ausbrüche von Influenza und Meningitis brachten das Nationale Ge- sundheitssystem Großbritan- niens 1999 an den Rand der Dekompensation. Hauptur- sache dieser Winter-Proble- me sind respiratorische In- fekte. Influenza ist eine mög- liche Ursache. Das Haupt- problem aber ist die sekun- däre bakterielle Infektion mit Streptokokken und Meningokokken. Diese Bak- terien zeichnen sich durch ei- ne Hypervariabilität der An- tigenstruktur aus. Sie überli- sten das Immunsystem, es kommt zum „immune es- cape“. Der Körper muss auf alte Reaktionsmuster zu- rückgreifen, auf die unspezi- fische Immun-Abwehr, die
„innate immunity“. Dies ist eine Einheit von Gerinnung und Entzündung. Die aggres- siven, invasiven Bakterien können Strukturen aufbre- chen und in den Körper ein- dringen. Schutz gegen diese Invasion ist eine erhöhte Thrombose/Fibrose-Nei- gung. Eine Gruppe von gene- tischen Veränderungen mag deshalb in kalten Regionen ein Überlebensvorteil sein (Faktor V Leiden gleich Hy- perkoagulabilität, Alpha-1- Antitrypsin-Mangel, HLA B 27, Psoriasis).
Dr. med. F. Flachsbart, Eisenacher Straße 6, 37085 Göttingen
A
A1116 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 17½½27. April 2001
B R I E F E / B Ü C H E R
Neueingänge
Medizin/Naturwissenschaft Christoph Revermann, Leon- hard Hennen: Das maßgeschnei- derte Tier. Klonen in Biomedizin und Tierzucht. Studien des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, 9.
Edition Sigma, Berlin, 2001, 242 Seiten, kartoniert, 44 DM Marianne Koch: Tief einatmen!
Eine Entdeckungsreise in den Kör- per. Carl Hanser Verlag, München, Wien, 2001, 144 Seiten, 1 Falttafel, viele farbige Bilder von Jörg Mair, gebunden, Fadenheftung, Format 18,5 × 25,5 cm, 29,80 DM Manfred Tauscher: Therapie- handbuch Homöopathie. Materia medica mit Fallbeispielen. 2. Aufla- ge, Urban & Fischer Verlag, Mün- chen, Jena, 2000, 336 Seiten, For- mat 17 × 24 cm, gebunden, 78 DM Klaus Dieter Platsch: Psychoso- matik in der Chinesischen Medi- zin. Wenn Geist Essenz durch- dringt. Urban & Fischer Verlag, München, Jena, 2000, 368 Seiten, 18 Abbildungen, 15 Tabellen, For- mat 17 × 24 cm, gebunden, 68 DM Uwe Rose: Körperliche Be- schwerden als Indikatoren so- matoformer Störungen. Eine Un- tersuchung zu Somatisierungs- symptomen bei jungen Frauen in Dresden. Pabst Science Publish- ers, Lengerich u. a., 2001, 226 Sei- ten, kartoniert, 40 DM
Erich H. Witte, Christiane Bleich (Hrsg.): Sozialpsychologie des Stresses und der sozialen Unter- stützung. Beiträge des 14. Ham- burger Symposions zur Methodo- logie der Sozialpsychologie. Pabst Science Publishers, Lengerich u. a., 2000, 220 Seiten, 40 DM P. Dominiak, G. Heusch (Hrsg.):
Betablocker im neuen Jahrtau- send. Steinkopff Verlag, Darm- stadt, 2001, VIII, 181 Seiten, ge- bunden, 79,90 DM
Orthopädisches Forschungsinsti- tut (OFI) (Hrsg.): Münsteraner Sachverständigengespräche. Be- urteilung und Begutachtung von Gelenkschäden. Steinkopff Ver- lag, Darmstadt, 2001, X, 157 Sei- ten, gebunden, 99,90 DM Elisabeth M. Messmer (Hrsg.):
Diagnose und Therapie der Kera- tokonjunctivitis sicca. UNI-MED Science, UNI-MED Verlag, Bre- men u. a., 2001, 112 Seiten, 38 Ab- bildungen, Hardcover, 79,80 DM Hannelore Mittag (Hrsg.): Die Haut im medizinischen und kul- turgeschichtlichen Kontext. Schrif- ten der Universitätsbibliothek Mar- burg, Band 103, 2000, 302 Seiten, 85 Abbildungen (schwarz-weiß), 25 DM, Bestelladresse: Universitäts- bibliothek Marburg, Tauschstelle,
Postfach 1920, 35008 Marburg, Tel.: 0 64 21/2 82 51 87, Fax: 0 64 21/
2 82 65 06, E-Mail: disstausch@ub.
uni-marburg.de
Johannes Bogner, Thomas A. Gru- bert (Hrsg.): HIV und Schwanger- schaft. UNI-MED Science, UNI- MED Verlag, Bremen u. a., 2001, 80 Seiten, 17 Abbildungen, Hard- cover, 79,80 DM
Walter Jonat, Michael Holweg (Hrsg.): Mammakarzinom – ak- tuelle Diagnostik und Therapie.
UNI-MED Science, UNI-MED Verlag, Bremen u. a., 2001, 128 Sei- ten, 56 Abbildungen, 79,80 DM
Kunst und Belletristik Hansjörg Schneider: Tod einer Ärztin. Roman. Amman Verlag, Zürich, 2001, 260 Seiten, gebun- den, mit Schutzumschlag, 36 DM Kathrin Becker, Urs Stahel (Hg.):
Remake Berlin. Porträts der Hauptstadt aus der Sicht von 14 Schriftstellern und Künstlern. Fo- tomuseum Winterthur, Steidl Ver- lag, Göttingen, 2001, 236 Seiten, mit zahlreichen Farbfotos, Lei- nen, mit Schutzumschlag, 58 DM Giles Milton: Muskatnuß und Musketen. Europas Wettlauf nach Ostindien. Paul Zsolnay Verlag, Wien, 2001, 448 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag, 49,80 DM Heinrich Heidersberger: Ar- chitekturphotographie 1952–72.
Steidl Verlag, Göttingen, 2001, 128 Seiten mit 94 Abbildungen, For- mat 21 × 27 cm, broschiert, 28 DM Günther Schwarberg: Es war ein- mal ein Zauberberg. Thomas Mann in Davos – Eine Spuren- suche. Steidl Verlag, Göttingen, 2001, 256 Seiten, mit zahlreichen Fotos, Leinen, gebunden, mit Schutzumschlag, 38 DM Ralf Günther: Der Leibarzt. Ro- man. Wilhelm Heyne Verlag, München, 2001, 448 Seiten, gebun- den, mit Schutzumschlag, 38 DM
Reise
Heinz-Joachim Fischer: Italien in 20 Landschaften. Prestel Verlag, München u. a., 1999, 456 Seiten, 116 Abbildungen, davon 25 in Far- be, farbige Übersichtskarte, gebun- den, mit Schutzumschlag, 49,80 DM Norbert Kandel: Die Menschen- fischer von Marrakesch. Reise- reportagen aus Marokko. Edition Isele, 79805 Eggingen, 2001, 220 Seiten, kartoniert, 24 DM Alexander Geh: Fjorde, Glet- scher, Wasserfälle. Eine Radwan- derung durch Norwegen. 3., aktua- lisierte Auflage, Taschenbuch Nr.
067, SIERRA bei Frederking &
Thaler Verlag, München, 2001, 202 Seiten, 49 S/W-Fotos, 3 Karten, kartoniert, 20 DM