A 614 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 13|
2. April 2010DVD
Gegen das Vergessen
„Sturm“ von Hans-Christian Schmid
S
taatsanwältin Hannah May- nard begibt sich auf Spuren- suche im einstigen Kriegsgebiet in Exjugoslawien. Sie sammelt Be- weise für den Prozess gegen den mutmaßlichen Kriegsverbrecher Go - ran Durik, der vor dem Internatio- nalen Strafgericht in Den Haag angeklagt ist. Über Umwege trifft sie auf Mira Arendt, eine mit einem Deutschen verheiratete Jugoslawin.Maynard will sie als Zeugin für den Prozess gewinnen, denn es stellt sich heraus, dass Mira zu einer Gruppe von Frauen gehörte, die un-
ter Duriks Kommando wochenlang in einem Hotel in Bosnien-Herze- gowina von Soldaten vergewaltigt worden sind.
15 Jahre sind seitdem vergangen.
15 Jahre, in denen Mira nur eins wollte: vergessen. Und so weigert sie sich zunächst beharrlich, alte Wunden wieder aufzureißen. Doch der resoluten Staatsanwältin gelingt es schließlich, den Mantel des Schweigens zu lüften: Mira reist unter großer persönlicher Kraftan- strengung nach Den Haag – um dort eine weitere Belastungsprobe be-
stehen zu müssen: den unsensiblen Umgang mit den Zeuginnen vor dem Tribunal.
Der an die harten Realitäten an- gelehnte Film des deutschen Regis- seurs Hans-Christian Schmid er- zählt die Geschichte zweier Frauen im Spannungsfeld zwischen Wahr- heitsfindung, Bedrohung, Schmerz und politischem Kalkül: die der ambitionierten Staatsanwältin May- nard, die um die Wahrheit kämpft – letztendlich, um den traumatisierten Frauen durch Mira eine Stimme zu verleihen, und die von Mira selbst, deren Schicksal symbolisch ist für so viele, die im Krieg schlimmste sexuelle Gewalt erleiden mussten und mit dem Erlebten in erster Linie allein zurechtkommen müssen – trotz Einrichtungen wie einem In- ternationalen Strafgerichtshof, auf dessen Praktiken der Film ein kriti- sches Licht wirft.
Der hervorragend recherchierte und packend erzählte Beitrag hin- terlässt ein Gefühl der Bedrückt- heit und der Bitterkeit. Der Glaube an Gerechtigkeit erlischt für viele Kriegsopfer in Sekunden, ihren Kampf, das Trauma zu verarbeiten, führen sie ein Leben lang.
„Sturm“ ist auf DVD erhältlich.
Mehr Informationen unter: www.
sturm-der-film.de nos
Artists united für Organspende ist eine Künstlergruppe, die mit ihren Bildern auf die Notwendigkeit von Organspenden vor allem bei Kin- dern aufmerksam machen will. Zur Entstehung: 1999 erlitt ganz überra- schend der Sohn der Initiatorin, Anya Sander, ein schweres Nieren- leiden. Im Laufe der Jahre versagte die Niere komplett und musste schließlich entfernt werden. Anya Sander begann, sich in ihrer Male- rei mit dem Thema Organspende- auseinanderzusetzen. Bereits 1999 richtete sie ihre Jahresausstellung nach diesem Thema aus und be- mühte sich, „die medizinischen
und ethischen Gedan- ken hierzu als Infor- mationsbroschüre ih- ren Ausstellungen bei- zu fügen“.
Rasch meldeten sich weitere Künstler, die sich ebenfalls zuguns- ten der Organspende
einsetzen wollten. Als Symbol für ihr Engagement wählten sie an- fangs das Herz und nannten ihre ge- meinsamen Ausstellungen jeweils
„Von Herz zu Herz in . . .“ Zu sehen waren die Bilder in Heidelberg, Mainz, Berlin sowie in weiteren Städten. Selbst schwer erkrankt
musste Anya Sander die Aktion für einige Jahre ruhen lassen. Seit Ende 2009 gibt es die Initiative und Or- ganisation unter dem Namen Artists united für Organspende wieder.
Neben professionellen Künstlern beteiligen sich auch künstlerisch tätige Ärzte und Betroffene an dem Projekt.
Die nächste Ausstellung findet vom 6. Juni bis 1. August in der Uniklinik Köln statt. Dort stellen unter anderem Dagmar Hinkel, Christine Mercier und Edda Ko- nold aus.
Artists united für Organspende sucht noch weitere Kliniken, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Kreativ tätige Ärzte sind ebenfalls zur Mitarbeit eingeladen.
Informationen: www.artists-united-
organspende.org Kli
Mira Arendts Schicksal steht sym-
bolisch für das vieler Frauen, die im Krieg sexuelle Gewalt erlei-
den mussten. Foto: Arne Höhne Presse 1999 – 2010
ARTISTS UNITED FÜR ORGANSPENDE
„Von Herz zu Herz“
Anya Sander:
Herzen am Stil, Mischtechnik auf Papier, 25 x 35 cm
Foto: Anya J. Sander