SPEZ1AL•SÜDOSTASIEN
Maganelall"
Indonesien
A-3946 (170) Dt. Ärztebl. 88, Heft 45, 7. November 1991
Indonesische Impressionen:
Scheinbare Gegensätze bestim- men das Inselreich. Unwegsa- mes Mangrovendickicht und lange Sandstrände bilden die Küsten. Hektisches Treiben in Jakarta (links unten) steht dem.
beschaulichen Leben am Toba- See/Nord- Sumatra gegenüber.
Den Duft von frischen Kaffee- bohnen auf dem Markt von Ran- tepao/Sulawesi (rechts unten) oder den berauschenden Duft der Frangipani-Blüte (oben, 2, v. r.) empfindet man als ange- nehm. Erlebenswert, jedoch we- niger erfreulich für feinfühlige Nasen, ist ein Besuch des Fischmarktes im alten Hafen- viertel des ehemalligen Batavia
(unten rechts). Mühevoll ange- legte Reisfelder spiegeln die tägliche, harte Arbeit vieler Bau- ern wider. Dennoch bleibt häu- fig Zeit für ein kleines Würfel- spiel an der Straßenecke.
Fotos (15): Wolfgang Pohl
Einheit in der Vielfalt
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pa kabar — wie geht's?"
— So wird man als remder häufig von der indonesischen Bevölkerung in der Landessprache freundlich und zugleich erwartungsvoll angesprochen. Gerne ist man bereit, mit einem ehrlichen
„baik-baik — gut, sehr gut!" zu antworten. Denn in der Tat, in der indonesischen Insel- welt läßt es sich gut leben!
Rücksichtnahme auf örtliche Sitten und Gebräuche sollte jedoch eine Selbstverständ- lichkeit für jeden Reisenden sein. Sich Zeit nehmen, beob- achten und die einheimische
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Dt. Ärztebl. 88, Heft 45, 7. November 1991 (171) A-3947
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Bevölkerung in ihrem ge- wohnten Umfeld — auf Märk- ten, Feldern und in den Sied- lungen — zu erleben, bringt dem integrierten Touristen das tropische Land schnell näher.
Die Inselrepublik Indone- sien ist für den Naturliebha- ber und den Kulturinteres- sierten ein lohnendes Ziel.
Zwischen aktiven Vulkanen, feuchtschwülen tropischen Regelwäldern, üppig grünen Reisterrassen und prachtvol- len Korallenriffen und Strän- den erhalten zahlreiche eth- nische Gruppen ihre unter- schiedlichsten Bräuche, Le- bensgewohnheiten und Reli- gionen. Animisten, Moham- medaner, Buddhisten, Hindu- isten und Christen leben in Einklang miteinander und prägen die Inseln mit ihrem typischen Kulturgut.
Mit rund 165 Millionen Einwohnern ist Indonesien die fünftstärkste Nation der Erde, zusammengesetzt aus 13 667 Inseln und Atollen im Südosten Asiens. Viele dieser Inseln sind namenlos, und nur 990 Inseln sind bewohnt.
Dieser größte Archipel der Welt erstreckt sich beider- seits des Äquators von Su- matra bis zum Westen Neu- guineas — das entspricht etwa der Entfernung zwischen Eu- ropa und Nord-Amerika bzw.
einer Strecke quer durch Eu- ropa von Nord-Schottland bis an das Kaspische Meer.
Vulkane: Drohend und fruchtbringend
Die Differenziertheit des Inselstaates spiegelt sich in der reichen Flora und Fauna wider. Der Orang Utan (Waldmensch) ist auf Suma- tra und Borneo beheimatet.
Die Rafflesia, weltgrößte Blüte mit einem Meter Durchmesser, ist nur noch vereinzelt in den weiten Re- genwäldern Sumatras zu fin- den. Mächtige Vulkane, de- ren Besteigung ein Erlebnis besonderer Art ist, stellen gleichzeitig eine Bedrohung für die ansässige Bevölkerung dar wie auch einen Garanten
ÜDOSTASIEN
für fruchtbare Böden. Weite, regelmäßig angelegte Tee-, Kautschuk- und Ölpalmplan- tagen, kilometerlange Strän- de, Lagunen und Sumpfge- biete kennzeichnen Sumatra.
Während die Hauptinsel Java mit der Hauptstadt Jakarta, dem ehemaligen niederländi- schen Batavia, hoffnungslos überbevölkert ist, präsentiert sich Borneo (Kalimantan) und Irian Jaya mit ausgedehn- ten, menschenleeren Sumpf-, Wald- und Gebirgsregionen.
Vielfältige Traditionen
Bei dem Namen Indone- sien sollte man jedoch auch an die verschiedenartigen Zeremonien traditioneller und religiöser Art denken; an das javanische und balinesi- sehe Schattenspieltheater, die klassischen Tänze des Rama- yana auf Java und auf Bali, die uralte Kunst des Batikens, die traditionelle und vielge- staltige Holzschnitzarbeit und Baukunst der Altvölker, zum Beispiel der Bataker im Nor- den Sumatras oder der Toraja in Zentral-Sulawesi (Cele- bes). Totenfeiern der Baline- sen oder der Torajas, Hoch- zeiten der Minangkabaus in West-Sumatra oder animisti- sche Feste auf den östlichen Kleinen Sunda-Inseln beein- drucken durch ihre Farben- freudigkeit.
Trotz der Weiträumigkeit des Landes, der Religions- vielfalt, des Sprachen- und Dialektwirrwars, der Exi- stenzbedrohung durch Natur- gewalten und der Kluft zwi- schen arm und reich wird hier eine Verbundenheit vorge- lebt, die sich in der Inschrift des Staatswappens wiederfin- den läßt — die „Einheit in der Vielfalt."
Immer wieder begegnet man auf den Inseln fröhlich lachenden Menschen, weit entfernt von einer verbitter- ten Armut, die sich ihresglei- chen und auch Fremden mit- teilen möchten. Hier bleibt nur noch zu wünschen: „Sela- mat jalan — Gute Reise!".
Wolfgang Pohl A-3948 (172) Dt. Ärztebl. 88, Heft 45, 7. November 1991
