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Archiv "Nadelöhr für die Medizinerausbildung: Attraktive Konzepte" (25.08.2003)

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T H E M E N D E R Z E I T

A

A2210 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 34–3525. August 2003

teil unter (Multi-)Organversagen und Schock leiden, welche wiederum beson- ders aufwendig zu behandeln sind (Beat- mung, Nierenersatzverfahren). Werden diese Patienten erst nach einigen Tagen invasiv untersucht, sind diese kritischen und aufwendigen Fälle entweder stabili- siert oder verstorben.

DRGs sollen aufwandshomogene Fälle in einer Gruppe zusammenfassen und damit die Basis für eine pauschale Vergütung in einem bundesweit einheit- lichen Preissystem bilden. Deutliche In- homogenitäten bei medizinischen Sach- verhalten, die zum Teil zwar durch Dia- gnosen oder Prozeduren erfasst werden, aber derzeit keinen Einfluss auf die Ver- gütung haben, untergraben dieses Prin- zip der Pauschalen und gefährden die Versorgung der Patienten und die Exi- stenz der Krankenhäuser sowie ihrer Be- schäftigten. Zudem bestehen eine Reihe von medizinischen Sachverhalten und Behandlungen, für die erst noch Codes eingerichtet werden müssen – und die folglich so lange nicht adäquat vergütet werden. Besorgniserregend erscheint die kaum durchführbare Berücksichtigung einer Spezialisierung von Fachabteilun- gen auf besondere Subgruppen inner- halb einiger DRGs. Konkret sind dabei Kliniken mit Schwerpunktbildung als Sammelstellen für aufwendige Behand- lungen im Vergleich zu Kliniken, die sich auf „Auftragsleistungen“ konzentrie- ren, von einer deutlichen und systemati- schen Unterfinanzierung bedroht.

Fachgesellschaften aller Disziplinen sind daher gefordert, in den fachspezifi- schen DRGs relevante Abbildungs- schwächen und Inhomogenitäten zu identifizieren und über Eingaben beim Institut für das Entgeltsystem im Kran- kenhaus gGmbH, Siegburg, Abhilfe vorzuschlagen.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2003; 100: A 2205–2210 [Heft 34–35]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das beim Verfasser erhältlich oder im Internet unter www.aerzteblatt.de/lit3403 abrufbar ist.

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Holger Reinecke Holger Bunzemeier

Prof. Dr. med. Günter Breithardt Prof. Dr. med. Hans H. Scheld Priv.-Doz. Dr. med. Norbert Roeder Universitätsklinikum Münster,

Albert-Schweitzer-Straße 33, 48149 Münster

Attraktive Konzepte

Wenn ein junger Mensch heute Biologie oder Medizin studiert, dann wohl doch noch immer überwiegend deshalb, weil er entweder als Arzt kranken Menschen helfen möchte oder als Wissenschaftler in die Geheimnisse des Lebens eindrin- gen will.Wird jemand also nicht klinisch tätiger Arzt, so ist primär anzunehmen, dass er an der Forschung interessiert ist.

Geht der an Forschung interessierte Absolvent heute nicht mehr in die Ana- tomie? Sind die Autoren so zu interpre- tieren, dass die Forschung im Fach Ana- tomie nicht mehr interessant ist?

Hier wäre ich völlig anderer Auffas- sung. Immunogoldmarkierungen zur subzellulären Lokalisation von Pro- teinen mithilfe des Elektronenmikro- skops, Lebendmikroskopie, konfokale Mikroskopie oder 2-Photonen-Mikro- skopie sind nur einige Beispiele moder- ner Verfahren, die für ganz unterschied- liche biomedizinische Fragestellungen benötigt werden. Diese modernen Vi- sualisierungstechniken gehören in den Bereich der Anatomie und sind, selbst- verständlich im Zusammenhang mit in- teressanten Fragestellungen, zweifels- ohne für viele junge Mediziner und Bio- logen von großem Interesse. Aber die- se modernen Visualisierungstechniken müssen von den Anatomen aufgegrif- fen und weiterentwickelt werden! Statt- dessen sehe ich die Gefahr, dass junge Anatomen neben den vielfältigen Auf- gaben in der Lehre auch noch zusätz- liche Qualifizierungshürden wie den Facharzt für Anatomie, Didaktik- und Rhetorikkurse aufgestellt bekommen und zudem auch noch frühzeitig in Gre-

mien mitarbeiten sollen. Für alle diese Aufgaben kann man Positivargumente finden; sie holen unseren Nachwuchs aber aus dem Labor heraus! Kann es dann verwundern, dass der junge Ab- solvent, der forschen möchte, eine an- dere Disziplin wählt? Man muss sich dann auch nicht wundern, wenn Teile klassischer Forschungsgebiete der Ana- tomie, wie der Zellbiologie oder der Entwicklungsbiologie, wegbrechen und in anderen Disziplinen wieder auftau- chen. Könnte es vielleicht sein, dass der „personelle Notstand“ durch einen konzeptionellen Notstand bedingt ist?

Und nun zu den „Lösungswegen“:

Der Lehre in der Anatomie einen noch größeren Stellenwert einzuräumen, als sie ohnehin schon hat, wäre sicherlich kein Lösungsweg. Ich selbst bin nicht Anatom der Lehre wegen geworden, mache sie aber gern. Auch die meisten Urologen, Neurologen oder Herzchir- urgen sind nicht wegen der Lehre in ihr jeweiliges Fach gegangen. Wenig hilf- reich wird es sein, wenn man, wie von den Autoren vorgeschlagen, die Weiter- bildungsordnungen für Fachärzte mit Pflichtzeiten in der Anatomie versieht.

Jemand, der mit Begeisterung Orthopä- de werden will, wird eine solche Pflicht- zeit in der Anatomie als ein „notwendi- ges Übel“ ansehen und kaum die mo- derne anatomische Forschung voran- bringen. Auch der Vorschlag, mehr Möglichkeiten für die Teilzeitarbeit zu schaffen, erscheint mir kein geeigneter Lösungsweg für das Nachwuchspro- blem. Die Anatomie ist ein Fach, das mit den großen Aufgaben in Forschung und Lehre begeisterungsfähige junge Wissenschaftler braucht (und durchaus auch bekommt), die regelmäßig bereit sind, über die normale volle Arbeitszeit hinaus noch im Labor zu stehen. Vor- aussetzung ist freilich, dass die For- schungsthemen attraktiv sind! Natür- lich ist es richtig, wie die Autoren vor- schlagen, Emeriti mit ihrem großen Er- fahrungsschatz einzubinden. Das kann doch aber nicht ein Lösungsweg für die Nachwuchsproblematik sein! Und dann der Vorschlag, Wissenschaftler aus Ost- europa zu holen. Meinen die Autoren vielleicht, dass Wissenschaftler aus Ost- europa wegen der besseren Verdienst- möglichkeiten in Deutschland zu ge- winnen seien? Ist das eine Lösung für zu dem Beitrag

Nadelöhr für die Medizinerausbildung

von

Dr. med. Dr. agr. Bernd Fischer und

Prof. Dr. med. Reinhard Pabst in Heft 24/2003

DISKUSSION

(2)

Nachwuchsprobleme? Glücklicherwei- se können heute aus allen Teilen Euro- pas Wissenschaftler zu uns kommen. Sie kommen aber nur, wenn wir attraktive Forschungskonzepte haben. Und dann sollten wir die besten für unsere Anato- mischen Institute gewinnen!

Die Autoren haben schon Recht; es gibt durchaus Probleme in der theoreti- schen Medizin. Eine magische Zeitlimi- tierung (Bulmahn-Gesetz) ist sicherlich keine optimale Lösung angesichts der gestiegenen Anforderungen an die Qualitätssicherung bei komplizierten Techniken oder auch angesichts der ge- stiegenen Anforderungen in der Lehre.

Die Universität sollte in der Lage sein, entscheiden zu können, wie wertvoll ihr ein Mitarbeiter ist, wenn es um Verlän- gerung oder Kündigung geht. Gerade in der Lehre kann gelegentlich ein Bewer- ber mit langjähriger Erfahrung den Vorzug vor einem jüngeren, unerfahre- nen Bewerber erhalten. Es sollte um die Sache, um die Eignung eines Bewerbers für eine Aufgabe gehen und nicht um die Zeit, die er schon an universitären Einrichtungen verbracht hat. Wenn es aber Nachwuchsprobleme gibt, wie sie die Autoren für das Fachgebiet Anato- mie sehr düster zeichnen, dann ist wohl zu fragen, ob die Forschungskonzepte für unsere jungen Wissenschaftler nicht mehr attraktiv sind. Ich kenne eine Rei- he Anatomischer Institute, die keine Nachwuchsprobleme haben. Es sind ge- nau jene, die wegen ihrer Forschungs- konzepte für den wissenschaftlichen Nachwuchs attraktiv sind.

Prof. Dr. M. Frotscher, Institut für Anatomie und Zell- biologie der Universität Freiburg, Albertstraße 17, 79104 Freiburg

Ein ärztliches Fach

Da auch die Anatomie (trotz aller Be- nachteiligungen und trotz des „Verlu- stes des Berufsbildes Anatom“) noch immer zur „medizinischen“ Fakultät ge- rechnet wird, sollte man auch die Ana- tomie „ärztlich“ betrachten. Denn ein Hauptgrund für die heutige Situation der Anatomie ist Folge ihrer „Loslösung vom ärztlichen Geschehen“. Und die Wiederherstellung ihrer Stellung inner- halb des ärztlichen Handelns ist eigent- lich der primäre „Lösungsweg“, dem al- le übrigen angegebenen Wege folgen.

Eine Aufwertung des Grundlagen- faches Anatomie innerhalb der ärztli- chen Ausbildung ist dringend geboten, auch wegen bestehenden oder drohen- den Personalmangels, besonders aber wegen ihrer zentralen Bedeutung für den behandelnden Arzt. Darauf weisen auch Umfragen bei niedergelassenen Ärzten hin, die einhellig betonen, dass das für ihre ärztliche Tätigkeit wichtig- ste Fach die Anatomie ist. Ähnlich be- urteilen Studenten den anatomischen Unterricht. Ähnlich auch z. B. ein Or- dinarius für Radiologie, der 70 % sei- ner Tätigkeit in der Anwendung anato- mischen Wissens sieht. Und die Be- liebtheit der vielen von der Anatomie

durchgeführten Operationskurse be- stätigt es ebenfalls.

Für die Aufwertung des Faches Ana- tomie sind die genannten Lösungswege allerdings nur zweitrangig. Das Wesent- lichste ist meiner Meinung nach, dass in einem ärztlichen Fach auch Ärzte arbei- ten. Biologen, Genetiker, Materialprü- fer usw. müssen die Ausnahme bleiben (ähnlich wie auch ein Chirurg, dessen Patient neben seinem Knochenbruch an einer Herzinsuffizienz leidet, die Er- forschung des Herzleidens nur im Ne- benhinein betreiben darf). Ärzte kön- nen auch im Rahmen ihrer Forschungs- projekte den Kontakt zur Klinik her- stellen, indem sie z. B. die Patienten, de- ren Untersuchungsergebnisse sie für ih- re Forschungen verwenden, mitbehan- deln und dadurch zusätzliche Einblicke erhalten. Durch eine solche Wiederher- stellung des Kontaktes zum Patienten wird dem Verlust des Berufsbildes Ana- tom wirkungsvoller entgegengearbeitet als durch Anatomieordinarien, die auf die Frage nach der Anwendbarkeit ih-

res wissenschaftlichen Spezialwissens auf die Therapie von Patienten antwor- ten, das wüssten sie nicht, denn sie wür- den als Anatomen nur Fakten darlegen.

Die Zukunft des Faches Anatomie wird also keineswegs durch die wissenschaft- liche Qualifikation des akademischen Nachwuchses gesichert, vor allem wenn sich die Tätigkeit auf sachfremde Ge- biete wie Zell- und Entwicklungsbiolo- gie oder Biomaterialforschung auswei- tet. Denn gerade solche Bereiche, die nicht umsonst den Namen Biologie tra- gen, führen eher zum Verlust des Be- rufsbildes Anatom.

Nebenbei, der Einsatz von Emeriti als Honorarfachkräfte ist zwar wegen des hohen Fachwissens wünschenswert, doch sind nach meinen Erfahrungen in München gerade die kompetenten Kol- legen nicht zu erneuter Tätigkeit bereit, da auch sie die derzeitige Situation analy- sieren und ihnen eine weitere Mitarbeit nicht wünschenswert erscheint. Es wird im Gegenteil sogar über ein verfrühtes Ausscheiden aus dem Dienst nachge- dacht. Ebenso ist die Einführung von Pflichtweiterbildungszeiten keine sinn- volle Lösung, da ein Kollege erfahrungs- gemäß dann den Arbeitsplatz wechselt, wenn er sich endlich eingearbeitet hat.

Er belastet also anstatt zu entlasten.

Der Bezug der Anatomie zur Lehre ist uralt. Denn in der Anatomie lernt man u. a. die Grundlage der ärztlichen Fachsprache und stellt innerhalb des Studienganges den ersten wirklichen Kontakt zu Ärztlichem und auch zum Patienten her, wenn auch meist in extre- mer Form. Hier wird festgelegt, wie der Student sich später zum Patienten, zur Forschung usw. verhält. Und um hier ei- nen angemessenen Unterricht gewähr- leisten zu können, muss (nicht „sollte“

oder „es wird empfohlen“) eigentlich jeder, der in der Anatomie eine Dauer- stelle anstrebt, Kenntnisse und Fähig- keiten (so die Formulierung in den verschiedenen Facharztordnungen) in Pädagogik nachweisen, d. h., er muss sich die Grundlagen der Pädagogik in Vorlesungen und Kursen aneignen. Al- le übrigen Maßnahmen wie Gruppen- größen, Tischbetreuungsrelationen müs- sen auf lokale Notsituationen be- schränkt bleiben. Besonders wichtig ist, dass aus den vielen zur Verfügung ste- henden Lehrmethoden diejenigen aus- T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 34–3525. August 2003 AA2211

Personalmangel in Anatomischen Insti- tuten war das Titelthema in Heft 24/2003.

(3)

gewählt werden, die für das Studium am geeignetsten sind, d. h. die in kürzester Zeit das meiste Wissen vermitteln kön- nen. Hier richtungweisend zu wirken, hat auch die neueste Studienreform versäumt. Es wäre viel wirkungsvoller, der Anatomie innerhalb der Lehrveran- staltungen die Bedeutung zurückzuge- ben, die ihr innerhalb des ärztlichen Handelns zusteht, d. h. die klinisch-to- pographische Anatomie wieder im kli- nischen Teil des Studiums zu lehren und im Staatsexamen zu prüfen.

Der Bezug der Anatomie zur Lehre äußert sich übrigens auch beispielswei- se in der Tatsache, dass Studenten sich gerne als Koassistenten im Präparier- kurs oder für Demonstrationen zur Ver- fügung stellen, soweit es ihr Stunden- plan zulässt.

Eine wesentliche Maßnahme, die die personelle Situation in der Anatomie verbessern würde, ist die längst überfäl- lige Einführung des „Facharztes Ana- tomie“ und sind nicht „Habilitations- änderungen“ oder „Juniorprofessuren“.

Ich bin überzeugt, dass der personale Notstand in der Anatomie der Vergan- genheit angehört, wenn die von Prof. Fi- scher und Prof. Papst angegebenen Lö- sungswege in modifizierter Form durch- geführt werden.

Dr. E. Kaiser, Pettenkoferstraße 11, 80336 München

Schlusswort

Das in verschiedener Form (Briefen, Anrufen, Gesprächen) geäußerte Inter- esse an unserem Beitrag im Deutschen Ärzteblatt und die beiden ausführli- chen und inhaltlich kontroversen Le- serbriefe zeigen uns nicht nur die Ak- tualität des Themas, sondern auch, in welch schwieriger Lage sich die Anato- mie derzeit befindet. Die beiden Zu- schriften kennzeichnen stellvertretend für viele weitere Reaktionen auf unse- ren Beitrag wichtige Facetten des Nach- wuchsproblems. Während Herr Kollege Frotscher die Lehre als etwas mehr Ne- bensächliches beschreibt, betont Herr Dr. Kaiser die ärztlichen Aspekte der Anatomie und wünscht sich sogar Pati- entenkontakte. Diese beiden zugespitz- ten Standpunkte lösen unserer Mei- nung nach die Nachwuchsproblema- tik in unserem Fach nicht. Der Anlass

für unseren Beitrag war eine Umfrage bei allen Anatomischen Instituten in Deutschland und die eindeutigen Er- gebnisse und nicht die Situation in un- seren eigenen Instituten. Verschiedene Passagen in dem detaillierten Brief von Herrn Kollegen Frotscher zu aktuellen Forschungsmethoden und Fragestellun- gen in der Anatomie unterstreichen un- sere Ausführungen zur Bedeutung ei- ner „national und international wettbe- werbsfähigen Forschung“ und unsere Hinweise auf interdisziplinäre For- schung.Wir hatten ausgeführt, dass „die Zukunft des Faches Anatomie durch die wissenschaftliche Qualifikation des akademischen Nachwuchses gesichert“

werden muss. „Attraktive“ Forschung mit interessanten wissenschaftlichen Fragestellungen und Methoden sind je- doch kein Allheilmittel. Das lässt sich allein schon dadurch nachweisen, dass die Anatomischen Institute, die angeb- lich kein Nachwuchsproblem haben, vielfach ganz andere Standortvorteile als attraktive Forschung bieten. Be- werbern sind bei ihrer Berufs- und Standortwahl häufig andere Prioritäten (attraktive Wohnorte, Lebensqualität, Lebenshaltungskosten, Vertragsdauer, mittel- und langfristige berufliche Per- spektive von Stelle und Fach, persönli- che Beziehungen zu Professoren) wich- tiger als das Forschungsgebiet und die internationale Reputation der Arbeits- gruppe. Dies ist zwar unter dem Aspekt der Hochleistungsforschung bedauer- lich, spiegelt aber die reale Bewer- bungssituation und Arbeitswelt wider.

Unsere Lösungsvorschläge waren in kurz- und langfristig unterteilt. Eini- ge Vorschläge zur Minderung der Nachwuchsproblematik (Teilzeitarbeit, Emeriti, Ärzte aus Osteuropa) dienten der kurzfristigen Absicherung der Leh- re und sollen dadurch helfen, Zukunfts- chancen für den Nachwuchs mit mehr Zeit für Forschung zu schaffen. Wir tei- len die Meinung von Herrn Kollegen Frotscher über den Stellenwert der Lehre nicht. Wir sind der Meinung, dass sie nicht nur die zweite Säule unseres Berufes, sondern gleichzeitig auch ein wesentliches Element der Nachwuchs- problematik ist, gerade dann, wenn die Lehre bei der Leistungsbewertung der akademischen Mitarbeiter innerhalb der Institute und innerhalb der Fakultä-

ten nicht fair verteilt und berücksichtigt wird. Es ging uns nicht darum, der Lehre in der Anatomie einen „noch höheren Stellenwert“ einzuräumen, wie Herr Kollege Frotscher schreibt, sondern der Lehre in Ergänzung zur Forschungseva- luation endlich die höhere Wertschät- zung in der Leistungsbewertung und Mittelverteilung in den Fakultäten zu geben, die ihr zusteht. Es war nicht Ziel unseres Beitrags, wie Herr Kollege Kai- ser schreibt, auf die Einschätzung der großen klinischen Relevanz, besonders der makroskopischen Anatomie, durch Medizinstudierende und praktizierende Ärzte hinzuweisen, weil dazu bereits früher repräsentative Daten zurzeit des Staatsexamens und durch Ärzte zurzeit der Facharztprüfung publiziert worden sind. Auf den Hinweis auf eine „Ein- führung des Facharztes Anatomie“

durch Herrn Dr. Kaiser möchten wir er- läutern, dass es in zahlreichen Weiterbil- dungsordnungen von Landesärztekam- mern diesen Facharzt seit Jahren gibt.

Die Anatomische Gesellschaft hat für Nicht-Mediziner den „Fachanatomen“

geschaffen, vergleichbar zum „Fach- pharmakologen“. Die Forderung von Herrn Kollegen Frotscher, dass die Uni- versitäten über Verlängerung oder Kün- digung von Mitarbeitern entscheiden und so aktive Nachwuchspolitik betrei- ben sollten, ist uneingeschränkt zu un- terstützen. Nur: Sie geht an den Vorga- ben des Arbeits- und Tarifrechtes vorbei und ist derzeit kein realistischer Ansatz zur Lösung des Nachwuchsproblems.

Schließlich: Die von uns dargestellte Si- tuation in der Anatomie ist nicht nur ty- pisch für Deutschland. Nach einer Mel- dung in Science Ende Februar 2003 ha- ben über 80 % der anatomischen De- partments in den USA „great or mod- erate“ Probleme, qualifizierten akade- mischen Nachwuchs zu finden. Und die- ser Mitteilung zufolge bedienen sich die US-Fakultäten genau einiger der Vor- schläge, die wir in unserem Artikel für Deutschland angeregt haben.

Literatur bei den Verfassern

Prof. Dr. Dr. Bernd Fischer, Institut für Anatomie und Zellbiologie der Martin-Luther-Universität Halle-Witten- berg, Halle/Saale

Prof. Dr. Reinhard Pabst,Abteilung II: Funktionelle und Angewandte Anatomie, Zentrum Anatomie der Me- dizinischen Hochschule Hannover

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A2212 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 34–3525. August 2003

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