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Archiv "Adipositas: Was adipösen Kindern hilft" (04.06.2004)

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T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 234. Juni 2004 AA1657

ner Universitätsklinik nur bedingt ver- allgemeinert werden könnten, betonte Brzank, weil im Umfeld des Klinikums eine hauptsächlich mittelständische Be- völkerung im mittleren bis höheren Alter und mit hauptsächlich deutsch- kultureller Herkunft wohne. Internatio- nale Studien weisen darauf hin, dass ein jüngeres Alter, Kinder im erziehungs- pflichtigen Alter und ein relativ geringes Familieneinkommen zu einer größeren psychosozialen Belastung führen, die das Risiko für Gewalterleben erhöht. So stellten die im CCBF ermittelten Werte eher eine untere Schätzung dar.

67 Prozent aller Frauen gaben an, dass Ärztinnen und Ärzte im Fall von erleb- ter Gewalt Ansprechpersonen für sie wären. 45 Prozent der von Gewalt be- troffenen Frauen hätten sich ein Nach- fragen durch den Arzt gewünscht. Mehr als zwei Drittel der Befragten befürwor- teten eine Frage nach Gewalterfahrung als Teil der allgemeinen Anamnese.

Die Ergebnisse der Studie unter Lei- tung von Prof. Dr. Ulrike Maschewsky- Schneider, Institut für Gesundheits- wissenschaften, Technische Universität Berlin, ebenso wie praktische Hinweise für den Umgang mit gewaltbetroffenen Frauen sind in dem Praxishandbuch

„Häusliche Gewalt gegen Frauen“ zu- sammengestellt. Wegen großer regio- naler Unterschiede besteht das Ziel für die nächsten Jahre darin, bundes- weit Möglichkeiten zur Umsetzung des S.I.G.N.A.L.-Projektes auszu- loten. Das Thema „Häusliche Ge- walt“ müsse fester Bestandteil in der Aus-, Weiter- und Fortbildung von Ärzten und Pflegekräften werden, unterstrich S.I.G.N.A.L.-Vorsitzende Angelika May. Karin Dlubis-Mertens

Literatur

1. Hellbernd H, Brzank P,Wieners K, Maschewsky-Schneider U (2004): Häusliche Gewalt gegen Frauen: gesund- heitliche Versorgung. Das S.I.G.N.A.L.-Interventions- programm. Handbuch für die Praxis. Wissenschaftlicher Bericht, 2004.

(zu beziehen über das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, www.bmfsfj.de Download:<http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/Ka tegorien/Forschungsnetz/forschungsberichte,did=182 04.html)

2. Hellbernd H: Synopse zur Aus-, Fort- und Weiterbil- dung: Häusliche Gewalt – Erkennen, Sensibilisieren und Erlernen des Umgangs, 2004. (zu beziehen über:

Bundeskoordination Frauengesundheit, www.bkfrauen gesundheit.de)

Ü

bergewicht und Adipositas sind ein weltweit zunehmendes Ge- sundheitsrisiko. Das gilt auch für Kinder und Jugendliche. Ursachen sind insbesondere Bewegungsmangel und der Konsum energiereicher Lebensmit- tel. Die MDK-Gemeinschaft hat im Auftrag der Spitzenverbände der Krankenkassen eine gutachtliche Stel- lungnahme zu ambulanten Gewichts- reduktionsprogrammen für überge- wichtige/adipöse Kinder und Jugend- liche erarbeitet.

Nach Angaben der Arbeitsgemein- schaft Adipositas im Kindes- und Ju- gendalter sind in Deutschland neun bis zwölf Prozent aller Kinder zwi- schen fünf und sieben Jahren bei der Schuleingangsuntersuchung über- gewichtig. 2,5 bis 3,5 Prozent der Kinder sind von Adipositas betroffen. Überge- wicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter haben in den letzten zwan- zig Jahren deutlich zugenommen und

werden sich voraussichtlich weiter aus- breiten. Derzeit etablieren sich bundes- weit zahlreiche Gewichtsreduktions- programme für dicke Kinder und Jugendliche. Diese werden außerhalb oder im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung von verschiedenen Lei- stungsanbietern erbracht. Die MDK- Gemeinschaft hat solche Programme beurteilt und hierfür Qualitäts- und Bewertungskriterien erarbeitet.

Leistungsrechtliche Rahmenbedingungen

Ab einem bestimmten Ausprägungs- grad wird Adipositas von einigen Ex- perten als Krankheitszustand angese- hen. Daraus lässt sich aber nicht gleich- zeitig eine Verpflichtung der Gesetzli- chen Krankenversicherung (GKV) zur Finanzierung von Behandlungsmaß- nahmen ableiten. Behandlungsversu- che bei adipösen Kindern und Jugendli- chen gelten als gerechtfertigt, wenn ne- ben einem erhöhten Bodymass-Index (BMI) eine Krankheit vorliegt, zu de- ren erfolgreicher Behandlung eine Ge- wichtsreduktion beitragen könnte. Zu- dem müssen Kind und Familie moti- viert sein, ihre Lebensgewohnheiten wesentlich zu ändern. Das Bundessozi- algericht hat im Februar 2003 entschie- den, dass eine Behandlung zulasten der GKV unter bestimmten Umständen bei extremer Adipositas erfolgen kann. Ei- ne Teilnahme an einem ambulanten Ge- wichtsreduktionsprogramm kann dann im Rahmen ergänzender Leistungen zur Rehabilitation gemäß § 43 Abs. 1 Nr. 2 SGB V in Anspruch genommen werden.

Zur Bewertung der Evidenz von Ge- wichtsreduktionsprogrammen wurden die Daten aus der internationalen und nationalen Literatur zusammengetra-

Adipositas

Was adipösen Kindern hilft

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen bewertet Gewichtsreduktionsprogramme.

Schuleingangsuntersuchungen: 2,5 bis 3,5 Pro- zent aller Kinder zwischen fünf und sieben Jahren sind adipös.

Foto:DAK/Wigger

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gen und Leitlinien und Expertenemp- fehlungen berücksichtigt. Die meisten Interventionen erfolgten bei Kindern zwischen acht bis zwölf Jahren mit mäßigem Übergewicht, wobei auch de- ren Eltern motiviert waren, gemeinsam mit ihrem Kind an einem Gewichtsre- duktionsprogramm teilzunehmen. Die Expertise der MDK-Gemeinschaft geht auch auf die medizinischen Sachverhal- te bei Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter ein. Darge- stellt werden Indikationen und Ziele von Behandlungsmaßnahmen sowie leistungsrechtliche Rahmenbedingun- gen. Die für die Entscheidungen der Krankenkassen maßgeblichen Fragen und Kriterien werden evidenzbasiert erörtert. Zudem werden mögliche Qua- litätsindikatoren für Programme be- nannt, die zulasten der gesetzlichen Krankenkassen angeboten werden könnten.

Schulungsprogramme

Die Auswertung hat ergeben, dass mul- timodale Interventionen am besten zur Reduktion von Übergewicht und Adi- positas bei Kindern und Jugendlichen geeignet sind. Das sind Maßnahmen, die auf mehreren Ebenen mit Unter- stützung der Eltern das Ernährungs- und Bewegungsverhalten sowie den

„lifestyle“ der Kinder und Jugendlichen beeinflussen. Die Analyse der Publika- tionen hat Hinweise geliefert, wie ein Erfolg versprechendes Schulungspro- gramm beschaffen sein sollte. Darin sollten die folgenden vier Bausteine (Module) miteinander kombiniert wer- den: Ernährung, Bewegung, verhal- tenstherapeutische Beeinflussung von Ess-, Bewegungsverhalten und Lebens- gewohnheiten, sowie die Einbindung der Eltern.

Weil derzeit fast nur Studien mit ge- ringer interner Validität und zumeist minderer Qualität verfügbar sind, kön- nen verbindliche Empfehlungen zur Ausgestaltung von Schulungsprogram- men für übergewichtige und adipöse Kinder und Jugendliche gegenwärtig nicht gegeben werden. Anhand der Analyse wird erheblicher Forschungs- bedarf festgestellt für die Bereiche Grundlagenforschung, klinische Effek-

te (Wirksamkeitsnachweis, Nebenwir- kungen) und Fragen der Versorgung (Indikationsstellung, Durchführung).

Unterschieden werden sollte zwischen Interventionen zur Prävention oder zur Behandlung von Übergewicht bezie- hungsweise Adipositas bei Kindern und Jugendlichen.

Hinweise und Indikationen

Die Expertise der MDK-Gemein- schaft liefert somit lediglich Hinweise und Indikatoren, die hilfreich sind, die Qualität solcher Programme zu bewer- ten. Diese bedürfen noch der Bestäti- gung durch Studien mit besserer Aus- sagekraft. Ziel sollte auch sein, die op- timale Dauer und Behandlungsinten- sität einer Adipositas-Schulung zu er-

mitteln. Insbesondere für Kinder mit extrem ausgeprägter Adipositas steht nach den Kriterien der evidenzbasier- ten Medizin ein Wirksamkeitsnach- weis für Maßnahmen zur Gewichts- kontrolle bisher aus. Das gilt auch für präventive Maßnahmen.

Handlungsbedarf

Insgesamt deutet sich an, dass mit kom- binierten Behandlungsprogrammen bei adipösen/übergewichtigen Kindern und Jugendlichen zumindest vorüberge- hend eine Reduktion beziehungsweise

Stabilisierung des BMI erreicht werden kann. Dieser Effekt wird besonders bei jüngeren Kindern durch aktive Einbin- dung der Eltern verstärkt. Es ist jedoch nicht gesichert, dass die Wirkung sol- cher Interventionen länger als ein bis zwei Jahre anhält. Zum Ziel einer kon- trollierten Wirksamkeitsprüfung der Programme wird ein Evaluationsvorha- ben der Bundeszentrale für gesundheit- liche Aufklärung (Köln) beitragen. An kombinierten Gewichtsreduktionspro- grammen sollten vor allem Kinder und Jugendliche teilnehmen, die unter ex- tremer Adipositas leiden oder bei de- nen neben Adipositas oder Überge- wicht zusätzliche, damit zusammenhän- gende Risikofaktoren und Krankheiten vorliegen.

Gesamtgesellschaftliche Aspekte dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden. Eine dauerhafte Gewichtsnormalisierung bei adipösen und überge- wichtigen Kindern und Jugendlichen ist nur möglich, wenn auf ver- schiedenen Ebenen In- itiativen für ein gesund- heitsförderliches Ess-, Bewegungs- und Frei- zeitverhalten ergriffen werden. Hierzu sind ne- ben Eltern auch Schulen, Gemeinden, die Medien, aber auch die Politik auf- gerufen.

Ein Schritt in diese Richtung ist die vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirt- schaft initiierte Kampagne „Kinder leicht“. Beim Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung wurde darüber hinaus eine Experten- gruppe mit Vertretern verschiede- ner Fachrichtungen, der Krankenkas- sen und des Medizinischen Dienstes einberufen.

Dr. med. Dagmar Hutzler Fachgebietsleiterin

Ambulante Versorgung/Prävention

Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der Kranken- kassen (MDS) e.V.

Lützowstraße 53 45141 Essen

E-Mail: d.hutzler@mds-ev.de Ernährungs- und Sporttherapie bei Adipositas: Indikation der

Wahl insbesondere bei Kindern und Jugendlichen

Foto:dpa

Referenzen

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