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Den Schuh, wir seien zu langsam, ziehe ich mir nicht an

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Bayerisches Är zteblatt 1-2/2013

Den Schuh, wir seien zu langsam, ziehe ich mir nicht an

Wie sehen Sie denn die Zukunft der sektoren- übergreifenden QS?

Klakow-Franck: Ich sehe die Zukunft der sek- torenübergreifenden QS positiv. Das ist ein an- spruchsvolles Feld und methodisch komplettes Neuland, das der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) 2009 neu betreten hat. Deswegen ist Enttäuschung fehl am Platze, wenn wir nicht so weit sind wie manche erwartet haben. Aber wir sind auf einem guten Weg. Gemeinsam mit dem Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA) haben wir die „Hauptbaustellen“ identifiziert, auf denen es bei der Umsetzung hakt. Unter Berücksichtigung des Anpassungsbedarfs wer- den die bereits beauftragten Verfahren, zum Beispiel die sektorenübergreifende QS der Ar- throskopie, nun sukzessive umgesetzt.

Gibt es ein von der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung (KBV) in Auftrag gegebenes Gut- achten, um die Sinnhaftigkeit der sektoren- übergreifenden QS zu hinterfragen?

Klakow-Franck: Die KBV hat ein Gutachten beim Institut für Gesundheits- und Sozialfor- schung (IGES) in Auftrag gegeben, genau im Hinblick darauf, was alle Bänke (alle Trägeror- ganisationen, Anm. d. Red.) und auch mich als Unparteiische im G-BA beschäftigt hat, näm- lich worin eigentlich die Probleme liegen bei der sektorenübergreifenden QS. Das Gutachten war sehr hilfreich. Es hat uns viele Hinweise ge- geben, wie wir weitermachen können. Die KBV war so freundlich, uns das noch nicht veröf- fentlichte Gutachten für unsere weitere Arbeit zu überlassen.

Was steht drin?

Klakow-Franck: Es enthält nichts, was nicht je- der wissen dürfte. Der Anlass für die Vergabe des Gutachtens war die Diskrepanz zwischen den sehr hoch gesteckten Zielen für die sekto- renübergreifende QS und den ernüchternden Zwischenergebnissen der Probebetriebe Kata- raktchirurgie und Konisation. Zum ersten Mal sollten Krankenhäuser und Praxen in der QS

quasi zusammengefügt werden, trotz sektoral völlig unterschiedlicher Ausgangsvorausset- zungen, was sowohl die Dokumentation als auch die Qualitätskultur betrifft. Diese ganz unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen – im stationären Bereich der Schwerpunkt auf flächendeckender externer QS, im ambulanten Bereich hingegen der Schwerpunkt auf inter- nem Qualitätsmanagement und Stichproben- prüfungen, aber auch technische Probleme sind unterschätzt worden. Dies haben alle Bän- ke im Unterausschuss gesehen.

Verfolgt der G-BA nach wie vor das Ziel der sektorenübergreifenden QS?

Klakow-Franck: Sie ist unverzichtbar, und zwar aus zwei Gründen: Erstens dürfen wir das Ziel, dass die Ergebnisqualität für die Patienten im Mittelpunkt stehen muss, nicht aus den Augen verlieren. Das geht nicht ohne sektorenüber- greifende Follow-up-Verfahren. Wenn man patientenorientierte Ergebnisqualität als die höchste Aufgabe nicht aufgeben will, muss man sektorenübergreifende QS betreiben. Der zweite Grund liegt in der Entwicklung des Ver- sorgungsgeschehens: Aufgrund des medizi- nisch-technischen Fortschritts werden immer mehr Leistungen ambulant erbringbar. Die Übergänge werden fließend. Immer mehr Leis- tungen werden künftig in gleicher Weise von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten angeboten, beispielsweise ambulante Operati- onen oder Kooperation, wie bei der künftigen ASV. Deshalb müssen wir die sektorenübergrei- fende QS voranbringen und uns dieser Aufgabe stellen.

Sollten die neuen Richtlinien zum § 116b SGB V vom G-BA nicht noch bis Jahresende 2012 fertig sein?

Klakow-Franck: Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir diese Frage stellen. Es wird öf- fentlich Kritik geäußert, die Beratungen kä- men zu schleppend voran. Das kann ich so nicht bestätigen. Ich bin im Sommer in die Beratungen eingestiegen, als der Unteraus- schuss ASV wegen der Relevanz der Thematik neu gegründet worden ist. Nach dreimonatiger Beratungszeit haben wir bereits die Einleitung des Stellungnahmeverfahrens zum allgemei- nen Paragrafenteil beschlossen. Jetzt muss das Riesenkonvolut von Anlagen zu den einzelnen Erkrankungen und hochspezialisierten Leistun- gen abgearbeitet werden. Die Erkrankungen teilen sich auf in solche „mit besonders schwe- rem Verlauf“ und in „seltene Erkrankungen“.

Können Sie eine Terminprognose abgeben?

Klakow-Franck: Mit dem Paragrafenteil sind wir nach jetzigem Planungsstand Anfang 2013 fertig. Parallel dazu arbeiten wir bereits an den Konkretisierungen für die einzelnen Erkrankun- gen. Das heißt, 2013 wird eins nach dem anderen kommen. Die Erwartung, die der Gesetzgeber ins Gesetz geschrieben hat, bis zum 31. Dezember 2012 mit allem fertig zu sein, sollte zur Nagel- probe für die gemeinsame Selbstverwaltung werden, ist aber unter Machbarkeitsgesichts- punkten von vornherein nicht realistisch ge- wesen. Ganz ähnlich wie bei der sektorenüber- greifenden QS müssen wir bei der ASV völlig Neues entwickeln. Vorher war dies eine Versor- gungsform, die ausschließlich von Krankenhäu- sern angeboten wurde. Heute muss die ganze Gruppe der Vertragsärzte mit integriert werden.

Der Wettbewerb zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Spezialisten soll fair sein. Wir müssen auch daran denken, dass eine Balance zwischen spezialisierten Fachärzten und den Fachärzten in der Grundversorgung hergestellt ist. Denn unsere Richtlinie hat Implikationen für die Budgetbereinigung und für die ganze Vergü- tungssystematik. Zusammengefasst: Das Thema ist hochkomplex. Den Schuh, wir seien zu lang- sam, ziehe ich mir nicht an. Entscheidend ist, dass sich die Bänke des G-BA trotz erheblicher naturgemäß vorhandener Interessengegensätze sichtbar aufeinander zubewegen.

Danke für das Gespräch.

Die Fragen stellte Dagmar Nedbal (BLÄK)

Anlässlich der 30. Münchner Konferenz für

Qualitätssicherung befragte das „Bayeri- sche Ärzteblatt“ Dr. Regina Klakow-Franck zu den Themen sektorenübergreifende Qualitätssicherung (QS) und § 116b Sozial- gesetzbuch V (SGB V) Ambulante Spezial- fachärztliche Versorgung (ASV).

Seit Juli 2012 ist Dr. Regina Klakow-Franck, M. A.

unparteiisches Mitglied des G-BA. Sie ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und war langjährige Stv. Hauptgeschäftsführerin der Bundesärztekammer.

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