p ra kt is ch . q ua d ra tis ch .
th eoriestark.
Au tor: Jörg Bergstedt
H errsch aftsfrei wi rtsch aften :
„ Fragen d voran“ zu Kri ti k u n d U topi en der Ökon om i e.
92 S. , 4 €.
D em okrati e. D i e H errsch aft des Vol kes. E i n e Abrech n u n g D em okrati e i st zu r Zei t das Li eb - l i n gsth em a fast al l er pol i ti sch en Kl as- sen , Ström u n gen , Partei en , sozi al en B ewegu n gen u n d i n tern ati on al er Po- l i ti k. M i t sei n em B u ch wi l l der Au tor Kei l e i n di e H arm on i e trei b en : I st H errsch aft des Vol kes wi rkl i ch etwas so G u tes? 208 S. , 1 4 €
Au ton om i e u n d Koope- rati on: Kon krete U topi en fü r ei n e h errsch aftsfrei e Wel t m i t Kapi tel zu „ Al ter- n ati ven zu r Strafe. A5, 1 96 S. , 1 4 €.
Kri ti sch e R eader zu Ökon om ie von u n ten , Agen da 21 , u n d Öko- n om ie&Ökologie. Gesam m elte Texte, D oku m en te, Statem en ts.
A4, je ca. 70 S. , 6 €.
An arch i e.
B estan dsau fn ah m e zu an arch i sti sch en Ström u n gen i m deu tsch sprach i gen R au m . 408 S. , 1 4 €
Frei e M en sch en i n frei en Verei n baru n gen G egen bi l der zu Verwer- tu n g, H errsch aft u n d Kapi - tal i sm u s − Th eori e der H errsch aftsfrei h ei t, Sel b stor- gan i si eru n g, Sel b sten tfal - tu n g, M en sch -N atu r-Verh äl t- n i s, em an zi patori sch e B e- wegu n g. 354 S. , A5. 1 4 €
Tech n i k − fü r ei n gu tes Leben oder fü r den P rofi t?
Tech n i k al s Werkzeu g, D eb atte u m Tech n i kkri ti k, Perspekti ven . A5, 1 1 2 S. , 4 ,- €
3 Zu diesem Bü ch l ein
Waru m ist H errsch aft eigen tl ich doof? Kan n ein e Gesel l sch aft oh n e H errsch aft ü berh au pt kl appen? U n d wie säh e der Weg dah in au s? Sol ch e u n d äh n l ich e F ragen brau ch en ein i- ges an gedan kl ich er D u rch drin gu n g, u m befriedigen d bean twortet zu werden . D as ist schwieriger al s ein F l yer gegen N azis, Castortran sporte, todbrin gen de Gren zan l agen , Genversu ch sfel der oder Massen tierh al tu n g.
Au f m eh reren D isku ssion sveran stal tu n gen u n d in ein igen Th eoriewoch en sin d Th esen erar- beitet u n d disku tiert worden , die au f seh r prägn an te Art An tworten u n d Perspektiven zu - sam m en stel l en . Wer es gen au er wissen wil l , brau ch t das Bu ch „ F reie Men sch en in frei- en Verein baru n gen“. D ort gibt es 352 Seiten vol l er Th eorie der H errsch aftsfreih eit. D ie gl eich en Texte gibt es u n ter www. h errsch aftsfrei.de.vu im I n tern et.
Au s dem gen an n ten Bu ch sei ein Absch n itt des Vorwortes zitiert:
So sol l es au ch h ier gel ten . U n d m it diesem Vorspan n n u n viel Spaß beim E in tau ch en in die Th eorie der H errsch aftsfreih eit − im kom pakten Stil der Th esen . . .
4
Mach t bedeu tet ein erseits die Fäh igkeit, zu m ach en , d. h . „ Mach t zu “ ( au f I n dividu u m oder Gru ppe bezogen ) . I n diesem Sin n stel l t sie ein em an zipatorisch es Poten tial dar, wen n sich Men sch en sel bst erm äch ti- gen .
An dererseits gibt es den Begriff aber au ch al s „ Mach t ü ber“. D an n ist sie h errsch afts- förm ig.
H errsch aft bedeu tet n u n die verstetigte E xisten z von „ Mach t ü ber“. D ie U rsach e dieser Verstetigu n g ist dabei u n erh ebl ich . Sie kan n gen au so au f sel bstverfestigte Be- zieh u n gen zwisch en den beteil igten Perso- n en h in deu ten al s au ch au f form al isierte Stru ktu ren . Viel e weitere Form en sin d m ög- l ich . D ie Verstetigu n g fän gt frü h an − n äm - l ich im m er dan n , wen n ein Gefäl l e in den H an dl u n gsm ögl ich keiten oder H ierarch ien ü ber die ein zel fal l weise freie Verein baru n - gen h in au sgeh en .
Beispiel : E in e Gru ppe ist u n terwegs au f ein em u n bekan n ten Weg, z. B. du rch ein en du n kl en Wal d. Sie steh t u n ter Zeitdru ck u n d gel an gt an ein e Wege- gabel u n g. Jem an d m el det sich u n d ru ft: „ I ch weiß, wo es l an ggeh t. Wir m ü ssen rech ts abbiegen .“ D ie Wah r- sch ein l ich keit, dass die an son sten n ich t orien tierte Gru ppe diesem Zu ru f fol gt,
ist groß. E in ige Zeit später n äh ert sich die Gru ppe wieder ein er Gabel u n g.
D iesm al weiß n iem an d Besch eid.
Wen n sich n u n trotzdem wieder das Votu m der Person , die es beim ersten Mal wu sste, du rch setzen wü rde, wäre es kein e au f den Fal l bezogen e freie Verein baru n g m eh r, son dern es be- gän n e Verstetigu n g. D afü r ist es u n er- h ebl ich , ob die Person sich dom in an t verh äl t u n d sich so du rch setzt, oder ob sie von an deren dazu gedrän gt wird, die E n tsch eidu n g zu treffen .
D ieses Beispiel sol l il l u strieren , was m it dem Begriff von Verstetigu n g gem ein t ist. E s geh t n ich t u m ein l ogisch kon sisten tes Beispiel − das ist es n äm l ich n ich t ( weil n äm l ich die Person , die beim ersten Mal weiß, wo es l an g geh t, sich geirrt h ätte, wen n sie es dan n n ich t weiter wissen wü rde . . . kl ein e Logikü bu n g am Ran de) .
Def. von „ H errsch aft“ n ach M eyers Tasch en - lexikon
D efin ition sversu ch e zu Mach t u n d H errsch aft . . .
H errsch a ft a l s besti m m te Form der Ma ch t
5
Au s Ch ristoph Speh r, 1 999: „ Die Aliens sind u nter u n s“, Siedler in M ü n ch en (S. 1 04+ 1 36)
Au s Weber-Sch äfer, Peter, „ Die M acht u n d die antike P h ilosoph ie“ in : Gebh ardt, Jü r- gen /M ü n kler, H erfried (1 993), „ B ü rgersch aft u nd H errsch aft“, N om os in B aden -B aden (S.
29)
Soweit zu r D efin ition von H errsch aft. D ie- ses Bü ch l ein sol l die F rage kl ären , u n ter wel ch en Gru n dbedin gu n gen oder -an n ah - m en ein e h errsch aftsfreie Wel t bzw. Ge- sel l sch aft m ögl ich ist u n d wie der Weg da- h in gestal tet sein kan n . E s ist kein U topiero- m an , wie die Zu ku n ft au ssieh t, son dern ein e An ein an derreih u n g von th eoretisch en Ü berl egu n gen zu r H errsch aftsfreih eit. Al l e Au sfü h ru n gen sin d th esen h aft au fgebau t.
Sie kön n en so gu t ein zel n gel esen , h in ter- fragt, disku tiert u n d au ch kritisch refl ektiert werden . D er Text ist som it au ch al s Gru n d- l age fü r Worksh ops, Sem in are oder Lese- kreise gu t geeign et. D ie Th esen l assen sich ü ber www.vortragsan gebote.de.vu au ch au sdru cken − z. B. zu m Au fh än gen oder al s I n pu t fü r Gespräch sru n den .
D ie u m fassen dere D arstel l u n g fin det sich im Bu ch „ F reie Men sch en in freien Verein ba- ru n gen“, das au ch im Seiten H ieb-Verl ag er- sch ien en ist ( sieh e www.aktion sversan d.
de.vu u n d www. seiten h ieb. in fo) .
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Bevor es zu den Th esen zu r H errsch aftsfrei- h eit geh t, sol l aber vorab gekl ärt werden , waru m den n H errsch aft ü berh au pt sch l ech t ist. D en n das ein fach an zu n eh m en , wäre n ich t n u r th eoretisch u n befriedigen d, son -
dern au ch ein e bem erken swerte I gn oran z gegen ü ber etl ich en H inweisen , dass Men - sch en sich in frem dbestim m ten Verh äl tn is- sen du rch au s woh l zu fü h l en sch ein en . . .
Wa ru m i st H errsch a ft „doof“?
E in e gu te Th eorie ken n t kein e Axiom e!
E in e D ebatte ü ber Th eorien der H err- sch aftsfreih eit oder h errsch aftsfreie U topien basiert in der Regel au f ein em Axiom − n äm l ich , dass H errsch aft irgen dwie bl öd ist ( oder äh n l ich , oft reich er an F rem dwörtern au sgedrü ckt) . Axiom e sin d An n ah m en , die n ich t h in terfragt werden , d. h . al s Setzu n g Gedan ken oder Th eorien vorau sgeh en . Sol ch e Axiom e sin d Al l tag, an gefan gen von den Basissetzu n gen der Math em atik wie „1 + 1 = 2“ oder die An n ah m e, dass es Zeit gibt. Sie sin d oft n ötig, u m die darau f au fbau en de D ebatte ü berh au pt fü h ren zu kön n en . I h r Ch arakter al s Setzu n g geh t aber du rch die Rou tin e verl oren , d. h . sie existieren dan n u n au sgesproch en wie Ge- setze. F ü r ein e gu te Th eorie ist das jedoch u n befriedigen d. Sie m ach t Axiom e zu m in - dest sich tbar, wen n es oh n e ein sol ch es n ich t geh t. Besser wäre, au f sol ch e zu ver-
zich ten .
I m ersten Teil dieses Bü ch l ein s sol l en th e- sen artig Aspekte zu sam m en getragen wer- den , die al s An twort au f die F rage dien en kön n en : Waru m sol l es ein e h errsch afts- freie Wel t geben? I st sie fü r Men sch en ir- gen dwie „ besser“ ?
Vorwarn u n gen
„Gu t“ u n d „b öse“ si n d eb en so E i n tei l u n g en a u s dem Rei ch der H errsch a ft wi e sozi a l es „fa l sch“,
„ri ch ti g “ u n d „wa h r“.
Au f dem Weg zu ein er axiom -freien Th eo- rie wird es seh r frü h kom pl iziert. D en n bei der Su ch e n ach ein er argu m en tativen H er- l eitu n g, waru m H errsch aft „ doof“, „ fal sch“
oder „ böse“ ist, fäl l t die erste Skepsis da- rau f, dass al l diese Wertu n gen n ich t frei von h errsch aftsförm igen Setzu n gen sin d.
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Kan n es in ein er h errsch aftsfreien Wel t E in - teil u n g wie „ gu t“ u n d „ böse“ ü berh au pt geben? Kan n etwas objektiv „ fal sch“ sein?
Wer wil l „Wah rh eit“ verkü n den? Tatsäch - l ich − das geh t n ich t ( sieh e spätere Th ese 2) . E s kan n al so gar n ich t daru m geh en , der H errsch aft etwas per se „ Sch l ech tes“
an zu dich ten u n d sol ch es n ach zu weisen . Mögl ich sin d An tworten au f die F rage, wel - ch e gesel l sch aftl ich en Zu stän de du rch H errsch aft u n d wel ch e du rch H errsch afts- freih eit gesch affen bzw. gefördert werden . D an n kön n ten sich al l e en tsch eiden , wel - ch e dieser Wel ten sie l ieber wol l en − wa- ru m au ch im m er. D och n och ein Weiteres ersch ein t span n en d: D ie F rage, ob H err- sch aft zu r N atu r, zu m Men sch en u n d zu r ku l tu rel l en E n twickl u n g von Gesel l sch aft passt − u n d wan n Men sch en sie wol l en .
í Meh r zu Wah rh eit in Th ese C2
Vi el e B eoba ch tu n g en sprech en da fü r, da ss Men sch en es l i eben , b eh errsch t zu werden u n d zu h errsch en .
E in e weitere Verwirru n g tritt au f, wen n m en sch an dere Men sch en ( oder au ch sich sel bst) beobach tet. D en n ein oberfl äch l i- ch er Bl ick zeigt eh er, dass Men sch en gern e h errsch en oder beh errsch t werden . E twas gen au er betrach tet, fol gt dieses al - l erdin gs sel ten au s ein er freien E n tsch ei- du n g, son dern zu m ein en au s der Zu rich -
tu n g ( E rzieh u n g, D isku rse, Rol l en erwartu n - gen u sw. ) u n d zu m an deren au s äu ßeren Zwän gen , die es fu n ktion al ersch ein en l as- sen , sich in den vorgegeben en Kan äl en zu bewegen . D iese aber sin d h ierarch isch stru ktu riert, d. h . ob m en sch „ oben“ oder
„ u n ten“ agiert − al l e bewegen sich au f au sgetreten en P faden . D as U nwoh l sein an - gesich ts der gefü h l ten Losl ösu n g au s der N atu r m it der darau s fol gen den N otwen - digkeit, eigen e E n tsch eidu n gen treffen zu m ü ssen , versch ärft diese N eigu n g, sich l ie- ber au f abgestecktem Terrain zu bewegen , vorgepl an te Rol l en zu spiel en statt sel bst- bestim m t zu agieren . D en n dam it gel än ge es zwar besser, die m ögl ich en F reih eiten au szu n u tzen , aber m en sch fü h l t sich dabei im m er sel bst al s zu stän dig u n d „veran twort- l ich“.
í Meh r zu Losl ösu n g&F l u ch t in Th ese C1 9
Vorü berl egu n g
Wa n n wä re h errsch a ftsfrei da s
„Ri ch ti g e“? Wen n si e zu m Men - sch en pa sst . . .
Gu t u n d böse, rich tig u n d fal sch , wah r u n d u nwah r sin d m oral isch e Kategorien , d. h . sel bst h errsch aftsförm ig. E s kan n al so n ich t daru m geh en , ob H errsch aftsfreih eit „ rich - tig“ ist. Was aber erörtert werden kan n , ist
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die F rage, ob H errsch aftsfreih eit zu m Men - sch en passt oder n ich t. D abei geh t es u m die N atu r des Men sch en , die N atu r ü ber- h au pt u n d die F rage, ob sich darau s etwas abl eiten l ässt oder es irrel evan t ist, weil die Sozial isation den Men sch en so stark form t, dass es darau f n ich t an kom m t.
D ie F ragestel l u n g sch afft Gefah ren , die stets bedach t werden m ü ssen . D en n ein fa- ch e Ü bern ah m en von z. B. P rin zipien u n d sogen an n ten N atu rgesetzen au s dem Reich der Biol ogie au f die gesel l sch aftl ich e Organ isieru n g wären ein Biol ogism u s, da h ier Verh äl tn isse m itein an der vergl ich en wü rden , in den en su bstan tiel l u n tersch iedl i- ch e Faktoren wirken . Ku l tu rel l e E n twickl u n g bietet prin zipiel l n eu e Mögl ich keiten , d. h . die Biol ogie wirkt im m en sch l ich en Leben fort, aber wird du rch n eu e, n ich t du rch ein - fach es Vergl eich en m it biol ogisch en Syste- m en erkl ärbare Mu ster ergän zt u n d viel - fach ü berprägt. Mögl ich aber ist, die ku l tu - rel l e E vol u tion im Stran g der E vol u tion in s- gesam t zu seh en − u n d den Men sch en al s E n twickl u n g in der F ü l l e von E n twickl u n gen .
Aspekte pro H errsch aftsfreih eit
H errsch a ftsfrei h ei t pa sst zu r N a - tu r des Men sch en − m eh rfa ch . I m Bewu sstsein , dass direkte Abl eitu n gen au s der Biol ogie au f die Gesel l sch aft al s Biol ogism u s gefäh rl ich u n d desh al b m ög- l ich st zu verm eiden sin d, redu zieren sich die Aspekte, die an gefü h rt werden kön n en . Trotzdem l assen sich sogar m eh rere bedeu - ten de P u n kte au ffü h ren , die al l esam t in die gl eich e Rich tu n g deu ten : H errsch aftsfrei- h eit passt zu m Men sch en .
Sech s seien im Fol gen den ben an n t:
í H errsch aftsfreih eit bietet die besten Rah m en bedin gu n gen fü r ein e ku l tu rel l e E vol u tion .
í H errsch aftsfreih eit passt zu r m ateriel l en Au sstattu n g u n d Gestal tu n g der Wel t.
í Sie sch afft zu dem den besten Rah m en , in dem der Men sch sein e spezifisch en Mögl ich keiten au ssch öpfen bzw. au s- bau en kan n .
í N ah e verwan dte Arten ten dieren be- reits zu kom pl exeren sozial en Gefü gen m it zu m in dest fl ach eren H ierarch ien . í Lan ge Ju gen d u n d Gebu rtssitu ation l e-
gen n ah e, dass Men sch en sich von N atu r au s n ich t gen orm t/gl eich förm ig en twickel n .
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í Ku l tu rel l e I n zu ch t erh öh t die An fäl l igkeit in Krisen u n d redu ziert gesel l sch aftl ich e Mögl ich keiten .
E vol u ti on i st di e E vol u ti on der E vol u ti on sbedi n g u n g en : Je m eh r H a n dl u n g sm ög l i ch kei ten , desto
„b esser“! H errsch a ft wi rkt ( oft) en tg eg en .
H errsch aftsfreih eit passt zu m Men sch en , weil sie zu r bish erigen E vol u tion passt.
D en n E vol u tion ist n ich t n u r ein e stän dige Weiteren twickl u n g du rch E rweiteru n g u n d Kom bin ation , z. B. m ittel s m ol eku l arer Bin - du n g, Mu tation u n d an derer E ffekte. E in zen tral er Bau stein von E vol u tion ist die E vo- l u tion der E vol u tion sbedin gu n gen . I m m er wieder sin d prin zipiel l n eu e Mögl ich keiten h in zu gekom m en , die n ich t n u r das Bish e- rige ergän zten , son dern sel bst zu m An trieb von E vol u tion wu rden . E in frü h es Beispiel ist die E n tsteh u n g des Stoffl ich en au s Strah - l u n g u.ä. , wel ch e sch l ießl ich ein e m ol eku - l are Weiteren twickl u n g erm ögl ich te. Später fol gten au topoietisch e System e, m it den en sich Stoffwech sel vorgän ge, Zel l en u n d sch l ießl ich kom pl exes Leben en twickel ten . D N A-Codieru n g, ergän zt du rch Sexu al ität, brach te prin zipiel l n eu e Form en der I n for- m ation sweitergabe − was eben so fü r Sprach e, Sch rift u sw. gil t, die typisch e Sprü n ge in der E vol u tion bedeu teten . Sys-
tem e, die biol ogisch e oder sozial e Verh äl t- n isse ein frieren wol l en , sin d dah er an ti-evo- l u tion är.
.
Au s dem B u ch „ Freie M ensch en in freien Ver- einbaru n gen“ zu r Evolu tion (S. 1 06ff. )
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Ma teri e i st h och kom pl ex u n d extrem dyn a m i sch . D i ese „N a - tu r“ der D i n g e u n d des Men - sch en pa sst eh er zu P rozess u n d Offen h ei t.
Bish erige Wel tan sch au u n gen gin gen m eist von ein er Starrh eit der Materie au s − m al m eh r, m al wen iger. An h än gerI n n en des kl assisch en Material ism u s vern ein en die E xisten z m etaphysisch er Wel ten u n d seh en al l es au f der Wel t in ein er n atu ral istisch en Ordn u n g. KritikerI n n en sol ch er Sich tweisen begrü n den die N otwen digkeit von n ich t- m ateriel l en Sph ären u n d l okal isieren sie au s dem gl eich en Begriffsverstän dn is von Materie au ßerh al b dieser. D och an dere Bl ickwin kel sin d m ögl ich − u n d werden for- m u l iert − bestätigt u n d befördert au ch von versch ieden en Wissen sch aftsrich tu n gen . So sprech en Qu an ten physikerI n n en von der „ U n sch ärfe“ des m ateriel l Fassbaren . D ie E pigen etik, ein rech t n eu er Zweig der D N A-Forsch u n g, zweifel t n ich t m eh r daran ,
dass sich U mwel tbedin gu n gen erbfest im Men sch en „ ein bren n en“, in dem sie gen eti- sch e Codes ein - u n d au ssch al ten . Wen n aber sch on das Materiel l e, geschweige den n das darau f basieren de Leben so offen u n d dyn am isch sin d, dan n passt dazu n u r ein e Wel t, die diese Offen h eit u n d D yn a- m ik au ch zu l ässt. E in au f Statu s-Qu o-Sich e- ru n g u n d Sel bsterh al t au sgel egtes H err- sch aftssystem fü h rt zu r E rstarru n g u n d wi- dersprich t den E igen sch aften von Wel t, N atu r u n d ( sieh e Fol geabsch n itt) des Men - sch en .
Au s dem B u ch „ Freie M ensch en in freien Ver- einbaru n gen“ (S. 97)
D as gil t, sol an de E n ergie im System vor- h an den ist oder in dieses fl ießt − au f der E rde vor al l em das Son n en l ich t.
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D a s m en sch l i ch e Geh i rn i st ei n extrem er Au sdru ck der D yn a m i k u n d Kom pl exi tä t von Ma teri e.
E in span n en des Beispiel der kom pl exen D yn am ik u n d Organ isation von Materie ist das m en sch l ich e Geh irn . Was die m o- dern e H irn forsch u n g an I n form ation en zu Tage fördert, kan n n ich t n u r der in au toritä- ren System typisch en N eigu n g zu Kon trol l e u n d Man ipu l ation dien en , son dern au ch al s Begrü n du n g von H errsch aftsfreih eit.
D an ach bil den sich al l e E in drü cke, Ü berl e- gu n gen , Sin n eswah rn eh m u n gen u sw. , ein - fach sch l ich t al l es an Reizen , darau s fol - gen den Verarbeitu n gsprozessen oder Ge- dan ken , im m en sch l ich en H irn m ateriel l ab.
D ie ca. 80 Bil l ion en Syn apsen in jeder- m en sch s Kopf sin d in stän diger Verän de- ru n g. D ies ist der Mech an ism u s des D en - ken s. Al s Körperorgan ist der Kopf al so per- fekt au f ein e dyn am isch e U mwel t u n d stän - dige gesel l sch aftl ich e Weiteren twickl u n g an gepasst.
H errsch aftsfreih eit passt zu dieser Arbeits- weise des m en sch l ich en Geh irn s.
Au s dem B u ch „ Freie M en sch en in freien Verein baru ngen“ (S. 1 1 1 f. )
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D er Men sch i st n a h e verwa n dt m i t Ti eren , di e n i ch t a l s H erden oder Schwä rm e l eb en , son dern zu n eh m en d kom pl exere u n d h i era rch i eä rm ere System e a u s- b i l den .
Wen ig ist u n sin n iger al s der oft geh örte Spru ch „ D er Men sch ist ein H erden tier.“
D en n das ist ersten s gefäh rl ich u n d zwei- ten s fal sch . Gefäh rl ich ist es, weil h ier ein e direkte Ü bertragu n g au s der Biol ogie au f m en sch l ich e Gesel l sch aft gesch ieh t. Ku l tu -
rel l e E n twickl u n g wird al so n ich t im Kon text der gesam ten E vol u tion geseh en , son dern al s deren Abbil d. D as ist biol ogistisch . D a- rü ber h in au s ist es aber au ch n och fal sch . D en n H erde ist ein e Kategorie au s der Ver- h al ten sbiol ogie. E s gibt H erden tiere, aber im Stam m bau m der Tiere sin d sie n ich t be- son ders n ah am Men sch en ( n och sch l im - m er bei den eben fal l s an gefü h rten Schwär- m en ) . Bei Affen , in sbeson dere den dem Men sch en n ah esteh en den , sin d die sozia- l en Bezieh u n gen wesen tl ich kom pl exer u n d die H ierarch ien deu tl ich abgefl ach t bzw.
dyn am isch er. Wer m ein t, der Men sch sei au s diesem U m fel d en tstan den u n d h ätte sogar n och weitere Fäh igkeiten en twickel t ( z. B. kom pl exe Sprach e u n d Arbeitstei- l u n g) , kan n au s der E vol u tion abl eiten : Weiterer H ierarch ieabbau wäre die Fort- setzu n g der großen Gesch ich te des Le- ben s.
Au s dem B u ch „ Freie M ensch en in freien Vereinbaru n gen“ (S. 39)
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Men sch en si n d b ei Gebu rt wen i g g eform t u n d h a b en ei n e seh r l a n g e Ju g en d vor si ch . D a s en t- spri ch t ei n em Tren d i n der E vol u - ti on .
N och ein e weitere „ N eigu n g“ in der E vol u - tion ist in teressan t. D ie Ju gen dph ase ver- l än gert sich bei den Arten , deren N ach - kom m en n ich t sofort an ein fl u ch torien tier- tes Leben an gepasst sein m ü ssen . U n d: Je l än ger die Ju gen d, desto „ u n fertiger“, d. h . form barer ist das Geh irn . Beim Men sch en ist das in extrem er Weise au sgebil det. Min - desten s 20 Jah re, so die H irn forsch u n g, or- gan isiert sich das Geh irn u m . Sel bst wen n es dan n an D yn am ik verl iert, bl eibt es doch stän dig in Bewegu n g u n d fl exibel . D au er- h aft zeigen sich n u r bestim m te Schwer- pu n kte, d. h . die Geh irn stru ktu r verfestigt sich en tsprech en d dom in an ten Reizen u n d Verh al ten sweisen . D as gesch ieh t aber ge- n au au f der Basis des E rl ebten , d. h . die Stru ktu r ist u n tersch iedl ich je n ach E in fl ü s- sen . Wäre es fü r den Men sch en typisch , dass al l es n ach gl eich en Rastern abl au fen sol l ( wie es H errsch aft an strebt) , so wäre ein e sol ch e Au sstattu n g des Men sch en ü berfl ü ssig. D. h . die Biol ogie des Geh irn s l egt n ah e, ein e h errsch aftsfreie Wel t zu sch affen .
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Gl ei ch förm i g kei t sch a fft ku l tu - rel l e I n zu ch t. D i e Gesel l sch a ft wü rde wen i g er vi el fä l ti g , ka n a - l i si ert u n d verl öre F l exi b i l i tä t.
Varian z u n d Fäh igkeit zu dyn am isch er Re- aktion au f sich verän dern de U mwel tbedin - gu n gen sin d ein e wich tige Ü berl eben svor- au ssetzu n g fü r I n dividu en , m eh r aber n och fü r Arten , Popu l ation en u n d biol ogisch e System e. Au ch h ier verbietet sich ein e an a- l oge Ü bertragu n g au f die Gesel l sch aft.
Mögl ich ist aber die Betrach tu n g, ob et- was, was sich al s erfol greich e Strategie in der N atu r en tdecken l ässt, au ch fü r ku l tu - rel l e E n twickl u n g n ü tzl ich ist oder sein kön n te. N ah el iegen d wäre das in sbeson - dere, wen n bei Betrach tu n g der dem Men - sch en n ah esteh en den Arten u n d Gattu n - gen sol ch e Qu al itäten zu n äh m en .
Gen au das ist der Fal l . Sch em atisch e Reiz- Reaktion ssystem e n eh m en im Stam m bau m des Leben s in der N äh e des Men sch en u n d au ch bei an deren Großsäu gern oder au ch viel en Großvögel n ab. Offen bar ist D iffe- ren z ein Vorteil im Leben − u n d H errsch aft dam it ein Wagn is bei Strafe des U n ter- gan gs.
Meh r zu r F rage von E in h eit oder Viel fal t in der Masse in Th ese C8.
Sch l u ssfol geru n g
E s gibt kein e „Wah rh eit“ − aber viel es sprich t dafü r: H errsch aftsfreih eit ist des Men sch en Bestim m u n g!
Al l e gen an n ten H inweise fü h ren weder zu Wah rh eiten n och zu m oral isch en U rteil en . E s bl eibt dabei: D er Men sch ist frei, zwi- sch en Mögl ich keiten zu wäh l en − u n d diese au szu deh n en ( oder es zu l assen ) . E in e Mögl ich keit ist die des Leben s in H err- sch aft − u n d das au ch n och in viel erl ei For- m en . E in e ü bergeordn ete Moral , die H err- sch aft al s fal sch , böse oder sch l ech t defi- n iert, wäre sel bst n ich t h errsch aftsfrei. Kei- n em Men sch en kan n in ein er h errsch afts- freien Wel t verboten werden , sich h err- sch aftsförm ig zu organ isieren − sol an ge sie kein e an deren Men sch en in ein sol ch es System h in ein zwän gt oder zwan gsweise darin festh äl t ( sieh e Th ese 1 0) . Al l erdin gs sin d die h eu tigen gesel l sch aftl ich en Bedin - gu n gen so gestel l t, dass m en sch u n freiwil - l ig, z. B du rch äu ßeren Zwan g, N orm en , Zu rich tu n g oder E n tzu g an derer Mögl ich - keiten , zu r Akzeptan z u n d Au sü bu n g von H errsch aft gebrach t wird.
E in Bl ick au f N atu r u n d Men sch l egt jedoch ein e an dere, n äm l ich h errsch aftsfreie Wel t n ah e. Sie passt zu m Men sch en , sein er N a- tu r u n d sein er U mwel t. H errsch aft ist dam it im Kern des Wortsin n s „ u n -m en sch l ich“.
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Au s dem B u ch „ Freie M en sch en in freien Ver- ein baru n gen“ (S. 1 1 0f. )
N ich t zu fäl l ig en tsprich t das ein em Gru n d- gedan ken der E m an zipation . Befreiu n g ist evol u tion är. Beh ersch u n g steh t dem en tge- gen .
1 7 Stru ktu rel l e
H errsch aft
Kl a ssi sch u n d spü r- b a r: H errsch a ft a l s I n sti tu ti on Wen n H errsch aft in stitu tion el l au ftritt, d. h . in Form ein er form al gefassten Au torität, sin d Oben u n d U n ten m eist gu t erken n bar.
Oft sin d sie direkt sich t- oder fü h l bar, sie wirken aber au ch verdeckt weiter. Leh rerI n - n en , Pol izistI n n en , E l tern u sw. brau ch en n ich t stän dig anwesen d zu sein . D ie poten - tiel l e Bedroh u n g du rch ( späteres) au toritä- res D u rch greifen wirkt im m er.
Zu r in stitu tion el l en H errsch aft geh ören au ch u n tersch iedl ich e Mögl ich keiten im Zu - gan g zu Ressou rcen , wen n diese form al i- siert sin d, z. B. du rch E igen tu m srech t oder zu gan gsbesch rän ken de Regel n . Passwör- ter, Tü r- u n d Sch ran ksch l össer u n d m eh r sch affen äh n l ich e U n tersch iede zwisch en Men sch en .
Au s dem B u ch „ Freie M en sch en in freien Verein baru ngen“ (S. 43)
Form en der H errsch a ft
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Kl a ssi sch u n d si ch tb a r: Zwa n g zu r Verwertu n g von Wert, Ver- tei l u n g von Ka pi ta l u n d Zu g a n g zu P rodu kti on sm i ttel n
Wer kein e eigen en Ressou rcen , P rodu kti- on sm ittel oder den u n besch ran kten Zu griff au f den Reich tu m al l er h at, m u ss sich die Ü berl eben sm ittel au s den h errsch en den Verh äl tn issen besch affen − in h eu tiger Zeit vor al l em ü ber den Markt. D afü r brau ch t m en sch das dort an erkan n te Tau sch -/Zah - l u n gsm ittel . D as zwin gt zu m Verkau f eige- n er Arbeits- u n d D en kkraft u n d dam it au ch zu r An erken n tn is der Regel n fü r diesen Sel bstverkau f.
Som it n orm iert der n u r per Gel d oder Tau sch zu begl eich en de Wert in al l en P ro- du kten u n d in viel em Wissen das Verh al ten im Al l tag. Sel bst fü r P rodu kte, die im Ü ber- fl u ss da sin d, m ü ssen Men sch en Gel d er- wirtsch aften , u m an sie zu kom m en . D ie ökon om isch en Mach tstru ktu ren sin d m it den in stitu tion el l en en g verkn ü pft, den n er- stere garan tieren die u n gl eich m äßige Ver- teil u n g. Zu dem ist ein Au sbrech en au s den ökon om isch en N orm en oft m it dem E in - sch reiten der in stitu tion el l en Mach t verbu n - den , gen au so wie diese den Zwan g zu r du rch greifen den Wertl ogik du rch E n tzu g an derer Mögl ich keiten erst garan tiert.
Au s dem B u ch „ Freie M ensch en in freien Vereinbaru n gen“ (S. 44)
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Ökon om i sch e Abh ä n g i g kei ten u n d m a rktverm i ttel te, erzwu n - g en e D i en stl ei stu n g en
( „Zwa n g sa rbei t“)
D en form al isierten H ierarch ien u n d U n - gl eich berech tigu n gen fol gen in direkte Wir- ku n gen , die Mögl ich keiten ein sch rän ken oder gan z en tzieh en , Verh al ten n orm ieren u n d Zwän ge erzeu gen .
D ie kapital istisch e D u rch drin gu n g der Wel t l ässt die Reich en u n d P rivil egierten die D en k- u n d Arbeitskraft an derer perm an en t absch öpfen . D a diese Vorgän ge ü ber den an onym en Markt verm ittel t sin d, bl eiben sie im Al l tag weitgeh en d u n ken n tl ich . D ie Schwem m e bil l iger P rodu kte u n d D ien stl eis- tu n gen wäre oh n e au sbeu terisch e Bedin - gu n gen in fern en Län dern oder h iesigen Kn ästen , du rch I m port weh rl os gem ach ter Arbeitskräfte au s den Periph erien u sw. n ich t
m ögl ich . U n ter Au sbl en du n g dieser Ver- h äl tn isse werden E rru n gen sch aften sozial er Käm pfe in n eu e Au sbeu tu n gsverh äl tn isse ü berfü h rt. E in Beispiel ist der Kam pf u m Ge- sch l ech tergerech tigkeit, dessen Teil erfol g gl eich zeitig die in tern ation al e Au sbeu - tu n gsm asch in erie befeu ert ( was n ich t den fem in istisch en Befreiu n gskäm pfen an gekrei- det werden kan n ) . Statt der eigen en F rau n u tzen D eu tsch e h eu te Bil l igarbeiterI n n en irgen dwo weit weg zu r eigen en Reprodu k- tion . Au sbeu tu n g wird som it n u r verl agert, n ich t au fgel öst.
Gegen diese Form en „ m odern en Patriar- ch ats“ gibt es au ch von l in ken Gru ppen n u r sel ten Beden ken oder ein e widerstän dige P raxis. D ie Verh äl tn isse sin d gl obal isiert u n d dam it dem u n m ittel baren E rl eben en t- zogen .
Metropol e u n d Peri ph eri e
D ie Metropol e verein igt die zen tral en Res- sou rcen gesel l sch aftl ich er Steu eru n g u n d H an dl u n gsm ögl ich keiten . Sie sch afft ein Zen tru m form al er Mach t u n d des Wirken s der m eisten F u n ktion sel iten .
I n den Metropol en werden ökon om isch e Abl äu fe koordin iert, h ier sitzen die Zen tra- l en der Verwal tu n gsm ach t, Verkeh rssys- tem e bil den Kn oten - u n d Ü bergan gspu n k- te, Bil du n gsein rich tu n gen , Medien u n d Ku l -
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tu ran gebote kon zen trieren sich . Zu dem woh n en in viel en Län dern au ch die Meh r- h eit der Men sch en in den Metropol en , so dass in den dort ü bl ich en , dem okratisch en System en die D om in an z der Metropol en au ch ü ber Abstim m u n gen u n d Wah l en l e- gitim ierbar ist.
D ie Periph erie verfü gt ü ber die m eisten Roh stoffe des Leben s. D och Mach t zieh t sie darau s kau m , den n die Verfü gu n gsgewal t l iegt in den Metropol en . D ie Bewoh n erI n - n en der Periph erie verkau fen ih re Arbeits- kraft al s D ien stl eistu n gsan bieterI n n en in den Metropol en oder, u m die bei ih n en be- fin dl ich e Roh stoffe zu gewin n en oder h er- zu stel l en , in die Metropol en zu sch affen u n d den Abfal l der Metropol en wieder in E m pfan g zu n eh m en .
Au s www.u mwelt-u n d-em an zipation.de.vu
B i l du n g spyra m i den
D ie Zertifikategesel l sch aft, in der Titel u n d Beu rku n du n gen sch ein baren oder tatsäch - l ich en Wissen s die Qu al ität ein es Men - sch en defin ieren , sch afft H ierarch ien au f- gru n d des Bil du n gsgrades. D ie sozial en Stu fu n gen au fgru n d von Au sbil du n g, Titel , Beru f, sozial em Statu s u n d E in kom m en s- h öh e „vererben“ sich zu großen Teil en , d. h . werden an N ach kom m en weitergegeben , die in den jeweil igen Verh äl tn issen au f- wach sen .
D ass die Wertsch ätzu n g von Men sch en stark an der du rch l au fen en Au sbil du n g fest- gem ach t wird, bewirkt zu dem , dass An - passu n g sich gesel l sch aftl ich du rch setzt.
D en n die besten N oten ein es Au sbil du n gs- gan ges erh al ten in der Regel diejen igen , die sich am gen au esten den vorgegeben en Bah n en an gepasst, Lern form en u n d -in h al te
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reprodu ziert h aben . Sie em pfeh l en sich fü r wich tige Au fgaben in ein er Gesel l sch aft, die sich sel bst der Zweck geworden ist u n d in der die eigen stän dige E n tfal tu n g der Men sch en zu gu n sten der Au frech terh al - tu n g ein er m om en tan en Ordn u n g u n ter- drü ckt wird. Al l tagswissen , Leben serfah - ru n g, An eign u n g von Wissen du rch eige- n es I n teresse oder H an del n − al l das ist kau m bewertbar u n d desh al b wen ig ge- ach tet.
Wei tere P ri vi l eg i en
N eben den gen an n ten gibt es ein e Viel - zah l weiterer P rivil egien , d. h . form al isierter Bevorzu gu n gen wie
í Zu gan g zu Arbeitsm ittel n , Werkzeu g, Räu m en
í Zu gan g zu Wissen
í Zu gan g zu Kon takten ( U n terstü tzerI n - n en , Spen derI n n en , P ressel eu te, VI Ps) í u n d viel en weiteren
D iese u n d an dere H an dl u n gsm ögl ich keiten u n d Ressou rcen zu gän ge sin d u n gl eich ver- teil t u n d dam it ein P rivil eg fü r die, die sie n u tzen kön n en . I n ein er I n form ation sgesel l - sch aft wirken sich in form el l e P rivil egien be- son ders au s, sin d aber n ich t so direkt wah r- n eh m bar fü r die U n terprivil egierten .
I n form el l e/disku rsive H errsch aft
Modern e Steu eru n g des D en ken s: D i sku rse, Ka teg o- ri en , N orm en , Sta n da rds
E in ige der form al en u n d stru ktu rel l en H err- sch aftsform en werden seit Jah rzeh n ten dis- ku tiert u n d sin d in sozial en Käm pfen zu m Teil zu rü ckgedrän gt, wen n au ch n ich t be- siegt worden . Ob es sich u m em an zipatori- sch e Fortsch ritte h an del t, wird zu sätzl ich zweifel h aft, weil gl eich zeitig die n ich t di- rekt sich tbaren Form en erzwu n gen er Ko- operation an steigen .
I n den Köpfen u n d in direkt an al l en Stel l en dieser Gesel l sch aft reprodu zieren sich be- stim m te Wah rn eh m u n gen u n d Wel tan - sch au u n gen , die n ich t der eigen en Ü ber- zeu gu n g, son dern dem en tsprin gen , was al s „ N orm“al ität gesetzt wird: Zweige- sch l ech tl ich keit, Rassen , Gewal ten teil u n g, Gu t-Böse-Sch em ata u n d viel es m eh r sin d bei n äh erem H in seh en gar n ich t existen t, woh l aber du rch gerich tete Wah rn eh m u n g u n d Zu rich tu n g im Verl au f des Leben s doch ein e Sel bstverstän dl ich keit, bei deren I n - F rage-Stel l en die jeweil ige Person al s „ u n - n orm al “ bis „ver-rü ckt“ gel ten wü rde.
Au s dem B u ch „ Freie M ensch en in freien Vereinbaru n gen“ zu Kategorien (S. 46f. )
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Au s dem B u ch „ Freie M ensch en in freien Vereinbaru n gen“ zu Disku rsen (S. 70ff. )
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Au s dem B u ch „ Freie M ensch en in freien Vereinbaru n gen“ zu Rollen u n d Zu richtu n g (S. 81 f. )
Form u n g i n di vi du el l er
I den ti tä ten u n d Assi m i l i eru n g i n N orm a l i tä ten u n d kol l ekti ve Ori en ti eru n g en
Gl eich gerich tete Wah rn eh m u n gen , dom i- n an te Wertu n gen , gedan kl ich e u n d be- griffl ich e Kategorien , Än gste, Gl au ben u n d viel e an dere Mu ster im Kopf sin d n ich t zu - fäl l ig, son dern E rgebn is kon kreter Verh äl t-
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n isse u n d Bezieh u n gen . Sie wirken au f die E in zel n en u n d form en deren I den titäten . D adu rch bieten sie An sch l u ss an vorh an - den e N orm al itäten , was viel e Men sch en al s an gen eh m em pfin den , weil sie ih re ei- gen e I den tität in ein e gl eich förm ige Men ge an derer Men sch en in tegrieren kön n en . Gl eich zeitig gren zen sie au s, was ab- weich t, d. h . al s verboten , verrü ckt, kran k o.ä. gil t. I n sgesam t en tsteh t ein Gerü st an gedan kl ich en Orien tieru n gen , was sich al s passen der, weil sch ein bar widerspru ch s- freier Rah m en an bietet. D ie I den tifikation m it dem N orm al en erzeu gt u n d stabil isiert sowoh l eigen e I den tität wie au ch Zu geh ö- rigkeit zu vorh an den en Mu stern .
Ü ber den Kopf h i nweg u n d ka u m n och spü rb a r: Kon stru kti on kol l ekti ver I den ti tä ten u n d Stel l vertretu n g
D ie Au ton om ie von Men sch en wird du rch die Sch affu n g von Kol l ektiven u n d die er- zwu n gen e oder disku rsive I n tegration der E in zel n en in diesel ben deu tl ich ein ge- sch rän kt. Zu geh örigkeiten sch on von Ge- bu rt an zu N ation , Fam il ie, Region en , D orf- gem ein sch aften oder Cl an s werden oh n e Zu stim m u n g oder du rch deu tl ich en E rwar- tu n gsdru ck h erbeigefü h rt. Später kom m en Mitgl iedsch aften oder Fanverh äl tn isse zu
Verein en , das gefü h l te Kol l ektiv der Kol l e- gis am Arbeitspl atz, der ku l tu rel l gl eich in - teressierten oder äh n l ich gekl eideten Per- son en u sw. h in zu.
Ab dem Zeitpu n kt, wo ein e Person diesen iden titären Gru ppen zu geordn et wird oder sich sel bst al s Teil defin iert, ist sie n ich t m eh r vol l sel bstbestim m t h an dl u n gsfäh ig, weil das Kol l ektiv ein e eigen e Su bjektivität erl an gt − wen n au ch bei n äh erem H in se- h en im m er n u r du rch kon krete Person en au sgefü h rt, die im N am en des Kol l ektivs, al so des Vol kes, der N ation , des Verein s oder ein er an deren Gru ppe sprech en .
I n g en i eu rsden ken i m Sozi a l en : Leben a l s Kosten -N u tzen -Fa ktor Sozial e Gestal tu n g wird im m er m eh r zu ei- n er D iszipl in der I n gen ieu rsku n st. Men sch u n d Gesel l sch aft l iegen , bil dl ich gespro- ch en , au f dem Seziertisch u n d werden h in - sich tl ich ih rer F u n ktion sfäh igkeit fü r vorge- geben e Zwecke m an ipu l iert. Leben u n d Men sch sein sin d du rch diese tech n isch e Bril l e kein Sel bstzweck m eh r, son dern wer- den h in sich tl ich ih res F u n ktion ieren s fü r die zen tral en An triebe P rofit u n d Mach t ver- bessert wie Com pu terch ips oder Motoren . F ü r diese F ragen fin det sich al s D eu tu n gs- el ite der Typu s des/der Wissen sch aftl erI n , die Wissen al s Wah rh eit u n d Sach ken n tn is
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al s N atu rgesetze fü r sozial e P rozesse pro- pagieren . D ie D om in an z des n atu rwissen - sch aftl ich Begrü n deten fördert bestim m te Sprach stil e, E l iten u n d D isku rssteu eru n gen .
Au s dem B u ch „ Freie M en sch en in freien Verein baru ngen“ (S. 50)
Au s al l em en tsteh en die . . .
F u n kti on s- u n d D eu tu n g sel i ten Au s den versch ieden en Form en der H err- sch aft en tsteh en Sph ären von Person en , die Kraft ih rer Mögl ich keiten P rivil egien u n d ü berdu rch sch n ittl ich e Gestal tu n gs- m ach t besitzen . Sie sin d dam it ein „ beson - ders h ervorgeh oben er Teil ein er Bevöl ke- ru n g, ein er Organ isation , ein es sozial en System s“ ( au s: Pol itikl exikon ) .
Oft wird in F u n ktion s- u n d Mach tel iten u n - tersch ieden . E rstere dom in ieren in der Ge- sel l sch aft au fgru n d ih rer Fäh igkeiten in Ver- bin du n g m it en tsprech en den Position en . I h r E in fl u ss gesch ieh t ü ber Medien , Bil du n gsin - h al te oder ü ber N orm ieru n gen , d. h . ih re Mach t ist in form el l er Art. Mach tel iten verfü - gen ü ber die form al e Mach t, al so E n tsch ei- du n gsposition en in sbeson dere in der E xe- ku tive. Beide E l itesph ären ü bersch n eiden sich praktisch u n d person el l . Wer in ein er Person beide H an dl u n gsoption en verbin - den kan n , sch afft sich beson dere Gestal - tu n gsm ögl ich keiten . H in zu kom m en die D eu tu n gsel iten . D am it ist gem ein t, dass ge- sel l sch aftl ich es Gesch eh en , von tagesaktu - el l en Vorgän gen bis zu r Gesch ich tssch rei- bu n g, n ich t von al l en Men sch en gl eich er- m aßen in terpretiert werden kan n , son dern dass bestim m te Person en kreise ein en be-
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son deren E in fl u ss au f die Art von Wah rn eh - m u n g u n d Wertu n g h aben , d. h . ih re Posi- tion en verviel fäl tigen sich ü ber die Köpfe der N ich t-E l iten tau sen d- oder m il l ion en - fach . Ob die Spiel weise ein er F u ßbal l - m an n sch aft gu t oder sch l ech t war, ob ein 80%-E rgebn is ein er Vorsitzen denwah l ein E rfol g oder ein e Abstrafu n g darstel l t, ob ein e m il itärisch e I n terven tion ein e h u m an i- täre Befreiu n gsaktion oder sch l ich t ein krie- gerisch er Ü berfal l ist oder ob ein e Strafe h art oder weich ist − das en tsch eiden gan z Wen ige, die die D eu tu n gsel ite dar- stel l en .
Au s dem B u ch „ Freie M en sch en in freien Verein baru ngen“ (S. 47f. )
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H errsch aftsförm igkeiten im Mitein an der
E i n g esch l i ffen e
H i era rch i en & D en ken i n der Meta eb en e
D ie ben an n ten , „ großen“ Form en in stitu tio- n el l er Mach t werden ergän zt oder verstärkt du rch U n tersch iede zwisch en Men sch en im Al l tag u n d sozial en Organ isieren . E in Bei- spiel ist das D en ken in der Metaeben e von Kooperation en − oder eben deren Weg- l assen .
Men sch en h aben u n tersch iedl ich gel ern t, n eben dem eigen en E rl eben au ch in der Metaeben e, d. h . fü r die gesam te Gru ppe, Situ ation oder zu kü n ftige E n twickl u n g zu den ken . Wer l etzteres m ach t, tritt au s der eigen en Befan gen h eit u n d kon kreten Situ a- tion h erau s u n d en twickel t ein e ( an n äh ern - de) Vorstel l u n g, wie ein E extern e Betrach - terI n Verh al ten , gegen seitige Beein fl u s- su n g, I n teressen u n d Strategien der Betei- l igten wah rn eh m en wü rde. D as erzeu gt n eu e H an dl u n gsm ögl ich keiten , aber au ch D ru ck, zu agieren . So en tsteh en m arkan te U n tersch iede − oft u n bewu sst, z. B. en t- sprech en d der Sozial isieru n gen , oder zu - m in dest u n gewol l t.
E rken n bar werden U n tersch iede, wen n die F rage gestel l t wird, wer au sfal l en kan n oder n ich t. Von der F rau in kl assisch -patri- arch al en Fam il ien bis zu den Mittel pu n kts-
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person en in sozial en P rojekten reich t die Reih e derer, die ( gefü h l t bis tatsäch l ich ) n ich t z. B. kran k werden dü rfen oder au ch in sol ch em Stadiu m n och fü r al l e m itden ken u n d weiter h an del n m ü ssen .
B eh ü ten de B evorm u n du n g u n d Steu eru n g
Au s der Misch u n g von P rivil egien u n d dem D en ken in der Metaeben e en tsteh en Wil l e u n d Mögl ich keit, das Verh al ten An derer zu steu ern . Was im E in zel fal l , z. B. al s spon - tan e H an dl u n g zu r ( verm ein tl ich en ) Gefah - ren abweh r, begrü n det sein kan n , wird bei Verstetigu n g zu r H errsch aft.
D ie jeweil s H errsch en den m ein en es dabei oft gu t m it den Beh errsch ten . D as betrifft n ich t n u r die Gesam torgan isieru n g der Ge- sel l sch aft u n d deren Su bräu m e, son dern au ch das Verh äl tn is zu E in zel n en . Wer aber au s der E m pfin du n g, etwas sei fü r je- m an d an deren besser ( sol ch e Gedan ken zu verbieten , wäre au ch H errsch aft) , n ich t die gl eich berech tigte D ebatte su ch t, son - dern die Person m an ipu l iert, steu ert, drän gt oder an ders bevorm u n det ( z. B. ü ber Be- feh l , D roh u n g, Bel oh n u n g, Strafe, Sch ü ren ein es sch l ech ten Gewissen s oder An gst) , stel l t sich ü ber die an dere Person u n d sch afft ein − m eist dau erh aftes − Gefäl l e.
Au ch Gn ade ist in diesem Sin n e H errsch aft, weil sie au s ein er ü berl egen en Position h e- rau s gewäh rt wird.
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Vorab: Th eorie ü ber die Th eorien
E i n festes Zi el b i l d zu ben en n en , wä re n i ch t n u r a n m a ß en d, son - dern a u ch a n ti -em a n zi pa tori sch ! Au s h eu tigem Wissen h erau s kan n Zu ku n ft n ich t kon kret besch rieben werden , weil al - l es bis dah in N eu e h eu te n ich t bekan n t wäre u n d ein E n twu rf die Festl egu n g au f h eu tige Mögl ich keiten bedeu ten , al so diese Festsch reibu n g au toritär wirken wü r- de.
D ie Zu ku n ft defin ieren zu kön n en , wäre ers- ten s verm essen , den n wir sin d geistige Kin - der der Zeit, d. h . wir kön n en ein Zu ku n fts- bil d n u r au s dem Wissen u n d den sozial en
„ Meth oden“ en twerfen , die wir bereits ken - n en . E vol u tion ist aber im m er au ch die Ver- än deru n g u n d E rweiteru n g der E vol u tion s- bedin gu n gen . D. h . n iem an d kan n wissen , wel ch e Mögl ich keiten in ein er zu kü n ftigen Gesel l sch aft besteh en − gerade in ein er h errsch aftsfreien u n d dan n ( h offen tl ich ) kreativeren Wel t.
E s wäre aber au s h errsch aftskritisch er Sich t au ch kon traprodu ktiv. D en n al l es, was et- was garan tieren , al so verm ein tl ich e Sich er-
h eit an streben wil l , m u ss in der Kon sequ en z au toritären Ch arakter au fweisen . D as Gu te zu erzwin gen oder au ch n u r fest- sch reiben zu wol l en , ist der Tü röffn er fü r Mach tan sprü ch e. N ich t zu fäl l ig wü rde das den aktu el l en Legitim ation sdisku rsen fü r Kriege, Strafen u n d Ü berwach u n g äh n el n . D ah er: Al l es ist ein P rozess, aber kein be- l iebiger!
Au s dem B u ch „ Freie M ensch en in freien Vereinbaru n gen“ (S. 207)
Th esen ü ber di e
h errsch a ftsfrei e Wel t
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Wa h rh ei t i st di e E rfi n du n g ei n es Lü g n ers.
( D er Satz stam m t von H ein z von Förster. ) Wah r bzw. objektiv ist doer wäre das, was u n abh än gig vom Betrach ter existiert. E s kön n te dan n von jederm au ch so erkan n t werden , wen n ideol ogisch e Verbl en du n - gen , D isku rse u sw. abgel egt u n d die D in ge an sich erkan n t wü rden . D och der Men sch kan n n ich t oh n e Wertu n g, Begriffsbil du n g u sw. wah rn eh m en .
Wer gl au bt, in Wah rh eiten zu den ken , m ach t au s dem Rin gen u m Mein u n gen sch n el l ein en H egem on ial kam pf.
Wah rh eit u n d Objektivität gibt es im m en sch l ich en Bewu sstsein u n d dam it in der Kom m u n ikation , im Fach streit, im pol iti- sch en Rau m u n d an jedem an deren Ort n ich t. D arau s fol gt aber n ich t, dass es egal ist, was ist. U m E rken n tn is- u n d darau f fol - gen d au ch H an dl u n gsm ögl ich keiten des Men sch en zu erweitern , sin d N eu gier u n d D ran g n ach Wissen eben so reizvol l wie der Wil l e zu m Fortsch ritt. Wo Sich tweisen al s wah r oder objektiv verkl ärt werden , wird dieser D ran g n ach E rken n tn is aber eh er gebrem st. D en n wen n das verm ein t- l ich Wah re sch on kl ar ist, wieso dan n n och F ragen stel l en?
D ie Akzeptan z, dass es Wah rh eit im Be- wu sstsein n ich t geben kan n , ist der An trieb zu m im m er gen au eren H in gu cken , zu m H in terfragen u n d zu r eigen en Losl ösu n g au s Vorein gen om m en h eiten , ideol ogisch er Verbl en du n g u n d disku rsiver Beein fl u ssu n g.
Au s dem B u ch „ Freie M ensch en in freien Vereinbaru n gen“ (S. 1 22ff. )
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Al l e „Götter“ si n d eg a l −
u n d fa l l s j em a l s vorh a n den , j etzt b esser tot.
Al s „ Götter“ sin d h ier al l e Form en m eta- physisch er Qu el l en gem ein t. Sie l iegen au - ßerh al b der m en sch l ich en Reichweite u n d en tzieh en sich som it gesel l sch aftl ich er D e- batte u n d zwisch en m en sch l ich er Verein ba- ru n g.
E vol u tion bedarf kein es Gottes, kein er ideal istisch en An triebskraft, son dern fol gt n otwen dig au s dem dyn am isch en Ch arak- ter von Materie. „ Götter“ sin d Versu ch e, der D yn am ik des Leben s ein en extern en Sin n oder H an dl u n gsrah m en an zu dich ten . D a dieser n ich t u n m ittel bar erken n bar ist, sch affen sich Au toritäten m it diesen Kon - stru kten Legitim ation fü r P rivil egien .
Au s dem B u ch „ Freie M ensch en in freien Vereinbaru n gen“ (S. 1 00f. )
D ie I n tern etseite zu m Th em a:
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www. h errsch a ftsfrei .de.vu
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Teil A: H errsch aft − Th eorie u n d Wirku n g
H errsch a ft bedeu tet, von den H errsch en den a u sg ewä h l te oder a bstra kte Zi el e festl eg en , kon - krete Vorh a b en m i t pri vi l eg i er- ten Mi ttel n verwi rkl i ch en u n d di e Verh ä l tn i sse a bsi ch ern zu kön n en .
N och m al die D efin iton : Mach t bedeu tet ei- n erseits die Fäh igkeit, zu m ach en , d. h .
„ Mach t zu “ ( au f I n dividu u m oder Gru ppe bezogen ) . An dererseits aber au ch „ Mach t ü ber“. D an n ist sie h errsch aftsförm ig.
H errsch aft bedeu tet die verstetigte, d. h . sel bstverfestigte oder frem dbestim m te, da- bei kon tin u ierl ich e E xisten z von „ Mach t ü ber“.
D iese H errsch aft ist fol gl ich im m er verbu n - den m it m eh r oder stabil en Mittel n der Steu eru n g, D u rch setzu n g, Kon trol l e u n d/oder San ktion . D azu geh ören ü berl e- gen e I n form ation szu gän ge, D isku rssteu e- ru n g, P rodu ktion sm ittel , Gesetze, Waffen , E in bin du n g in E l iten -N etzwerke u n d wei- tere P rivil egien . Wer ü ber sie verfü gt, kan n sel bst au swäh l en , wel ch e Ziel e m it ih n en verfol gt werden , z. B. eigen e I n teressen oder Kl ien tel -I n teressen . Sowoh l die Wah l der Ziel e wie au ch der D u rch - u n d U m set- zu n gsm ittel ist du rch H errsch aft u n gl eich verteil t.
H errsch a ft b edeu tet zu - dem , b ei der Verwi rkl i -
ch u n g von Zi el en u n d Vorh a b en en tsch ei den zu kön n en , wem wel ch e Fol g en , d. h . Vor- oder N a ch tei l e, zu kom m en .
H errsch aft bedeu tet sowoh l das P rivil eg, den N u tzen au s Vorgän gen kan al isieren zu kön n en , wie au ch die Mögl ich keit, etwas zu m N ach teil An derer tu n zu dü rfen , oh n e sel bst n egative Kon sequ en zen fü rch ten zu m ü ssen . D arin l iegt ein H an dl u n gsan reiz, h errsch aftsförm ige Mittel u n d Stru ktu ren au ch zu n u tzen .
Positive u n d n egative Fol gen al l er E n tsch ei- du n gen , z. B. die Verteil u n g von Gewin n en u n d Verl u sten , von Roh stoffen u n d Abfäl l en , von Wissen u n d Strafen , kön n en au s der Position der H errsch aft gesteu ert werden . D ieses Mom en t ist fester Bestan dteil al l er H errsch aftsbezieh u n gen u n d -verh äl tn isse.
D ie privil egierte oder son st bevorteil te Per- son m u ss die Fäh igkeit zu r Steu eru n g, wer die Fol gen von E n tsch eidu n gen zu tragen h at, n ich t gegen an dere Men sch en au sn u t- zen . Aber bereits die Mögl ich keit, diese Wah l zu h aben , ist H errsch aft, den n sie feh l t an deren Men sch en , wodu rch ein dau - erh aftes Gefäl l e en tsteh t. Gn ade, E n twick- l u n gsh il fe u n d viel es m eh r basieren darau f, ü ber An deren zu steh en − u n d sin d dah er H errsch aft.
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H errsch a ft l öst H err-
sch a ftsa u sü b u n g a u s. D er sog e- n a n n te Mi ssb ra u ch von H err- sch a ft i st n i ch ts a l s der Geb ra u ch sei n er Mi ttel .
D ie sel bstau sl ösen de Wirku n g ist m it der H errsch aft im m er verbu n den , d. h . H err- sch aft ist n ich t oh n e die N eigu n g, sie au ch zu n u tzen , zu den ken oder defin ieren . Bestän dige Mach t ü ber an dere zu h aben , ist sel bst der Au sl öser, diese au ch zu ge- brau ch en . D en n P rivil egien au fzu bau en u n d au frech tzu erh al ten , ist oft m it großem Au fwan d verbu n den − sie dan n zu n u tzen , sen kt h in gegen den jeweil igen Au fwan d, zu m in dest ku rzfristig u n d im E in zel fal l . D a- h er fördert die E xisten z von H errsch aft de- ren Anwen du n g.
Au s den gen an n ten Grü n den ist die Th eo- rie, du rch Kon trol l e die Au sü bu n g von H err- sch aft ein h egen zu kön n en , sin n l os, den n in der Kon sequ en z wü rden bestim m ten Men - sch en n eu e P rivil egien zu gebil l igt, die ih - n en Kon trol l m ögl ich keiten eröffn en . Wen n aber H errsch aft sich sel bst au sl öst, so wü r- den diese P rivil egien vor al l em zu r Au s- ü bu n g von Mach t fü h ren − dan n u n kon trol - l iert. Kon zepte ein er h u m an eren Pol itik du rch Steu eru n g von oben sch eitern an dieser h errsch aftsan al ytisch en U n sch ärfe sch on vom Kon zept h er. D iese Kritik m u ss
au ch an rom an tisch en U topien oder E rwar- tu n gsh al tu n gen an freu n dl ich eren ( z. B. ge- wal tfreien ) U m gan g m itein an der gerich tet werden . E s kom m t n ich t au f die E in stel l u n g der Beteil igten an , son dern au f die H err- sch aftsverh äl tn isse in ih rer Kom pl exität u n d Viel fäl tigkeit. D arau s ergibt sich au ch ein e Absage an person al isierte H errsch aftskriti- ken , die z. B. kon kreten Person en oder Gru ppen au fgru n d derer Bösartigkeit die Sch u l d fü r die Verh äl tn isse au f der Wel t zu - sch iebt.
Au s dem B u ch „ Freie M ensch en in freien Vereinbaru n gen“ (S. 25)
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D i e Fä h i g kei t, versteti g te u n d g em ei n sa m e, d. h . kol l ekti ve E n t- sch ei du n g en treffen zu kön n en , setzt eben so h errsch a ftsförm i g e Reg el u n g en vora u s wi e di e Fä - h i g kei t, si e spä ter a u ch du rch zu - setzen .
D am it ein Kol l ektiv m it abgegren ztem I n n en u n d Au ßen h an del n kan n , bedarf es ( m in d. ) zweier h errsch aftsförm iger Vorgän - ge: D er Kon stru ktion des Kol l ektivs u n d der D u rch setzu n gssich eru n g von E n tsch eidu n - gen .
Wer kol l ektive E n tsch eidu n gen m it Gü l tig- keitsan spru ch fü r die Gesam th eit der in s Kol l ektiv h in ein gedach ten Men sch en tref- fen wil l , m u ss vorh er das Kol l ektiv defin ie- ren . D as bedeu tet in der Regel , dass es vorh er kon stru iert wird u n d n ich t der Sel bst-
bestim m tu n g der Beteil igten en tsprin gt − der erste H errsch aftsakt ein er jeden kol l ek- tiven I den tität. Regel n u n d D u rch setzu n gs- m ech an ism en gewäh rl eisten au ch später, dass sich Person en , die al s Au ßen defin iert wu rden , n ich t beteil igen ( kön n en ) .
Kol l ektive E n tsch eidu n gen brau ch en zu dem D u rch setzu n gsm ech an ism en − oder sin d sin n l os. Organ e m it Kon trol l - u n d San kti- on sbefu gn is ( Gewal tm on opol ) defin ieren , wan n ein e zwan gsweise D u rch setzu n g n ö- tig ist u n d wel ch e Mittel dabei ein gesetzt werden . Mit ih n en en tsteh en n eu e P rivil e- gien u n d Meth oden der Mach tau sü bu n g, die in ein er h orizon tal en Gesel l sch aft u n - n ötig wären .
Bei der Au swah l der später m it beson deren Befu gn issen au sgestatteten Person en set- zen sich Men sch en du rch , die ü ber h öh ere D u rch setzu n gspoten tial e verfü gen ( Al ter, Gesch l ech t, rh etorisch e Fäh igkeiten ) . D ie E rl an gu n g von Äm tern m it form al em Mach tpoten tial verstärkt u n gl eich e H an d- l u n gsm ögl ich keiten zwisch en Men sch en , statt H orizon tal ität u n d Gl eich berech tigu n g zu fördern .
37 Teil B: D as Gan ze
u n d sein e Teil e
D i e Ma sse der Men sch en
ka n n u n tersch i edl i ch org a n i si ert sei n . H errsch a ft setzt a u f E i n - h ei tl i ch kei t u n d tra n szen di erte E i n h ei t. H errsch a ftsfrei h ei t för- dert Vi el fa l t u n d Koopera ti on der U n tersch i edl i ch en .
N eben Masse oh n e D ifferen z ( Vol k, Ju - gen d, Au sl än derI n n en , Mitgl ieder . . . ) gibt es D ifferen z m it Gefäl l e ( H ierarch ie) u n d D ifferen z oh n e Gefäl l e ( Au ton om ie & Ko- operation ) . N u r das l etztere Model l ein er Men ge von Men sch en bietet die Ch an ce zu r H errsch aftsfreih eit.
Zu dem : I n dividu al isieru n g u n d Verm assu n g passen gu t zu sam m en . D ie Bil du n g ein er Gesam th eit au s ein er Masse von ein an der Losgel öster m ach t das Gan ze beh errsch - bar. Bin n en differen zieru n g sch ü tzt h in ge- gen vor l eich ter Len kbarkeit. Seien wir da- h er skeptisch gegen ü ber al l en Form en der E in h eit, kol l ektiver I den titäten , ein em „Wir“, das m eh r al s besch reiben d ist, gegen ü ber H ierarch ien , Stel l vertretu n g u n d beh au pte- tem Gem einwil l en − in al l en gesel l sch aftl i- ch en Su bräu m en .
Au s dem B u ch „ Freie M en sch en in freien Verein baru ngen“ (S. 41 u nd 21 4)
Au s Len Fish er (201 0): „ Schwarm intelligenz“, Eich born in Fran kfu rt