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Pucki frisst nicht

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122 DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

M

eerschweinchen

sind Fluchttiere, die Krankheits- zeichen so lange wie möglich verbergen. In der Tierarztpraxis werden sie daher oft erst dann vorgestellt, wenn sie nicht mehr fressen oder sich

zurückziehen. Die Tiere befin- den sich dann in der Regel schon in einem fortgeschritte- nen Krankheitsstadium.

Zahnerkrankungen Ursachen hierfür sind unter anderem ge- netisch bedingte Fehlstellun-

gen, Fütterungsfehler aufgrund von Rohfaser- oder Calcium- mangel, Traumata und Alter.

Fehlstellungen führen zu einem ungleichmäßigen Abrieb der Zähne, sodass diese überwach- sen oder Spitzen ausbilden. Es kommt in Folge zu Verletzun-

gen der Mundschleimhäute oder zu einer Einschränkung der Zungenbeweglichkeit. Die schlechte Zahnqualität verur- sacht eine verminderte Festig- keit der Zähne, sodass Keime bin in den lebenden Bereich des Zahnes eindringen und sich da- durch entzündliche Prozesse entwickeln können. Typische Symptome einer Zahnerkran- kung sind veränderte Fressge- wohnheiten und damit einher- gehende Verdauungsstörungen wie Diarrhoe, vermehrte Sa- livation (Speichelbildung) und verminderte bis ausbleibende Futteraufnahme. Die Diagnose wird durch eine gründliche Ins- pektion der Maulhöhle gestellt.

Therapeutisch erfolgt eine Kür- zung beziehungsweise Korrek- tur der Zähne. Damit ist das Problem aber nicht immer gleich behoben, da die Zähne zeitlebens wachsen – je nach Art und Zahn circa ein bis zwei Millimeter pro Woche, sodass sich die Situation der Zähne innerhalb kurzer Zeit wieder erheblich verändern kann. So können rekonvales- zente Tiere zunächst weiterhin nur unzureichend kauen, und da dadurch erneut kein Ab- reiben der Zähne erfolgt, ist eine Nachkorrektur erforder- lich. Bei Schleimhautverände- rungen werden Analgetika, bei einer sekundären Infektion An- tibiotika verabreicht. Bis das Meerschweinchen wieder nor-

TIERE IN DER APOTHEKE

Appetitlosigkeit (Inappetenz) und Abmagerung sind häufige und unspezifische Symptome beim Meerschweinchen. Unabhängig von der Ursache muss vielfach eine Zwangsfütterung („Critical Care“) eingeleitet werden.

Pucki frisst nicht

© Mr_Mozymov / iStock / Getty Images

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2019| www.diepta.de

mal frisst und die Rötungen und Verletzungen im Rachen- und Maulbereich abgeheilt sind, muss unbedingt zugefüttert und das Tier animiert werden, selbst zu fressen. Beispielsweise in dem gekühlte Melonen, Gur- ken, Petersilie und Klee angebo- ten werden. Anschließend wird Brei gefüttert. Wichtig ist weni- ger, was das Tier frisst, sondern dass überhaupt Nahrung aufge- nommen wird, um die Zähne wieder einzuschleifen.

Pharyngitis Die Rachenent- zündung tritt vor allem bei Tie- ren mit geschwächtem Immun- system auf. Meist liegen andere Primärerkrankungen zugrunde.

Die betroffenen Meerschwein- chen haben Appetit, würgen je- doch nach der Futteraufnahme und spucken das Futter wieder aus. Auch Husten wird beob- achtet. Durch Berührung im Bereich des Kehlkopfes kann ein Würgen oder Husten ausge- löst werden. Im Rachenraum sind Rötungen, Schleiman- sammlungen, Bläschen und eit- rige Plaques sichtbar. Die Be- handlung besteht in der Gabe von Antibiotika und Analge- tika. Vor einer Zwangsfütterung sollte ein lokales Schleimhaut- antiseptikum gegeben werden.

Futter wird meist erst nach voll- ständiger Abheilung der Ent- zündung wieder selbstständig aufgenommen.

Osteodystrophie Diese Er- krankung tritt hauptsächlich in Satin-Zuchtlinien auf, deshalb hat sie den Beinamen „Satin- Krankheit“ bekommen. Satin- Meerschweinchen haben ein be- sonders glänzendes Fell, da die Haare dieser Tiere hohl sind und das Licht anders brechen. Im Verlauf der Erkrankung wird stabiles Knochengewebe durch Bindegewebe ersetzt, das heißt, Calcium wird entzogen, jedoch kein neues eingelagert. Zunächst

kommt es zu geringfügigem, später zu einem zunehmenden Gewichtsverlust. Der Kot ist schmierig, da nur noch weiches, rohfaserarmes Futter gefressen wird. Die Meerschweinchen werden bewegungsunlustig, der Gang wirkt hoppelnd. Bei der klinischen Untersuchung fallen eine Auftreibung der Kieferkno- chen und eine eingeschränkte Beweglichkeit der Gelenke auf.

Röntgenaufnahmen zeigen eine generalisierte Auflockerung der Knochenstruktur. Osteodystro- phie ist nicht behandelbar oder heilbar. Bei Schmerzen ist eine Therapie mit Analgetika mög- lich. Sind die Schmerzen groß, oder ist bei Befall des Kiefers kein Fressen mehr möglich, sollte das Tier eingeschläfert werden.

Tumoren Meerschweinchen leiden häufig unter Osteosarko- men der Kieferknochen, die im Ober- und Unterkiefer lokali- siert sein können. Durch Auf- treibung des Kieferknochens verschieben sich die Backen- zähne. Die betroffenen Tiere fressen zunächst nur noch wei- ches Futter, mit Fortschreiten der Erkrankung können sie kaum noch Futter kauen. Hinzu kommt eine Hypersalivation.

Im Anfangsstadium der Erkran- kung werden nur leichte Asym- metrien der Kieferknochen fest- gestellt, im weiteren Verlauf treten deutliche Verschiebun- gen der Zähne auf. Die Verän- derungen der Knochenstruktu- ren lassen sich röntgenologisch nachweisen. Durch die Gabe von Analgetika und durch Zu- fütterung kann das Allgemein- befinden der Meerschweinchen noch eine zeitlang ungestört sein.

Schilddrüsenerkrankungen Bei Meerschweinchen kommt sowohl eine Über- als auch eine Unterfunktion der Schilddrüse

vor. Hyperthyreosen überwiegen jedoch. In diesem Zusammen- hang werden neben Hyperpla- sien auch Adenome und Ade- nokarzinome der Schilddrüse festgestellt. Davon sind vor allem Meerschweinchen ab fünf Jahren betroffen. Bei Hyperthyreosen kommt es zunächst bei erhalte- ner oder deutlich gesteigerter Futteraufnahme zu Gewichts- verlusten. Später besteht Inappe- tenz, bei manchen Tieren fällt Polydipsie (krankhaft gesteiger- ter Durst) auf, und auch schmie- rige Durchfälle werden be- obachtet. Auch Alopezien im Bauchbereich und an den Hin- terbeinen sind häufig. Eine Hy- pothyreose äußert sich durch Trägheit und Gewichtszunahme, im Verlauf nimmt die Futterauf- nahme jedoch ab, und die Tiere verlieren an Gewicht. In fort- geschrittenen Fällen werden Myxödeme (ödemartige Schwel- lung der Unterhaut) festgestellt sowie Fellverluste wie bei einer Hyperthyreose. Um eine Schild- drüsenerkrankung bei dieser Symptomatik eindeutig zu diag- nostizieren, sollte der T4-Wert bestimmt werden. Bei frühzeiti- ger Diagnose und Therapie kann der Zustand des Tieres deutlich verbessert und über lange Zeit stabil gehalten werden.

Umfangsvermehrungen der Bauchorgane Bei Meer- schweinchen können beispiels- weise Ovarialzysten und Häm- angiosarkome der Milz sowie Gebärmuttertumoren eine Ver- drängung des Darms und damit eine Reduktion der Futterauf- nahme auslösen, sodass die Tiere bei zunehmenden Bauch- umfang abmagern. Bei Ova- rialzysten oder -tumoren wird das Meerschweinchen kastriert.

Tumoren der Milz oder des Darmes haben aufgrund weit- reichender Verklebungen mit anderen Organen eine schlechte Prognose.

Tipps für Meerschwein- chen-Besitzer Wenn Hunde oder Katzen nicht fressen, fällt das sofort auf. Bei Meer- schweinchen ist dies hingegen oft nicht sofort ersichtlich, vor allem dann, wenn mehrere Tiere gemeinsam gehalten wer- den. Auch das gesträubte Fell täuscht oft mehr Körperfülle vor, weshalb zunächst gar nicht erkannt wird, dass das Meer- schweinchen abmagert. Darü- ber hinaus erscheinen die Tiere immer wieder am Futternapf und bleiben aus Hunger oft län- ger davor sitzen als ihre gesun- den Artgenossen, sodass der Besitzer glaubt, dass das Tier immer gefressen hat, sogar öfter als die anderen. Doch das Meer- schweinchen versucht zwar zu fressen, kann aber aufgrund der Schmerzen oder einer Zahn- fehlstellung nicht ausreichend Nahrung zu sich nehmen. Erst das Abtasten der Wirbelsäule und der Rippen lassen das wahre Ausmaß der Abmage- rung erkennen. Deshalb ist es ratsam, Meerschweinchen wö- chentlich zu wiegen, um Ver- änderungen frühzeitig zu er- kennen. Zeigt sich bei drei aufeinanderfolgenden Ge- wichtskontrollen eine Ge- wichtsreduktion oder nimmt das Tier mehr als 50 Gramm ab, sind dies Alarmzeichen und eine Vorstellung beim Tierarzt ist unbedingt erfor- derlich.  n

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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