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Die Angst im Nacken

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Academic year: 2022

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Jeder Mensch kennt das Gefühl von Angst. Meist hat es eine wichtige

Warnfunktion – es kann aber auch krank machen: Neben den Depressionen zählt diese Störung zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland.

D

ie generalisierte Angststörung ist im International Classification of Diseases-10 (ICD-19) unter den

„sonstigen Angststörungen“

(F41.1) gelistet. Sie tritt meist um das dritte Lebensjahrzehnt auf. Bei Frauen ist sie häufiger, insbesondere in Verbindung mit langanhaltenden Belastungen durch äußere Umstände. Die Angst entwickelt sich bei diesem Störungsbild langsam. Betrof-

fene leiden unter unbegründe- ten Sorgen und negativen Vor- ahnungen. Die Angst hat das Leben dann im Griff: In vielen Fällen sind Patienten nicht in der Lage, ihren Alltag zu bewäl- tigen, denn die Angst tritt in zahlreichen Situationen auf. Kör- perliche Symptome wie Schlaf- störungen, Herzrasen, Schwin- del, Hitzewallungen, innere Un- ruhe, Verspannungen oder Kopf- schmerzen begleiten die genera- lisierte Angststörung. Laut ICD-

10 müssen für die Diagnose fol- gende Symptome an den meis- ten Tagen, mindestens mehrere Wochen lang, meist mehrere Monate auftreten:

k Befürchtungen (Sorge über zukünftiges Unglück, Nervosität, Konzentrations- schwierigkeiten usw.) k Motorische Spannung

(körperliche Unruhe, Span- nungskopfschmerz, Zittern, Unfähigkeit, sich zu entspannen)

k Vegetative Übererregbarkeit (Benommenheit, Schwitzen, Tachykardie oder Tachyp- noe, Oberbauchbeschwer- den, Schwindelgefühle, Mundtrockenheit usw.) Neben der generalisierten Angststörung gibt es weitere Formen, auf die im Folgenden eingegangen wird.

Phobien Diese situationsge- bundenen Ängste werden durch bestimmte Objekte oder Aktivi- täten ausgelöst. Vermeidungs- strategien dienen Betroffenen, den angstauslösenden Situatio- nen aus dem Wege zu gehen.

Man unterscheidet bei den pho- bischen Störungen die Agora- phobie (ICD-10, F40.0), die soziale Phobie (ICD-10, F40.1) und spezifische Phobien (ICD- 10, F40.2). Erstere beschreibt eine Gruppe von Phobien mit der Angst, die eigene Wohnung zu verlassen, Geschäfte zu be- treten oder sich in Menschen- mengen zu begeben. Ferner ver- meiden Betroffene öffentliche Plätze und Reisen mit dem Zug, Bus oder Flugzeug. Viele Patien- ten verlassen aufgrund ihrer Angst die Wohnung sehr selten oder gar nicht. Das Fehlen von Fluchtwegen ist ein zentraler Aspekt für Erkrankte mit einer agoraphobischen Störung. Bei einer sozialen Phobie leidet der Patient unter einer „Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen in verhältnis-

Die Angst im Nacken

PRAXIS PSYCHISCHE STÖRUNGEN

© Julius Sebastian Figge

90 DIE PTA IN DER APOTHEKE | November 2012 | www.pta-aktuell.de

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mäßig kleinen Gruppen (nicht dagegen in Menschenmengen)“.

Häufig meiden Betroffene Kon- takte und ziehen sich immer mehr zurück. Zudem haben sie Furcht davor, im Mittelpunkt zu stehen. Bei spezifischen Pho- bien bezieht sich die Angst auf bestimmte Situationen oder Ob- jekte. Dazu gehören Tier- (z. B.

Spinnen) oder Situationspho- bien (z. B. Flugreisen, Zahn- arzt). Sie sind in der Regel we- niger einschränkend als die Agoraphobie oder die soziale Phobie.

Panikstörungen (ICD-10 F41.0) Kennzeichen sind plötz- lich auftretende, heftige Angst- attacken. Da sie unabhängig von bestimmten Situationen auf- treten, sind sie nicht vorherseh- bar. Das Ausmaß der Symptome variiert von Person zu Person.

Charakteristisch für die Panik- attacke sind Brustschmerzen, Schwindel, Herzrasen, Entfrem- dungs- und Erstickungsgefühle.

Häufig leiden Patienten unter Todesängsten. In der Regel hal- ten die Anfälle wenige Minuten

an. Einer ersten Panikattacke folgt meist eine Angst vor wei- teren dieser Situationen.

Posttraumatische Belas- tungsstörung (ICD-10 F43.1) Sie folgt als verzögerte Reaktion auf eine belastende Situation

oder auf ein Ereignis katastro- phenartigen Ausmaßes mit einer Latenz von Wochen, Mo- naten oder Jahren. Erinnerun- gen und Albträume können zu einer großen Verzweiflung des Patienten führen. Oft sind Be- troffene übertrieben wachsam und neigen ferner zu Depressi- onen und Angst.

Ursachen Es gibt eine Reihe von Theorien zur Entstehung von Angststörungen, auch wenn die genauen Ursachen noch nicht geklärt sind. Genetische Faktoren sind in der Diskussion, weil häufig Verwandte von Pa- tienten ebenfalls daran leiden.

Ein verursachendes Gen konnte bisher jedoch nicht identifiziert werden. Psychische Faktoren tragen zu der Entwicklung bei.

So folgt auf traumatische Erleb- nisse häufig eine Angststörung.

Auch neurobiologische Fakto- ren sollen einen Einfluss auf ihre Entstehung haben. Hierbei geht man von einem gestörten Gleichgewicht der Neurotrans- mittern Noradrenalin, Seroto- nin und gamma-Aminobutter-

säure aus. Während einer Angst- attacke lösen die von der Ne- benniere produzierten Substan- zen Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol vegetative Reaktio- nen aus. Nach dem lerntheore- tischen Ansatz ist die Angst eine angeeignete Fehlreaktion. Bei einer negativen Erfahrung in einer neutralen oder positiven Situation erfährt der Betroffene Angstgefühle. Folge ist der Ver- such, eine Wiederholung der Situation zu umgehen. Das Ver- meidungsverhalten führt dann allerdings zu einer Aufrechter- haltung der Angst.

p

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS) ÜBERBLICK

In unserer Serie „Psychi- sche Störungen und ihre pharmakologische Be- handlung“ stellen wir Ihnen in den kommenden Mona- ten folgende Themen vor:

+ Schizophrenie

+ Depression/Hypomanie + Zwangsstörung + ADHS

+ Bulimie/Magersucht + Borderline-Persönlich-

keitsstörung + Tourette-Syndrom + Psychiater, Psychologe,

Psychotherapeut – wer behandelt wen?

WEBCODE: CB091 k Weitere Infos zur Behand- lung finden Sie, wenn Sie diesen Artikel online unter www.pta-aktuell.de lesen!

Referenzen

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