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ADHS im nicht-medizinischen Bereich; Hilfeund Unterstützung für Betroffene Jugendliche und Erwachsene durch ADHS Casemanagement

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Academic year: 2022

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ADHS im nicht-medizinischen Bereich; Hilfe- und Unterstützung für Betroffene Jugendliche

und Erwachsene durch ADHS Case- management

Themenschwerpunkte der Hilfe und Unterstützung von Beratungs- und Coaching-Leistungen im Lebensbereich

Gesundheitsförderung und Prävention

Themenschwerpunkte im LB Gesundheitsförderung und Prävention (Jugend- und Erwachsenenalter)

Betroffene Jugendliche und Erwachsene kennen den Leidensdruck ihrer Schwierigkeiten und Einschränkungen meist seit ihrer Kindheit. Sie spüren bereits seit dem Eintritt in die Spielgr- uppe, bzw. den Kindergarten, dass sie im Umgang mit ihren gleichaltrigen Kolleginnen und Kollegen, im Verständnis von Regeln und Anweisungen die durch verantwortliche Erwach- sene kommuniziert werden Schwierigkeiten haben. Dasselbe gilt auch für die Erledigung von Aufträgen, wo Schwierigkeiten und Einschränkungen beim Verständnis und der Umsetzung auftreten. Es ist auch die Zeit im Leben von Betroffenen, in der sie von ihrem familiären, schulischen, kollegialen und sozialen Umfeld, beinahe täglich Kritik, Ausgrenzung und Dis- kriminierung erfahren. Je nach Stärke und Ausprägung vom ADHS verstehen viele Betrof- fene im Kindesalter selber nicht, weshalb sie anders denken und handeln als Kollegen in ih- rem Umfeld. Zwar wollen sie anders, merken aber, dass sie damit überfordert sind. Als Folge dieser Einschränkungen und Schwierigkeiten kann es Betroffenen schwerfallen fällt es sch- wer über ihre diesbezüglichen Schwierigkeiten zu sprechen. Sie reagieren aus Überforde- rung und Hilflosigkeit gegenüber sich selber und den negativen Reaktionen aus ihrem Um- feld zunehmend genervt, emotional-impulsiv oder ziehen sich zurück. Der innere Leidens- druck bei Betroffenen kann ohne gezielte Hilfe und Unterstützung so stark zunehmen, dass sich bereits im Kindesalter psychische Störungen entwickeln, die ihren Entwicklungsprozess (massiv) beeinträchtigen können.

Betroffene Erwachsene können entweder mit den Folgen einer fehlenden ADHS-Abklärung, bzw. fehlenden Unterstützungsangeboten im Kindes- und Jugendalter, konfrontiert sein. Be- troffene mit diesen Voraussetzungen bei der eigenständigen Klärung und Bewältigung ihrer Handlungen, Verpflichtungen, Entscheidungen, Tätigkeiten, Aufgaben und Aufträgen ihren Lebensbereichen im Alltag so überfordert sein, dass ihnen eine eigenständige und selbstbe- stimmte Lebensführung und Lebensgestaltung kaum oder gar nicht möglich ist. Davon kann die Haushaltführung und Haushaltsorganisation, die eigenständige Finanz- und Vermögens- verwaltung, die Selbstorganisation und die Fähigkeit zur eigenständigen Organisation und Umsetzung einer (eigenen) Tagesstruktur, die Pflege sozialer Kontakte etc. ein-geschränkt sein. Die Erfahrungen zeigen, dass je zahlreicher die Schwierigkeiten Betroffener im Alltag, desto stärker können ihre Körperfunktionen eingeschränkt sein. Als Folge davon kann die physische und psychische Gesundheit Betroffener weiter beeinträchtigt werden. Bei betrof- fenen Erwachsenen mit einer schweren Einschränkung ihrer Gesundheit sind oft bereits früh auf die Unterstützung von Leistungen der Psychiatrien, der Sozialversicherungen und/ oder der Sozialhilfe angewiesen. Vereinzelt können Fälle auch auf die Betreuung und Unterstütz- ung im Alltag im Rahmen einer stationären (sozialpädagogischen) Institution, mit oder ohne Beistandschaft, angewiesen sein.

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Betroffene, Erwachsene, die sich grundsätzlich in einer stabilen gesundheitlichen Verfassung befinden und grundsätzlich einer eigenständigen und selbstbestimmten Lebensführung und Lebensgestaltung nachgehen können, können als Folge der ADHS-Symptome, bzw ihrer eingeschränkten Körperfunktionen Schwierigkeiten mit der Konzentration, der Wahrnehm- ung, der Aufmerksamkeit und im Kontakt mit Personen in ihrem beruflichen, familiären, pa- rtnerschaftlichen oder sozialen Umfeld haben. Gleichzeitig können Betroffene sehr leistungs- stark arbeiten, vor allem in Bereichen, die sie interessieren. Mit dem Hyperfokus können sich Betroffene auch über eine längere Zeit, grundsätzlich eine hohe Leistung aufbringen. Jedoch besteht dabei die Gefahr, dass dadurch ihre Selbstwahrnehmung eingeschränkt ist, dass sie ihre Grenzen, bzw. die natürlichen Bedürfnisse ihres Körpers nicht oder zu spät wahrneh- men. Durch die Hyperaktivität fühlen sich Betroffene zudem häufig «getrieben» und «ruhe- los» im Alltag. Dadurch kann es ihnen schwerfallen, ganz bewusst auch Phasen für die Erho- lung und die Entspannung in ihrer Tagesstruktur einzuplanen und auch einzuhalten. Ändern Betroffene nichts an ihrem Verhalten, bzw. an einer bewussten Einplanung von Zeitfenstern für die Erholung und Entspannung, kann sich das auch negativ auf ihre Gesundheit auswir- ken. Betroffene können Schwierigkeiten beim Schlafen oder plötzlichen Müdigkeitsanfällen tagsüber, etc. zeigen.

Bei betroffenen Erwachsenen mit einer grundsätzlich stabilen Gesundheit können sich als Folge der ADHS-Symptome, bzw. den Einschränkungen ihrer Körperfunktionen auch Schw- ierigkeiten in der eigenständigen Klärung und Bewältigung ihrer Emotionen und Impulsivität zeigen. Dadurch können Betroffene beispielsweise in ihrer Kommunikation und Interaktion mit Personen in ihrem familiären, beruflichen, sozialen und partnerschaftlichen Umfeld durch die spontane und emotionale Äusserung von Wortmeldungen, unabhängig vom Kontext, in- dem sie sich gerade befinden, auffallen. Auf nicht-Betroffene kann das, insbesondere, wenn der Betroffene mit diesen Verhaltensweisen regelmässig auffällt, zu Irritationen und Ärger über den Betroffenen führen. Während nicht-Betroffene diesen Ärger der nicht-Betroffenen oft nicht nachvollziehen können, weil Betroffene dabei oft überzeugt sind, mit ihren Wort- meldungen nur positive Absichten verfolgt zu haben, können nicht-Betroffene den Betrof- fenen für egoistisch, desinteressiert an den Gefühlen anderer Personen, ignorant und un- sensibel wirken. Als Folge davon können sich Missverständnisse und Konflikte zwischen Betroffenen und nicht-Betroffenen, häufen. Betroffene leiden oft selber stark unter diesen Konflikten. Je länger diese Situationen andauern und je länger es geht, bis sich Betroffene mit ihren diesbezüglichen Schwierigkeiten einer (medizinischen/ therapeutischen) Fach- person anvertrauen, desto stärker dadurch auch die Gesundheit Betroffener leiden und beeinträchtigt werden.

Negative gesundheitliche Folge durch ADHS-Polemik

In der Gesellschaft und leider auch in Teilen der Fachpersonen im Sozial- und Gesundheits- wesen gilt ADHS als Tabuthema oder als Konfliktthema. Dabei ist es eigentlich nur eine Er- klärung für einen spezifischen Leidensdruck, der für Betroffene real ist. Behauptungen wie

«ADHS gibt es nicht», «ADHS ist nur eine Erfindung der Pharma», «ADHS ist harmlos», etc., verstärken den Leidensdruck Betroffener zusätzlich, statt diesen zu reduzieren. Betroffene getrauen sich dadurch noch weniger zu sich selbst zu stehen und fühlen sich ausgegrenzt, diskriminiert und abgelehnt. Betroffene haben daher auch Mühe, sich Fachpersonen anzu- vertrauen, bzw. mit ihnen zu kooperieren, wenn sie sich durch diese nicht akzeptiert und/

oder verstanden fühlen. Diese ADHS-kritischen Kreise verstärken mit ihren Behauptungen einzig den Leidensdruck Betroffener oft zusätzlich und können somit mitverantwortlich für die Verschlechterung der gesundheitlichen Verfassung, bzw der Zunahme seiner Schwierigkei- ten in seinen Lebensbereichen im Alltag, sein. Die indirekten und direkten Folgen von ADHS- Polemik für Betroffen, sollten daher nicht unterschätzt werden. Eine bereits eingeschränkte Lebensführung und Lebensgestaltung Betroffener, kann dadurch noch stärker eingeschränkt werden, weil sich Betroffene beispielsweise immer mehr in die eigene Isolation zurückziehen und dadurch in finanzielle und berufliche Schwierigkeiten kommen können. Je stärker sich die Negativspirale Betroffener im Alltag dreht, desto grösser auch die Gefahr, dass die Ges- undheit Betroffener dadurch (weiter) beeinträchtigt werden kann.

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Ursachen der Schwierigkeiten und Einschränkungen Betroffener Jugendlicher und Erwachsener im LB Gesundheitsförderung und Prävention

Als Folge einer ADHS-Symptomatik können die Körperfunktionen Betroffener (gilt für das Ju- gend- und das Erwachsenenalter), wie denken, handeln, entscheiden, verhalten, kommunizi- eren und interagieren, eingeschränkt sein. Dabei ist die Ausprägung, Stärke, Intensität, und Auswirkung der ADHS-Symptome auf die Körperfunktionen des Betroffenen entscheidend welche, wie stark und wie zahlreich sich die Schwierigkeiten Betroffener bei ihren Tätigkei- ten, Aktivitäten, Verpflichtungen, Aufträgen und Aufgaben in ihren Lebensbereichen im All- tag, zeigen. Jede weitere Folgeerkrankung, bzw. jede weitere Beeinträchtigung der Gesund- heit Betroffener, kann die Körperfunktionen Betroffener weiter beeinträchtigen und in der Fol- ge auch zu einer weiteren Zunahme ihrer Schwierigkeiten in ihren Lebensbereichen im All- tag, führen. Je später sich ADHS-Betroffene mit ihren Schwierigkeiten und mit ihrem Leid- ensdruck im Alltag, einer (medizinischen) Fachperson anvertrauen, desto schlechter die Chancen Betroffener, die Schwierigkeiten in ihren Lebensbereichen im Alltag, eigenständig zu klären und zu bewältigen. Eine ADHS-Diagnose und, im Falle einer gestellten Diagnose, eine medizinische/therapeutische Nachbehandlung kann Betroffenen helfen, ihre Schwierig- keiten besser zu verstehen und ihre Bereitschaft, sich bei der Klärung und Bewältigung ihrer Schwierigkeiten in ihren Lebensbereichen im Alltag, auf die Unterstützung von Fachperso- nen einzulassen.

Ohne diese Möglichkeiten können Betroffenen wichtige Informationen fehlen, um die Ursa- chen und Gründe der Schwierigkeiten in ihren Lebensbereichen im Alltag (eigenständig) zu verstehen, zu klären und zu bewältigen. Als Folge kann sich der Leidensdruck Betroffene im Alltag und ihre Gesundheit weiter verschlechtern. Je nach persönlicher Veranlagung und fa- miliären, beruflichen, sozialen und partnerschaftlichen Umfeld kann sich auch die Wahrneh- mung Betroffener, verschlechtern. Je stärker die (Selbst-) Wahrnehmung und die Fähig-keit zur Selbstreflexion Betroffener eingeschränkt sind, desto grösser auch die Gefahr, dass sich Betroffene eine «Scheinrealität» aufbauen und in dieser «gefangen» bleiben. Diese «Schein- realität» vermittelt Betroffenen ein trügerisches Gefühl und eine trügerische Sicherheit in Be- zug auf ihre Denk-, Handlungs-, Entscheidungs-, Verhaltens-, Kommunikations- und Interak- tionsprozesse. Betroffene, die sich im Alltag stark in ihrer «Scheinrealität» befinden, sind von der Richtigkeit ihrer Handlungen, Entscheidungen, Verhaltens- und Kommunikationsweisen im Alltag so überzeugt sein, dass sie eigenes Fehlverhalten nicht mehr realisieren. Betroffe- nen kann dadurch die Fähigkeit die Folgen ihrer Handlungen, Entscheidungen, Verhaltens- und Kommunikationsweisen für sich persönlich und für Personen in ihrem Umfeld erkennen, einschätzen und steuern zu können, fehlen. In den kurzen Momenten der Klarheit, die Betro- ffene empfinden, wenn sie sich für eine gewisse Zeitspanne nicht in ihrer «Scheinwelt» befin- den, können sich Betroffene richtiggehend von den Konsequenzen im Alltag die durch ihren Rückzug in ihre «Scheinrealität» ergeben haben, «erschlagen» fühlen. Je zahlreicher und umfassender sich die Konsequenzen für Betroffene präsentieren, desto eher reagieren Betr- offene darauf mit Überforderung. Diese Überforderung kann sich bei Betroffenen zeigen, in- dem sie sich in eine Haltung der «abwartenden Passivität» begeben. In dieser Situation kön- nen Betroffene vollständig handlungsunfähig sein und grosse Schwierigkeiten zeigen, eigen- ständig einen Weg aus dieser Haltung zu finden.

Eine unbehandelte ADHS-Symptomatik eines Betroffenen, kann sich somit auch wie eine Dr- oge auf die Wahrnehmung eines Betroffenen auswirken. Mit all den damit möglichen, verbu- ndenen Konsequenzen. Je stärker diese Ausprägung desto schwieriger kann sein, Betroff- ene, selbst mit medizinischer und/oder therapeutischer Unterstützung aus diesem Zustand zu holen. Betroffene ohne Gefühl einer Problemeinsicht, bzw fehlendem Verständnis und Be- wusstsein für ihre Schwierigkeiten im Alltag, kann folglich auch die Bereitschaft fehlen, sich auf Unterstützungsprozesse von Fachpersonen einlassen zu können. Dies ist aber die Grundvoraussetzung für jegliche medizinische, therapeutische oder auch Unterstützung im nicht-medizinischen Bereich. Betroffene können sich dadurch von Personen in ihrem Umfeld, die ihre Handlungs-, Entscheidungs-, Verhaltens- und Kommunikations- weisen kritisch hin- terfragen, provoziert und angegriffen fühlen. In der Folge können Betroffene auf diese Per-

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sonen mit Verweigerung, Ablehnung und/oder Aggressionen, reagieren. In solchen Situati- onen kann auch das Verständnis für und die Bereitschaft sich auf Regel und Vereinbarungen einzulassen, fehlen. Während nicht-Betroffene (Fachpersonen) mit Strafen und Sanktionen versuchen Betroffene zur Einsicht, bzw. zur Verhaltensänderung zu bewegen, reagieren Be- troffene darauf immer nur weiter mit Ablehnung und Verweigerung. In diesen Situationen realisieren Betroffene oft nicht, dass sie sich nicht nur laufend ihre Chancen auf eine eigen- ständige und selbstverantwortliche Lebensführung und Lebensgestaltung «verbauen», son- dern damit auch ihrer Gesundheit schaden. Insbesondere Betroffene mit einer schweren Au- sprägung der ADHS-Symptomatik können von solchen Situationen betroffen sein.

Um den oben genannten gesundheitlichen und verstärkten Schwierigkeiten Betroffener im Alltag vorzubeugen, sollten Betroffenen sowohl im Jugend- als auch im Erwachsenenalter, einerseits ausreichend Möglichkeiten bestehen, sich einer ADHS-Abklärung/Diagnose zu unterziehen und durch den Besuch von therapeutischen Massnahmen ein Verständnis für die Ursachen und Folgen ihrer ADHS-Symptomatik, zu entwickeln. Diese sollten so gestaltet sein, damit sich Betroffene möglichst unkompliziert darauf einlassen können. Weil Betroffene oft negative Erfahrungen mit Fachpersonen machen, die ihre ADHS-Symptomatik nicht er- kennen können oder wollen, können Betroffene Schwierigkeiten zeigen, sich auf Unterstütz- ungsangebote und Prozesse mit Fachpersonen einlassen zu können. Betroffene sind sich zudem oft trotz ihrer Bereitschaft sich auf Unterstützungsprozesse einlassen zu wollen, ihrer diesbezüglichen Eigenleistungen nicht oder zu wenig bewusst. Betroffene, die sich in einem Unterstützungsprozess befinden, sollten die Möglichkeit haben, Strategien zur eigenständi- gen Klärung und Bewältigung ihrer Schwierigkeiten im Alltag zu lernen. Aber, Betroffene sol- lten sich im Klaren sein, dass sie die erlernten Strategien in ihren Lebensbereichen im Alltag auch selber, eigenständig und konsequent anwenden und laufend anpassen müssen.

Von Betroffenen kann dies viel Ausdauer, Disziplin und Bereitschaft sich auch eigenständig um Verhaltensänderungen zu bemühen, erfordern. Eine ADHS-Symptomatik kann auch mit medizinischer Unterstützung lediglich reduziert, aber nicht geheilt werden. Je nach Auspräg- ung, Intensität und Auswirkung (leicht, mittel, stark) einer ADHS-Symptomatik kann ein Be- troffener den Leidensdruck und seine Schwierigkeiten im Alltag als Folge davon, stärker oder weniger stark verspüren. Insbesondere Betroffene mit einer mittleren bis starken Ausprägung einer ADHS-Symptomatik, nehmen ihren Leidensdruck oft tagsüber, von morgen nach dem Aufstehen, bis am Abend, nach dem Einschlafen, bei allen Tätigkeiten, Aktivitäten, Aufga- ben, Aufträgen, Handlungen und Entscheidungen im Alltag, wahr. Je besser es Betroffenen gelingt, sich auf eine therapeutische Behandlung einzulassen und je sie auch bereit sind, ihre erlernten Strategien auch selber zur eigenständigen Bewältigung Ihrer Schwierigkeiten in ihren Lebensbereichen anzuwenden, desto näher kommen sie ihrem Ziel einer möglichst eigenständigen Lebensführung und Lebensgestaltung.

Die oben ausgeführten Massnahmen können als Prävention verstanden werden. Die medi- zinischen und nicht-medizinischen Unterstützungsangebote für Betroffene können dabei als präventive Massnahmen bezeichnet werden. Damit soll erreicht werden, dass Betroffene, die sich auf diese präventiven Massnahmen einlassen können, die besten Chancen auf den Auf- bau und der Entwicklung von Fähigkeiten und Kompetenzen zur Entwicklung einer eigenstä- ndigen und selbstbestimmten Lebensführung und Lebensgestaltung, zeigen können. Da- durch sollte auch die laufende Verschlechterung der Gesundheit, bzw. eine Verstärkung der Schwierigkeiten in den Lebensbereichen im Alltag Betroffener, möglichst vermieden werden können. Mit diesen präventiven Massnahmen verhält es sich ähnlich wie beim Besuch eines Patienten bei der Physiotherapie, beispielsweise nach einem Beinbruch. Der/die Physiothe- rapeut/in unterstützt den Patienten beim Erlernen von Bewegungsabläufen und Übungen, damit der Betroffene (Patient) möglichst rasch wieder die gewohnte, eigenständige Lebens- führung und Lebensgestaltung zurückfinden kann. Es genügt jedoch nicht, wenn der Betrof- fene lediglich an den Terminen der Physiotherapie teilnimmt. Er muss die erlernten Übungen auch selbstständig zu Haus und im eigenen Alltag anwenden, um entsprechende Fortschritte zu erzielen. Genauso dieses Prinzip sollte auch bei der Unter-stützung ADHS-Betroffener

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gelten. Leider existiert in der Schweiz (noch) keine umfassende Präventionsstrategie, die die Etablierung solcher Unterstützungsstrukturen für Betroffene vorsieht. Daher ist es umso wic- htiger, dass Fachpersonen Betroffene auch über ihre «präventive» Eigenleistungen informi- eren, um eine möglichst eigenständige und selbstbestimmte Lebensführung und Lebensges- taltung zu erreichen.

Beispiele für Schwierigkeiten Betroffener Jugendlicher und Erwachsener im LB Gesundheitsförderung und Prävention

Die folgende Auflistung liefert eine Übersicht von Beispielen mit denen sowohl Betroffene Ju- gendliche als auch Erwachsene im Lebensbereich «Gesundheitsförderung und Prävention», konfrontiert sein können (Liste ist nicht abschliessend. Massgebend ist immer der spezifi- sche, individuelle Hilfe- und Unterstützungsbedarf im LB vom Betroffenen):

• Die ADHS-Polemik in der Gesellschaft und das fehlende Wissen Betroffener zur eig- enständigen, rechtzeitigen Erkennung von Schwierigkeiten und Einschränkungen bei Tätigkeiten und Aktivitäten im Alltag, sind ein häufiger Grund für einen verstärkten Leidensdruck Betroffener und entsprechend kritischen Reaktionen aus ihrem Umfeld.

Vermehrte (emotionale) Konflikte im familiären, beruflichen, sozialen und partnersch- aftlichen Umfeld Betroffener können die Folge davon sein.

• Aggressives und emotionales Verhalten Betroffener ist oft die Folge eigener Hilflosig- keit und Überforderung im eigenen Umgang der Auswirkungen der ADHS-Symptome.

Betroffene wollen sich eigentlich «normal» verhalten, realisieren aber immer wieder, dass sie es nicht eigenständig schaffen und durch die Folgen der ADHS-Symptome auch in der Kommunikation eingeschränkt sein können. Dadurch können Betroffene Schwierigkeiten zeigen, Personen in ihrem Umfeld in verständlichen, ruhigen, nach- vollziehbaren und klaren Kommunikation über ihre Schwierigkeiten zu informieren.

Betroffenen fällt es oft aber auch ein eigenes Bewusstsein für ihre diesbezüglichen Schwierigkeiten.

• Durch fehlendes Wissen von Fachpersonen im sozialen und gesundheitlichen Be- reich über die Folgen und Auswirkungen der ADHS-Symptome auf Betroffene, wer- den Verhaltensweisen, Handlungen, Entscheidungen sowie Kommunikations- oder Interaktionsformen Betroffener durch Fachpersonen oft falsch verstanden, bzw. fal- sch gedeutet. Betroffenen wird dann oft Absicht unterstellt ohne, dass Fachpersonen Ursachenforschung für die Gründe der durch den Betroffenen gezeigten Verhaltens- formen, betreiben (wollen). Die Folge sind oft harte Strafen und Sanktionen, die je- doch das gezeigte Verhalten des Betroffenen und seinen Leidensdruck verstärken.

• Bei betroffenen Jugendlichen können sich, ohne gezielte Hilfe und Unterstützungs- massnahmen, neben Verweigerung, auch Schulängste, vermehrte Magen-/ Darmbe- schwerden, sozialer Rückzug oder verstärktes, aggressiv-emotionales Verhalten, zei- gen. Davon können auch das familiäre, soziale, schulische oder berufliche Umfeld betroffen sein. Als Folge davon kann es zwischen Betroffenen und Personen in ihrem Umfeld, verstärkt zu Missverständnissen und/oder Konflikten kommen. Gelingt es Be- troffenen und nicht-Betroffenen nicht, die Gründe für die Missverständisse und Konfli- kte gemeinsam zu klären und ebenfalls gemeinsam Lösungen zur Vermeidung künfti- ger Schwierigkeiten zu erarbeiten, kann das nicht nur die Qualität der Beziehung zwi- schen Betroffenen und nicht-Betroffenen, sondern auch deren Gesundheit negativ beeinflussen, sondern auch Der Leidensdruck Betroffener im Alltag sowie die Gefahr der Entwicklung von (weiteren) Folgeerkrankungen, kann dadurch verstärkt werden.

• Die fehlende Kontrolle der impulsiv-emotionalen Reaktionen und Verhaltensweisen Betroffener, können vor allem im Erwachsenenalter, im beruflichen, familiären und sozialen Bereich zu verstärkten Schwierigkeiten und Einschränkungen führen. Das ist

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besonders dann der Fall, wenn Betroffene regelmässig, sprichwörtlich im falschen Moment, zum falschen Zeitpunkt, das Falsche sagen. Obwohl Wortmeldungen und Ideen Betroffener oft gut und absolut nicht verletzend gemeint sind, lösen Betroffene mit ihren oft impulsiv-emotionalen Reaktionen und Verhaltensweisen oft Ablehnung und Unverständnis bei Personen in ihrem Umfeld aus.

• So schnell wie eine impulsiv-emotional Aussage/Reaktion eines Betroffenen erfolgt, so schnell realisieren Betroffene gleich danach, dass sie einen Fehler gemacht hab- en, schämen sich dafür und destabilisieren sich innerlich mit Vorwürfen gegen sich selber. Das Umfeld Betroffener realisiert diese Prozesse oft nicht, weil Betroffene Mühe haben ihre Einsicht zu zeigen oder sie gar keine Gelegenheit dazu erhalten sich zu entschuldigen, weil sich das Umfeld bereits von ihnen abgewandt hat. Da- durch ist es für Betroffene oft schwer, gesellschaftliche Normen, Werte und Regeln zu verstehen und damit auch zu akzeptieren.

• ADHS-Medikation und Therapie im medizinischen Bereich lindern lediglich die Inten- sität und Stärke der Auswirkungen der ADHS-Symptome. Sowohl Betroffene wie auch Nicht-Betroffene realisieren oft nicht, dass es noch weit mehr Bemühungen, von beiden Seiten braucht, damit Betroffene die notwendige Eigenverantwortung und Sel- bstständigkeit für die Einsicht ihrer Schwierigkeiten und Einschränkungen im Alltag entwickeln können.

• Betroffene können ohne Hilfe und Unterstützung Mühe haben, im Alltag eine Balance zwischen aktiven Zeiten und Zeiten für Erholung und Entspannung zu finden. Diesbe- züglich fehlt vielen Betroffenen oft das notwendige Gespür (für sich selber). Durch die Auswirkungen der ADHS-Symptome sind Betroffene ständig damit beschäftigt, Reize zu verarbeiten, bzw. zu befriedigen und befinden sich dadurch in einer ständigen Un- ruhe. Nichts zu tun fällt Betroffenen schwer und ist für so oft kaum auszuhalten. Da- bei braucht auch ein ADHS-Körper Erholungsphasen, um sich zu regenerieren.

• Die ADHS-Symptome können bei Betroffenen zum schleichenden Aufbau und Rück- zug in eine «Scheinrealität» führen. Diese «Scheinrealität» kann Betroffene in ihrer Wahrnehmung, Selbstreflexion, ihrem kritischen Denken und in ihrer Handlungs- fähigkeit einschränken. Als Folge davon sind sich Betroffene meist den Folgen ihrer Handlungen, Entscheidungen, Verhaltens- und Kommunikationsweisen nicht (mehr) bewusst, was zu (schweren) Konsequenzen/Einschränkungen Betroffener in ihren Lebensbereichen im Alltag führen kann. Diese «Scheinrealität» kann eine ähnliche Wirkung wie eine Droge haben und ist daher auch nicht ungefährlich für Betroffene.

Hilfe und Unterstützung Betroffener im LB Gesundheitsförderung und Präven- tion durch Beratungs- und Coaching-Leistungen von ADHS-Casemanagement

Mit folgenden Beratungs- und/oder Coaching-Leistungen im Lebensbereich «Gesundheits- förderung und Prävention» können Betroffene Jugendliche und Erwachsene bei der Klärung und Bewältigung von Schwierigkeiten im Bereich der «adhs-gerechten» Lebensführung und Lebensgestaltung, zur Vermeidung von Folgeerkrankungen, unterstützt und begleitet werden (Liste ist nicht abschliessend. Massgebend ist immer der spezifische, individuelle Hilfe- und Unterstützungsbedarf im LB vom Betroffenen):

Beratungs-Leistungen Coaching-Leistungen

- Suchtberatung - Coaching suchtfreie Lebensführung/

Lebensgestaltung

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- Nicht-medizinische ADHS-Beratung - Coaching «entstresste» Lebensfühung/

Lebensgestaltung - Beratung Lebens-

gestaltung/Lebensqualität

- Coaching Lebensqualität durch «adhs- gerechte» Lebensgestaltung

- Mobbing-/Konfliktberatung - Coaching Bewältigung von zwischen- menschlichen und Sachkonflikten im Alltag

- Beratung «adhs-gerechte» Lebens- führung und Gestaltung

- Coaching kommunikative Selbst- verteidigung gegen Polemik - Vermittlung medizinische Fach-

Stellen/Personen spezifisch für ADHS- Betroffene Jugendliche oder Erwach- sene

Referenzen

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