• Keine Ergebnisse gefunden

ADHS

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "ADHS"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Impulsiv, unkonzentriert, ablenkbar: Oft stören hyperaktive

Kinder

in der Schule und sind unbeliebt bei Mitschülern und

Lehrern. Am meisten leiden sie selbst unter ihrer Störung.

P

aradebeispiele von Spröss- lingen mit gesteigerter Be- triebsamkeit findet man im „Struwwelpeter”: Mitte des 19. Jahrhunderts beschrieb der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann darin die Symptome, die heute der Krankheit ADHS zugeordnet wer- den. Mit dem neugierigen, selbstver- gessenen Paulinchen oder dem gau- kelnden und schaukelnden Zappel- Philipp charakterisierte der Medizi- ner die typische motorische Unruhe so treffend, dass man ADHS noch heute umgangssprachlich als Zappel- Philipp-Syndrom bezeichnet. Hans- Guck-in-die-Luft, stets abgelenkt und den Blick in den Himmel gerichtet, ist Hoffmanns geistesabwesende, auf- merksamkeitsgestörte Figur.

Unachtsamkeit, Impulsivität und HyperaktivitätDie Aufmerksam- keitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist im ICD-10 unter F90 ge- listet und gehört zu den hyperkine- tischen Störungen. Sie treten in der

frühen Entwicklung auf und kenn- zeichnen sich durch einen Mangel an Ausdauer bei Beschäftigungen, die einen kognitiven Einsatz verlangen.

Betroffene wechseln häufig von einer Tätigkeit zur anderen, ohne etwas zu Ende zu bringen. Gleichzeitig mani- festiert sich bei den kleinen Patienten eine überschießende Aktivität. Kin- der mit ADHS können sich schlecht auf Aufgaben konzentrieren, lassen sich leicht ablenken, sind vergesslich und hören anderen oft nicht zu. Sie zappeln, reden viel, laufen herum und sind nicht in der Lage, sich ruhig zu beschäftigen. Daneben ist der hy- perkinetische Nachwuchs gelegent- lich achtlos und impulsiv. Begleitend liegen meist schulische Probleme, bei- spielsweise Leseschwierigkeiten, vor.

ADHS tritt häufiger bei Jungen als bei Mädchen auf. Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dass es mehrere Auslöser gibt. Mögliche Erklärungen für das Auftreten des Phänomens sind Stoff- wechsel- und Funktionsstörungen

des Gehirns, genetische Veranlagun- gen oder psychosoziale Einflüsse.

Erzieher (Eltern, Lehrer) können so- wohl positiv als auch negativ auf den Krankheitsverlauf einwirken.

DiagnostikBei Verdacht auf ADHS findet zunächst eine körperliche Un- tersuchung statt. Dabei werden Krank- heiten ausgeschlossen, die ursächlich für eine Verhaltensauffälligkeit sein könnten. In Gesprächen und durch Beobachtungen gewinnt der Arzt Er- kenntnisse zur Problematik des Kin- des. Durch Fragebögen und stan- dardisierte Tests wird die Symptoma- tik erfasst. Problematisch bei der Dif- ferenzialdiagnostik kann die Abgren- zung zu Störungen des Sozialverhal- tens sein. Zudem sind die Übergänge von einem normalen Verhalten des Kindes bis hin zu einer ADHS flie- ßend. Wichtig ist daher, dass der be- handelnde Therapeut über ausrei- chend viel Erfahrung mit der Erkran- kung verfügt.

© djama / fotolia.com

90 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2013 | www.pta-aktuell.de

PRAXIS PSY CHISCHE STÖRUNGEN

ADHS

(2)

Hilfe für StörenfriedeDie Behand- lung von ADHS geschieht multimo- dal, sie setzt sich also aus mehreren Bausteinen zusammen. Dazu gehö- ren Elterntraining, Psychotherapie und entsprechende Medikamente.

Ob sich eine Therapie mit Arznei- mitteln empfiehlt, muss der Medizi- ner genau abwägen. Für Eltern stellt dieser Schritt oft eine schwere Ent- scheidung dar. Zur Behandlung der Kinder verordnet der behandelnde Arzt gegebenenfalls Substanzen, auf die im Folgenden eingegangen wird.

Methylphenidat Die Verordnung des Wirkstoffs erfolgt stets im Rah- men einer therapeutischen Gesamt- strategie und zwar dann, wenn wei- tere therapeutische Maßnahmen nicht ausreichen. Methylphenidat wirkt auf die Dopaminrezeptoren im Gehirn.

Es blockiert den Dopamintranspor- ter und erhöht auf diese Weise dessen Verfügbarkeit im synaptischen Spalt.

Das Arzneimittel unterliegt dem Be- täubungsmittelgesetz. Der Mediziner legt die Dosierung nach strenger In- dikationsstellung individuell fest.

Mögliche Nebenwirkungen sind Schlafstörungen, Essstörungen, Blut- hochdruck und vermindertes Wachs- tum. Oft sorgen sich Eltern, ihr Kind

könnte von dem Medikament süchtig werden. Das Abhängigkeitspotenzial gilt jedoch als gering. Auch die Ge- fahr des späteren Drogenkonsums scheint bei Kindern, die Methylphe- nidat erhalten, nicht erhöht zu sein.

Die Anwendung der Arznei ist seit April 2011 auch für Erwachsene mit ADHS zugelassen. Bei ihnen äußert sich das Syndrom ebenfalls durch Konzentrationsschwierigkeiten. Häu- fig haben sie darüber hinaus ihre Ge- fühle nicht unter Kontrolle und nei- gen zu Reizbarkeit und Wutausbrü- chen. Viele spüren zudem eine starke Nervosität und innere Unruhe.

Kritisch wird betrachtet, dass bei so genannten „Kopfarbeitern” (wie Stu- denten) eine hohe Bereitschaft zu be- stehen scheint, Methylphenidat zur Leistungssteigerung einzusetzen.

Atomoxetinist ein Stimulans, das zu den selektiven Noradrenalinwie- deraufnahmehemmer gehört. Im März 2005 wurde die Substanz in Deutsch- land für die Indikation ADHS zuge- lassen. Im Gegensatz zu Methylphe- nidat unterliegt Atomoxetin nicht dem Betäubungsmittelgesetz. Ur- sprünglich sollte es zur Behandlung von Depressionen verwendet wer- den, hat sich dabei jedoch nicht als

effektiv erwiesen. Der Wirkstoff wird einschleichend und körpergewicht- sangepasst dosiert. In der Regel reicht die Einnahme von einer Tablette täg- lich. Atomoxetin ist gut verträglich.

Nebenwirkungen sind Appetitlosig- keit, Kopfschmerzen oder abdomi- nale Beschwerden. Jedoch begünstigt die Anwendung des Wirkstoffs ag- gressives Verhalten, Suizidalität und Suizidhandlungen. Patienten müssen daher genau beobachtet werden. Tre- ten Suizidgedanken auf, muss das Medikament sofort abgesetzt werden.

Verschreibungsfreie Varianten Neben den rezeptpflichtigen Subs- tanzen sind weitere Präparate in der Apotheke erhältlich. Ein Komplexho- möopathikum soll die Symptome be- troffener Kinder verbessern. Darin enthalten sind Chamomilla, Kalium phosphoricum und Staphisagria. Auch Nahrungsergänzungsmittel mit Ome- ga-3- und Omega-6-Fettsäuren sowie Zink und Magnesium setzt man zur Behandlung von Konzentrationsprob- lemen und Lernstörungen ein.

p

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die rezeptfreien Dosierungen weisen den generellen Warnhinweis auf, dass länger andauernde Einnahmen analog zu allen Fieber und Schmerzmitteln ohne ärztliche

Immer wieder wird das Thema Teilleistungsstörungen, wie die der Legasthenie oder der Rechenschwäche, nicht nur in der Schule vorstellig gemacht, sondern auch bei

Wenn das eigene Denken erwacht, gibt In einem Waldorfkindergarten spielt sich folgende Szene ab: Nach dem Spielen draußen im Sandkasten nimmt der Erzieher einen Dreijährigen an die

gelstimmen nicht mehr vernommen werden, sondern kann auch lebens­.. gefährlich sein, wenn wir

Aber auch wenn diese Zahl nicht wächst, so sind fünf Prozent doch ein erheblicher Anteil – mit oft einschneidenden Konsequenzen für das alltägliche Leben der be- troffenen

Auch wenn hier Ver- zerrungen durch den Selbstbericht nicht ausgeschlossen werden können, unterstreicht Lackschewitz, dass ADHS- Betroffene durchaus funktionale Strategien

bleme, Freunde zu finden, denn die anderen Kinder haben keine Lust mit ihnen zu spielen, weil sie sich nicht an Spielregeln halten oder an- dauernd abgelenkt

Das Diagnostische Centrum für Mineralanalytik und Spektro- skopie in Marktheidenfeld hält auf SL05 eine Vielzahl von Un- tersuchungsergebnissen bereit, die sich mit dem