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Risse in der geoökologischen Realität. Chaos und Ordnung in geoökologischen Systemen — erdkunde

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Band 47, Heft 1 Boss-Verlag, Kleve März 1993

R I S S E I N D E R G E O O K O L O G I S C H E N R E A L I T A T Chaos und O r d n u n g in geoökologischen Systemen

M i t 12 A b b i l d u n g e n

C H R I S T A K E M P E L - E G G E N B E R G E R

Summary: Cracks in geoecological reality: chaos a n d order in geoecological systems

Complexity provides the fundamental p r o b l e m in mod- elling a geoecosystem. T h e problems discussed in this p a p e r concern the m e t h o d s of " t r a d i t i o n a l " complex site analysis with its conceptual model " S t a n d o r t r e g e l k r e i s " , the basic tool within landscape analysis. Objects in question are transport a n d changeover of solutes in the test-area H F J . First results show the schismatic character of geoecological reality as not being represented in the model.

T h e geoecological model discussed takes the theory of attaining steady states as a basis. Statistical characteristics and site balances help to a p p r o a c h this " n o r m a l " deter- ministic-mechanistic d y n a m i c of geoecosystems here visualized in the regularity of seasonal cycles. Focusing events and scenarios offer an opposite reality. Discontinuity of solute transport and chaotic b e h a v i o u r far from equilib- r i u m are emphazised. T i m e series characteristics which obviously sign complexity m a k e single events singular. A steady succession of phases with different correlation struc- ture not being included in the model makes the real deposi- tion situation a n d stability of the H F J test-area u n c e r t a i n .

C h a o s theory established phase-space analysis, which is supposed to solve this methodical a n d real conflict of space and time. Even most simple two dimensional phase-space pictures constructed on H F J datas show additional infor- m a t i o n on the complexity of solute tr a n sp o r t . Serious d a t a processing with phase-space techniques is believed to lead the deadlocked process-correlation model " S t a n d o r t r e g e l - kreis" to a h a n d y basis for a future simulation model to work with in geoecology.

1 Einleitung

Im Zeitraum 1986-91 wurden im Testgebiet H F J (Hoher Faltenjura) Daten erhoben mit dem Ziel, ein geoökologisches Modell des Stoffumsatzes zu erarbei- ten. Vorgegangen wurde nach dem Konzept der

„Landschaftsökologischen Komplexanalyse", die in den letzten 20 J a h r e n von der Forschungsgruppe Geoökologie und Bodenerosion am Geographischen Institut der Universität Basel angewandt und weiter- entwickelt wurde. Ein zentraler Arbeitsschritt der Landschaftsökologischen Komplexanalyse ist die

„Komplexe Standortanalyse" mit dem Konzept- modell „Standortregelkreis" (Abb. 1; L E S E R 1975,

1987, 1991; MO S I M A N N 1984).

Ein nach wie vor aktuelles Anliegen ist die Über- führung des statistisch-mathematisch gefüllten Standortregelkreises in eine geoökologisch realisti- sche Simulationsstufe ( L E S E R 1991). Die Regelkreise H F J wurden auf der Datenbasis 1986-89 mit Bilanz- Werten gekennzeichnet und auf statistisch signifi- kante Funktions-Zusammenhänge reduziert. Ver- suchte Validierungen dieser Modellbasis anhand von Messungen und Feldbeobachtungen aus dem J a h r 1990 brachten hervor, daß zentrale Systemeigen- schaften der „Geoökologischen R e a l i t ä t " " , wie z. B.

Belastbarkeit und Stabilität, so nicht erfaßt sind.

Die Hauptursache dieses Scheiterns wird von der Verfasserin darin gesehen, daß die Bedeutung des individuellen Einzelereignisses in seiner zeitlichen Abhängigkeit nicht berücksichtigt ist. So zeigt der Zeitverlauf von Variablen an Standorten, die wenig griffig als „relativ stabil" gegenüber der gemessenen Deposition eingestuft wurden, eigentümliche „Aus- reißer-Muster". Solche Risse, die das System Stoff- umsatz in verschiedene Phasen gliedert, sind denn auch der Anlaß zu diesem Aufsatz.

2 Das Konzept HFJ: Problemstellung, Arbeitshypothese und statistische Reduktion

Das Testgebiet H F J ist das 2,1 k m2 große Einzugs- gebiet des Schwangbaches im schweizerischen Fal- tenjura, einem polygenetischen Kalk-Mittelgebirge.

Es liegt 25 km südlich von Basel. Das Testgebiet greift in eine tektonisch komplizierte Faltenstruktur. Dar- aus resultieren (Abb. 2):

1. Topographische Asymmetrie: Eine quer durchs Einzugsgebiet verlaufende, bewaldete Kalkstufe ist das morphologische Kennzeichen des Testgebietes schlechthin. Sie trennt eine hochgestellte, in geo- logisch anstehenden Tonen und Mergeln verlaufen- de, exponierte Zone vom Hangbereich und Talaus- gang.

" D e r Begriff „Geoökologische R e a l i t ä t " der L a n d - schaft stellt nach L E S E R ( 1 9 8 4 , S. 24) die G e o ö k o d y n a m i k in den V o r d e r g r u n d .

(2)

I

K

S P E I C H E R : R E G L E R : > P R O Z E S S :

BW total totaler Bodenwassergehalt LR Lage im Relief N Niederschlag NsA Nährstoffauswaschung

BW pfl.v. pflanzenverfügbares Bodenwasser G Gründigkeit 1 Interzeptionsverlust N sv Nährstoffaufnahme durch die Vegetation

GW Grundwasserkörper am Standort Au.D Art und Dichte der Vegetation E Evaporation Ao Oberflächenabfluss

B Biomasse PET potentielle Evapotranspiration T Transpiration Si Sickerwasser

toS tote organische Substanz E+S standortverfügbare Strahlungsenergie ET Evapotranspiration If Interflow

W Bodenwärme PGV+GP Porengrössenverteilung und Gesamtporenraum GS Globalstrahlung 02 Bodenluftumsatz

1.NSR Humusnährstoffreservoir Mi Mineralisierungsrate Re reflektierter Strahlungsanteil K Wärmestrom in den Boden 2.NSR Bodennährstoffreservoir IK Infiltrationskapazität E ' A S Energieverlust durch Ausstrahlung Wärmeabgabe in die Atmosphäre

Sp Spurenelemente SK Sorptionskapazität LU totaler Luftmassenumtausch

C/N C/N-Verhältnis Nsl Nährstoffinput Umsatz von Energie

•Umsatz von Stoffen

Abb. 1: Das Konzeptmodell „Standortregelkreis"

Quelle: M O S I M A N N 1 9 7 8 , S. 3 5 7

T h e „Standortregelkreis" conceptual model

to

<00

(3)

1153 m ü NN

Signaturen der Teileinheiten ^ (1) Höhenzone

(2) Wald-Wandstufe

(3) Quartäre Hangrutschmasse "Interne Hangzone"

(4) Versackte und blockartig aufgelöste Schichtmassen der

"Externen Hangzone"

(5) Talausgang des Einzugsgebietes

' ) Meßstellen: 1 0 - 4 2 Leitlinien für die

— v - Schwangbach Entwässerung

Abb. 2: Schematisiertes Blockbild des Testgebietes H F J Main features of the H F J test area

2. Morphologische Heterogenität: Eine mächtige, solifluidal umgelagerte Rutschmasse baut die zentra- len Hangzonen auf. In ihr sind die gesamte jurassi- sche Stratigraphie und Verwitterungsrückstände von Bodenbildungen, die wahrscheinlich bis ins Tertiär zurückzuverfolgen sind, begraben.

3. Differenzierte Entwässerung: Geologische Schicht- grenzen sind nur für die Höhenzone die Leitlinien der Entwässerung. Die Heterogenität der Hangmassen resultiert in einer stark ausgeprägten Aufspaltung der Sickerfront in verschiedene Fließwege variabler Be- teiligung.

4. Das Ausmaß der Verkarstung im geologischen Untergrund ist unbekannt.

Untersuchungsgegenstand ist Wasser als Stoff- träger. Das Konzept wurde mit den Hypothesen an- gegangen, daß eine Beziehung zwischen Nieder- schlagsprozeß als Stoffeintrag und Stoffumsatz im Boden besteht und daß die räumliche Differenzie- rung dieser Beziehung Belastung, Belastbarkeit und Stabilität des Testgebietes beschreibt. Abbildung 3 zeigt die Ubersetzung der Hypothesen in ein Regel- kreis-Modell. Am Beispiel des Partialkomplexes Deposition ( D E P O ) wird gezeigt, wie die Vielfalt der Zusammenhänge nach dem Prinzip der Überschau- barkeit und Meßbarkeit der Elemente als Regelkreis- Struktur reduziert wurde.

RESULTAT

BLACK-BOX

Legende zum Strukturausschnitt Partialkomplex DEPO:

Ns: Niederschlagssiiuktur (Regenmenge, Niederschlagsdauer. Maximale Intensität und mittlere Intensität)

N|: Eintiagsmenge (Freilandniederschlag, Kronendurchlass) KRO: Zustand des Kronendachs

ICy: Interceptionsverlust

SDj: Schneedecke (mittlere, maximale und minimale Schneedeckenhöhe.

Schneedichte, Wasserwert)

Nc: Eintrags-Stoffkonzentrationen (pH, Leitfähigkeit, CI. S04. N03. NH4, Ca, K, Mg. P04)

SDc: Schneedecke-Stoffkonzentrationen (pH, Leitfähigkeit, CI, S04, N03, NH4, Ca, K, Mg, PQ4)

PET: Potentielle Evapotranspiralion K: Kontrollparameter

Abb. 3: Das Regelkreis-Konzeptmodell H F J : Wasser als Stoffträger

T h e conceptual model of the H J F feedback system: transport and changeover of solutes AUSTRAG

STÖRUNG

KLIMA [

RANDBEDINGUNGEN

RAUMBEZUG

(4)

4 Erdkunde Band 47/1993

Es gibt grundsätzlich zwei Methoden, Regelkreise zu quantifizieren: 1. Physikalische Modelle mit numerischer Algorithmus-Approximation mittels Differentialgleichungen, oder 2. Statistische Modelle.

Die Meßrealität HFJ schließt eine physikalisch- mathematische Datenverarbeitung von vornherein aus. Zu viele Bedingungen konnten nicht oder nur un- genau erfaßt werden - die unterschiedliche Rasterung der Partialkomplexe in Abbildung 3 zeigt den relati- ven Grad der erreichten Vollständigkeit und Qualität der Messungen zwischen White Box A U S T R A G am Ausgang des Einzugsgebietes und Black Box U M - SATZ im Boden.

Ein Ziel bei der statistischen Verarbeitung der geo- ökologischen Datenflut war zu verhindern, daß mit Rücksicht auf die unzähligen Wechselwirkungen und Einzelsach verhalte das Resultat als unüberschaubare, kaum raumbezogene Reihung von zufällig signifikan- ten Einfach-Regressionen und Korrelationen dasteht.

Deshalb wurde die statistische Modellstruktur in 3 for- mal und inhaltlich unterschiedliche Teile gegliedert:

1. Hauptmodelle: Nach einer qualitativen Voraus- wertung wurden zentrale Regelkreisstrukturen mit multiplen Ansätzen für Sommer und Winter getrennt ganzheitlich angegangen. In der Regel handelte es

sich aufgrund der Kollinearität der unabhängigen Variablen um eine Faktoranalyse mit anschließender multiplen Regressionsanalyse auf den ermittelten Hauptkomponenten. Die geoökologische Interpreta- tion dieser übergeordneten Hauptmodelle sollte dahin führen, daß raumdifferenziert eng korrelierte Struktu- ren als dominante Kontrollparameter ( „ K " in Abb. 3) bestimmt werden konnten. Damit sollten Erkennt- nisse gewonnen werden über Stabilität und Labilität der wahrscheinlichen Fließgleichgewichte.

2. Lineare Einfachregressionen und Korrelationen:

Wenn ein Hauptmodell signifikant war, d. h., wenn die Gesamtstruktur bestätigt war, wurden Einfach- regressionen und Korrelationen in die geoökologi- sche Diskussion aufgenommen.

3. Gleichungssysteme für Prognosen: Formal han- delte es sich dabei meistens um Sets linearer Regres- sionsgleichungen. Die Gleichungen, denen die Daten des Zeitraumes 1986-1989 zugrunde liegen, sollten dazu dienen, Meßergebnisse aus dem J a h r e 1990 den zu erwartenden Werten gegenüberzustellen.

3 Erste Resultate: der Antagonismus zwischen statisti- schem Fließgleichgewicht und der geoökologischen Bedeu- tung eines Ereignisses

40 J

• Niederschlagsmenge (mm/Woche)

• Durchflußmenge Preferential Flow (mm/Woche)

g Durchflußmenge Sickerfront (mm/Woche)

o pH Niederschlag (-10) Q S04-Konzentration

Niederschlag (ppm -10)

• Calcium-Konzentration Preferential Flow (ppm)

• Calcium-Konzentration Sickerfront (ppm)

3.1 Die ,, normale Dynamik ": Jahreszeitlicher Wandel der Fließgleichgewichte als statistische Grundlage für eine Simulationsmodellierung

Im folgenden wird ein Teil des Hauptmodells für den Standort Weide 20 vorgestellt. Bewußt werden hier nur wenige, scheinbar triviale Zusammenhänge dargestellt, u m weiter unten zu zeigen, daß schon

„einfache" Sachverhalte mit allen Fehlern und M ä n - geln, die geoökologischen Meßdaten anhaften, die hier diskutierten Eigenschaften komplexer Verhal- tensweisen beinhalten.

Abbildung 4 zeigt die Niederschlags- und Durch- flußmengen zusammen mit den mittleren Konzen- trationen ausgewählter I o n e n2 1. Für die statistische

Abb. 4: Niederschlag und Bodenwasser bei Weide 20:

mittlere Mengen und Konzentrationen im Sommer und Winter (Schneedaten der Winter 1 9 8 6 / 8 7 und 1 9 8 7 / 8 8 a u s : R E B E R 1 9 8 8 b z w . D E T T W I L E R 1 9 9 0 )

Precipitation and soil water at Weide 20: average amounts and concentrations during Summer and winter

2 1 I m Meßgarten Weide 20 wurden auf einer Breite von 8 m 6 Keramik-Saugkerzen unterhalb des humosen Ober- bodens in ca. 20 cm Tiefe installiert. H a n g a b w ä r t s wurden 3 Lysimeter eingegraben. Mittels Mittelwert-Vergleich ( A N O V A ) wurden nach den Modellvorstellungen von

S K O P P et al. ( 1 9 8 1 ) verschiedene Fließregionen isoliert. Ein Lysimeter wurde so im schnell ansprechenden „preferen- tial flow" bzw. Makroporenbereich, das andere in der lang- samen „Sickerfront" bzw. im Mikroporenbereich ange- siedelt.

(5)

Ermittlung einer möglichen Sensibilität des Stoffum- satzes im Boden gegenüber der Deposition wurde aus dem Verhältnis der Summe der Säurebildner zu der Summe der Kationen der Parameter „Ionenstatus des Niederschlagswassers" gebildet. Bei Weide 20 wird dieser Ionenstatus im wesentlichen durch die Dynamik der Calcium- und Sulfatkonzentration im Niederschlag dominiert. Mit dem Hauptmodell für den Stoffhaushalt des Niederschlags wurden für Cal- cium und Sulfat signifikante Unterschiede in den Beziehungen zu ausgewählten Klimaparametern nachgewiesen3'. Im Vorfeld des Hauptmodells

„Standortdisposition" wurden nonparametrische Korrelationstabellen nach S P E A R M A N N aufgestellt, wobei die Konzentrationen der Ionen in der Boden- lösung mit externen (Ionenstatus, Niederschlags- menge) und internen Faktoren (Durchflußmengen, Bodenfeuchte, Bodentemperatur) korreliert wurden.

Folgende Teilresultate werden hier vorgestellt:

1. Die nach Sommer und Winter getrennt durch- geführten Korrelationen zwischen Wochenwerten der Niederschlags- und Durchflußmengen waren sig- nifikant.

2. Zwischen Stoffhaushalt des Niederschlags und Konzentrationsentwicklung im Bodenwasser konnte kein signifikanter Zusammenhang ermittelt werden.

Die geoökologische Interpretation zielt dahin, daß der dominante Kontrollparameter für das Fließ- gleichgewicht zwischen Eintrag und Umsatz am Standort Weide 20 das Niederschlagsregime ist. Die Konzentrationsentwicklung in der Bodenlösung an- dererseits verhält sich stabil gegenüber der Säure- Belastung durch den Niederschlagsprozeß4'. Bestim- mend sind offensichtlich die sogenannten „Tailing- Effekte": J e weniger die Bereiche unterschiedlicher hydrodynamischer Eigenschaften kommunizieren, z. B. durch Austrocknung, desto mehr unterscheiden sich die stofflichen Eigenschaften der Bodenwasser- bereiche, desto größer ist die stoffhaushaltliche Heterogenität ( R O T H 1989).

3 ) Das Modell berücksichtigt als unabhängige Variablen Strömungsverhältnisse in der Atmosphäre, Anzahl nieder- schlagsfreier Tage, Niederschlagsmenge, -dauer, -intensi- tät und Frontart. Nach einer Faktoranalyse wurde für Calcium und Sulfat als abhängige Variablen auf 5 H a u p t - komponenten eine multiple Regression durchgeführt. Mit multivariaten Tests wurden die Slopes der beiden Modelle verglichen.

4 1 Dieses Resultat stimmt denn auch mit den Auswer- tungen der Bodenanalysen überein, wonach der Boden beim Standort Weide 20 in den Carbonat-Pufferbereich eingeordnet werden kann.

Die in Hauptmodellen mit multiplen, linearen An- sätzen angegangenen Fließgleichgewichte ließen sich für einige Standorte geoökologisch interpretieren und als Regressionsgleichungen für Sommer und Winter formalisieren. Bald stellte sich jedoch heraus, daß nur wenige der Hauptmodelle signifikant waren.

Auch Standortunterschiede in den ermittelten Funk- tionszusammenhängen ließen sich mit statistischen Tests kaum nachweisen. Außerdem erwies sich die geoökologische Interpretation des sehr häufig vor- kommenden Resultats „nicht signifikant" als schwie- rig. Schließlich wurden die Meßergebnisse des Jahres 1990 den Werten gegenübergestellt, die nach den auf der Datenbasis 1986-1989 ermittelten Funktions- zusammenhängen zu erwarten waren. Die Unvoll- ständigkeit der Modellbasis wurde offensichtlich: Es zeigte sich, daß die zentrale Frage „wie funktioniert die Stabilität des Testgebietes, wo liegen die Grenzen der Belastbarkeit" unbeantwortet blieb.

3.2 Die ,,chaotische" Dynamik: Diskontinuität, Extrem- ereignisse und labiles Ungleichgewicht auf der Ereignis- ebene

Ausschlaggebend für eine vertiefte Ereignisanalyse war die Beobachtung, daß sich die Geoökologische Realität vereinzelt in extremem Widerspruch zu der statistisch formulierten Modellbasis befand. Die Auf- lösung in Einzelereignisse zeigt denn auch, daß jedes Ereignis eine kleine komplexe Katastrophe ist, welche die vorhergehenden Katastrophen überlagert und fortwährend ändernde Bedingungen für alle Fak- toren schafft. In Abbildung 5 ist ein Ausschnitt der Daten aufgezeichnet, welche dem obigen Beispiel zu- grunde liegen. Hier ist die Diskontinuität des Stoff-

„flusses" die typische Eigenschaft: Das auffalligste Merkmal des Prozeßablaufs ist der irreguläre, ab- rupte Wechsel zwischen den Phasen „Wasser fließt"

und „kein Massentransport". Dieser Aspekt führt über die Schwellenwertproblematik auch zur zentra- len Frage nach der Stabilität des betrachteten Geo- ökosystems gegenüber der Belastung durch Nieder- schläge.

Zurück zum oben aufgeführten Beispiel zum ange- strebten Fließgleichgewicht zwischen Eintrag und Umsatz im Boden beim Standort Weide 20. Ab- bildung 6 zeigt das Extremereignis „Regen-auf- Schnee". Vom 23.-31. M ä r z 1988 fällt eine beträcht- liche, säurebelastete Regenmenge und verursacht die Abschmelzung der gesamten, belasteten Schnee- decke. Das „ n o r m a l e " , stabile Ionenverhältnis in der Bodenlösung der langsam fließenden Sickerfront bricht zusammen: Die Calciumkonzentration stürzt

(6)

Erdkunde Band 47/1993

>60

JULI 1986

• Niederschlagsmenge

J Durchflußmenge im Makroporenbereich

• Durchflußmenge im Mikroporenbereich

Abb. 5: Diskontinuität des Niederschlags- und Infiltrationsprozesses bei Weide 20 Discontinuity of precipitation and infiltration at Weide 20

JULI 1988

ab bei gleichzeitigem Anstieg der Anionen starker Säuren. Geoökologisch interpretiert stellt dieses Er- eignis einen Systemkurzschluß dar: Der Regler Aus- tauschkapazität der Bodenmatrix wird „ a b g e h ä n g t " , das System ist labil. In kurzer Zeit fließen große Men- gen (säure)belasteten Wassers ungepuffert in den Vorfluter ein und aus dem Testgebiet hinaus.

Abbildung 7 zeigt eine Szene beim Standort Mischwald 22. Hier wurden höchste Niederschlag-

ppm

30 25 20

15 10

5-

0

1) 23. März 1988

2) 31. März 1988 Calcium

Nitrat

Chlorid ^ |

ü

Kalium Magnesium Phosphat

Abb. 6: Kurzschluß im Umsatz-System während eines Regen-auf-Schnee-Ereignisses bei Weide 20

Short-circuit during rain-on-snow at Weide 20

Belastungen und Stoffumsätze im Boden gemessen.

Im statistischen Hauptmodell ist der Z u s a m m e n h a n g zwischen Deposition und Calcium-Umsatz im Boden nicht signifikant. Nach einer ergiebigen, aber im Freiland unbelasteten Herbststurmphase mit an- schließender trocken-kalter Stabilisierung bricht der Winter ein mit Schneefällen bis in die Niederungen.

Die Umsatzbedingungen im Kronendach ändern sich sprunghaft. Die Säuren und das Leaching- Produkt Kalium im Kronen-Durchlaß steigen an.

Auch die Ionenzusammensetzung in der Boden- lösung verändert sich markant. Die Prozesse, die hier im einzelnen ablaufen, sind unklar und chaotisch5'.

5 ) Es ist klar, daß mit den Meßwerten, wie sie hier vor- liegen, Chaos i. e. S. nicht nachgewiesen bzw. stochasti- sches Verhalten nicht ausgeschlossen werden kann. Dazu müßten die chemischen Meßwerte, die hier als wöchent- liche Stichprobe vorliegen, u . a . in dichterem Intervall vor- liegen. Die Einführung des Begriffes Chaos an dieser Stelle soll darauf hinweisen, daß chaotische Verhaltensweisen eine wahrscheinliche Erklärung der Funktionsabläufe sind.

(7)

Abb. 7: Input-Schock und Bodenwasserreaktion beim Stand- ort Mischwald 22

Input shock and soil water response at Mischwald 22

Beide Szenen sind an Standorten registriert, wo mit dem statistischen Hauptmodell kein signifikanter Zusammenhang zwischen Säure-Eintrag und Cal- cium-Umsatz im Boden nachgewiesen werden konnte. Bei beiden Szenen reißt eine Phase scheinbar zufalliger Verteilung der Werte u m einen Mittelwert ab, und das System erhält kurzfristig eine neue geo- ökologische Eigenschaft. Schnell wurde erkannt, daß eine nach Szenarien sortierte statistische Analyse nicht seriös durchführbar ist:

- Die Datasets sind viel zu klein.

- Es ist unmöglich, die Daten mit einem der üblichen Verfahren auch nur annähernd in eine Normalver- teilung, die j a von den meisten statistischen multi- variaten Methoden gefordert wird, zu transfor- mieren.

- Gerade bei einer Szenarienanalyse, wo es um kriti- sche Raten, Schwellenwerte und die Nachweisbar- keit chaotischen Verhaltens geht, fällt ein Meßfehler und/oder ein Ausfall entscheidend ins Gewicht und führt zu einer Fehlinterpretation.

Damit bleiben Systemzustände, wie sie oben be- schrieben wurden, mit dem Prozeß-Korrelations- modell „Standortregelkreis" ungeklärt. Wahrschein- lich signalisieren gerade die Zustände, die jenseits der Konfidenzintervalle liegen, die für das Verständnis des raumzeitlichen Funktionierens von Nieder- schlagprozeß und Stoffumsatz wichtigsten Informa- tionen. Sie sind mit Sicherheit Ausdruck der Komple- xität, der in jedem geoökologiachen Modell zu- sammen mit dem R a u m b e z u g zentrale Bedeutung zukommen sollte.

4 Die Phasenraum-Analysegeoökologischer Daten: Möglich- keiten und Grenzen der Modelle im Testgebiet HFJ

Das Konzept-Modell „Standortregelkreis", seine Füllung zum Prozeß-Korrelationsmodell und zur Raum-Kennzeichnung ist als nachvollziehbare Basis in der Geoökologie unverzichtbar. Die Qualität der Resultate, die das Konzept der Landschaftsökologi- schen Komplexanalyse hervorbringt, wird aufgrund des technischen Fortschrittes sprunghaft ansteigen:

Eine verbesserte Datenqualität wird nicht nur den Einsatz schärferer statistischer Testverfahren, son- dern in zunehmendem M a ß e physikalisch-mathe- matische Simulationsmodelle einzelner Variablen hervorbringen.

Bei der Datengrundlage H F J wäre eine Optimie- r u n g in diesem Sinne sicher wünschenswert; das Pro- blem, das hier diskutiert wird, würde aber nicht gelöst: Modelle, die auf der Komplexen Standort- analyse basieren, gehen die Komplexität nach den Regeln der allgemeinen Geosystemlehre mit einem mechanistisch-deterministischen Ansatz an: Geo- ökologische Systeme streben a priori ein Fließgleich- gewicht an, das quantifiziert werden kann. M a n geht davon aus, daß die Wirkung momentaner Ungleich- gewichte im Tagesgang grundsätzlich mittels der systeminternen Regelmechanismen ausgeglichen wird. M a n geht weiter davon aus, daß dieses Fließ- gleichgewicht aus einer zeitlich definierten Meß- Stichprobe ermittelt werden kann und daß damit die Dynamik für einen beliebigen Zeitpunkt prognosti- zierbar ist. Auch die Stabilität und die Belastbarkeit eines Geosystems werden ausschließlich aus Eigen- schaften eines (hypothetischen) Fließgleichgewichtes ermittelt ( K L U G U . L A N G 1 9 8 3 ) . Deshalb findet auch das zwar dokumentierte, aber kurzfristige Einzel- ereignis in seiner zeitlichen Autokorrelation als Aus- druck der Systemstabilität in der Geoökologie keine Beachtung. D e m Zeitreihencharakter, der den Stoff- umsatz in der Untersuchung H F J als auto- und/oder prozeßkorrelierte Phasen abspielt, und dem Wechsel zwischen diesen stabilen „ n o r m a l e n " Phasen und den „sensiblen" Ausreißern als Signalen einer kom- plexen Stabilität werden keine Rechnung getragen.

Deshalb erklären statistische Modelle, wie sie oben vorgestellt wurden, den Stoffumsatz im heterogenen Einzugsgebiet H F J , seine Belastbarkeit und Stabili- tät nicht genügend und bilden keine realistische Modellbasis. Bei einem Modell H F J müßte als zen- traler Eingang die Abfolge der individuellen, ein- maligen Einzelereignisse stehen (Abb. 8: Zj, Z2, Z3 . . . Zn) . Die in jahreszeitlichen Zyklen ermittelte

„ n o r m a l e " , regelhafte Dynamik eines wahrschein-

(8)

8 Erdkunde Band 47/1993

E2

Fließgleichgewicht Jahreszeitenzyklen Regelmi

Legende zur Grafik:

Z i, Z2, Z3 ZFV Zustandsabfolgen Ei Skalierungsebene 1 (Ereignisebene) E2: Skalierungsebene 2 (Jahreszeitenzyklen)

Abb. 8: Das Modell H F J : der Antagonismus verschiedener Skalierungsebenen als realer und methodischer Konflikt (nach einer Idee von H . L E S E R 1990)

T h e H F J model: antagonisms of scaling as a real and methodical problem

liehen Fließgleichgewichts sollte als Fernwirkung nur die Rahmenbedingungen stellen. Die methodisch antagonistischen Skalierungsebenen (Abb. 8: Ej und E2) müssen mindestens gleichwertig sein. Auf jeden Fall sollte das Einzelereignis in erster Linie aufgrund seiner (einmaligen) Wirkung und erst in zweiter Linie aufgrund seiner Wahrscheinlichkeit innerhalb der Stichprobe taxiert werden.

In der Physik fand die Tatsache, daß alle dynami- schen, nichtlinearen Systeme Bereiche mit fraktalen Strukturen und chaotischem Verhalten aufweisen, mit der Chaostheorie ein eigenes Untersuchungs- gebiet ( S C H U S T E R 1989). Auf der Suche nach der

„ O r d n u n g " , die der chaotischen Dynamik zugrunde liegt, entwickelten die Physiker und Mathematiker Methoden, um die typischen Formen der Komplexi- tät der betrachteten Systeme zu analysieren. Für die Geoökologie, die sich auch mit offenen, nichtlinea- ren, dynamischen Systemen befaßt, drängen sich die Erkenntnisse aus der Chaostheorie geradezu auf. Die Geoökologie hat sogar den Vorteil, daß im Unter- suchungsgegenstand Landschaft die Komplexität als fraktale Heterogenität sichtbar ist.

Vorgeschlagen wird hier die Anwendung des Analyseverfahrens im Phasenraum. Theoretisch ist ein Phasenraum ein vieldimensionaler R a u m , der von allen Variablen, die die Dynamik einer betrach- teten Variablen beeinflussen, aufgespannt wird. J e länger der Betrachtungszeitraum ist, desto mehr nähert sich die Abbildung einem Permanentregime, dem Attraktor. Aus Phasenraumbildern können

nach P A C K H A R D et al. (1980) Eigenschaften wie chao- tische Momente, Kopplungsarten und Mindestzahl der beteiligten Variablen abgelesen werden. Prak- tisch kann schon die Meßreihe einer einzigen Varia- blen einen Phasenraum definieren, da ,,. . . die Zeit- reihe einer einzigen Variablen weitaus mehr Infor- mationen enthalten kann und . . . sich unabhängig von einem bestimmten Modell dazu nutzen läßt, die von vielen Variablen abhängige Dynamik eines Systems ,auferstehen' z u l a s s e n " ( N I C O L I S U . N I C O L I S

1985, S. 5). Die Bedingungen, die an die Datenreihen gestellt werden, erfüllen die geoökologischen Daten in der Regel: 1. Die Daten sind Meßwerte und liegen als Zeitreihen mit konstanten Intervallen vor, 2. irre- guläre, zeitabhängige Phänomene treten auf, und 3.

große Abweichungen von einer mittleren Bewegung treten auf.

Das wohl komplexeste „ R e s u l t a t " des Stoffumsat- zes H F J liefert der Vorfluter beim Ausgang des Ein- zugsgebietes. Schon die Frage „woher kommt das Wasser" brachte mehr zusätzliche Fragen als Ant- worten. In den Vorfluter gehen alle Fließwege und Umsatzprozesse bis in den unbekannten verkarsteten Untergrund ein. Variable Beteiligung der unter- schiedlich ausgestatteten Teileinheiten, V e r d ü n n u n g durch Neuwassereinspeisung, Konzentration durch Wasserentzug, Mischphänomene beim Zusammen- fluß von Fließarmen unterschiedlicher Ionenzusam- mensetzung sowie die zeitliche Verzögerung sind n u r die wichtigsten Faktoren. Abbildung 9 zeigt die Calcium-Konzentrationsentwicklung an der Pegel- stelle als Phasenraumdarstellung. Deutlich hebt sich in dem asymmetrischen Gebilde ein Bereich ab, der als dichte Punktwolke beschrieben werden kann.

Hier kann die Dynamik als „ n o r m a l " angenommen werden, dem GAUSSschen Rauschen ähnlich; sie repräsentiert die Stabilität des Fließgleichgewichts

Abb. 9: Die Calcium-Konzentration (ppm) des Vorfluters beim Ausgang des Einzugsgebietes im P h a s e n r a u m Calcium concentrations of catchment outputs as a phase space picture

(9)

120 -

100 •

6 0 •

Z6itv«rschi0bung y-Achse: 7 Tags

b ) M i k r o p o r e n b e r e i c h

0 20 40 60 80 100 Abb. 10: Die Calcium-Konzentration (ppm) des Ober-

flächennahen Bodenwassers bei Weide 20 im Phasen- raum

Calcium concentrations of soil waters at Weide 20 as phase space pictures

zwischen Stoffein- und -austrag aus dem Einzugs- gebiet. Immer wieder brechen die Werte in Schlaufen aus: Kritische Raten werden überschritten.

Dem gegenübergestellt sind die Phasenraumbilder der Calcium-Konzentrationsentwicklung in der Bo- denlösung Weide 20 im Teileinzugsgebiet Schwang, der quartären Hangrutschmasse (Abb. 10a, b). Da- tengrundlage sind wieder die dem Massen- bzw. dem Mikrofließbereich zugeordneten Lysimeterproben.

Vor allem im Mikroporenbereich läßt sich nur noch undeutlich ein Schwerpunkt mittleren oder G A U S S -

schen Verhaltens erkennen. Offensichtlich wird die der langsam fließenden Zone zugeordnete Meßstelle immer wieder labilisiert bzw. beeinflußt durch ein- dringendes Frischwasser aus benachbarten Sätti- gungszonen. Es stellt sich heraus, daß die Regionen- bezeichnungen dahingehend modifiziert werden müßten, daß z. B. die Mikrofließregion besser als leicht labilisierbare Ubergangsregion mit Sicker- frontcharakter bezeichnet werden sollte. Die Phasen- raumportraits in Abbildung 10 zeigen zwar Unter-

Abb. 11: Die Calcium-Konzentration (ppm) des Ober- flächennahen Bodenwassers bei Mischwald 22 im Phasenraum

Calcium concentrations of soil waters at Mischwald 22 as a phase space picture

schiede, Lage und Symmetrie im Koordinatensystem sind jedoch ähnlich; damit können sie der gleichen Teileinheit zugeordnet werden. Stark hebt sich da- gegen das Portrait der Calcium-Konzentration in der Bodenlösung beim Standort Mischwald 22 ab (Abb. 11). Das Teileinzugsgebiet Schwangwald ist die stoffliche Schnittstelle in der Wandstufe (Abb. 2).

Hier fließt zumindest ein Teil des in der Höhenzone an den Schichtgrenzen zirkulierenden Karstwassers in die interne Hangzone ein. Das Bild wird dominiert durch große, irreguläre Abweichungen von einem hochangelegten Mittelwert.

Werden nun Abbildung 10 und 11 über Abbildung 9 gelegt, zeichnet sich die qualitativ unterschiedliche Beteiligung der R ä u m e ab (Abb. 12: gestrichelte Linien). Indizien möglicher „Schwachstellen" der Stabilität bzw. Belastbarkeit des Fließgleichgewich- tes des Testgebietes sind: 1. Die Teileinheit Schwang liefert kritisch hohe Raten ungepufferten Wassers, 2. die Teileinheit Schwangwald liefert kritisch hohe Calcium-Konzentrationen.

Diese Aussage erscheint auf den ersten Blick banal.

Zurück zu der gewünschten Modellbasis (Abb. 8), welche das Ungleichgewicht auf der Ereignisebene als Eingangsgröße im Fließgleichgewicht der Jahres- zeitebene erkennt: Mit der Phasenraum-Abbildung ist zumindest eine Form gefunden, welche beide Ska- lierungsebenen gleichwertig und sichtbar integriert.

Im Gegensatz zum eher schwierig geoökologisch zu interpretierenden multiplen Regressionsmodell, das für die gleiche Fragestellung aufgestellt wurde, be- kennt die Dynamik schon bei erster Beschreibung der Symmetrien und der Lage der Schwerpunkte im Koordinatensystem dieser sehr einfachen, zwei- dimensionalen Phasenraumbilder geoökologisch Farbe im Ablauf und Wechsel verschiedener Phasen.

Auch der R a u m b e z u g - hier: die Zuordnung der

(10)

10 Erdkunde Band 47/1993

120,0

100,0

8 0 , 0 -

6 0 , 0

4 0 , 0 - •

2 0 , 0 - -

1,0 80,0 100,0 120,0

Mikroporenwasser Bodenwasser Mischwald22

Makroporenwasser 0 Vorfluter

Abb. 12: Qualitativ unterschiedliche Beteiligung zweier Teileinzugsgebiete als Uberlagerung der Phasenraum- Bilder

Variable contributing areas as an overlay of phase space pictures

reicher Aufsätze theoretischer Natur, wie z. B. in

P A C K H A R D et al. (1980); sie sind auch schon für

Klima-Modelle angewandt worden, wie z. B. in

N I C O L I S u. N I C O L I S (1985). Die Methoden können je- doch für die geoökologischen Daten H F J nicht ohne weiteres übernommen werden. Für eine erfolgreiche Modifikation solcher Techniken zur Quantifizierung geoökologischer Phasenraumbilder müßte beachtet werden, daß es sich u m kurze Meßreihen handelt mit Meßungenauigkeiten und Ausfällen. Das Ziel, zu- mindest die Ausschnitte der Regelkreisstruktur, wel- che die hypothetisch angegangenen Kontrollpara- meter (s. o.) beinhalten, als Phasenraum aufgespannt berechenbar zu machen, scheint zum Zeitpunkt ab- sehbar. Inwieweit eine solche Phasenraumbearbei- tung geoökologischer Zeitreihen ein geeignetes Instrument ist, u m die gewünschte ganzheitliche Modellstruktur rechenbar zu machen, wird zur Zeit anhand der Meßreihen aus dem Testgebiet H F J ge- prüft.

Danksagung

Standorte zu Teileinheiten, welche in den Vorfluter des Einzugsgebietes eingespeist werden - scheint überschaubar.

Die Grundsatzfrage, ob die Geoökologische Kom- plexität, wie sie sich als reale Landschaft präsentiert, überhaupt als ganzheitliches Simulationsmodell ab- gebildet werden kann, hat damit nicht ihre Schärfe verloren. Das angestrebte Modell soll j a von der be- schreibenden Kennwert-Eigenschaft herkömmlicher Standortregelkreis-Modelle mit einer als Wortmodell aggregierten Häufung getrennter Statistiken und Simulationen einzelner Zusammenhänge an einzel- nen Standorten wegführen. Ein Simulationsmodell ist als naturwissenschaftliches Modell aber immer ein technisches Konstrukt, das auf dem Prinzip von Falsifizierung/Verifizierung beruht. Komplexität be- deutet aber immer wieder widersprüchliches R a u m - Zeit-Verhalten. Auf die Fragestellung H F J zuge- schnitten bedeutet dies, daß einem Ereignis immer auch Einmaligkeit anhaftet: Scheinbar als gleich oder ähnlich gewerkte Konstellationen können in ihrer unendlichen Empfindlichkeit gegenüber den An- fangsbedingungen gegensätzliche Resultate hervor- bringen.

Die konkrete Problemstellung an dieser Stelle lau- tet: Wie sollen die Phasenraum-Informationen in ein Modell im Sinne von Abbildung 8 eingebaut werden?

Ein erster Schritt ist die Quantifizierung der Phasen- raumbilder. Mögliche Techniken sind T h e m a zahl-

Danken möchte ich an dieser Stelle Prof. Dr. Hart- mut Leser, Dr. Daniel Schaub und Dipl-Geogr. J ü r g Hosang (Geographisches Institut, Universität Basel) für die Durchsicht des Manuskriptes und für Vor- schläge und Hinweise. Danken möchte ich auch Frau Lena B a u m a n n für die Reinzeichnung der zahl- reichen Abbildungen.

Literatur

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Referenzen

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