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Archiv "Bundeskunsthalle: Geheimnisvolle Welt der Azteken" (28.11.2003)

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V A R I A

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4828. November 2003 AA3181

Fotos:Bundeskunsthalle

D

ie Ursprünge der Azteken liegen im Mythischen: Eine Gruppe von Nomaden er- blickte auf ihrer Suche nach einem Heimatland auf einer Insel im Tezcocosee (im Hoch- land Mexikos) einen Adler, der, auf einem Feigenkaktus sitzend, eine Schlange verspeiste. Dies war für sie „das Zeichen“, ihr Ziel endlich erreicht zu haben. Denn genauso hatte es ihnen ihr Schutzgott Huitzilopochtli,der „Koli- bri des Südens“, vor- ausgesagt.

Nach einer Legen- de kamen sie aus dem Norden von der Insel Aztlan, daher ihr Name Azteken. In ihrer Sprache (Nahuatl) nannten sie sich auch Mexica. 1325 wurden sie auf der Insel sesshaft.

Im Verlauf von 200 Jahren schufen die Azteken eine der beeindruckendsten Zi- vilisationen. Sie eroberten fast ganz Zentralmexiko.

Ihre Hauptstadt Tenochtit- lan (heute Mexiko-City) bauten sie mit großartigen Pyramidentempeln, Palä- sten, Aquädukten, Brücken und großen Plätzen aus. Die Gesell- schaft war streng hierarchisch gegliedert. An ihrer Spitze stan- den Herrscher und Priester. Die Azteken verehrten eine Vielzahl von Göttern, auch die der von ih- nen unterworfenen Völker. Ihre Religion prägte das öffentliche und private Leben. Sie kannten Kalender, Schrift und Papierher- stellung und pflegten ein hoch stehendes Kunsthandwerk.

1521 endete die Blütezeit der Azteken: Spanische Eroberer setzten ihr ein abruptes Ende.

Die damals bereits 250 000 Ein- wohner zählende prachtvolle Metropole machte auf die Spani- er einen überwältigenden Ein- druck. Ihr Eroberer, Hernando Cortés, berichtete seinem Herrn, Kaiser Karl V., von deren Glanz

und Reichtum. Aus Habgier und mit missionarischem Eifer ver- nichteten die spanischen Con- quistadores eine der bedeutend- sten Kulturen.

Die bislang größte Ausstel- lung über die Kultur der Azteken ist nach London und Berlin jetzt in der Bonner Bundeskunsthalle zu sehen. Circa 350 kostbare Exponate, von denen eini- ge erstmals weltweit ge- zeigt werden, gewähren einen Einblick in die ge- heimnisvolle Welt die- ses außergewöhnli- chen Volkes, seine Weltanschauung, Ri- ten und Gebräuche.

Zahlreiche Figuren, Masken, Reliefs und Gefäße mesoameri- kanischer Vorläufer- kulturen lassen erken-

nen, dass die Azteken deren Kunst schätzten und davon beeinflusst waren. Ein Vergleich zeigt aber auch, dass sie einen eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelten. Beeindruckend sind meisterhaft bearbeitete, zum Teil monumentale Skulp- turen von Göttern, Menschen und Tieren. Verzierte Masken, farbig bemalte Gefäße und Scha- len, Türkismosaike, Schnitze- reien aus Muschelschalen und Knochen bezeugen die kunst- handwerklichen Fertigkeiten.

Die herrschende Kaste trug fein- sten Goldschmuck in Form von Ringen, Anhängern, Pektoralen, Ohrgehängen und Lippen- pflöcken als Statussymbol. Sie liebten zwar das Gold, „Exkre- ment der Götter“. Doch Federn für bunte Fächer, Schilde und

Kopfschmuck waren für sie weit- aus kostbarer. Steinerne Altäre, kunstvoll verzierte Messer, Be- hälter und Schalen zur Aufnah- me von abgezogenen menschli- chen Häuten, Herzen und Blut, den Göttern zum Dank geopfert, erinnern dagegen an die „barba- rischen“ Seiten dieses Volkes.

Der Kult um den Frühlingsgott Xipe Totec („der sich häutet, unser Herr“), dem man mehr- mals in der Ausstellung begeg- net, wirkt unbegreiflich und abschreckend: Die abgezogene Haut Geopferter stülpte man meist Priestern als Stellver- tretern dieses Gottes über. Erst nach Tagen legten sie diese, einer sich häutenden Schlange gleich, wieder ab. Dieser Ritus galt nicht der Verherrlichung des Todes, sondern symbolisierte vielmehr die Untrennbarkeit von Leben und Tod, war ein Zeichen der Wiedergeburt und Erneuerung.

Eine Computeranimation der Technischen Universität Darm- stadt zeigt die virtuelle Rekon- struktion des alten Tenochtitlan, seinen Zeremonialbereich und den Templo Mayor, Mittelpunkt des Aztekenreiches. Von der Bundeskunsthalle in Auftrag ge- geben, soll sie nach Ausstellungs- ende dem Museo del Templo Mayor übergeben werden.

Farbige Bilderhandschriften, so genannte Codices, Pikto- gramme, enthalten eine Viel- zahl wichtiger Informationen über Kultur, Religion und Geschichte der Azteken. Ihre Fortsetzungen sind, nach der Conquista, auch von christ- lichen Inhalten geprägt. In den Codices findet sich das Bild aus der Gründungsgeschichte des Aztekenreiches – der Adler auf einem Feigenkaktus – wieder.

Dies ist heute noch auf der mexikanischen Flagge zu sehen.

Dr. med. Stephanie Krannich Der Gott Xipe Totec,

aztekisch, um 1500 gebrannter Ton, bemalt, 97 x 43 x 20 cm, Museo Regional de Puebla, CONACULTA – INAH

Bundeskunsthalle

Circa 350 kostbare Exponate gewähren einen Einblick in Kunst und Kultur eines außergewöhnlichen Volkes.

Feuilleton

Die Ausstellung „Azteken“ ist bis zum 11. Januar 2004 in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesre- publik Deutschland, Museumsmeile Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn zu sehen. Öffnungszeiten:

dienstags und mittwochs 10 bis 21 Uhr, donnerstags bis sonntags 10 bis 19 Uhr, montags geschlossen.Weitere Informationen: Telefon: 02 28/91 71- 2 00, www.bundeskunsthalle.de

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