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Archiv "Der geheimnisvolle Nachtisch" (04.11.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen Medizinalreform

Lohn vorenthielt ... Diese Verhält- nisse mussten nothwendig die Ar- men und die Aerzte erbittern, beide mussten allmählich mehr und mehr von der Ueberzeugung durchdrun- gen werden, daß sie die Opfer fal- scher gesellschaftlicher Grundsät- ze waren. Die Gesellschaft schuf sich selbst ihre Feinde. Das Prole- tariat wurde von Tag zu Tag unru- higer, unklare Gedanken von Men- schenwohl und Menschenwürde begannen sich in ihm zu regen ...

Und wer kann sich darüber wun- dern, daß die Demokratie und der Socialismus nirgend mehr Anhän- ger fand als unter den Aerzten?

Die Medicin ist eine sociale Wis- senschaft und Politik ist weiter nichts als Medizin im Grossen" (15, S. 34).

• Wird fortgesetzt Anschrift der Verfasserin:

Dr. med. Johanna Bleker

Institut für Theorie und Geschichte der Medizin

an der Universität Münster Waldeyerstraße 27

4400 Münster ZITAT

Gegenwehr

„Man fing bei uns an mit den ,Halbgöttern in Weiß', das ging über die ‚Profitmaximie- rer', und das endete vielleicht bei den ‚Beutelschneidern'.

Und die Ärzte wehren sich gegen Beleidigung, gegen Diffamierung, die Ärzte ha- ben Furcht, daß das Vertrau- ensverhältnis Arzt/Patient da- durch gestört wird, das ist heute der Sinn dieses Prote- stes: daß wir auch die Gefahr aufzeigen, daß unser gesun- des, und ich sage ganz be- wußt, unser preiswertes Ge- sundheitssystem Schaden leidet."

Dr. Wilhelm Gerland, Zweiter Vorsitzender der KV Westfa- len-Lippe in einem Gespräch mit Günther Windschild im WDR-Mittagsmagazin.

Durch Götz von Berlichingen kam die Sache „in den Griff". Der alte Haudegen verlor bekanntlich in der Schlacht bei Nördlingen seine rechte Hand. Er sann darüber nach, wie man dem Verlust der Hand durch eine Art Ersatzhand abhelfen könne. Nach seinen eige- nen Plänen ließ er sich vom Schmied in Jagsthausen die welt- bekannte künstliche eiserne Hand schmieden.

Durch einen Druckmechanismus konnte er mit dieser Hand Ge- genstände, ja sogar seine Waffe, festhalten. Er war damit der erste Mensch, der eine künstliche Er- satzhand erdacht hatte, mit der man zumindest unter Zuhilfenah- me der anderen Hand etwas um- greifen und festhalten konnte.

Kriegsnot und schöpferische Bega- bung hatten ihn dazu inspiriert.

Kein Geringerer als Professor Sau- erbruch erbat sich diese Hand runde 350 Jahre später, im ersten Weltkrieg, zum Studium des Mecha- nismus aus. Immerhin dünkte er sich nicht zu erhaben, sich erst einmal den „Griffversuch" des Göt- zen anzuschauen. Auch bei Sauer- bruch waren die furchtbaren Schußverletzungen der Soldaten des ersten Weltkrieges Veranlas- sung zu der Überlegung, wie man diesen Menschen wieder zum Grei- fen verhelfen könne, allerdings auf operativem Wege. Sauerbruch schuf so bekanntlich die erste will- kürlich bewegte Hand, indem er die Greifwerkzeuge direkt an die mit Tastsinn ausgestatteten Mus- kelwülste anschloß.

Und wieder waren es die im zwei- ten Weltkrieg auftretenden entsetz- lichen Verstümmelungen, die den traurigen Anlaß gaben zu noch subtilerer und noch spezifizierterer Gliederchirurgie. Prof. Otto Hilgen- feldt (Bochum) wurde in jahrelan- ger Verfeinerung seiner Methode zum Initiator des operativen Dau-

FEUILLETON

menersatzes durch Versetzung des Mittelfingers unter Erhaltung der Sensibilität. Er wurde damit Wegbe- reiter für Beseitigung von Greifstö- rungen bei Fingerverlusten vielerlei Art.

Der inzwischen emeritierte Profes- sor Hilgenfeldt wurde für seine weltweit anerkannten Erfolge im Jahre 1973 mit dem erstmalig ver- liehenen „Erich-Lexer-Preis" aus- gezeichnet.

Fassen wir zusammen: Der Götz schafft die erste künstliche Hand, Sauerbruch die „willkürlich beweg- te Hand" (Greifprothese), Hilgen- feldt bekommt die Sache „endgül- tig in den Griff". Zahllose dankbare Patienten sind dafür lebende Zeu- gen. Ein Teil des Dankes gebührt dem Götz. Nach langem Weg wur- de seine Idee Wirklichkeit.

Götzens eiserne Hand befand sich nicht immer wie heute im Schloß zu Jagsthausen bei seinen Nach- kommen. Sie gelangte nach sei- nem Tode in den Besitz der frei- herrlichen Familie von Hornstein, und erst drei Jahrhunderte später gelang es der Freifrau Therese von Berlichingen, dieselbe wieder in den Besitz der Familie zu brin- gen.

Nachdem sie dem Freiherrn von Hornstein vergeblich eine namhaf- te Summe dafür geboten hatte, lud dieser die Freifrau eines Tages zu einem Gastmahl ein. Nach Beendi- gung des Mahles ließ er ihr als Nachtisch eine sorgfältig bedeckte Schüssel vorsetzen. Sie enthielt Götzens Hand als Geschenk.

Anschrift des Verfassers:

Dr. Georg Munck Garbersweg 8 2100 Hamburg 90

Der geheimnisvolle Nachtisch

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 45 vom 4. November 1976 2905

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