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Archiv "Gesundheitlicher Verbraucherschutz: Patienten wollen Partner sein" (21.10.2005)

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P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 42⏐⏐21. Oktober 2005 AA2837

beit funktioniert: An der Aktualisierung der Leitlinien zum Diabetes mellitus Typ 2, zur chronisch obstruktiven Lun- generkrankung, zur koronaren Herz- krankheit und zum Asthma sind Patien- ten beteiligt. Diese prüfen einerseits, welche patientenrelevanten Fragen in der konsentierten Empfehlung zur Leit-

linie noch fehlen. Andererseits untersu- chen die Patienten, ob bestimmte Infor- mationen auch für eine Patientenversi- on sinnvoll sind. Diese wird parallel zu der NVL erstellt und richtet sich an me- dizinische Laien. Noch befinde sich die Einbindung von Patienten in Leitlinien zwar in einer „Entwicklungsphase“,

räumt Prof. Dr. Michael Koller vom In- stitut für Theoretische Chirurgie am Universitätsklinikum Gießen und Mar- burg ein. Die Therapieerwartungen von Arzt und Patient seien aber so unter- schiedlich, dass man auf die Beteiligung von Patienten an Leitlinien nicht ver- zichten sollte. Martina Merten

ie Experten waren sich in einem Punkt einig: Als eine „erstaunliche Erfolgsge- schichte“ bezeichnete der Bielefelder Versorgungsforscher Bernhard Badura die Entwicklung der Position von Patienten im deutschen Gesundheitswesen, die sich in den letzten fünfzehn Jahren vollzogen habe.

Ähnlich bewertete dies Erwin Dehlinger vom AOK-Bundesverband, der konstatierte, Deutschland sei in Fragen der Patienten- orientierung spürbar vorangekommen. Auch Rainer Hess, Vorsitzender des Ausschusses

„Gesundheitsziele“ der Gesellschaft für Versi- cherungswissenschaft und -gestaltung e.V., lobte angesichts dieser Fortschritte die Arbeit des Gesetzgebers.

Realisierung der Rechte

Drei Fragen waren es, zu denen während einer Fachkonferenz zum Thema „Patientensouve- ränität“ in Berlin kürzlich diskutiert wurde:

Welche Form von Patientenmitsprache ist in Gremien sinnvoll, die über Behandlungsstan- dards und Leistungen befinden? Wie können Patienten bei Beschwerden oder Fehlern ihre Ansprüche wirksam geltend machen? Auf welcher Basis sollte eine gute Patientenbera- tung stattfinden?

Der Trend zur Stärkung von Patientenkom- petenz werde sich auch in Zukunft weiter durchsetzen, war eine von Baduras Thesen – dann nämlich, wenn der Zusatznutzen einer solchen Entwicklung auch für Krankenkassen oder Leistungsanbieter deutlich werde. Denn gegen deren ökonomische Imperative werde man für die Interessen von Patienten nichts gewinnen können. Dabei gehe es um Kosten und Wirtschaftlichkeit. Es sei kurzsichtig, nur in Technik und in die Anbieter von Leistungen

zu investieren. Man müsse viel mehr in die Be- fähigung von Patienten zur sparsamen und bedarfsgerechten Nutzung des Systems inve- stieren, um sie in die Lage zu versetzen, sich ökonomisch „intelligent“ zu verhalten.

Teilweise Widerspruch erntete der Bielefel- der Gesundheitswissenschaftler für seine The- se, Patienten seien im unübersichtlichen

„Dschungel“ des Gesundheitswesens auf Führung angewiesen. Vertreter von Patienten- verbänden hielten dem entgegen, weder sei es der Wunsch von Patienten, durch das Sy- stem geführt zu werden, noch wollten Patien- ten möglichst allein entscheiden, sondern sie suchten das echte Gespräch und die Partner- schaft mit den Professionellen.

Zur Interessenlage von Patienten und Ver- brauchern verwies Günter Hölling von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Patienten- stellen auf die vier Verbraucherziele, die im Rahmen des vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung initiier- ten nationalen Zieleprozesses („gesundheits ziele.de“) entwickelten wurden:

–Transparenz bei Gesundheitsinformatio- nen und Beratungsangeboten erreichen!

—Gesundheitsbezogene Kompetenzen der Bürger und Patienten entwickeln!

˜Kollektive und individuelle Patientenrech- te stärken!

™Beschwerde- und Fehlermanagement für Versicherte und Patienten verbessern!

Er forderte für Patienten angesichts der Vielzahl von Entscheidungen, die sie zuneh- mend in den Institutionen des Gesundheits- wesens zu treffen hätten, Bedenkzeit.

In Deutschland gehe es für die Verbraucher primär um Transparenz, betonte Rainer Hess.

In anderen Ländern dagegen, in denen so ge-

nannte gatekeeper die Leistungen zuteilen und die Verbraucher wenig Wahlfreiheiten ha- ben, sei es notwendig, primär um Patienten- rechte zu streiten. Er vertrat die Auffassung, im Gemeinsamen Bundesausschuss seien Pa- tienteninteressen dreifach vertreten, nämlich durch die jeweils stimmberechtigten Vertreter der Krankenkassen sowie der Ärzteschaft, ebenso wie durch die eigenen Vertreter mit dem Recht zur Mitsprache. Die Unabhängig- keit der Patientenvertreter sei erfahrungs- gemäß höher ohne „feste Bank“ und ohne Stimmrecht. Diese Konstruktion im Gemeinsa- men Bundesausschuss sei für Patienten vor- teilhaft und habe sich bewährt. Es müsse aber künftig auch eine Patientenbeteiligung gefor- dert werden, wenn es um die Qualität von Lei- stungen geht.

Beratung und Souveränität

Unabhängige Patientenberatung und Nutzer- informationen sind ein Instrument zur Er- höhung der Patientensouveränität und zur Verbesserung der Versorgung. Diese Ansicht vertrat Marie-Luise Dierks, Medizinische Hochschule Hannover. Sie hatte die Inan- spruchnahme von 17 Beratungseinrichtun- gen analysiert, in denen im Verlauf von neun Monaten mehr als 24 000 Patienten Rat ge- sucht hatten. Die meisten wollen Informa- tionen, viele suchen das Gespräch oder eine Zweitmeinung. Mehr als die Hälfte der Nut- zer lassen sich telefonisch beraten. Wie zu erwarten, waren Frauen wie auch Menschen mit hohem und mittlerem Bildungsgrad bei den Nutzern überrepräsentiert. Eine Nach- befragung ergab, dass sich die Beratenen durch die Beratung im Umgang mit ihrer An- gelegenheit ganz überwiegend bestärkt fühlten. Es zeigte sich auch, dass die Berate- nen zufriedener waren, wenn nicht nur eine Information vermittelt, sondern wenn ge- meinsam eine Lösung entwickelt wurde. Ein Ergebnis der Studie war auch, dass bei den Professionellen im Gesundheitswesen die Beratungseinrichtungen für Patienten eher unbekannt sind. Ingbert Weber

Gesundheitlicher Verbraucherschutz

Patienten wollen Partner sein

Konferenz „Patientensouveränität stärken“

erörtert Mitspracherechte.

D

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