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Archiv "Lagebericht für Anleger: Weltweit kaum Alternativen zu DM-Anleihen" (31.10.1991)

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LESERDIE ST

Lagebericht für Anleger

Weltweit kaum Alternativen zu DM-Anleihen

Sonde seiten

GELD

Nillagen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

ie wirtschaftliche Ent- wicklung in Deutsch- land steht noch immer im Zeichen der monetären und wirtschaftlichen Vereini- gung beider deutscher Staa- ten im vorigen Jahr. Während die westdeutsche Wirtschaft im ersten Halbjahr 1991 eine Wachstumsrate von real 4,5 Prozent verzeichnete, mußten die neuen Bundesländer ei- nen Einbruch um rund 20 Prozent hinnehmen. Ein Um- schwenken der Nachfrage auf westdeutsche Produkte und der weitgehende Verlust der Exportmärkte in Osteuropa führten zu einem beispiello- sen Konjunktureinbruch in Ostdeutschland, während in den alten Bundesländern durch den Nachfrageschub aus dem Osten ein Boom aus- gelöst wurde, der eine Ab- koppelung vom wirtschaftli- chen Abwärtstrend in den übrigen Industrieländern er- möglichte.

Ein Ende der Strukturkri- se in den neuen Bundeslän- dern ist noch nicht abzuse- hen, allerdings gibt es inzwi- schen Anzeichen für eine wirtschaftliche Stabilisierung.

In Teilbereichen ist eine Wie- derbelebung der Nachfrage nach ostdeutschen Erzeugnis- sen zu erkennen. Die öffentli- chen Investitionen kommen allmählich in Schwung, dies begünstigt die Bauindustrie.

Dennoch wird das Bruttosozi- alprodukt (BSP) in den neu- en Ländern in diesem Jahr nach Meinung der Analysten der Deutschen Apotheker- und Ärztebank um etwa 15 Prozent schrumpfen. Die al- ten Bundesländer werden da- gegen 1991 insgesamt auf Ex- pansionskurs bleiben. Aller- dings zeichnet sich für das zweite Halbjahr eine deutli- che Abschwächung der Wachstumsdynamik ab, was sich bereits in sinkenden Auf- tragseingängen, einer schwä- cheren Kapazitätsauslastung und einem abnehmenden pri- vaten Verbrauch zeigt. Infol- ge der schwachen Weltwirt- schaft sind die Nachfrageim- pulse aus dem Ausland schwächer geworden. Für die alten Bundesländer scheint

aus heutiger Sicht ein reales Wirtschaftswachstum von 2,5 bis 3 Prozent erreichbar — ein im internationalen Vergleich noch immer günstiges Ergeb- nis. Insgesamt dürfte das BSP-Wachstum für die ge- samte Bundesrepublik bei gut 1 Prozent liegen.

Für 1992 erwarten die APO-Banker für West- deutschland — bedingt durch eine sich weiter beruhigende Binnenkonjunktur — eine BSP-Steigerung von nur 1,5 bis 2 Prozent. In den neuen Ländern dürfte sich — von sehr niedrigem Niveau aus — eine konjunkturelle Belebung durchsetzen, die zu einer Steigerung des BSP um rund 10 Prozent führen sollte. Ins- gesamt erwartet die Bank 1992 für die gesamte Bundes- republik ein reales Wirt- schaftswachstum von gut 2 Prozent.

Die starke Inlandsnach- frage ließ die Importe kräftig ansteigen, während der Ex- port bei nachlassender Aus- landskonjunktur stagnierte.

Die Leistungsbilanz, die über fünf Jahre lang laufend Über- schüsse ausgewiesen hatte, ist seit Januar 1991 defizitär. Im April geriet auch die Han- delsbilanz — erstmals seit fast zehn Jahren — wieder ins De- fizit. Im August wies die Han- delsbilanz aber bereits wieder einen Überschuß von über drei Milliarden DM aus. Die Arbeitslosenrate in der west- lichen Bundesrepublik fiel im September um 6 Prozent. In den neuen Bundesländern liegt die Arbeitslosenquote dagegen bei 11,7 Prozent.

Die Anhebung der Mine- ralöl- und Versicherungssteu- er zum 1. Juli 1991 trieb die Inflationsrate im Juli auf 4,4 Prozent und liegt mit 3,9 Pro- zent auch im September noch auf erhöhtem Niveau. Die Preisstabilität ist derzeit je-

doch auch von anderer Seite gefährdet. Vor allem werden die oberhalb des Produk- tivitätsfortschritts liegenden Lohnabschlüsse für zusätzli- chen Inflationsdruck sorgen, soweit nicht die sich abschwä- chende Konjunktur die Über- wälzung der gestiegenen Ko- sten auf die Preise erschwert.

Insgesamt muß, obwohl der Olpreis im Vergleich zum zweiten Halbjahr 1990 niedrigerer ist, mit einem An- stieg der Inflationsrate von 2,7 Prozent in 1990 auf min- destens 3,5 Prozent im Jah- resdurchschnitt 1991 gerech- net werden. Sofern sich die öffentliche Verschuldungsra- te zurückbildet, sich die D- Mark weiter stabilisiert, die Tarifabschlüsse für das näch- ste Jahr stabilitätsgerecht ausfallen und die Geldpolitik unverändert restriktiv bleibt, erwartet die APO-Bank, daß die Teuerungswelle im Früh- jahr 1992 ihren Höhepunkt erreicht. Die Inflationsrate wird in 1992 im Durchschnitt bei knapp 4 Prozent liegen, zum Jahresende dürfte das Preispendel aber in Richtung 3 Prozent zurückschwingen.

Notenbankchef Schlesinger möchte jedoch zumindest ei- ne 2 vor dem Komma sehen, bevor die Bundesbank auf Zinserleichterung umschal- tet.

Zur Jahresmitte hat die Bundesbank ihre Geldpolitik weiter verschärft. Wegen der stark gestiegenen Inflation wurden die Leitzinsen her- aufgesetzt. Der Diskontsatz wurde dabei auf 7,5 Prozent und der Lombardsatz auf 9,25 Prozent erhöht. Ein konse- quenter Restriktionskurs der Bundesbank sollte die D- Mark befestigen und die At- traktivität des deutschen Ka- pitalmarkts erhöhen. Für die- ses Jahr erwarten die APO- Banker keine weitere Ver-

schärfung der Notenbankpo- litik. Eine kritische Situation für die Geldpolitik könnte je- doch noch einmal im Früh- jahr 1992 entstehen, falls sich erneut überhöhte Tarifab- schlüsse abzeichnen, die Fi- nanzpolitik nicht auf Spar- kurs einschwenkt und eine gegenläufige Konjunkturdy- namik in der Bundesrepublik und den USA einen neuen Höhenflug des US-Dollar auslöst.

Unter einem DAX von 1580 Punkten kann mit ersten Aktienkäufen be-

gonnen werden Die Integration der neuen Bundesländer bedeutet für die öffentlichen Haushalte ei- ne enorme zusätzliche Bela- stung. Anfänglich waren da- bei die Finanzierungserfor- dernisse deutlich unterschätzt worden. Auch der für dieses Jahr festgelegte Eckwert der Neuverschuldung von 140 Milliarden DM wurde durch den Zusammenbruch der ost- deutschen Wirtschaft und die Beteiligungskosten am Golf- krieg bald in Frage gestellt.

Das zur Jahresmitte in Kraft getretene Steuererhöhungs- paket soll Mehreinnahmen erbringen. Trotzdem wird der öffentliche Kapitalbedarf im laufenden Jahr die ursprüng- lich vorgegebenen Grenzen überschreiten und bei rund 150 Milliarden DM liegen. In- wieweit sich die ab dem kom- menden Jahr geplante Rück- führung der öffentlichen Neuverschuldung realisieren läßt, hängt entscheidend von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in Ostdeutsch- land ab. In jedem Fall werden die Kapitalmärkte durch die öffentliche Hand — auch we- gen der anstehenden Kredit- Dt. Ärztebl. 88, Heft 44, 31. Oktober 1991 (97) A-3763

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Zahl der Bankstellen:

Nach starkem Wachstum fast konstant

1957 1967 1977 1987

Quelle: Deutsche Bundesbank Grafik: DG BANK

Deutsche Genossenschaftsbank DG B1NK

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Seit den 50er Jahren ist die Zahl der Ban- ken in der Bundesrepu- blik um gut zwei Drittel zu- rückgegangen.

Wesentlich da- zu beigetragen hat vor allem die Leistungs- konzentration bei den ge- nossenschaftli- chen Institu- ten: deren Zahl vermin- derte sich von

11 795 im Jah- re 1957 auf 3223 Ende 1989. Hinge- gen verdrei- fachte sich die Zahl der Zweigstellen aller Banken- gruppen.

mögliche umfangreiche Hilfs- programme an die Sowjet- union den ohnehin stark in Anspruch genommenen Ka- pitalmarkt noch mehr bela- sten können. Daneben steht auch noch die Entscheidung über die gesetzgeberischen Konsequenzen des Zinsur- teils des BVG aus.

Auf mittlere Sicht sind die Perspektiven am deutschen Rentenmarkt aber nicht un- günstig. Die für die nächsten Monate erwartete Verlangsa- mung des Wirtschaftswachs- tums spricht eher für einen niedrigeren Realzins, so daß auch vorübergehend höhere Inflationsraten verkraftet werden sollten. Auch aus dem Ausland sind weitere Entlastungen zu erwarten.

Nachdem der weltweite Zins- senkungsprozeß zwischen- zeitlich zum Stillstand gekom- men war, sind die Renditen in den USA bereits seit einigen Wochen wieder rückläufig, und angesichts des weltwei- ten Konjunkturtiefs bestehen gute Chancen, daß sich auch andere Rentenmärkte diesem

Trend wieder anschließen werden. Die europäischen Notenbanken haben auf die Leitzinserhöhung in Deutsch- land zwar zum Teil mit Zins- erhöhungen reagiert, dürften aber weiterhin Schwächepha- sen der DM wieder so weit wie möglich zu Zinssenkung- en nutzen. Damit bestehen auf mittlere Sicht durchaus gute Chancen auf einen wei- teren moderaten Rendite- rückgang. Zum anderen sind beispielsweise die Renditen in Großbritannien, Kanada oder Frankreich nur ein bis eineinhalb Prozent höher.

Das Währungsrisiko wird bei einem solch niedrigen Zin- spuffer nur unbefriedigend abgefedert, zumal der Zins- senkungsprozeß in den mei- sten Ländern erheblich wei- ter fortgeschritten ist als in Deutschland, das zum Hoch- zinsland geworden ist. Es gibt somit praktisch keine Alter- nativen zu deutschen Festver- zinslichen. Zudem waren Renditen über 8 Prozent hi- storisch betrachtet immer Kaufrenditen. EB forderungen aus Osteuropa

und der Sowjetunion — auf längere Sicht verstärkt in An- spruch genommen.

Zu Beginn des laufenden Jahres kam es an den in- ternationalen Aktienmärkten durchweg zu erheblichen Kursgewinnen. Im Zuge des weltweiten Zinsrückgangs in den ersten Monaten verzeich- neten einige Börsen sogar neue historische Höchststän- de. Am deutschen Aktien- markt fiel diese Aufwärtsbe- wegung mit plus 10 Prozent allerdings vergleichsweise ge- ring aus. Zur Jahresmitte, als der gestiegene Dollar-Kurs und erste positive Meldungen aus den neuen Bundeslän- dern offensichtlich wieder das Interesse auch ausländischer Anleger geweckt hatten, konnte die deutsche Börse zwar einen Teil dieses Rück- standes aufholen; in der Fol- ge gingen diese Kursgewinne bei temporär steigenden Zin- sen jedoch wieder verloren.

Die Reaktion auf die Nachricht vom Staatsstreich in der Sowjetunion, als die Kursverluste in Deutschland mit rund 10 Prozent höher waren als an allen anderen wichtigen Börsen der Welt, hat zudem deutlich gemacht, wie stark neben den hausge- machten Problemen die poli- tische Situation in Osteuropa das Anlegerverhalten gerade auch ausländischer Investo- ren beeinflußt. Die nach wie vor bestehende Instabilität dieser Region bleibt weiter- hin ein latenter Risikofaktor für den deutschen Aktien- markt.

Auf dem inzwischen kräf- tig ermäßigten Kursniveau des DAX von unter 1600 Punkten könnten vorsichtig wieder deutsche Aktien ge- kauft werden. Vier Gründe unterstützen diese Überle- gung:

O Ein wirtschaftlicher Aufschwung in Ostdeutsch- land zeichnet sich ab.

(E)

Die US- und die Welt- konjunktur dürften sich 1992 erholen.

Q Mittelfristig dürfte der Aktienmarkt von weltweit sinkenden Zinsen profitieren.

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Die Gewinne deut- scher Unternehmen werden 1992 um rund 7 Prozent stei- gen.

Zinsreagible Aktien wie RWE, Veba, Großbanken und Allianz, aber auch die Aktien des Elektronik- und Technologiekonglomerats Siemens sind dabei zunächst zu bevorzugen.

Entscheidend für die län- gerfristigen Perspektiven der deutschen Börse wird die wirtschaftliche Entwicklung in den neuen Bundesländern sein. Ein Einschwenken auf einen stetigen Wachstums- kurs würde nicht nur die Er- tragschancen der Unterneh- men verbessern, sondern könnte auch ausländische In- vestoren zu einer dauerhaften Höhergewichtung ihrer Anla- gen in Deutschland veranlas- sen. Damit bietet der deut- sche Aktienmarkt auf Jahre hinaus beträchtliches Kurspo- tential.

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Renditen 10jähriger Bundesanleihen zum Jahresende 8 Prozent Von den weltweiten Zins- senkungen zum Jahresbeginn hat auch der deutsche Ren- tenmarkt profitiert. Innerhalb kurzer Zeit sank die Umlaufs- rendite von über 9 Prozent auf 8,4 Prozent. Mit dem Ur- teil des Bundesverfassungsge- richts (BVG) zur Besteue- rung von Zinseinkünften En- de Juli änderte sich die Situa- tion jedoch abrupt, und die Umlaufsrendite stieg bis auf fast 8,9 Prozent an. Die Leit- zinserhöhung der Bundes- bank Mitte August leitete ei- ne — kurzfristig von den Er- eignissen in der Sowjetunion unterbrochene — Trendwende ein. Inzwischen hat sich der deutsche Rentenmarkt wie- der den Tiefstrenditen vom Frühjahr genähert.

Auf kurze Sicht bestehen am Kapialmarkt nach dem starken Renditeabbau der letzten Wochen durchaus noch Rückschlaggefahren. So könnte sich hier die Befürch- tung niederschlagen, daß A-3764 (98) Dt. Ärztebl. 88, Heft 44, 31. Oktober 1991

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