MEDIZIN
heblich zeitintensiver sind als manche Injektionsbehandlung.
Die in meinem Beitrag genann- ten Zahlen basieren auf einer bereits 1986 veröffentlichten Expertise, die von Zimmermann und Seemann für das Bundesministerium für For- schung und Technologie erstellt wur- de (3). Insoweit sind diese Zahlen eher noch als vorsichtige Schätzungen zu betrachten. Darüber hinaus waren 1986 selbstverständlich die neuen Bundesländer noch nicht berücksich- tigt. In einer neueren Veröffentli- chung geht Zimmermann jetzt von ei- nem Bedarf von 2 000 schmerzthera- peutischen Einrichtungen aus (4).
Diese Zahlen sind nicht das „Wunsch- denken" von Utopisten, sondern be- ruhen auf sehr exakten Untersuchun- gen aus den Vereinigten Staaten und den wenigen Prävalenzstudien aus der Bundesrepublik.
Selbst die WHO gibt Zahlen an, nach denen 50 bis 80 Prozent der Tu- morpatienten unbehandelte Schmer- zen erleiden, obwohl geeignete und einfache Methoden zur Therapie vor-
DISKUSSION/FÜR SIE REFERIERT
handen sind (2). Wenn wir in einer Art Konkurrenzdenken weiterhin solche Zahlen als Utopie ablehnen, werden darunter nicht die Schmerz- therapeuten, sondern die betroffenen Patienten leiden. Unser Ziel für die Zukunft muß sein, eine vorurteils- freie Kooperation zwischen Hausärz- ten und Schmerztherapeuten zu eta- blieren. Dieser Wunsch sollte nicht als Berufspolitik diffamiert werden, son- dern als eine patientenorientierte Notwendigkeit anerkannt werden. Im übrigen wird eine richtig verstandene Schmerztherapie nicht in Konkurrenz zum Hausarzt treten, sie wird auch dem Hausarzt keine Patienten weg- nehmen, sondern sie wird lediglich konsiliarisch bestimmte Methoden zur Verfügung stellen und möglichst die weitere Therapie in die Hände des Hausarztes legen. Solange in etablier- ten Schmerzzentren noch Wartezei- ten von über einem Jahr bestehen, he- gen Schmerztherapeuten allerdings den berufspolitischen Wunschtraum, daß sich diese Situation im Sinne der Patienten einmal verbessert. Eine
Verbesserung ist allerdings nur zu er- reichen durch -einen entsprechenden Gewinn an Qualität und Quantität in- nerhalb der Schmerztherapie.
Literatur:
1. Strumpf M, Zenz M, Willweber-Strumpf A:
Analyse der Therapie chronischer Schmer- zen. Anästhesist 1993; 42: 169-174 2. Weltgesundheitsorganisation (WHO):
Cancer Pain Relief. Deutsche Übersetzung:
Therapie chronischer Schmerzen. AV- Kommunikation und Medizin-Verlag, München, 1988
3. Zimmermann M, Seemann H: Der Schmerz
— ein vernachlässigtes Gebiet der Medizin?
Springer, Berlin, Heidelberg, New York, 1986
4 Zimmermann M: Epidemiologie des Schmerzes. Internist 1994; 35: 2-7
Prof. Dr. med. Michael Zenz Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Schmerztherapie Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil Universitätsklinik
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1 44789 Bochum
Botulinustoxin bei Achalasie
Die Achalasie ist eine Motilitäts- störung des Ösophagus, die durch ei- nen erhöhten Tonus des unteren Öso- phagussphinkters (LES), eine vermin- derte Relaxation des LES beim Schluckakt und durch eine vermin- derte Peristaltik des tubulären Öso- phagus gekennzeichnet ist.
In einer prospektiven, plazebo- kontrollierten Studie wurde bei 21 Pa- tienten mit Achalasie die Wirkung ei- ner endoskopischen Injektion von Botulinustoxin in den unteren Öso- phagussphinkter untersucht. Der Therapieerfolg wurde durch Pharyn- go-Ösophagographie, Ösophagusma- nometrie, Ösophagusszintigraphie so- wie Selbsteinschätzung des Patienten erfaßt.
Eine Woche nach Injektion von 80 Einheiten Botulinustoxin kam es klinisch zu einer deutlichen subjekti- ven Besserung der Beschwerden bei neun von elf behandelten Patienten, dagegen nur vorübergehend bei ei-
nem von zehn Patienten aus der Pla- zebogruppe. In der Verumgruppe sank der LES-Druck um 33 Prozent, die Öffnungsweite des LES nahm um 204 Prozent zu, die Retention einer semisoliden Testmahlzeit sank von 81 Prozent auf 54 Prozent. Sechs Monate nach der Therapie waren noch 66 Pro- zent der Patienten klinisch weitge- hend beschwerdefrei. Bedeutsame Nebenwirkungen der Therapie traten nicht auf.
Die Autoren folgern, daß die In- jektion von Botulinustoxin in den un- teren Ösophagussphinkter eine siche- re, effektive und einfache Behand- lungsmethode der Achalasie mit lang- anhaltendem Therapieerfolg dar- stellt. acc
Pasricha PJ et al.: Intrasphincteric botulinum toxin for the treatment of achalasia. N Engl J Med 1995; 322: 774-778.
Dr. Pasricha, Division of Gastroenterology, John Hopkins Hospital, Blalock 4, 600 N. Wol- fe St., Baltimore, MD 21287-4461, USA
Helicobacter pylori im Stuhl nachweisbar
Helicobacter pylori wird wahr- scheinlich fäkal-oral übertragen und im Kindesalter erworben. Bislang konnte Helicobacter pylori jedoch nicht im Stuhl isoliert werden.
Die Autoren untersuchten fri- sche Stuhlproben von 36 Patienten mit dyspeptischen Beschwerden. Bei zwölf von 25 Patienten, bei denen Helicobacter pylori endoskopisch-bi- optisch oder im 14C-Atemtest nachge- wiesen worden war, konnte der Keim auch im Stuhl isoliert werden. Damit ist erstmals in einer hochindustriali- sierten Region auch genotypisch Heli- cobacter pylori im Stuhl verifiziert worden.
Kelly S M, Pitcher M C L, Farmery S M, Gibson G R: Isolation of Helicobacter py- lori from Feces of Patients with Dyspep- sia in the United Kingdom. Gastroentero- logy 1994;107: 1671-1674
Department of Gastroenterology Adden- brooke's Hospital Cambridge, England
Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 27, 7. Juli 1995 (59) A-1933