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Archiv "Studium: Lauft Studenten, lauft!" (16.01.2009)

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A88 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 3⏐⏐16. Januar 2009

B R I E F E

STUDIUM

Drei von vier Stu- denten erwägen, als Arzt ins Ausland zu gehen (DÄ 48/2008:

„Medizinstudium:

Einbahnstraße ins Ausland“ von Eva Richter-Kuhlmann).

Lauft Studenten, lauft!

Lauft, Medizinstudenten lauft, bevor ihr durch Gewohnheit oder altersbe- dingte Trägheit nicht mehr in der La- ge seid, dieses Land zu verlassen, das euch zwar das Studium bezahlt hat, das euch aber als Arzt nicht mehr will.

Lauft, denn sonst werdet ihr erdrückt von einer Bürokratie, die ihren Na- men als Herrschaft des Büros, der un- zähligen Verordnungen und Gesetze verdient. Eure Lebensspanne wird nicht reichen, sie alle zu lesen, selbst wenn ihr nichts anderes tätet . . . Lauft, denn sonst werdet ihr jährlich neue Gebührenordnungen erlernen müssen, die immer mehr kontrollie- ren, aber immer weniger bringen.

Man ist gezwungen, durch eine Viel- zahl von Zusatzverträgen den Stand seiner Einnahmen zu halten oder durch zusätzliche Ausbildungen das persönliche Budget zu erhöhen, daher lauft, Medizinstudenten lauft, denn für diese Zusatzausbildungen werdet ihr gnadenlos abgezockt. Tausende von Euro müsst ihr noch ausgeben für Balint, Chirotherapie, Akupunktur, ja selbst die quasi zwangsweise Fortbil- dung fürs Hautkrebs-Screening kostet über 200 Euro. Lauft, und zwar schnell, denn das Schlimmste habe ich noch nicht erwähnt: Das Damo- klesschwert der Regressdrohung. Es wird über euch hängen, solange ihr niedergelassen seid. Wenn es auch fast nie fällt, so ist es immer gegen-

wärtig. Denn man haftet für Medika- mente, physikalische Therapie, die man zu viel verschrieben hat, mit sei- nem persönlichen Vermögen. 100 000 Euro sind schnell beisammen . . . Lauft schnell, denn eure tägliche ärzt- liche Tätigkeit wird die Diskussion mit den Patienten sein, warum sie ihre gewohnten Medikamente nicht mehr bekommen, da sie von der Apotheke gegen andere ausgetauscht werden.

Denn die Krankenkassen schließen mit einzelnen Pharmafirmen Verträge, deren Medikamente dann von den Apotheken abgegeben werden müs- sen. Verträge, deren Inhalt niemand kennt . . . Diese Diskussionen sind für alle Beteiligten unwürdig, besonders für den Patienten als Bittsteller, aber auch für den Arzt und Apotheker als Staatsbüttel. Wären da nicht die Dankbarkeit der Patienten, denen man helfen konnte, das vertrauensvolle Lächeln eines Kindes, die Befriedi- gung, wenn man schwer kranke oder alte Menschen in ihrer letzten Le- bensphase begleiten konnte, so könn- te man verzweifeln. Aber noch bleibt ein kleiner Rest ärztlicher Tätigkeit.

Noch freut man sich auf den nächsten Tag mit seinen Mitarbeitern und Pati- enten und verdrängt die zunehmende Einschränkung unserer eigentlichen Arbeit, verdrängt die Repression, der wir unterliegen . . .

Dr. med. Albrecht Blank,Zur Talsperre 6, 57250 Netphen

Erfolgreiches Klagen

Die heutige Generation der Medizin- studenten dürfte ein ähnlich naives und unrealistisches Bild von ihrem späteren Beruf haben, wie meine Kommilitonen und ich es damals hat- ten (Staatsexamen 1992). Das Ergeb- nis der Umfrage von Frau Dr. Osen- berg spiegelt also nicht etwa die Rea-

lität des Arztberufs in Deutschland wider, sondern zeigt vielmehr, wie erfolgreich wir Ärzte damit sind, durch ununterbrochenes Klagen un- serem Nachwuchs die Lust auf den Arztberuf in Deutschland zu verder- ben. Dabei bietet der Arztberuf in mancher Hinsicht nahezu paradiesi- sche Verhältnisse. Die Arbeitslosen- quote liegt unterhalb der Nachweis- grenze. Nach dem Abschluss des Stu- diums kann die Assistentenstelle praktisch frei gewählt werden, sogar in Fächern, in denen früher Stellen nur „vererbt“ wurden (Pädiatrie, Neurologie). Da es den AiP nicht mehr gibt, verdienen Assistenzärzte ab dem ersten Tag mindestens so viel, wie viele andere Akademiker. Viel- leicht nicht ganz so viel wie ein In- vestmentbanker, aber wer möchte ernsthaft mit denen tauschen wollen?

Für die Arbeitsstelle muss man noch nicht einmal, wie wir damals, in die niedersächsische Provinz, sondern kann in wohlklingenden Städten wie Hamburg, Berlin, München und Köln arbeiten. Nach der Assistentenzeit herrscht freie Wahl zwischen Klinik und Niederlassung, letztere nun viel- leicht nicht mehr in Hamburg/Ber- lin/München/Köln, aber auch woan- ders ist es schön. Ab Januar gibt es für Niedergelassene sogar ein quasi garantiertes Einkommen, bei wel- chem anderen Selbstständigen ist das so? Schließlich müssen auch keine Ärztin und kein Arzt auf Familie ver- zichten. Um überhaupt Assistenten zu bekommen, bieten viele Kliniken inzwischen Teilzeitstellen an, und in einer Gemeinschaftspraxis lässt sich Teilzeitarbeit auch gut realisieren.

Wir sollten also endlich damit auf- hören, den Arztberuf in Deutschland schlechtzureden und zu meinen, in anderen Ländern sei alles besser.

Dr. Mark Pilz,Kirchenstraße 126, 26919 Brake

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