A 1218 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 24|
18. Juni 2010ELEKTRONISCHE GESUNDHEITSAKTE
Asklepios nutzt „HealthVault“
Der Krankenhauskonzern Asklepios (www.asklepios.com) will im Rah- men seines Future-Hospital-Pro- gramms eine auf Microsofts
„Health Vault“-Lösung basierte pa- tientengeführte Gesundheitsakte ent- wickeln. Der Konzern prüft derzeit in einem breitangelegten Piloten, wie die Gesundheitsakte gestaltet werden könnte und wie sich der Da- tentransport in Krankenhausinfor- mationssystemen oder in der elek- tronischen Fallakte darstellen lässt.
„Meine Gesundheit“, so der Na- me des Demonstrationsportals, bie- tet dem Nutzer drei Bereiche mit ei- nem Mehrwert an: „Meine Akte“, Expertenwissen und den Ärztefin- der. In der Rubrik „Meine Akte“
kann der Nutzer neben relevanten
Messdaten, Befunden und Doku- mentationen auch seinen Klinikauf- enthalt verwalten. So kann er seine Aufenthalte in der Klinik nicht nur einsehen, sondern bei Bedarf wich- tige Daten aus seinem „Fall“ aus- wählen und in seine Akte übertra- gen. Die Daten werden verschlüs- selt auf externen Servern gespei- chert, so dass sie der Patient im weiteren Behandlungsprozess an- deren Ärzten zur Verfügung stellen kann. Diese können per Passwort auf die Daten zugreifen. Über die beiden anderen Rubriken kann sich der Anwender unter anderem über Symptome, Diagnosen und Be- handlungsmethoden informieren und Experten in den Asklepios-Kli-
niken suchen. KBr
SENSORBIOCHIPS
Minilabor für die Krebsdiagnose
Ob ein Krebsmedikament einem Patienten wirklich hilft, lässt sich kaum vorhersagen. Nur etwa jedes dritte Medikament schlägt direkt an. Forscher am Heinz-Nixdorf- Lehrstuhl für Medizinische Elek- tronik der Technischen Universität (TU) München haben ein neues Testverfahren für Krebsmedika- mente entwickelt. Mittels Mikro- chips können sie im Labor feststel- len, ob Tumorzellen eines Patienten auf ein Medikament reagieren.
Das „Labor auf dem Chip“ (Lab- on-a-chip) ist ein nur wenige Mil - limeter großes Plättchen aus bei- spielsweise Glas, auf dem bio - elektronische Sensoren die Vitalität lebender Zellen überwachen. Die Chips sitzen in kleinen Mulden von Mikrotiterplatten und werden mit Tumorzellen eines Patienten be- deckt. Ein Roboter wechselt im Ab- stand weniger Minuten die Nähr- flüssigkeit in jeder Mulde. Die Mi- krosensoren auf dem Chip ermitteln unter anderem Änderungen beim Säuregehalt des Mediums und den Sauerstoffverbrauch der Zellen, ein unter der Mikrotiterplatte ange- brachtes Mikroskop nimmt zusätz- lich Bilder auf. Sämtliche Daten laufen in einem angeschlossenen Computer zusammen, der damit ei- ne Übersicht über die Stoffwechsel- aktivitäten der Tumorzellen und ih- rer Vitalität liefert. Roboter und Mikrotiterplatte befinden sich in ei- ner Klimakammer, die mit exakt geregelter Temperatur und Luft- feuchtigkeit eine dem menschli- chen Körper ähnliche Umgebung schafft und die Tumorzellen vor äu- ßeren Einflüssen schützt, welche die Untersuchungsergebnisse ver- fälschen könnten. Nachdem sich die Tumorzellen einige Stunden lang ungestört teilen konnten, trägt der Ro boter einen Krebswirkstoff auf. Nimmt ihre Stoffwechselakti- vität in den folgenden ein bis zwei Tagen ab, konnte der Wirkstoff die Tumorzellen abtöten: Das Medi- kament wirkt. 24 Wirkstoffe oder Wirkstoffkombinationen können da-
mit mit den Mikrochips gleichzeitig untersucht werden.
Dabei spielt nicht nur der Zeit- gewinn für die Patienten eine Rol- le. Manchmal führt die Therapie mit einem nichtwirksamen Krebs- medikament beim Patienten zu Resistenzen gegenüber anderen Medikamenten. Auch das lässt sich mit dem Sensorchip frühzei- tig feststellen. Ein weiterer Vorteil des Systems besteht in der Auto-
matisierung: Der Roboter arbeitet präziser und schneller, als es ei- nem Menschen möglich wäre, und liefert so Ergebnisse innerhalb kurzer Zeit, was wiederum Kosten spart. Die Möglichkeit, an Tumor- zellen mehrere Wirkstoffe gleich- zeitig zu testen, erleichtert zudem die Suche nach effektiven Wirk- stoffen für die individuell auf je- den Patienten abgestimmte Krebs- therapie. Pharmaunternehmen könnten den Sen sor chip in Zu- kunft einsetzen, um neue Medika- mente zu entwickeln.
Im Rahmen eines weiteren For- schungsprojekts entwickeln die Wissenschaftler einen Sensorchip, der das Tumorwachstum gezielt kontrollieren soll. Der Chip, der einmal in der Nähe des Tumors im- plantiert werden soll, könnte Krebs- medikamente oder Schmerzmittel nur dann abgeben, wenn der Tumor wächst. Elektrische Impulse steuern die Wirkstoffabgabe. Das Sensor- system könnte bei inoperablen Tu- moren zum Einsatz kommen, etwa an der Bauchspeicheldrüse. EB
Kontakt: TU München, Lehrstuhl für Medizinische Elektronik, Leiter Technologie, Dr.-Ing. Helmut Grothe, E-Mail: grothe@tum.de
Sensorchip- Multiwellplatte für 24 parallel durchführbare Tests
Foto: TU München