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Archiv "Selbstmanagement für ärztliche Führungskräfte: Wer nicht selbst gestaltet, wird gestaltet" (02.11.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 44⏐⏐2. November 2007 [107]

B E R U F

S

eit vielen Jahren arbeitet Chef- arzt Prof. Dr. L. in einer Klinik für Kardiologie, die unter seiner Lei- tung einen hervorragenden Ruf er- worben hat. Der berufliche Erfolg wäre ohne Abstriche im Privatleben nicht möglich gewesen. Dennoch war es immer gelungen, im Urlaub oder an besonderen Wochenenden den Kontakt zur Familie zu halten. Doch seit der Klinikfusion hat sich vieles geändert: Der Druck durch die kauf- männische Leitung hat zugenommen, im Team gibt es Spannungen und eine hohe Fluktuation. Zum ersten Mal hat Prof. L. das Gefühl, die Kontrolle über seinen Tagesablauf zu verlieren.

Er fühlt sich erschöpft und wie der berühmte Hamster im Rad. Das Ab- schalten in der Freizeit fällt ihm schwer, oft geistern ihm Szenen aus dem Krankenhaus durch den Kopf.

Endlosschleifen durchbrechen

Solche Alarmsignale sollten nicht ignoriert oder als vorübergehendes Stimmungstief gedeutet werden.

Aus ihnen kann leicht ein schwe- rer Erschöpfungszustand erwachsen.

Besonders wichtig ist es, das Gefühl zunehmender Fremdbestimmtheit zu durchbrechen; nur so lässt sich der Effekt „wer nicht selbst gestaltet, wird gestaltet“ verhindern. Gelingt das nicht, entsteht der Eindruck von Sinnlosigkeit, und das Leben mutet an wie eine Endlosschleife, aus der es kein Entrinnen gibt.

Es ist unerlässlich, die Weichen neu zu stellen. Eine solche Weichen- stellung geht über die klassischen Methoden des Zeit- und Selbstmana- gements hinaus. Denn es geht um die Herstellung einer Balance zwischen den vier Lebensbereichen: berufli- che Entwicklung, Funktion als ärztli- che Führungskraft, Familie/Partner- schaft und eigene Person. Um eine Balance zwischen diesen vier Berei- chen zu erreichen, sind Zielklarheit, Zieltransparenz und Zielverbindlich-

keit unverzichtbar. Wer für sich beruf- lich und privat klare Ziele formuliert und deren Einhaltung immer wieder überprüft, kann sein Leben im Zu- sammenhang mit seiner Umwelt ge- stalten – eine wesentliche Vorausset- zung für berufliche und persönliche Zufriedenheit.

Innerhalb eines Zeitrahmens von vier bis fünf Jahren sollten die vier Bereiche in etwa austariert sein.

Selbstverständlich ist die Überbewer- tung eines Bereiches möglich und häufig sogar notwendig (Stellen- wechsel, Hausbau etc). Ist eine solche Dysbalance jedoch über einen länge- ren Zeitraum vorhanden, sollte sie stets bewusst erfolgen und mit dem direkten Umfeld abgestimmt sein.

Wer ständig einen Bereich über- betont, nimmt Schaden: familiär, gesundheitlich, beruflich. Insbeson- dere wenn zu einer über viele Jahre tolerierten Dysbalance zusätzliche Belastungen hinzukommen, kann sich die Situation verschärfen. Die Entfremdung der Ehepartner be- ginnt schleichend, die Kinder orien- tieren sich anders, die Kommunika- tion am Arbeitsplatz wird konfron- tativer, erste Fehler stellen sich ein, der berufliche Marktwert außerhalb der Klinik geht verloren. Die daraus resultierende Unzufriedenheit kann bis hin zum Burn-out reichen.

Hoheit des Handelns wieder- herstellen

Mit den individuellen Antworten für die vier Lebensbereiche ist ein ers- ter Schritt gemacht, der nun in die Alltagsplanung übertragen werden muss. Die folgenden Punkte geben eine Orientierungshilfe:

> Risiken bewusst machen:

„Angenommen, ich mache so weiter wie bisher, habe ich in zwei Jahren einen Herzinfarkt.“

> Vorteile von Veränderungen ausmalen: „Wenn es mir gelingt, ein strukturiertes Wiedervorlagesystem

einzuführen, habe ich keine Sorge mehr, etwas zu vergessen.“

> Verhaltensänderungen konkret beschreiben: „Bis Freitag habe ich meine Arbeitsabläufe überprüft und mir überlegt, welche Tätigkeiten ich delegieren kann.“

> Kleine Veränderungen auspro- bieren: „Zweitrangige Fachzeitun- gen werde ich künftig erst einmal weitergeben.“

> Eigene Erfolge registrieren und belohnen: „Ich schaffe es regel- mäßig, eine To-do-Liste für den nächsten Tag anzulegen. Dafür neh- me ich mir jeden Donnerstag Zeit, mit den Kindern zu frühstücken.“

> Ziele formulieren: „Im nächs- ten Jahr beschränke ich meine Teil- nahme auf fünf Auslandskongresse.“

> Den Partner/einen guten Freund und/oder Kollegen um Unterstüt- zung bitten. „Ich möchte gerne wie- der anfangen zu joggen, hast Du Lust, hin und wieder mitzulaufen?“

> Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung: „In der nächsten Woche stehen viele wichtige Termine an, deshalb machen wir für das Wo- chenende keine aufwendigen Pläne.“

> Aus Fehlern und Rückschlägen lernen und den neu eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgen.

> Beruflich und privat gelten die Regeln: „Am Abend den nächsten Tag planen, am Ende der Woche die nächste Woche planen“.

Veränderungen gehen jetzt klar aus dem Kalender hervor: blockier- te private Termine, Telefon- und Ge- sprächszeiten, persönliche Weiter- bildung sowie berufliche und priva- te Netzwerkpflege.

Diese Maßnahmen sorgen für Entlastung; gleichzeitig wird mit den Prinzipien „konkrete Planung“

und „Konzentration auf das Wesent- liche“ die Hoheit des Handelns wie-

derhergestellt. I

Werner Fleischer Internet: www.arztcoach.com

SELBSTMANAGEMENT FÜR ÄRZTLICHE FÜHRUNGSKRÄFTE

Wer nicht selbst gestaltet, wird gestaltet

Zufriedenheit basiert auf der Balance zwischen den Lebensbereichen Beruf, Familie/Partnerschaft

und eigene Person.

Referenzen

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