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259„50 Jahre Grenzkataster“ – Aus Sicht der Länder

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Vermessung & Geoinformation 4/2018, S. 259 – 260

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„50 Jahre Grenzkataster“ – Aus Sicht der Länder

Martin Seebacher, Feldkirch 50 Jahre Grenzkataster decken nur das letzte Viertel der 200-jährigen Geschichte des Katasters in Österreich ab. Er entstand rund 25 Jahre vor der flächendeckenden Digitalisierung des Kata- sters in den 90 er Jahren. Der Unterschied zum Grundsteuerkataster war hauptsächlich den damit befassten Berufsgruppen der Geodäten und der Rechtsberufe bekannt. Sie waren mit der Qualität und den Eigenheiten des Katasters bestens ver- traut. Die Vorteile blieben einer breiten Öffentlich- keit verborgen und waren eher individuell, denn der Unterschied zu den bisherigen Urkunden war auf den ersten Blick nicht so groß. Die Anwender und Grundeigentümer hatten in Ihrem Dokumen- tenschrank jetzt neben den bisherigen Vermes- sungsurkunden eben auch Vermessungsurkunden mit unterstrichenen Grundstücksnummern und einem seltsamen „G“ im Grundstücksverzeichnis.

Der wichtigste Meilenstein in der Geschichte des Grenzkatasters war sicher die Digitalisierung des Katasters mit der Anlegung der Digitalen Ka- tastralmappe (DKM). Erst durch die Digitalisierung des Katasters und den Bearbeitungsmöglichkei- ten in Geografischen Informationssystemen (GIS) oder CAD-Systemen veränderten sich der Nut- zerkreis und die Nutzeranzahl signifikant und die Vorteile wurden für die breite Öffentlichkeit sicht- bar. Vorher war die Nutzung des Katasters auf einschlägige Fachkreise wie Vermessungsbehör- den, Vermessungsbefugte und die Rechtsberufe beschränkt. Heute ist der Nutzerkreis in der Praxis nicht mehr vollständig überschaubar. Neben dem Einsatz auf allen Verwaltungsebenen von den Ge- meinden, über die Länder bis hin zu den diversen Bundesdienststellen bildet die DKM immer öfter auch die Grundlage für die Liegenschafts- und Finanzverwaltung von privaten Unternehmungen.

Dadurch sind auch die Qualitätsanforderungen gestiegen (Verfügbarkeit, Nachvollziehbarkeit, Aktualität, …).

Die Vorteile und Eigenschaften des Grenzkatas- ters blieben durch die Digitalisierung des Katasters

die gleichen. Sie wurden durch den erweiterten Nutzerkreis aber viel bekannter. Unterstrichene Grundstücksnummern in der DKM und das „G“

im Grundstücksverzeichnis sind leicht erkennbar.

Die Digitalisierung der DKM (Grundsteuerkata- ster und Grenzkataster) in einem digitalen Operat hat aber auch Probleme mit sich gebracht. Ein System für wenige Experten wurde zu einem System für die Allgemeinheit. Das bedeutet auch eine Veränderung im Berufsbild der Geodäten.

Die flächendeckende digitale Verfügbarkeit des Katasters täuscht den Nutzern eine Homogenität vor, die per se nicht gewährleistet ist. Für den unbedarften Nutzer ist sowohl die technische In- homogenität (Ersichtlichmachung von Urkunden unterschiedlicher Qualität) als auch die rechtliche Inhomogenität (Grundsteuerkataster, Grenzkata- ster) nicht unbedingt sofort erkennbar und ver- ständlich. Die unterschiedlichen Flächenausmaße im Grundbuch, in der Natur und im CAD-System oder im GIS sorgen täglich für Diskussionsstoff.

Daher wird die objektive Information und Beratung der Nutzer durch Experten im Zeitalter der „Digita- lisierung“ immer wichtiger. Dabei ist zu beachten, dass bei der Einführung des Grenzkatasters nicht die Vermessungsbefugten die Hauptzielgruppe waren, sondern die Grundstückseigentümer und die Nutzer generell. Aus Sicht der im Kataster operativ tätigen Personen gab und gibt es na- türlich die bekannten Schwierigkeiten bei der Entlassung aus dem Grenzkataster oder bei des- sen Berichtigung. Meistens lassen sich jedoch im Zusammenspiel mit der Vermessungsbehörde für alle Beteiligten tragbare Lösungen finden.

Die Geodäten haben in Ihrer Rolle als Dienst- leister für Vermessung und Geoinformation sehr viel Kontakt mit den unterschiedlichsten Berufs- gruppen, die den Kataster nutzen.

Das sind zum Beispiel die Fachabteilungen in den Ländern, die Bezirksverwaltungsbehörden, die Baubehörden, diverse Planungsbüros, aber

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auch Banken, Versicherungen, Energieversorger oder die Immobilienbranche. Sie alle eint, dass Sie mehr oder weniger beschränktes Vermes- sungs- und Katasterknowhow haben. Aber eines hat sich in den letzten Jahren mittlerweile schon sehr weit herumgesprochen: Eine unterstrichene Grundstücksnummer und ein „G“ sind viel bes- ser als keine unterstrichene Grundstücksnummer ohne „G“.

Die Unterscheidung des Katasters in Grund- steuerkataster und Grenzkataster ist zumindest schon in vielen Köpfen angekommen, auch wenn im Detail nicht immer verstanden wird, was tech- nisch und rechtlich genau dahintersteckt. Pla- nungsprozesse sind meist sehr komplex und dau- ern oft lange an. Bei vielen Betroffenen besteht daher der Wunsch, dass zumindest das Thema Grundstücksgrenzen kein Stolperstein mehr ist.

Die Vorteile der Rechtsverbindlichkeit und der

Planungssicherheit wiegen bei Entscheidungsfin- dungen sehr schwer. Daher werden heute schon oft im Vorfeld von Planungen die betroffenen Grundstücke auf Antrag der Grundstückseigen- tümer in den rechtsverbindlichen Grenzkataster umgewandelt. Aus Sicht der Länder hat sich der Grenzkataster für die Eigentümer und Nutzer mehr als bewährt und die Einführung war eine gute Idee mit Weitblick. Zukünftige Herausforderungen beim Grenzkataster werden die Homogenisierung des Festpunktfeldes, die damit einhergehenden not- wendigen Berichtigungen des Grenzkatasters so- wie das Thema „Toleranzen“ in den einschlägigen Rechtsmaterien auf Bundes- und Landesebene sein.

Anschrift des Autors

Dipl.-Ing. Martin Seebacher, Leiter des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation Vorarlberg, Johannitergas- se 6, 6800 Feldkirch.

E-Mail: Martin.Seebacher@vorarlberg.at

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