s ist ein wohltuender Kontrast: Als eine Tanztheaterauf- führung wird das The- ma „Zukunft der Ar- beit“ auf der Expo in Hannover präsen- tiert. Hier dominiert nicht die Technik, son- dern der lebendige Mensch. Dies ist durch- aus eine Rarität zwischen den technisierten, multime- dialen und futuristischen Aus- stellungen der Expo.
42 Darsteller zeigen tänze- risch den Menschen in ver- schiedenen Arbeitswelten, stel- len auf lebendige und anregen- de Weise – auch unter Einsatz von Multimedia-Effekten – seine Fragen, Hoffnungen und Ängste zur Zukunft der Arbeit dar.
Interessant ist bereits der Zuschauerraum: Der Besu- cher wird in dämmriger Be- leuchtung eine Rampe, ent- lang von halbtransparenten Wänden, eine Ebene tiefer geführt. Hat er diese passiert, findet er sich in einer großen ovalen Arena wieder. Diese hat jedoch keine Zuschau- erränge, wie in antiken Thea- tern, sondern ist umgekehrt konzipiert: Der Zuschauer wird rings von einem 120 m umfassenden Podium mit zwölf Videoprojektionsschir- men und mehreren Ebenen umgeben, die von den Tän- zern bespielt werden.
Entworfen hat dieses „Welt- theater der Arbeit“ der franzö- sische Architekt Jean Nouvel.
In die einstündige Tanz- theater-Choreographie, ins-
zeniert von dem Belgier Fre- deric Flamand, sind Video- kunst, Filme sowie Licht- und Toneffekte einbezogen. Der gezielte Einsatz dieser Mittel eröffnet dem Zuschauer die- ser 360-Grad-Aufführung in- teressante Perspektiven. Die Inszenierung fasziniert be- sonders durch eine spezielle
Körperprojektionstechnik, durch das kinetische Blue- screen-Verfahren. Dabei wird zeitgleich zum Tanz der be- wegte menschliche Körper in verschiedene visuelle Zu- spielungen gesetzt. Ein Sinn- bild für die Einbindung des Menschen in seine Umwelt entsteht. Gegenwart und Zu-
kunft, industrialisierte und Dritte Welt prallen dabei auf- einander und werden zuein- ander in Beziehung gesetzt.
Erst nach und nach fügen sich für den Zuschauer die bewegten Bilder zu einem Ganzen. In zehn Abschnitten werden die Bereiche „Digita- lisierung/Informatisierung“,
„Vernetztes Arbeiten“, „Glo- balisierung“, „Flexibilität/Mo- bilität“, „Lernen/Erziehung“,
„Umwelt/Ökologie“, „Gesund- heit/Arbeitsschutz“, „Inte- gration Behinderter“ und
„Virtueller Alltag“ durch die Tänzer dargestellt. Die Titel der Sequenzen werden in je- weils sechs Sprachen auf den Projektionsschirmen
eingeblendet.
Längs des Bühnen- ovals sind zusätzlich Fernsehmonitore ange- bracht, die fortlaufend individuelle Arbeitsbio- grafien zeigen. Außer- halb des Bühnenraums, in der Post-Show, besteht für den Besucher die Möglich- keit, sich an multimedialen Informationstischen über Tätigkeitsfelder der an der Ausstellung beteiligten Part- ner (Hauptverband der Be- rufsgenossenschaften, Sozial- verband Deutschland, Bun- desanstalt für Arbeit, Deut- scher Gewerkschaftsbund, Deutsche Angestelltengewerk- schaft und Zentralverband des Deutschen Handwerks) zu in- formieren.
Informationen über die Ausstellung sind im Internet unter „www.zukunft-der-arbeit.
com“ abrufbar.
Dr. med. Eva A. Richter V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 30½½28. Juli 2000 AA2047
„Dreifacher Weltmeister aller Künste“ – so nannte sich Friedrich Schröder gern selbst und fügte seinem Namen, damit er über allen leuchte, „Sonnenstern“ hinzu. Wegen Land- streicherei, Diebstahl und
Tätlichkeiten wurde er in ei- ne Erziehungsanstalt einge- wiesen, später war er wegen
„Dementia praecox“ (Schizophrenie) in sta- tionärer psychiatrischer Behandlung.
Schröder-Sonnenstern ist einer der „Grenz- gänger zwischen Kunst und Psychiatrie“, deren Werke der Kölner Nervenarzt und Psychoana- lytiker Dr. med. Hartmut Kraft sammelt. Die
Werkkomplexe von elf Künstlern aus seiner Sammlung, unter anderem von Friedrich Schröder-Sonnenstern, sind zur Zeit im Muse- um der Stadt Ratingen zu sehen. Ergänzend dazu zeigt das Museum Grafik und Malerei aus dem Kunstatelier der Rhei- nischen Landesklinik Vier- sen und ermöglicht den Besuchern so einen Einblick in das aktuelle Schaffen von psychiatrischen Patienten und Künstlern. Die Ausstellung „Grenzgänger zwischen Kunst und Psychiatrie“ ist noch bis zum 27. August im Museum der Stadt Ratingen zu sehen. AE Im „Welttheater der Arbeit“ tanzen nach der
Choreographie des belgischen Theatermachers Frederic Flamand 42 Akteure live in einer Arena.
Themenpark „Zukunft der Arbeit“
Der Mensch im Mittelpunkt
Die Ausstellung „Zukunft der Arbeit“ auf der Expo 2000 in Hannover wird als Tanztheater präsentiert.
Feuilleton
Grenzgänger
E
Fotos:m etropres
s