Aus Bund und Ländern
Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle sinkt auf Rekordtief
SANKT AUGUSTIN. Die Zahl der tödlichen Arbeits- unfälle lag 1998 erstmals un- ter 1 000. Sie sank gegen- über dem Vorjahr um 3,3 Pro- zent auf 971. Das teilte der Hauptverband der gewerbli- chen Berufsgenossenschaften (HVBG) mit. Die tödlichen Wegeunfälle verringerten sich um sechs Prozent auf 691. Die Zahl der meldepflichtigen Ar- beitsunfälle (Arbeitsunfähig- keit von mehr als drei Tagen) ging um 1,2 Prozent auf 1,2 Millionen zurück. Demge- genüber stieg die Zahl der Wegeunfälle um drei Prozent auf 185 000.
Die Zahl der Anzeigen auf Verdacht einer Berufs- krankheit sank nach Anga- ben des HVBG um 3,3 Pro- zent auf 75 000. 1998 wurde über 78 000 Fälle entschie- den; darunter waren auch Ver- dachtsanzeigen aus dem Vor- jahr. In rund 27 000 Fällen wurde der Verdacht bestätigt.
Das entspricht einer Aner- kennungsquote von 34,3 Pro- zent. Sie ist gegenüber dem Vorjahr (34,1 Prozent) nahe- zu konstant geblieben. SG
Mehr Projekte gegen Genitalverstümmelung
BONN. Mehr gesetzliche Härte gegen die weltweite Ge- nitalverstümmelung von Mäd- chen und Frauen hat Entwick- lungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) gefor- dert. Zusätzlich zum Pro- jekt des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) in Ägypten, das das Ministerium finanziell un- terstützt, sollen in weiteren Staaten Aufklärungskampa- gnen beginnen.
Über die Folgen der Ge- nitalverstümmlung müßten künftig auch politische Füh- rer, religiöse Autoritäten, Leh- rer und Mitarbeiter im Ge- sundheitswesen aufgeklärt werden, verlangte die Ministe- rin. In Afrika werden nach
Schätzungen von Unicef täg- lich 6 000 Mädchen beschnit- ten. Insgesamt leiden in Afrika 130 Millionen Frauen unter der Entfernung der äußeren Geschlechtsorgane. afp Ausland
EU-Ausgaben für Sozialschutz gesunken
BRÜSSEL. 1995 sind die Ausgaben fast aller Mit- gliedsstaaten der Europäi- schen Union für den Sozial- schutz in der Europäischen Union gesunken. Das geht aus Daten des Europäischen Amts für Statistik hervor. In Deutschland erhöhte sich je- doch der Anteil der Sozial- schutzausgaben am Bruttoin- landsprodukt von 1990 bis 1995 von 25,4 Prozent auf 29,2 Prozent. Ebenso stiegen die Ausgaben je Einwohner von 96 DM 1991 auf 110 DM 1995.
1995 gaben die meisten Mitgliedsstaaten für „Alter und Hinterbliebene“ das mei- ste Geld aus. Hier betrug der Anteil an den gesamten Sozialschutzausgaben durch- schnittlich 45 Prozent. Mit
36 Prozent lag die Funktion
„Krankheit/Gesundheitsver- sorgung und Invalidität“ bei den Sozialschutzausgaben auf Platz zwei.
Finanziert wurden die So- zialausgaben mit einem An- teil von 63 Prozent durch So- zialbeiträge. An zweiter Stel- le lagen die aus Steuerein- nahmen finanzierten staatli- chen Zuweisungen mit 32 Prozent. Während der Anteil der Sozialbeiträge in Deutsch- land, Italien, Frankreich, den Niederlanden und Belgien mit mehr als 65 Prozent be- sonders groß war, finanzier- ten Irland und Dänemark ihr Sozialschutzsystem mit mehr als 60 Prozent aus Steuerein-
nahmen. mam
Schwedische Regierung will Zwangssterilisierte entschädigen
STOCKHOLM. Nach ei- nem Gesetzentwurf der schwedischen Regierung kön- nen Tausende Menschen, die von 1935 bis 1975 zwangs- sterilisiert wurden, Entschä- digung verlangen. Wenn das Parlament dem Entwurf im
Mai zustimmen sollte, tritt das Gesetz zum 1. Juli in Kraft.
Die Betroffenen sollen je 37 800 DM erhalten. Sie müssen jedoch nachweisen, daß sie gegen ihren Wil- len sterilisiert wurden. Nach Schätzungen von Leiff Pers- son, Sprecher einer Un- tersuchungskommission, die 1997 von der Regierung ein- gesetzt wurde, können zwi- schen 6 000 und 15 000 Per- sonen Entschädigungen ver- langen. Doch bislang haben die meisten Betroffenen noch keine Ansprüche angemel-
det. afp/mam
Früherer Premier Frankreichs im AIDS- Prozeß freigesprochen
PARIS. Der frühere Pre- mierminister und heutige Prä- sident der Pariser National- versammlung, Laurent Fabi- us, ist im französischen AIDS- Prozeß vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung und Kör- perverletzung freigesprochen worden. Der Gerichtshof der Republik, der für im Amt be- gangene Straftaten von Re- gierungsmitgliedern zustän- dig ist, sah es als nicht erwie- sen an, daß Fabius Mitte der 80er Jahre die Einführung von US-AIDS-Tests für Blut- spender verzögert habe, um ein französisches Laboratori- um zu begünstigen.
Mehrere hundert Men- schen hatten sich mit dem HI-Virus infiziert. Verhan- delt wurden nur die Klagen von sieben Opfern. Die frühere Sozialministerin Ge- orgina Dufoix wurde eben- falls freigesprochen. Dage- gen beschuldigten die Richter ihren damaligen Gesund- heitsstaatssekretär Edmond Hervé, für die Infizierung von zwei Menschen verantwort- lich zu sein. Auf eine Strafe verzichtete das Gericht je- doch, da die Vorfälle bereits 15 Jahre zurückliegen. Der heutige Bürgermeister von Rennes kritisierte den Schuld- spruch. Auch die Opfer und der Verband der Transfu- sionsopfer reagierten mit Empörung. afp/mam
A-666 (18) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 11, 19. März 1999
P O L I T I K NACHRICHTEN
Seit 1960 ist die Kindersterblichkeit weltweit um mehr als die Hälfte zurückge- gangen. Damals starben 192 von 1 000 Neugeborenen vor ihrem fünften Ge- burtstag; heute sind es noch 87. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, sieht in der Rate der Kindersterblichkeit einen Maßstab, mit dem sich der Entwicklungsstand eines Landes erfassen läßt: Einkommen, Wasser- und Nah- rungsmittelversorgung, Hygiene, medizinische Betreuung, Bildung, Sicherheit vor Unfällen und Gewalt. Während in den nordischen Ländern und in Singapur 1997 vier von 1 000 Kindern vor Vollendung des fünften Lebensjahrs star- ben, waren es in Angola 292, in Sierra Leone 316 und in Niger sogar 320.