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Archiv "Kinderchirurgie der Jahrhundertwende: Erste erfolgreiche Operation einer Zwerchfellhernie" (21.04.1988)

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Kinderchirurgie der Jahrhundertwende:

Erste erfolgreiche Operation einer Zwerchfellhernie

Die Behandlung eines angebo- renen Zwerchfellbruches ist auch heute noch mit einer hohen Sterb- lichkeit belastet. Neben dem chirur- gischen Vorgehen ist prä- u. post- operativ eine gute Zusammenarbeit zwischen Neonatologen und Kinder- chirurgen wichtig. Die Wiederkehr des Jahrestages der ersten erfolgrei- chen Operation einer angeborenen Zwerchfellhernie soll Anlaß sein, über dieses Ereignis und den Chirur- gen zu berichten.

Am 6. März 1902 — also vor 86 Jahren — wurde in Deutschland zum ersten Mal eine Zwerchfellhernie er- folgreich operiert, die sich, obwohl kongenital, erst im Kindesalter ma- nifestierte. Im Städtischen Kranken- haus zu Worms gelang es dem Chir- urgen Lothar Heidenhain, einen Zwerchfellbruch bei einem neunjäh- rigen Kind zu verschließen. Dies war zuvor keinem Chirurgen auf der Welt geglückt; Eingriffe im Säuglingsalter und beim Neugeborenen gelangen erst später, und zwar 1929 erstmals bei einem dreieinhalb Monate alten Kind (Operateur Bettmann) sowie im Jahre 1946 bei einem noch nicht einen Tag alten Säugling durch Gross, beide in den USA. Auch heute noch gehört die Behandlung der angeborenen Zwerchfellücken zu den anspruchs- vollen kinderchirurgischen Eingrif- fen. Die Letalität der postpartal sym- ptomatischen Zwerchfellhernien be- trägt in großen Sammelstatistiken nach wie vor vierzig bis fünfzig Pro- zent.

Zwar ist die Letalität der spät auftretenden bzw. spät Symptome verursachenden Zwerchfellücken naturgemäß geringer. Dennoch war die erste erfolgreiche Operation die- ser Art bei einem Neunjährigen ein beachtlicher Erfolg, aber sowohl der Operateur und auch der erfolgreich operierte Patient sind im Gegensatz zu den spektakulären Operationen der letzten Jahre, beispielsweise der

Der erfolgreiche Chirurg: Professor Dr.

Lothar Heidenhain, Chefarzt des Städti- schen Krankenhauses zu Worms am Rhein von 1897 bis 1925.

Herztransplantationen, unbekannt geblieben.

Zunächst zum Chirurgen: Prof.

Lothar Heidenhain, 1860 in Breslau geboren, war Chefarzt des Städti- schen Krankenhauses zu Worms am Rhein von 1897 bis 1925. Der Vater war der Physiologieprofessor Rudolf Peter Heinrich Heidenhain (1834—

1897), bekannt geworden durch den Heidenhain-Pouch, einer Magenta- sche zur Untersuchung der Magen- physiologie.

In Worms war Heidenhain noch Chef der Chirurgischen und Inneren Kliniken in Personalunion. Er er- kannte jedoch die Zeichen der Zeit und konnte 1913 durchsetzen, daß ein Internist die Medizinische Klinik

übernahm. Den Weitblick in organi- satorischen Dingen erkennt man auch an der Einrichtung einer selb- ständigen Klinikapotheke zur Zeit seiner Krankenhausleitung. Heiden- hain lebte bis zu seinem Tode 1940 in seiner Wahlheimatstadt Worms.

Der Patient, ein neunjähriger Wagnersohn aus Worms, war bis kurz vor der Operation im wesent- lichen immer gesund gewesen. We- gen zunehmenden Erbrechens und Abmagerung wurde röntgenologisch untersucht und der Verdacht auf ei- nen Zwerchfellbruch geäußert.

Dann wurde operiert:

Von einer medianen Ober- bauchlaparotomie aus erfolgte der Verschluß des retrosternalen Defek- tes mit Zwirn. Zuvor waren der Ma- gen und die Milz in die Bauchhöhle zurückverlagert worden. Die Dauer der Operation wurde mit eineinvier- tel Stunden angegeben. Der post- operative Verlauf war komplika- tionslos. Nach drei Wochen wurde der Patient geheilt nach Hause ent- lassen.

Er hat die Operation gut über- standen und sich völlig normal ent- wickelt, wie wir aus Bilddokumen- ten seines weiteren Lebens erken- nen können. Er war im ersten Welt- krieg voll diensttauglich und erlitt ei- ne Verwundung, nach Kriegsende arbeitete er bis zu seiner Pensionie- rung als Postbeamter.

Die Behandlung der angebore- nen Zwerchfellhernie beim Neuge- borenen ist nach wie vor schwierig geblieben. Ob die Früherkennung mittels Ultraschall pränatal, die ver- zögerte Frühoperation oder die postoperative extrakorporale Mem- branoxygenierung (ECMO) eine Verbesserung der Behandlungser- gebnisse bringen werden, muß die Zukunft zeigen.

(Der Verfasser dankt den Angehörigen des Patienten für die Überlassung des Bildmaterial.)

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. W. A. Leier Abteilung Kinderchirurgie Ärztl. Direktor:

Prof. Dr. med. R. Daum Chirurgische

Universitätsklinik Heidelberg Neuenheimer Feld 110 6900 Heidelberg

Foto: Stadtarchiv Worms

A-1078 (10) Dt. Ärztebl. 85, Heft 16, 21. April 1988

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