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DFP-Literaturstudium: Hautveränderungen durch Alkohol, Nikotin und andere Drogen. Stigmata der Sucht

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Academic year: 2022

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Fotos: Dr. Rudolf Hametner

Stigmata der Sucht

❙ Sucht ist eine extreme Form positiv motivierten Verhal- tens. Das wiederholte Erleben von starker Euphorie kann über Aktivierung des mesolimbischen Dopaminsystems, dem zentralen Belohnungszentrum, zu zwanghaftem Ver- langen nach den diesen Zustand erzeugenden Substanzen führen. Im Unterschied zu herkömmlichen Motivatoren entstehen beim Wegfall der Einnahme süchtig machender Stoffe starke psychische und/oder körperliche Aversionen (Entzug). Die Vulnerabilität zur Entwicklung einer Sucht ist individuell unterschiedlich ausgeprägt, teils genetisch ver- anlagt, aber auch durch psychische und physische, u.U.

frühkindliche Traumatisierungen bedingt. Suchtmittelkon- sum, Folgekrankheiten und die damit verbundene Stigma- tisierung und Kriminalisierung bedingen individuelle, fa- miliäre und psychosoziale Tragödien und stellen relevante medizinische, gesundheitsökonomische und gesellschafts- politische Herausforderungen dar.

1. Alkohol (Ethanol)

Alkoholkonsum begleitet die Menschheit seit langer Zeit.

Erste Produktionsstätten gab es vermutlich schon vor 13.000 Jahren. Seither leben wir großteils in einem alko- holpermissiven Klima.1 In der International Classification of Disease (ICD-10) wird ein psychisch oder physisch schädlich wirkender Gebrauch von der Alkoholabhängig- keit unterschieden. Für Letztere spielen verminderte Kon- trollfähigkeit, Verlangen nach Alkohol, Entzugssympto- matik, Toleranzentwicklung sowie fortschreitende Ver- nachlässigung anderer Interessen eine zentrale Rolle.2 Die Harmlosigkeitsgrenze wird von der WHO mit maximal 16g

bzw. 24g Alkohol pro Tag für Frauen und Männer definiert, eine Gefährdungsgrenze besteht bei >40g bzw. 60g pro Tag. Rezente Metaanalysen zeigen allerdings, dass selbst der regelmäßige Konsum niedriger Mengen (12–24g/d) mit einem statistisch höheren Risiko für Leberzirrhose bei Frauen verbunden ist.3 Welche Sorte von Ethylalkohol konsumiert wird (Bier, Wein, hochprozentige Spirituosen) spielt dabei übrigens eine untergeordnete Rolle.4

14 Prozent der ÖsterreicherInnen (19% der Männer und 9% der Frauen) konsumieren Alkohol in einem Ausmaß, das längerfristig als gesundheitsschädlich betrachtet wird.

16 bis 39 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind alko- holgefährdet (d.h. praktizieren einen schädlich wirkenden Gebrauch über der Gefährdungsgrenze) und 2,2 bis vier Prozent alkoholabhängig (mit oben angeführten Sympto- men).5 Die hohe Zahl ist vermutlich auch darauf zurück- zuführen, dass die Droge vergleichsweise billig, legal und auch sozial weitgehend akzeptiert bzw. kaum sanktioniert ist. Demgegenüber steht die schädliche Wirkung auf zahl- reiche Organe, insbesondere auf die Leber und das zentra- le und periphere Nervensystem. So gilt der Alkohlkonsum als häufigste Ursache einer Leberzirrhose weltweit. Dane- ben sind Suizide (Lebenszeitrisiko 10 bis 15 Prozent bei Alkoholkranken), Unfälle, Herz- und Krebserkrankungen die häufigsten Todesursachen.6,7

An der Haut lassen sich (allerdings überwiegend unspezifi- sche) Zeichen einer Alkoholabhängigkeit unter Umständen bereits zu einem Zeitpunkt feststellen, wo der fortgeschrit- tene Schaden an den inneren Organen noch nicht „augen- scheinlich“ geworden ist.

DFP-Literaturstudium: Hautveränderungen durch Alkohol, Nikotin und andere Drogen

Der Abusus von legalen und illegalen Substanzen kann mit einer Vielzahl an dermatologischen Manifestationen ein- hergehen, die auch diagnostisch bedeutsam sein können. Damit kommt auch dem/der DermatologIn eine Rolle zu, Indikatoren für Suchtverhalten zu diagnostizieren und eine professionelle Betreuung Betroffener einzuleiten.

Von Dr. Christine Prodinger und Univ.-Prof. Dr. Martin Laimer, MBA

Abb. 1: Rhinophym als Ausprägung der Rosazea mit Bindegewebs- und Talgdrüsenhyper- plasie sowie Gefäßektasien vor allem bei Männern (a: Rhinophym mit Granthophym [Kinn]

und Zygophym [Wange]).

Eine Assoziation mit Alkoholkonsum wird umgangssprachlich häufig suggeriert („Säufernase“), auch wenn die Studienlage dazu nicht eindeutig ist und jedenfalls weitere Prädispositi- onsfaktoren (Genetik) eine Rolle spielen.

a b

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Fotos: Dr. Rudolf Hametner

1.1. Hautveränderungen durch Alkoholkonsum Hautläsionen entstehen entweder durch direkte toxische Wirkung von Alkohol beziehungsweise seinem Abbaupro- dukt Acetaldehyd auf Zellen der Epidermis, Adnexe und Gefäße, oder auch indirekt z.B. aufgrund gestörter Hämos- tase oder Nährstoffmangel als Folge alkoholinduzierter Organschäden wie Fettlebererkrankung, Leberzirrhose oder Pankreaserkrankungen.

Vaskuläre Läsionen. Zu den prominentesten Stigmata für chronischen Alkoholabusus gehören vaskuläre Läsionen.

Multiples Auftreten von Spider Nävi ist hochcharakteris- tisch für eine chronische (zumeist Alkohol-assoziiert, aber auch viral bedingt, autoimmun, etc.) Leberschädigung (95 Prozent Spezifität). Es handelt sich dabei um eine abnor- me Dilatation im Endgefäßsystem direkt unter der Haut- oberfläche. Charakterisiert durch eine zentrale Arteriole mit umgebend radiär verzweigten Gefäßästen und druckinduziert typischem Abblassen und Wiederauffül- len der Gefäße, entspricht die Verteilung der Läsionen dem Verlauf der superioren Vena cava (Gesicht, Hals, obe- rer Thorax, Arme; Abbildung oben).8 Das vermehrte Auf- treten von dicht angeordneten Teleangiektasien kann für ein unilaterales nävoides Teleangiektasie-Syndrom spre- chen, das ebenso gehäuft bei Hepatopathien (seltener in der Schwangerschaft oder kongential) beobachtet werden kann. Typisch dafür ist eine unilaterale, segmentale Ver- teilung der vaskulären Läsionen (zumeist thorakal).9,10 Palmare und plantare Erytheme (oftmals vergesellschaftet mit Hyperhidrose) sowie Teleangiektasien (als Rubeosis faciei v.a. fazial) sind weitere typische vaskuläre Verände- rungen. Fazial liefern weiters gerötete Konjunktiven, dif- fuse Gesichtsschwellung und Blepharochalasis (Ödeme durch Hypoproteinämie) sowie ein fahl bis grauroter Farbton Hinweise auf einen schädlichen Alkoholkonsum.9 Pathogenetisches Substrat vaskulärer Veränderungen

sind direkte vasodilatatorische Effekte von Alkohol, hor- monelle Faktoren wie Hyperöstrogenismus durch gestör- ten Hormonmetabolismus bei Leberinsuffizienz sowie Angioneogenese durch erhöhte vaskuläre Wachstumsfak- toren im Serum. So werden beispielsweise VEGF und FGF durch hypoxische Stimuli während des hepatischen Etha- nolabbaues verstärkt exprimiert.4

Hyperöstrogenismus. Der durch einen gestörten hepatalen Abbau hervorgerufene Hyperöstrogenismus ist ein wesent- licher Faktor zur Entwicklung eines weiblichen Behaa- rungsmusters bei männlichen Alkoholkranken mit spärli- chem axillären, pektoralen und genitalen Haarwuchs. Auch kann es – verstärkt durch zusätzlichen Mangel an Makro-/

Mikronährstoffen – zu einem kompletten Verlust der Kör- perbehaarung kommen. Weiterhin finden sich bei Män- nern häufiger Gynäkomastie und Hodenatrophie, bei Frau- en Menstruationsstörungen und eventuell sekundäre Ame- norrhö. Auch wenn die Pathogenese der Lipomatose (atypi- sche Fettverteilung) noch ungeklärt ist, wird vermutet, dass die gestörte Hormonhomöostase eine pathogenetische Rolle spielt. Diese kann schulterbetont (pseudoathletisch), nacken-/halsbetont (Madelung-Fetthals) oder seltener ab- dominal betont („Bierbauch“) auftreten. Typisch sind dabei die gleichzeitig schmächtigen Beine („Storchenbeine“) als Folge einer alkoholinduzierten Muskelatrophie. Der Made- lung-Fetthals kann in ausgeprägten Fällen mit Bewegungs- einschränkung, Schluckbeschwerden sowie Dyspnoe durch Kompression von Larynx oder Trachea einhergehen.9,11 Portale Hypertension. Bei einer Leberschädigung mit Erhö- hung des intrahepatischen Perfusionswiderstandes auf über 10mmHg kommt es zu einer signifikanten venösen Abfluss- behinderung aus dem Darm (portale Hypertension) und der Ausbildung von portokavalen Anastomosen (typ. Be- fund des Caput medusae durch periumbilikale Venen).4

Abb. 2: 54-jähriger Patient mit chronischem C2-Abusus und Leberinsuffizienz a: Infekt-assoziierte Vaskulitis mit deutlichen Hämorrhagien bei Thrombozytopenie und Gerinnungs- faktorenmangel b, c: Congelatio Grad III an Händen und Füßen nach Übernachtung im Freien bei Obdachlosigkeit

a b

c

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Nagelveränderungen. Leberschädigung führt auch an Na- gelbett und -platte zu Nagelveränderungen. Klassisch sind die Terry Nägel, die 80 Prozent aller Zirrhose-Patienten auf- weisen. Dabei erscheint beinahe das gesamte Nagelbett weiß bis milchglastrüb und eine Lunula fehlt, während sich am distalen Nagel ein pink-braunes, horizontales Band (bis 3mm Durchmesser) zeigt. Nicht immer einfach davon zu unterscheiden sind die Half-and-Half-Nägel bei chroni- schem Nierenversagen oder Muehrcke-Bänder (weiße Querbänder infolge vaskulärer Veränderungen im Nagel- bett), die aber auch bei Zirrhose-Patienten mit begleiten- der. Schließlich werden auch hypertrophe Osteoarthropa- thie mit Clubbing (trommelschlegelartigen Verbreiterun- gen) der Finger und Zehen häufiger bei Alkoholkranken mit Leberschädigung beobachtet, wobei Letztere auf Verände- rungen im Prostaglandin-Metabolismus und erhöhten PGE1-Spiegeln bei Alkoholkranken basieren.9,12

Ikterus. Ausgeprägte Leberzirrhose führt zu Ikterus sowie cholestatischem Pruritus, welche durch Stauungsphäno- mene im Rahmen einer chronischen Pankreatitis mit schrittweisem Parenchymverlust und progredienter exokri- ner und endokriner Pankreasinsuffizienz verstärkt werden können. Die Gelbfärbung tritt ab einer Serumbilirubinkon- zentration von 2–2,5mg/dl auf und manifestiert sich auf- grund der erhöhten Affinität von Bilirubin gegenüber Ela- stin primär an elastinreichen Geweben (z.B. Skleren). Wenn (pankreatischer) Ikterus und Hyperlipidämie sowie hämo- lytische Anämie gleichzeitig auftreten, spricht man vom Zieve-Syndrom, dessen Genese noch unbekannt ist. Es wird manchmal von asymptomatischen, bizarr konfigurierten Erythemen mit zentrifugalem Wachstumsmuster begleitet.

Akute oder chronische Pankreatitis (in je fünf Prozent aller Alkoholkranken) kann selten auch mit einer Pannikulitis oder nodulären kutanen Adiponekrose einhergehen (in 45% als erste Anzeichen für eine Pankreasschädigung) durch systemische Freisetzung pankreatischer Enzyme.

Dermatosen durch Malnutrition. Fehl- und Mangelernäh- rung sind neben intestinalen Resorptionsstörungen (alko- holische Enteropathie), komplexen metabolischen Störun- gen (u.A. Verstoffwechslung von Kohlenhydraten, Lipiden, Proteinen) sowie Störungen im Elektrolyt- und Wasser- haushalt und einem Anstieg freier Radikale die häufigste Ursache für Alkoholismus-assoziierte Malnutrition. Sie ist vor allem bei Personen mit fortgeschrittenen Organerkran- kungen zu finden, bei denen zudem ein deutlicher Mehrbe- darf an Mikro- und Makronährstoffen vorliegt. Zusätzlich zur eingeschränkten Immunkompetenz werden dadurch mykotische und bakterielle Infektionen begünstigt. Im Spe- ziellen ist eine Unterversorgung von Thiamin (B1), Ribofla- vin (B2), Niacin (B3), Pyridoxin (B6), Cobalamin (B12), As- corbinsäure und Folsäure sowie Vitamin A, D, E und K häu- fig. So lassen sich manche, ansonsten in unseren Breiten rar gewordene Dermatosen vermehrt beobachten. Dazu zäh- len beispielsweise (prä-)Skorbut durch Vitamin-C-Mangel, Glossitis/Cheilitis („Lacklippen, Lackzunge“) durch Ribo- flavin-Mangel, Pellagra (Demenz, Diarrhö, Dermatitis) durch Niacin- oder Tryptophan-Mangel und follikuläre Hyperkeratosen mit Xerosis cutis bei Vitamin-A-Mangel.

Ein Mangel an Mineralstoffen und Spurenelementen (Cal- cium, Magnesium, Zink, Selen, Kalium) findet sich ebenso häufig. Dabei kommt es bei Zinkmangel zu Acrodermatitis enteropathica – ähnlichen Bildern mit gesteigerter Infekt-

anfälligkeit und zu einer verstärkten toxischen Wirkung von Ethanol, da die Aktivität des alkoholabbauenden Enzyms Alkoholdehydrogenase Zink-abhängig ist.14

Malnutrition, Malabsorption und eine toxisch bedingte Störung des Stoffwechsels essenzieller Fettsäuren mit Re- duktion von Oberflächenlipiden verursachen eine Xerosis cutis, die durch Störungen im Wasser-/Elektrolythaushalt (u.A. diuretische Wirkung des Alkohols aufgrund verringer- ter Ausschüttung von antidiuretischem Hormon im Hypo- thalamus) verstärkt werden kann. Dadurch wird das Auftre- ten ichthyosiformer oder nummulärer Ekzeme begünstigt.

Eine Lipidstoffwechselstörung kann auch eruptive Xantho- me erwirken. 15,16 Primär sind die Malnutrition sowie die to- xische Wirkung des Alkohols auf Neuronen kausale Fakto- ren einer peripheren Polyneuropathie, worauf trophische Veränderungen, Ödeme, Hyperpigmentierungen und schmerzlose Ulzera an der Haut hinweisen können. In Stu- dien wurde auch ein verstärktes biologisches Altern bei Al- koholkranken postuliert und das vermehrte Auftreten von Arcus corneae sowie Ohrläppchenfalten beschrieben. Die- se werden auch als Indikatoren für kardiovaskuläre Erkran- kungen und eine erhöhte Mortalität betrachtet.17

1.2. Induktion und Verschlechterung (chronischer) Dermatosen

Psoriasis. Bei Psoriasis führt Alkohol nicht nur zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes, sondern auch zu vermehrter Therapieresistenz, was vermutlich auf einer vermehrten Expression proinflammatorischer Zytokine (wie IL-12, INF-γ; IL-23 und IL17A) beruht.9,18,19

Rosazea und post-adoleszente Akne. Das Auftreten bzw.

die Verschlechterung von Rosazea und post-adoleszenter Akne ist auf die direkte toxische Wirkung des Alkohols auf Epidermis und Talgdrüsen sowie vergesellschaftete hormo- nelle Störungen zurückzuführen.9 Eine epidemiologische Studie wies insbesondere bei Konsum von Weißwein und Spirituosen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Akne und Rosazea nach. Das Rhinophym, als Verlaufsform/Teil- symptom der Rosazea, kommt beinahe ausschließlich bei Männern vor, allerdings ist hier der Zusammenhang mit Alkohol nicht eindeutig (Abbildung 1, Seite 8).20,21

Porphyria cutanea tarda. Klassisch ist auch diese Assozia- tion. Bei dieser häufigsten Porphyrieform spielt Alkohol aufgrund seiner hepatotoxischen Effekte einen wesentli- chen Kofaktor in der Pathogenese, der zur quantitativen oder funktionellen Insuffizienz der Uroporphyrinogen-III- Decarboxylase beiträgt. Die dadurch bedingte Anreiche- rung von Porphyrinen führt zu typischen Hautzeichen v.a.

an den Handrücken und im Gesicht: Fragilität mit subepi- dermalen Blasen, Milienbildung (Handrücken) sowie akti- nische Elastose/Falten und Hypertrichose (Gesicht).9 1.3. Alkohol und Medikamenteninteraktion Alkohol besitzt ein hohes Interaktionspotenzial mit zahl- reichen Medikamenten. So führt etwa Metronidazol kom- biniert mit Alkohol durch Hemmung der Al dehyd de hydro- genase-Aktivität zu einer verstärkten Flushreaktion. Alko- hol verstärkt auch die Wirkung von Histamin-freisetzen- den Medikamenten wie Opiaten, Aspirin und NSAR. Bei manifester Leberschädigung sind Medikamente mit hepa- totoxischem Potenzial (z.B. Methotrexat, Terbinafin oder Itraconazol) relativ oder absolut kontraindiziert.

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2. Rauchen

Regelmäßiger Alkoholkonsum geht sehr häufig mit Tabak- konsum einher, wodurch sich die gesundheitsschädigenden Effekte nicht nur addieren, sondern teils multiplizieren.22 Columbus brachte die Tabakpflanze als natürliche Nikotin- quelle im 15. Jahrhundert nach Europa, nachdem sie in ih- rem Ursprungsland bereits über 10.000 Jahre für vor allem religiös-kultische Zwecke benutzt wurde. Als Massenkon- sumgut etablierte sich Tabak durch die Entwicklung der Zigarette insbesondere während der beiden Weltkriege.23 Heute gibt es weltweit geschätzt 1,07 Milliarden Tabakkon- sumenten. In Europa rauchen 30 Prozent der Männer und 22 Prozent der Frauen (Österreich 27 bzw. 22%).24 Erste Stu- diendaten zu einem Zusammenhang mit der Entstehung von Lungenkrebs führten in den 70er-Jahren zur Einfüh- rung von Filterzigaretten, deren protektive Wirkung aller- dings ebenso wie jene der „Light-Zigarette“ mit niedrige- rem Teergehalt ausblieb. Rauchen erhöht verglichen mit Niemals-Rauchen selbst heute noch die Mortalität um das 3-Fache und stellt damit das bedeutendste einzelne Ge- sundheitsrisiko in entwickelten Industriestaaten dar. Strikte nationale Regulierungsmechanismen des Tabakverkaufs stehen dabei seiner Bedeutung als steuerliche Einnahme- quelle nicht selten allzu ambivalent gegenüber.23

Tabak kann auf verschiedene Arten konsumiert werden.

Er wird üblicherweise geraucht (Zigaretten, Zigarren), kann aber auch gekaut (Kautabak – Absorption via oraler Schleimhaut), gesnust (Oraltabak Snus wird unter die Oberlippe geklemmt) oder geschnupft (Schnupftabak) werden. Vor allem das Dampfen (elektrisches Rauchen, E-Zigarette) und Juulen (E-Zigarette auf Nikotinsalzbasis) haben in den vergangenen Jahren sehr stark an Beliebtheit gewonnen. Hierbei werden keine Tabakstoffe verbrannt, sondern eine niko tinhaltige Flüssigkeit (Liquid) zum Ver- dampfen gebracht. Durch den Wegfall kanzerogener Schadstoffe (z.B. polyzyklische aromatische Kohlenwas- serstoffe, aromatische Amine, Formaldehyd, Blausäure, anorganische Verbindungen wie Kohlenmonoxid, Arsen, Nickel, Kadmium) erwartet man sich erheblich weniger nachteilige Folgen auf die Gesundheit. Allerdings liegt Ni- kotin, der für die Abhängigkeit kritische psychopharma- kologische Inhaltsstoff, in den e-Liquids in deutlich höhe- rer Konzentration vor. Zudem deuten neuere Analysen der Zigarettendämpfe zumindest in Tierexperimenten darauf hin, dass sich auch die Inhaltsstoffe der E-Zigaretten (u.a.

Glycerin, Porpylenglykol) nachteilig auf die Gesundheit und insbesondere Lunge auswirken.23,25

2.1. Hautveränderungen durch Rauchen/Tabakkonsum

Wundheilung. Rauchen beeinflusst die Wundheilung ne- gativ. Das vasokonstriktive Nikotin vermindert den kuta- nen Blutfluss (um etwa 25 Prozent über ca. 90 Minuten nach einer Zigarette), schädigt langfristig die Mikrozirku- lation und begünstigt damit eine Gewebsischämie und schlechtere Heilungskapazität.26 Weitere Bestandteile im Tabakrauch, wie z.B. Kohlenmonoxid, wirken durch die Blockade der Bindungsstellen des Sauerstoffs am Hämo- globin additiv auf die Hypoxie. Zudem kommt es zu einer Hemmung der Migration und Aktivität von Fibroblasten, was die Wundrandkontraktion vermindert, die Neigung zur Bildung von Thromben verstärkt und die zelluläre Im- munantwort (Neutrophile, Makrophagen) gegenüber bakteriellen Kontaminanten in Wunden abschwächt.27 Kli- nisch kommt es dadurch zu einem nachweislich erhöhten Risiko für postoperative Komplikationen, wie (tiefe) Wundinfektion, -dehiszenz, Lappen und Transplantat- Nekrose.28,29 Angiogenese im Rahmen der Wundheilung/

Revaskularisierungsphase wird durch Inhibition der Ex- pression von relevanten Genen (z.B. VEGF, PDGF) behin- dert. Narben bei RaucherInnen sind durch Hemmung der Kollagensynthese und ein Ungleichgewicht der Protea- sen-Antiproteasen Aktivität generell von schlechterer Qualität und folglich fragiler und breiter.30,31 Über diese spe- zifischen Risiken sind RaucherInnen vor chirurgischen Eingriffen gezielt aufzuklären.

Veränderung der Hautstruktur wurde mehrfach nach- gewiesen (ähnlich zum chronischen Lichtschaden,

„Hautalterung“), deren Ausprägung direkt proportional zur Menge des Tabakkonsums ist.32 Die Kollagenbiosyn- these der Fibroblasten wird durch den von diversen Rauchsubstanzen induzierten oxidativen Stress und se- kundäre Entzündungsreaktionen gestört. Der Abbau von Elastin- und Kollagenfasern findet vermehrt statt, was auf eine erhöhte Expression von Proteasen wie Matrix- Metalloproteinasen und Elastase zurückzuführen ist.

Folglich zeigt sich klinisch wie histologisch ein der sola- ren Elastose ähnliches Bild und eine vermehrte Falten- bildung.33 Chronische, niederschwellige Entzündungsre- aktionen und die gestörte Homöostase der extrazellulä- ren Matrix sind typische Alterszeichen, treten im Kontext mit Nikotinkonsum jedoch deutlich früher auf. Die Hin- weise, dass dies auch für E-Zigaretten-KonsumentInnen zutrifft, häufen sich.34-36

(Orale) Schleimhautveränderungen durch Rauchen/Kauen von Tabak

Leukokeratosis nicotinica palati (syn.: Nikotin-Stomatitis)

grau-weißliche, uniforme Hyperkeratose am harten (seltener weichen) Gaumen mit Aussparung der (teils inflammierten) als erythematöse Papeln imponierenden kleinen Speicheldrüsenausgänge Leukokeratosis nicotinica

glossae (syn. Leukoplakie)

homogener weißer Plaque auf den vorderen zwei Dritteln der dorsalen Zunge mit gleichmäßig verteilten, stecknadelkopfgroßen Eindellungen

Leuködem diffuse Aufhellung der Mundschleimhaut durch verstärkte Keratinisierung und intrazelluläres Ödem (aber keine Konsistenzveränderung wie bei der Leukoplakie!)

Orale Melanose (syn.: Rauchermelanose)

braun-schwarze, diffuse irreguläre Pigmentierung der Gingiva durch erhöhtes Melaninvorkommen in der basalen Epidermis

weitere orale warzige Dyskeratome, akut nekrotisierende ulzerative Gingivitis, Parodontitis, Verbrennung, keratoti- sche Läsionen; Lingua villosa nigra (schwarze Haarzunge), Gaumen-Erosionen

bei HIV-Patienten frühzeitige Manifestation von oraler Candidiasis und oraler haariger Leukoplakie im Vergleich zu Nichtrauchern Tab. 1

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Durch Streckmittel induzierte Hautläsionen (Auswahl)

Streckmittel Eigenschaft Nebenwirkung an der Haut

Chinin

bitterer Geschmack (ähnlich Heroin),

verstärkt narkotische Euphorie

hohes sklerosierendes Potenzial; destruktiv für Lymphgefäße: Puffy Hand Syndrome (chroni- sches, nicht-wegdrückbares Handödem; entsteht nach längerer Verwendung von Chinin)

Levamisol

cholinerges Antihelminthikum (typisches Streckmittel für Ko- kain), Nachweis schwierig, da kurze Halbwertszeit (5-6h)

LINES (Levamisol-induziertes Nekrose/Vaskulopathie-Syndrom): retiforme Purpura, kutane Nekrosen (an Ohren, Nase, Wangen, Extremitäten); histologisch zeigt sich dermale, mikrovaskuläre Okklusion mit/ohne leukozytoklastischer Vaskulitis; hohe Titer p-ANCAs + Anti-Myeloperoxidase-Antikörper (AK) (>70%), c-ANCAs, Anti-Proteinase-3-AK (>50%);

Antiphospholipid-AK, Athralgien; Agranulozytose54 Propoxyphen Opioid Thrombophlebitis, schwere kutane Nekrosen Kokain vasokonstriktiv Haut-, Muskelinfarkte (Kokainbase)

Barbiturate sedativ, hyponotisch Intradermale Injektion führt zu schmerzhaften, erythematösen, indurierten Plaques sowie tiefen Ulzera.

Antihistaminika Tripelennamine

häufig mit Pentazocinen (oder

anderen Opioiden) verwendet Gewebsnekrose, Ulzeration Pentazocine synthetisches Schmerzmittel

(Gruppe der Opioidanalgetika)

sklerodermatöse Hautverdickung,

große, irreguläre, tiefreichende Ulzera, atrophe Narbenheilung

Tab. 2

Der Tabakrauch wirkt phototoxisch, wodurch Hautal- terung und Kanzerogenese vorangetrieben werden.37 Pro- minente faziale Falten schon in relativ jungen Jahren, atro- phe Haut, hagere Gesichtsform sowie ein gräulich-violetter Teint charakterisieren demnach das sogenannte „Raucher- gesicht“.38 Raucher haben auch eine erhöhte Prävalenz von Morbus Favre-Racouchot (Elastosis cutanea nodularis et cystica), ein zumeist hyperpigmentiertes Areal schlaffer Ge- sichtshaut (meist über dem Jochbein) mit vergröberter Tex- tur, schwarzen nicht-entzündlichen (senilen) Komedonen und gelblichen Follikelzysten (Abbildung 3, unten rechts).

Auch gelblich-braune Verfärbungen an Zähnen, Fingern und Fingernägeln (gelblich-braun) durch Nikotin- und Teerablagerungen sind typisch bei Rauchern.

2.2 Tabakkonsum – Induktion und

Verschlechterung (chronischer) Dermatosen Psoriasis manifestiert sich häufiger bei Rauchern. Insbe- sondere rauchende Frauen weisen ein bis zu dreifach höheres Risiko im Vergleich zu Nichtrauchern auf. Pso- riasis hat bei Rauchern eine höhere Persistenz und Re- missionen sind seltener. Die klinische Ausprägung kor- reliert zudem mit der Intensität des Rauchens.39 Unter den verschieden Psoriasisformen ist vor allem der Sub- typ der palmoplantaren Pustulose (PPP) deutlich mit Rauchen assoziiert. Eine diesbezüglich positive Ana- mnese bei Diagnosestellung liegt in 95 Prozent der Fälle vor.40 Pathogenetisch scheint die lokale Produktion von IL-36γ durch Epithelzellen nach Exposition gegenüber Zigarettenrauch eine Rolle zu spielen.41

Akne inversa/Hidradenitis suppurativa. Während der Einfluss von Rauchen auf die Akne (vulgaris) noch kontro- versiell diskutiert wird, ist ein Zusammenhang von Rau- chen und dem Bestehen einer Akne inversa/Hidradenitis suppurativa (HS) gut belegt (zweifach erhöhtes Risiko).42 Patienten mit HS weisen in bis zu 89 Prozent eine positive Raucheranamnese auf. Dennoch ist die zugrunde liegen- de Pathogenese noch nicht gänzlich geklärt. Nikotin för- dert jedenfalls die Kolonisation von Staphylococcus aureus

in intertriginösen Arealen, die Rekrutierung von Entzün- dungsmediatoren und auch die Hyperplasie des follikulä- ren Infundibulums.43

Weitere Erkrankungen. Auch bei den folgenden derma- tologischen Erkrankungen gilt eine Assoziation mit Rau- chen als gesichert: dyshidrotisches Ekzem44, systemischer Lupus erythematodes (zweifach erhöhtes Risiko), Kontakt allergien (Nickel), Hauttumoren (Karzinome der Lippen/Mundschleimhaut/Anogenitalregion)45, Schleim- hautveränderungen (Tabelle 1, Seite 11).

Daneben werden auch negative Auswirkungen auf zahl- reiche weitere Hauterkrankungen diskutiert, u.a. androge- netische Alopezie, atopische Dermatitis, Melanom und polymorphe Lichtdermatose 46 47

Protektive Effekte. Einige Studien liefern Hinweise auf pro- tektive Effekte von Tabakkonsum für diverse Erkrankungen, allerdings sind weitere Untersuchungen zur definitiven Be- stätigung einer Assoziation ausständig. Rauchen zeigt ver- mutlich durch verstärkte orale Keratinisierung eine thera- peutische Wirkung bei chronisch-aphthöser Stomatitis bzw. enoralen Ulzera.48 Auch Ulzerationen bei Morbus Beh- cet scheinen sich durch Nikotinkonsum zu bessern. Das Risiko für Pemphigus vulgaris ist wahrscheinlich erniedrigt und es gibt Vermutungen, dass Nikotincremen und Rau- chen sich positiv auf Pyoderma gangraenosum auswirken.49 3. Andere (illegale) Drogen

Unter Drogen versteht man im Allgemeinen Substanzen mit psychoaktiver Wirkung, worunter auch die gängigen Genussmittel Tabak, Alkohol und Koffein sowie Schlaf- und Berufhigungsmittel fallen. Umgangssprachlich ver- wendet man diesen Begriff für illegale Stoffe, die zu schwe- rer körperlicher und/oder psychischer Abhängigkeit füh- ren. Betroffene sind unfähig, konsequent auf die Droge zu verzichten. Auch Drogen werden bereits seit mehreren Jahrtausenden vom Menschen verwendet, u.a. im Rah- men religiöser Zeremonien, zur Heilung und auch zur Er- holung (z.B. Opium seit 5.000 vor Christus).

Fotos: Dr. Rudolf Hametner

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In Österreich wird Substanzmissbrauch am häufigsten mit Cannabis betrieben (Prävalenz 30 bis 40 Prozent bei jungen Erwachsenen), gefolgt von Kokain, Ecstasy, Am- phetaminen (Prävalenz 4%) und (rezeptpflichtigen) Schmerzmitteln, Halluzinogenen, Inhalativa und neuen psychoaktiven Substanzen (Prävalenz 2%). Vom „Pro- bierkonsum“ ist die risikoreiche Abhängigkeit zu unter- scheiden, bei der zumeist ein polyvalenter Gebrauch verschiedener Drogen (oft mit Opiaten, Alkohol) vorder- gründig ist und von der schätzungsweise ca. 40.000 Per- sonen in Österreich betroffen sind.50

An der Haut manifestieren sich Zeichen des Drogenabusus am deutlichsten, wenn ein intravenöser (IV) Drogenabusus vorliegt. Jeglicher Verdacht sollte zu weiteren Abklärungen, inklusive Drogentest (Goldstandard) aus Körperflüssigkei- ten (Blut, Urin, Speichel, Haare) führen. Bei Bestätigung sollten aufgrund der signifikanten Koinzidenz auch serolo- gische Untersuchungen zum Nachweis übertragbarer Er- krankungen (HIV, Hepatitis und „klassische Geschlechts- krankheiten“) erwogen werden.9 Hautveränderungen kön- nen durch lokale oder systemische Effekte der Droge selbst (inbesondere toxische und allergische Reaktionen), aber auch durch Streckmittel beziehungsweise infektiöse Kom- plikationen verursacht werden.

Narben. „Skin Tracks“ (auch „Track Marks“) sind typische Zeichen des IV-Drogenabusus. Sie entstehen durch thrombosierte Venen mit nachfolgender Vernarbung und Hyperpigmentierung der darüberliegenden Haut. Ur- sächlich sind Entzündungen durch wiederholt nicht-ste- rile Injektionen oder die Applikation irritierender Chemi- kalien (Drogenbestandteile, Streckmittel).9

Die Extremitäten von Drogenabhängigen zeigen häufig entlang der Venen Einstichstellen, hämorrhagische Krusten, Ekchymosen oder auch Zeichen lokaler Gewebsverletzung/-nekrose beispielsweise nach akziden- teller Extravasation. Auch dermale Verfärbungen durch Ruß- und Kohlepartikel (Shooting Tattoo) nach Abflam- men der Nadel zum Sterilisieren können Hinweise auf Dro- genabusus liefern. In späteren Stadien sind Vernarbungen als lineäre Stränge tastbar. Drogenabhängige verwenden inital zumeist die Armvenen (v.a. Ellenbeuge vom nicht- dominanten Arm). Wenn diese vernarben, finden auch Gefäße an Hand, Fingern, unterer Extremität, Hals, Arm- beugen und sogar Hämorrhoiden, dorsale Penisvenen und die ventrale Zungenoberfläche Verwendung. Zirkumferen- te, (hyper-)pigmentierte lineare Verfärbungen durch Druck von Staubändern können fallweise bei zu starker und langer Stauung auftreten (Stauungspurpura).51, 52 Wenn brauchbare Gefäße rar sind, verschafft man sich mit

„Skin Popping“ Abhilfe. Dann wird die Droge intradermal oder subkutan appliziert. Erkennbare Zeichen dafür sind vertiefte, irreguläre, kreisförmige und häufig dyschrome Narben (vereinzelt auch hypertroph, induriert oder keloi- dal). Das Risiko einer Verletzung und Infektion tiefer lie- gender Strukturen ist dabei deutlich erhöht.

Alternativ können (Pulver-)Drogen dem Kreislauf auch über oberflächliche Verletzung (z.B. Lazeration mit Ra- sierklingen, Messer) zugeführt werden. Sind venöse Zu- gänge allesamt ausgeschöpft, wird gelegentlich auch Gra- nulationsgewebe von Ulzera genützt, um über dessen reiches vaskuläres/kapilläres Netzwerk Drogen einzfüh- ren („Shooter’s Patches“). Hierfür werden Läsionen aus Drogen-assoziierten gewebs- und vaskulären Verletzun-

gen oder auch Wunden akzidenteller/inzidenteller Trau- men/Infektionen genutzt und durch Manipulation län- gerfristig aufrechterhalten.52,53

Bei einer Direktinjektion in die Dermis oder in das subku- tane Fettgewebe wie auch bei Extravasation nach IV-Injek- tion kann es zu Pannikulitiden (histologisch lobuläre Pan- nikulitis) kommen. Sind der Droge sklerosierende Streck- mittel (z.B. Pentazocine – siehe Tabelle 2, Seite 12) beige- fügt, bilden sich bevorzugt persistierende subkutane Knötchen und (Fremdkörper-)Granulome.51

Die Verwendung von Streckmitteln („panschen“, „cut“) ist vor allem bei pulverförmigen Drogen üblich. Bei Kokain können v.a. Levamisol oder Phenacetin in jeweils einem Viertel der Proben nachgewiesen werden. Heroin ist

Weitere Schleimhautläsionen bei Drogenabusus

9,51,60

Schleimhautläsion Assoziierte Droge / Praktiken

labiale Schnitte/Blasen

Crack Kokain (Kristallines Kokain) – Rauchen in (heißen) Glas-, Metall- pfeifen mit folglicher Combustio Ageusia (Geschmacksverlust),

Halitosis (Mundgeruch), Schmatzen, vermehrter Speichelfluss

Kokain

trockene Lippenschleimhaut Heroin, Amphetamine

Dygeusia, Xerostomie Amphetamine

penile Ulzera Injektionen von Heroin in Schaftvenen rote, blutunterlaufene Augen

(konjunktivale vaskuläre Injektionen) Marijuana > Kokain, Phencyclidine labiale, periorale, perinasale irritative

Dermatitis (diskrete Papeln, Erosionen, ähnlich zu Akne)

„Sniffers’ Rash“: Wiederholtes Sniffen von flüchtigen Lösungsstoffen und Inhalatoren

nasale Warzen

Übertragung von HPV durch kontaminierte Gegenstände, z.B. Geldscheine

Tab. 3

Abb. 3: 

a: Multiple Spider Nävi thorakal bei einem 42-jährigen Patienten mit chronischem C2-Abusus seit über 15 Jahren b: Favre-Racouchot- Syndrom (senile, schwarz-braune Komedonen, hyperpigmentiertes/

hyperelastisches Hautareal) bei einem 72-jährigen Mann mit Z.n. Nikotinabusus über 30 Jahre a

b

Fotos: Dr. Rudolf Hametner

(7)

üblicherweise noch unreiner und enthält häufig Kof- fein und Paracetamol. Auch Betäubungsmittel (z.B. Lido- cain) werden häufig beigemengt (Tabelle 2, Seite 12).

Bakterielle Infektionen sind vor allem bei IV-Drogen- abusus eine häufige Komplikation, auch weil trotz Nadel- austauschprogrammen selten sterile Injektionstechniken verwendet werden und das Teilen von Nadeln weiterhin üblich ist. Haut- und Gewebsinfektionen zählen zu den häufigsten Vorstellungsgründen und bakterielle Sepsis ist eine häufigere akute Komplikation als die Überdosis.

Erysipele treten im Vergleich zu Nicht-Drogenabhängigen häufiger an der oberen Extremität und vermehrt mit beglei- tender Lymphangitis auf. Auch die Assoziation mit Osteo- myelitis und septischer Arthritis ist häufiger. Eine systemi- sche Bakteriämie ist bei ca. einem Drittel aller hospitalisier-

ten Drogenabhängigen nachweisbar, während eine bakte- rielle Endokarditis bei fünf bis acht Prozent auftritt.

Häufigste Erreger sind Staphylococcus aureus und Strepto- kokken. In jedem Fall ist eine bakterielle Kultur und Sensi- tivitätstestung indiziert, da auch MRSA, gramnegative Kei- me, Anaerobier oder weniger übliche Mikroben Infektio- nen ähnlich zu Erysipelen auslösen können.52,55,56

Wundbotulismus durch den Erreger Clostridium botuli- num Typ A kommt fast ausschließlich bei Drogenabhän- gigen vor. Das Risiko ist insbesondere bei Skin Popping mit z.B. Black-Tar-Heroin (schwarze, klebrige, harte Sub- stanz, v.a. in den USA beliebt) sehr hoch (wirkt hygrosko- pisch und begünstigt das Wachstum von Organismen).

Die hitzeresistenten Sporen/Toxine werden in das subku- tane Gewebe inokuliert, wo sie reifen und Toxine produ- zieren. Klinisch manifestiert sich dieses Krankheitsbild initial mit Schmerzen, lokaler Gewebeverhärtung und Schwellung. Bei Sniffern („koksen“) kann davon auch das intranasale Septum oder der paranasale Sinus betroffen sein. Daraufhin folgt eine akute, absteigende, symmetri- sche, schlaffe Paralyse mit Ophthalmoplegie, Ptosis und weiteren Hirnnervenausfällen.57,58

Kutane Abszesse/Phlegmone bei Drogenabhängigen sind häufig, oft tief, multilobulär und mit ausgeprägten Nekrosen verbunden, wodurch ein weitreichendes Debri- dement notwendig wird. Bei vielen Drogenabhängigen sieht man an den Extremitäten sogenannte „Punched Out“- Ulzera. Das sind Narben nach superfiziellen Abszessen, die spontan rupturierten. Staphylococcus aureus gefolgt von Streptokokken, gramnegativen Keimen, anaeroben Bakte- rien, aber auch orale Pathogene, wie z.B. Eikonella corro-

Weitere Hautveränderungen bei Drogenabusus

9,52

Hautveränderung / Erkrankung Beschreibung / Auftreten

Madarose Verlust der lateralen Wimpern (Crack-Kokain, seltener Heroin, Methamphetamine) Pilzinfektionen häufig; systemisch relevant bei Immunsupprimierten

Drucknekrosen nach Liegetrauma von komatösen Drogenabhängigen nach z.B. einer Überdosis sedierender Medikamente Formikation

Dermatozoenwahn

nach längerem Kokain- oder Crystal-Meth-Missbrauch; taktile Halluzinationen mit Insekten, die auf der Haut krabbeln; neurotische Exkoriationen und entstellende Ulzerationen durch stereotypisches Skin-Picking Juckreiz bei chronischem Kokainabusus, Marihuana-Inhalation,

Heroin (Flush-Reaktion, genitaler oder generalisierter Pruritus); nach Entzug (z.B. Kokain) medikamentöse

Hypersensitivitätsreaktionen morbilliform-urtikarielles Exanthem (Barbiturate, Amphetamine, Marihuana, Opiate [selten])

systemische Sklerose Einzelfälle bei Kokainabusus (und ungünstiger Prädisposition bzw. Demaskierung der Erkrankung in vormals subklinischem Stadium)

vaskuläre Läsionen

• Ekchymosen/Hämatome entlang der injizierten Gefäße

• (akzidentelle) intraarterielle Injektion  Gewebsischämie

• septische Thrombophlebitis

• Pseudoaneurysmen nach Verletzungen von Arterien

• Vaskulitiden (Purpura Hennoch-Schönlein, Polyarteritis nodosa, etc.) Janeway-Läsionen, Osler Knöt-

chen, Splitterhämorrhagien infektiöse Endokarditis sollte bei jedem IV-Drogenabhängigem mit Bakteriämie ausgeschlossen werden.

HIV-assoziierte Erkrankungen 2020 waren mehr als ein Drittel der AIDS-assoziierten Todesfälle in den USA auf IV-Drogenabusus zurückzuführen.

Hautveränderungen bei STD*,

Heptatitis hohe Prävalenz; multiple Partner, Prostitution, risikoreiche Sexualpraktiken

*bei intravenösem Drogenmissbrauch häufig falsch positive Lipoidantikörperbefunde (VDRL-, RPR-Test)

Tab. 4 Abb. 4: Kutaner

Befall mit Myko- bakterium kansasii und sporotrichoid angeordneten, abszedierenden Läsionen an beiden Unterschenkeln bei einem 24-jährigen Patienten mit positiver intrave- nöser (u.A. Kokain) Drogenabusus- Anamnese

Fotos: Dr. Rudolf Hametner, Privat

(8)

dens (durch Abschlecken der Nadel vor Gebrauch) stellen die häufigsten Erreger dar (Abbildung 4, links). Fieber und Leukozytose werden als wenig aussagekräftige Parameter für die Beurteilung von Schwere bzw. Systembeteiligung gesehen, da diese Zeichen in bis zu 60 Prozent aller fortge- schrittenen Abszesse fehlen. Bei anhaltenden Schmerzen nach Therapie oder Reinfektion sollte das Vorliegen einer Osteomyelitis ausgeschlossen werden. Abszesse können auch noch Monate nach Beendigung des Drogenkonsums auftreten.56 Risikofaktoren sind Skin Popping, Injektion von Speedballs (Mischung aus Kokain und Heroin), asterile Nadeln, HIV-Infektion oder andere Immunschwächen so- wie das Booting (Zurückziehen vom Blut in die unsterile Spritze, anschließend erneute Injektion, damit keine Dro- genreste in der Spritze bleiben). Die lokalanästhetische Ei- genschaft von Drogen selbst kann ebenso wie anästheti- sche Streckmittel die Symptome einer sich entwickelnden Infektion maskieren.59

Lebensbedrohliche Komplikationen können bei Abszessen im Kopf-/Halsbereich (v.a. in der Regio cervicalis anterior) und inguinal (v.a. im Trigonum femorale) auftreten. Trotz tiefer Ausdehnung der Entzündung sind dabei die ober- flächlichen (Haut-)Zeichen nicht selten unscheinbar (Ver- härtung und Ödem), weshalb bei klinisch nicht zuordenba- ren Schmerzen in diesen Lokalisationen frühzeitig eine Bildgebung (MRT, CT) erwogen werden sollte.56

Nekrotisierende Fasziitis bei Drogenabhängigen ist mit hoher Morbidität und Mortalität assoziiert. Klinische Symptome umfassen zumeist Erythem (77%), Verhärtung (43%), (fluktuierendes) Ödem (20%), Fieber sowie Leuko- zytose. Gelegentlich ist aber auch nur eine Schwellung und diskretes Erythem erkennbar. Klassische kutane Ge- fahrenzeichen wie Blasen (3%), Gewebskrepitus (3%) oder Hautnekrosen (10%) fehlen oft. Ein direktives Zeichen

sind in Bezug auf den dermatologischen Lokalbefund un- verhältnismäßig starke Schmerzen (in 95% vorhanden), die jedoch als Ausdruck suchthaften Verlangens nach Schmerzmitteln/Narkotika missinterpretiert werden kön- nen. In solchen Fällen sollte eine chirurgische breite Eröff- nung des betroffenen Areals erfolgen.56

Schleimhautläsionen (Tabelle 3, Seite 13) sind eine typische Komplikation nach Sniffen von Kokain (oder Heroin), selte- ner auch bei inhalativem Missbrauch anderer Substanzen (z.B. Lösungsmittel, Benzin, Anästhetika). Ein Erythem der nasalen Mukosa, nasale Irritationen, Anosmia, Rhinitis und konjunktivale Injektionen sind typische Folgen, aber auch Epistaxis, Perforation des nasalen Septums und osteolyti- sche Sinusitis. Charakteristisch ist ein Symptomenkomplex bestehend aus nasalem Kollaps, septaler Perforation, Gau- menretraktion und Pharynxwandulzeration.52,60

Zahlreiche weitere Hautveränderungen wurden (teils an- ekdotisch) in Verbindung mit diversen Drogen beschrie- ben. Die häufigsten sind in Tabelle 4 und 5 zusammenge- fasst. Nicht zuletzt durch stetig neue (synthetische) Sub- stanzen kommen laufend Beschreibungen neuer Haut- veränderungen hinzu.

1 Liu L et al., Journal of Archaeological Science: Reports 2018; 21:783–93 2 Saunders JB et al., Alcohol Clin Exp Res 2019; 43(8):1617–1631 3 Roerecke M et al., Am J Gastroenterol 2019; 114(10):1574–1586 4 Patel R, Mueller M: Alcoholic Liver Disease. Treasure Island (FL): ©2021,

StatPearls Publishing LLC; 2021

5 Bachmayer S, Strizek J, Uhl A, Handbuch Alkohol – Österreich.

Band 1, 2021; 8. Aufl. Gesundheit Österreich, Wien 6 Pavarin RM et al., Psychiatry Res 2021; 296:113639 7 Romelsjö A et al., Alcohol 2012; 47(3):322–327

8 Samant H, Kothadia JP: Spider Angioma. Treasure Island (FL): ©2021, StatPearls Publishing LLC; 2021

Ausgewählte Drogen, welche relativ häufig mit kutanen Nebenwirkungen assoziiert sind

51–53

Droge Anwendungsart Kutane Nebenwirkung

Cannabis rauchen, oral, sublingual

Raynaud-Symptomatik, Claudicatio, Cannabis-Arteriitis mit Nekrosen an Extremitäten (nach längerer Anwendung)

Kokain

intranasal, rauchen, intravenös

Nasenschleimhaut-/Nasenseptumdefekte; Nekrosen durch Vasokonstriktion bei IV-Applikation;

Vaskulitiden; Formikation;

Crack-Pfeife: Madarose (durch heißen Dampf), Hyperkeratosen an den Finger/Händen durch Halten der heißen Pfeife

Heroin

intravenös, rauchen, intranasal

Injektionszeichen (kollabierte Venen, Abszesse, Weichteilinfektionen); „high Pruritus“

(starker Juckreiz v.a. Genitalien, Gesicht), Urtikaria; verstärkte Rhinorrhoe, Tränensekretion;

(selten Pemphigus vegetans, fixe Arzneimittelreaktion, toxisch epidermale Nekrolyse, (Pseudo-)Acanthosis nigricans, nekrolytisch migratorisches Erythem ohne Glukagonom)

Methamphetamine

intranasal, oral, rauchen, intravenös

trockene, irritierte Nasenschleimhäute;

„Meth Mouth“: Karies, Zahnschmelz-Erosionen, Zahnverlust, Xerostomie, Bruxismus;

Formikation, Skin-Picking; starker Juckreiz, Xerosis, lichenoides Exanthem, Körpergeruch, Veränderung der Hautstruktur („Hautalterung“), generalisierte Hyperhidrose

Ecstasy intranasal,

oral

vereinzelt akneiformer Ausschlag (Ecstasy Pimples): möglicher Hinweis auf höheres

Risiko für schwerere Nebenwirkungen (z.B. Leberschaden); Psoriasis-guttatae-artiges Exanthem;

CAVE: häufig mit anderen Substanzen vermischt (Amphetamine, Koffein, Aspirin) Weitere Amphetamine,

Methylphenidate

intravenös,

intranasal, oral Formikation, Skin-Picking, Urtikaria, Akne y-Hydroxybutyrate oral

(flüssig, Tablette)

keine spezifischen kutanen Symptome;

Überdosis: Haut extrem blass  medizinischer Notfall

Tab. 5

Dr. Christine Prodinger, Univ.-Prof. Dr.

Martin Laimer, MBA

Universitätsklinik für Dermatologie, Paracelsus Medi- zinische Privatuni- versität, Salzburg Lecture Board:

Univ.-Prof. Dr.

Gudrun Ratzinger, Prim. Univ.-Prof.

Dr. Franz Trautinger Fortbildungsanbie- ter: Österreichische Akademie für Der- matologische Fort- bildung (OEADF)

Fotos: Dr. Rudolf Hametner, Privat

(9)

9 Loeffler H, in Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergo- logie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg 2018 10 Claudia M et al., Eur J Dermatol. 2020; 30(5):601–602

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(10)

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1. Welche der folgenden Hautveränderungen werden gehäuft bei

Alkoholikern diagnostiziert? (4 Richtige)

a) Palmares Erythem . . . . b) Spider Nävi . . . . c) Angiokeratome . . . . d) Terry Nägel . . . . e) Eruptive Xanthome . . . . 2. Welche der folgenden Aussagen sind richtig? (2 Richtige) a) Männer und Frauen tolerieren zwar gleich viel Alkohol, allerdings

trinken Männer im Vergleich mehr hochprozentige Spirituosen, weshalb sie auch häufiger an Fettleber und Leberzirrhose erkranken. . . . . b) Hyperöstrogenismus verursacht zwar bei AlkoholikerInnen

sämtliche hormonelle Störungen, aber spielt laut aktuellem Erkennt nisstand nur eine untergeordnete Rolle bei der Entstehung auffälliger (Haut-) Veränderungen wie dem Palmarerythem, dem weiblichen Behaarungstyp (bei Männern) und der atypischen Fettverteilung . . . . c) Sowohl Alkohol als auch Rauchen sind unabhängige

Risikofaktoren für eine höhere Persistenz der Psoriasis . . . . d) Terry Nägel, milchglasartig-getrübte Veränderungen der Nägel,

mit pink-braunem, horizontalen Band am distalen Nagel, sind häufig bei AlkoholikerInnen zu beobachten . . . . e) Während bei Männern mit pathologischem Alkoholkonsum eine

Fettumverteilung (Lipomatose) zugunsten eines „Bierbauchs“

mit „Storchenbeinen“ die höchste Prävalenz aufweist, kommt der Madelung-Fetthals beinahe ausschließlich bei Frauen vor . . . 3. Welche Aussagen hinsichtlich Rauchen sind richtig? (3 Richtige) a) Nikotin ist vasokonstriktiv und beeinflusst den kutanen

Blutfluss negativ . . . . b) Bestandteile im Tabakrauch induzieren Hypoxie und Gewebs-

ischämie mit nachteiliger Auswirkung auf die Wundheilung . . . . . c) Bei RaucherInnen findet sich eine verminderte Kollagensynthese

sowie auch vermehrter Abbau von Kollagenfasern . . . . d) Rauchen beeinträchtigt zwar die späte Wundheilungs-/

Revas kularisierungsphase, jedoch nicht (nachweisbar)

die initialen/frühen Wundheilungsphasen . . . . e) Vorzeitige Hautalterung durch Rauchen ist primär auf

Ablagerung von Rauchbestandteilen (z.B. Teer) in der Haut (gelblich-gräulicher Teint) zurückzuführen . . . . 4. Bei welchen Erkrankungen besteht eine sichere Assoziation

(Induktion oder Verschlechterung) mit dem Rauchen? (4 Richtige) a) Psoriasis pustulosa . . . . b) Hidradenitis suppurativa . . . . c) Leberzirrhose . . . . d) systemischer Lupus erythematodes . . . . e) (dyshidrotisches) Hand-/Fußekzem. . . . 5. Welche Schleimhautveränderung ist nicht mit Rauchen

assoziiert? (1 Richtige)

a) Orale Melanose – braun-schwarze irreguläre Pigmentierung der Gingiva . . . . Anzahl der richtig beantworteten Fragen:

b) Leuködem – diffuse Aufhellung der Mundschleimhaut . . .  c) Leukokeratosis nicotinica palati – grau-weißliche, uniforme

Hyperkeratose am harten Gaumen mit punktförmigen,

erythematösen Papeln . . .  d) Lackzunge – lackartig glänzende, belagfreie Zunge von

derber Konsistenz . . .  e) Lingua villosa nigra – schwarze Haarzunge . . .  6. Welche der folgenden Hauterkrankungen können als Indizien für

einen Drogenabusus bei Jugendlichen dienen? (3 Richtige) a) Formikation . . .  b) Blepharochalasis . . .  c) nasale Warzen . . .  d) chronisches, nicht-wegdrückbares Handödem . . .  e) Muehrcke-Nägel . . .  7. Welche der folgenden Aussagen treffen zu? (3 Richtige) a) Erysipele beobachtet man bei Drogenabhängigen häufiger an der

oberen Extremität und vermehrt mit begleitender Lymphangitis . .  b) E-Zigaretten haben kein Nikotin, daher sind sie besser

verträglich, weniger gesundheitsschädlich und zeigen weniger Abhängigkeits potenzial . . .  c) Bestandteile im Tabakrauch sind phototoxisch und können zur Ver-

schlechterung der Hautalterung und Kanzerogenese beitragen . .  d) Drogenkonsum (v.a. Kokain) kann zu einer ANCA-positiven

Vaskulitis, mit schwerem Verlauf, führen . . .  e) Weichteilinfektionen wie Erysipele, Phlegmone und Abszesse

sind bei Drogenabhängigen besonders häufig und fast immer durch gramnegative Keime verursacht . . .  8. Welche Zuordnung (Erkrankung – ursächlicher Nährstoffmangel)

ist falsch? (1 Richtige)

a) Acrodermatitis enteropathica – Magnesium . . .  b) (prä-)Skorbut – Vitamin C . . .  c) Glossitis – Riboflavin. . .  d) Pellagra – Tryptophanmangel . . .  e) follikuläre Hyperkeratosen – Vitamin-A-Mangel . . .  9. Welche der folgenden Aussagen zu Hautveränderungen bei

Drogenabusus sind richtig? (3 Richtige)

a) Eine infektiöse Endokarditis ist bei intravenös-Drogenab- hängigen häufig und sollte daher bei jeder Bakteriämie

ausgeschlossen werden . . .  b) Ein besonders hohes Risiko einer Weichteilinfektion bei Drogen-

abusus entsteht durch das Skin Popping, Booting sowie durch die Injektion von Speed Balls . . .  c) Das CREST-Syndrom tritt bei Drogenabhängigen nachweislich

vermehrt auf, vermutlich durch Demaskierung der Erkrankung in vormals subklinischem Stadium. . .  d) Ein positiver Syphilis-Screeningtest weist bei Drogenabhängigen

bereits eine hohe Spezifität aus und stellt sich nur selten als falsch-positiv heraus. . . .  e) Vaskuläre Läsionen bei Drogenabhängigen inkludieren Pseudo-

aneurysmen, septische Thrombophlebitis, akute Ischämie der Extremitäten und Raynaud-Symptomatik . . . 

DFP-Fragen, CliniCum derma 2/2021

„Stigmata der Sucht – Hautveränderungen durch Alkohol, Nikotin und andere Drogen“

(Die Anzahl der richtigen Antworten ist in Klammer angegeben!)

Referenzen

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