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Hans-Ulrich Grunder: Schulreform und Reformschule

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Academic year: 2022

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Vorwort der Herausgeberschaft

Reformen im Schulwesen werden angetrieben von scharfer Schulkritik – wer die schulische Notengebung als „Zensurenpeitsche“ (Ullrich 1986) kritisiert, legt so- fort mit Gegenmodellen nach – etwa verbalen Beurteilungen oder Entwicklungs- berichten. Schulkritik richtet sich nicht nur auf einzelne Reformelemente, sondern stellt nicht selten die Schule als Ganzes zur Disposition. Schulreform und Reform- schulen sind somit Zauberworte und Hoffnungsträger einer besseren (schulischen) Zukunft. Die Geschichte der Pädagogik und die Geschichte der Schule als staat- liche Institution sind geprägt von Diskussionen um Schulreformen und Reform- schulen. Während Schulreformen in der Regel die Veränderungen innerhalb staat- licher Normalentwürfe beschreiben, stehen Reformschulen außerhalb des gängigen Normalfalls und bieten konsequente bis hin zu radikalen Alternativen außerhalb des Systems.

Ideen für Reformentwürfe stehen dabei vor der Herausforderung, ein kohärentes Gesamtes als Gegenmodell vorzulegen. So ziehen sich Gegenentwürfe von Schule durch die Geschichte der Pädagogik. Viele davon sind auch in der öffentlichen Diskussion präsent – prominente Beispiele sind die sog. Reformpädagogik oder in jüngerer Zeit die Laborschule Bielefeld, die vor vierzig Jahren gegründet wurde.

Ihnen ist gemeinsam, dass sie Schule nicht grundlegend in Frage stellen, sondern angetrieben werden von den besseren Alternativen und der Hoffnung nach funk- tionierenden und alltagstauglichen Konzepten. Kritik und Alternativen reichen je- doch darüber hinaus bis hin zu Forderungen nach der Abschaffung der Schule und nach Gegenmodellen, die mit dem Begriff Schule nicht mehr angemessen beschrie- ben sind und deren Zielsetzungen beträchtlich variieren können.

Schulreformen dagegen dienen nicht zuletzt der politischen Legitimation gesell- schaftlicher Erwartungen. An schillernden Reformbegriffen lässt sich illustrieren, wie gesellschaftliche Problemstellen bearbeitet werden – institutionell abgesichert und systematisch angelegt, die nächsten Generationen prägend. Insofern spiegeln Schulreformen auch Vorstellungen über gesellschaftliche Leitbegriffe und Visionen.

In Zeiten von Kompetenz- und Outputorientierung, Rechenschaftslegung, Opti- mierung, Evaluation und Qualitätssicherung, geprägt von nationalen und interna- tionalen Schulleistungsstudien – Zeiten, in denen auf Schulkritik Optimierungs- prozesse folgen, keinesfalls jedoch Entschulung angemahnt wird, in denen Schule als Errungenschaft, als Fortschritt und als Erfolgsmodell gepriesen wird – in diesen Zeiten überrascht möglicherweise, dass Hans-Ulrich Grunder eine historisch moti- Grunder, Schulreform und Reformschule

ISBN 978-3-8252-4181-0

Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2015

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Vorwort der Herausgeberschaft

vierte und sich explizit auf radikale Modelle von Schulreform und Reformschulen beziehende Schrift vorlegt. Der Kreis schließt sich in gewisser Weise im Kapitel 5 dieses Bandes, wenn der Autor auf der Grundlage empirischer Studien die Frage der Wirksamkeit von Schulreformen und Reformschulen stellt: „Besser oder schlechter als andere?“

Der Reichtum in Quantität und Einzigartigkeit, sowohl bei Reformthemen als auch bei Reformschulen, wird im vorliegenden Band von Hans-Ulrich Grunder herausgearbeitet. Dabei zieht der Autor systematische Linien durch Jahrhunderte schulischer Reformen, beschreibt und analysiert eine Fülle von Reformvorhaben und ordnet diese in den jeweiligen zeitgenössischen Kontext ein. Immer wieder verdeutlicht er die Abhängigkeit vieler Reformen von ihren Protagonistinnen und Protagonisten – Persönlichkeiten, deren Ideenreichtum, deren Kreativität, deren spezifische Vorstellungen der kindlichen Entwicklung und deren Beharrlichkeit die Reformen prägen. In der vorgelegten Systematik und in seiner Dichte dürfte der Band von Hans-Ulrich Grunder für schulreforminteressierte Studierende und re- formorientierte Akteure des Schulwesens aufschlussreich sein, insbesondere unter der Perspektive: Gibt es eine Pädagogik, die sich nicht als reformorientiert versteht?

Thorsten Bohl, Tübingen Bernd Hackl, Graz Heike Schaumburg, Berlin

Hans-Ulrich Grunder, Basel im Juni 2014

Grunder, Schulreform und Reformschule ISBN 978-3-8252-4181-0

Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2015

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