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SCHUTZ- BAUTEN AKTUELL

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Academic year: 2022

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Wird der Tiefbunker Feuerbach zerstört ?

Das Stadtplanungsamt der Stadt Stuttgart hat am 20. Juli 2021 einen Beschlussantrag über die Umgestaltung des Wiener Platzes dem Bezirksbeirat Feuerbach vorgelegt. Dies betrifft auch das Eingangsgebäude vom Tiefbunker. Der Beschlussantrag, verfasst vom

Stadtplanungsamt und die Präsentation vor dem Bezirksbeirat sieht eine Reduzierung des Eingangsgebäudes am Wiener Platz vor, was weitreichenden Konsequenzen für das Museumsgebäude hätte. Der Bunker steht seit 9 Jahren komplett unter Denkmalschutz. Es ist deshalb unverständlich, wie ein Amt die Rechtslage ignoriert und am liebsten das

komplette Eingangsgebäude beseitigt haben möchte.

Muss sich das Stadtplanungsamt nicht an den Denkmalschutz halten?

Von jedem Bürger verlangen die Behörden ein gesetzeskonformes Verhalten, auch bei der Einhaltung von denkmalgeschützten Gebäuden. Dem Amt für Stadtplanung ist ein Gebäude wie der Tiefbunker in Stuttgart Feuerbach, das als besonders erhaltenswert eingestuft ist, offensichtlich nur soweit denkmalschützenswert, wie es ihm in den Kram passt. Seit Monaten wird das Amt immer wieder auf den Status des Bunkers hingewiesen.

Kontinuierlich wird dies ignoriert. Ein Teil des Zuganges soll nach den Plänen des

Stadtplanungsamtes beseitigt werden. Auch die Tatsache, dass dieser Teil ein Element der Lüftungsanlage als Speicher wichtig ist, wird unter den Tisch gefegt. Dass bei einem Abriss des Gebäudeteils die Funktionen, Belüftung, Brandschutz und Zugang zerstört werden, findet keinen Eingang in die Gedankenwelt des Amtes. Dass dadurch der Bunker als Museum untauglich wird, ist für die Vorstellungswelt des Stadtplanungsamtes offensichtlich zu abstrus. Um eines klar zu stellen: das betrifft nicht den Zusatzbau der dort angebauten Trafostation oder dem Farbanstrich des Gebäudes.

Dass es vor Jahren bei einem Workshop mit den Bürgern zur Gestaltung des Platzes ganz andere Ergebnisse gegeben hat, wird völlig vom Tisch gewischt. Das Gremium

Gestaltungsbeirat, ein durchaus sinnvolle Institution, hat andere Vorstellungen. Die Meinung des Gestaltungsbeirates ist beim Stadtplanungsamt, nach dessen Aussage, ein ungeschriebenes Gesetz. Der Gestaltungsbeirat hat aber nur eine beratende Funktion und hat keine demokratische Legitimation. Wozu benötigt man dann Bürgerbeteiligungen oder Diskussionen, wenn diese Meinungen und Aussagen nicht akzeptiert und umgesetzt werden? Daraus kann man folgern, dass alle städtebaulichen Vorhaben durch den Gestaltungsbeirat bestimmt werden. Das spart Ressourcen, ist aber ein eigenartiges

demokratisches Verfahren. Für mich hat diese Form einer Entscheidungsfindung, nichts mit einem demokratischen Rechtsstaat zu tun und widerspricht allen politischen Beteuerungen,

Bürger in das politische Geschehen einzubinden.

Rolf Zielfleisch

SCHUTZ- BAUTEN

AKTUELL

RUNDBRIEF

Für Mitglieder und Freunde

Sept. 2021

Ausgabe 40

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Der Kalte Krieg lässt phantasievolle Ideen an Schutzmaßnahmen entstehen

Die Kuba Krise 1962 ließen die Planungen für Schutzmaßnamen für eine kriegerische, atomare Auseinandersetzung in die Höhe schnellen. Dabei wurde überprüft, welche Bunker und Stollen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges reaktiviert werden konnten. Es waren zwar schon viele Stollen gesprengt worden oder dem Verfall preisgegeben, aber es gab immer noch eine stattliche Anzahl an Schutzbauwerken. Bunker die noch immer als

Notunterkünfte dienten, sollten ihrem eigentlichen Zweck wieder zugeführt werden. Am 1. August 1962 wird das Amt für Zivilschutz gegründet.

1963 gab es Planungen, dass die Schießbahn im Feuerbacher Tal in der Mähderklinge zu einem Landesausbildungszentrum für den Luftschutz hergerichtet werden soll. Dafür wurden 1966 die restlichen ehemaligen

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Gebäude der Schießbahn abgerissen. 1971 wurde dieses Vorhaben aber aus Kostengründen eingestellt.

In Stuttgart sollten unter der Karlshöhe und der Uhlandshöhe riesige Stollenanlagen entstehen. Entsprechende Pläne wurden anfangs 1965 erstellt. So sollte auch der

Wagenburgtunnel an den Stollen unter der Uhlandshöhe mit einbezogen werden. Von der Nordröhre sollten dann die Zugänge an das Stollensystem erfolgen. Zusätzlich hätte es jeweils weitere drei Zugänge von der Hausmannstraße und der Ameisenbergstraße

gegeben. Allein der Stollen unter der Uhlandshöhe hätte ein Fassungsvermögen von 7500 Personen mit einer Fläche von 14770 m² gehabt. Dazu wäre der Wagenburgtunnel mit rund 20.000 Personen dazu gekommen. Ein noch größerer Stollen war unter der Karlshöhe vorgesehen. Der hätte eine Gesamtlänge von 14000 Metern gehabt. Ausgeführt wurden diese Pläne nie. Sie waren dem Zeitgeist und der Kriegshysterie der damaligen Zeit geschuldet. Trotzdem wurden Programme wie dem

Mehrzweckanlagenbau verwirklicht. In Stuttgart sind bis Mitte der 70er Jahre 14 entsprechende Anlagen

entstanden. Diese hatten dann wenigstens einen praktischen Alltagsnutzen, Dazu gehörten vorrangig Tiefgaragen und die Stadtbahnhaltestelle Stadtmitte.

Verwaltet wurden die Bauwerke zuerst von der Stuttgarter Feuerwehr, wo 1959 die Abteilung VI, Luftschutz, ins Leben gerufen wurde. Ab 1. 8. 1962 entstand daraus das Amt für Zivil- und

Bevölkerungsschutz. Der erste Amtsleiter vom Amt für Zivilschutz war Herr Gerhard Maier (bis 1985), sein Nachfolger war Herr Wolfgang Gehle. Der letzte Leiter des Amtes war bis zu seiner Auflösung 1994, Karl- Heinz Börner. Das Amt für Zivilschutz war in der

Böheimstraße 8. Karl Heinz Börner

Verstärkung von Luftschutzkeller

Beim Abriss eines Gebäudes in der Werfmersmalde im Stuttgarter Süden, wurde der Keller im Juni 2021 offen gelegt. Der gemauerte Keller aus Ziegelsteinen ist im Bereich des Hofraumes,

wahrscheinlich 1940/41 freigelegt worden, und mit einer Betonschicht verstärkt worden. Eventuell ist dieser Luftschutzraum auch zusätzlich an der Außenwand, die man rechts noch erkennen kann, angeflanscht worden. Auf dem Bild sieht man den grobkörnigen Beton mit dem

zusätzlich eingearbeiteten

Monierungsstahl. Damit wurde der Keller erheblich verstärkt.

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Die Gasspürtrupps vom Sicherheits- und Hilfsdienst (SHD)

Da man vor einem Gassangriff einen großen Respekt hatte, wurden für die Abwehr für so einen Angriff entsprechende Vorbereitungen getroffen. Der LS-Entgiftungsdienst hatte die Aufgabe, Gebiete die durch Luftangriffe mit chemischen Kampfstoffen kontaminiert waren zu erkennen und zu beseitigen. Dazu zuständig waren die Gasspür - und Entgiftungstrupps, die in Stuttgart der Sicherheits- und Hilfsdienst stellte.

Bild: Entgiftungszug SHD mit einer Stärke 1/16

Die Gasspürer, ein Trupp des SHD, ausgerüstet mit Gasspürgeräten,

Gasschutzanzügen und waren für ihre Mobilität meist mit Fahrrädern ausgerüstet. In

Kampfstoffuntersuchungs- stellen wurden die gezo- genen Proben auf Kampf- stoffe untersucht. Diese Untersuchungsstellen waren oft in Apotheken oder chemischen

Laboratorien von Unternehmen untergebracht. Eine dieser Untersuchungsstellen in Stuttgart war bei der Firma Bosch in den Kellerräumen des Lippmanschen Baues.

Einige weitere Adressen in Stuttgart:

Hofapotheke Schillerplatz 5 Kragenspiegel SHD

Marienapotheke Böblinger Straße 24

Apotheke Untertürkheim Augsburger Straße 383 Kodak Hedelfinger Straße 56

Kast und Ehinger Kruppstraße 2

Württembergische Milchverwertung Rosensteinstraße 20

Bei einem positiven Befund wäre dann der Entgiftungstrupp des SHD beauftragt die Entgiftungsarbeiten vorzunehmen.

Ein Trupp bestand aus einem Führer und 16 Mann. Nach Beendigung ihrer Arbeit sollten die Gerätschaften in einem Entgiftugspark gereinigt werden. Die

Luftschutzräume des SHD waren zusätzlich mit Duschen ausgestattet. Gasspürer waren erkennbar an ihren gelben

Armbinden. In jedem Luftschutzrevier gab es zwei Gasspürer. Kragenspiegel des SHD

Die Gasspürer wurden bei Schulungen auf den Geruch von Kampfstoffen geschult. Dazu gab es in Bakelit geschützte Glasfläschchen, welche Original Kampfstoffe enthielten. Die Proben setzten sich aus folgenden Kampfstoffen zusammen:

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Die 6. Geruchsprobe sollte ein Test für die Kampfstoffprüfer sein, dass kein Kampfstoff in der Luft liegt.

Nach Beendigung der Entgiftung sollten die Entgiftungstrupps den nächstgelegenen

"Entgiftungspark" aufsuchen. Dort sollten die Gerätschaften einer gründlichen Entgiftung unterzogen werden und so für den nächsten Einsatz vorbereitet werden. In Stuttgart war dieser

"Entgiftungspark" in dem durch die Topografie abgeschotteten

Gelände am Westbahnhof (Vogelsang). Die Zufahrt war nur durch zwei Zugänge als

Bahnunterführung möglich.

In diesem Gebäude waren riesige gekachelte Reinigungsbecken eingebaut. Das Wasser konnte mit einer Heizanlage mittels Koks auf eine geeignete

Reinigungstemperatur gebracht werden. Nachdem

es einen Giftgaseinsatz im Zweiten Weltkrieg nicht gab, wurden die Einheiten zur

Bergung von Toten eingesetzt.

Auch nach diesen Einsätzen mussten die Gerätschaften gereinigt werden, was in diesem Gebäude geschah.

Bereits im Mai 1939 war die Stadt vom Luftgaukommando Süd beauftragt worden, ein Baugelände für einen

Entgiftungspark zur Verfügung zu stellen. Das Reich erstellte dann das Bauwerk bis 1941 fertig. Das Gebäude sollte nach Fertigstellung in den Besitz der Stadt zur deren freien

Verwendung übergehen, mit der

Bild oben: Duschbecken im Entgiftungspark Westbahnhof Bild rechts: ehemaliges Gebäude Entgiftungspark, inzwischen abgerissen

Maßgabe, dass wenn es für den Luftschutz gebraucht wird, sofort dafür zur Verfügung stehen muss. Die Kosten für den Bau betrugen 600.000 RM. Nach dem Krieg wurde das Gebäude von Kampstoff Wirkung Geruchswahrnehmung

Perstoff (Grünkreuz)

erstickender Kampfstoff

faules Obst modriges Laub Lost(Gelbkreuz) Ätzender

Kampfstoff Senf/Meerrettich/Knoblauch Clark (Blaukreuz) Nasen- und

Rachenraun

Schwacher Apotheken- geruch

Lewisit

(Gelbkreuz Klop)

Ätzender Kampfstoff

stark nach Geranien riechend

Chlorpikrin (Grünkreuz)

Erstickender

Kampfstoff stechend aromatisch Diatromit neutral geruchslos

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den Amerikanern beschlagnahmt und jüdischen Bürgern als Unterkunft zur Verfügung gestellt.

Diese wollten ein Bad erstellt haben für ihre rituellen Waschungen. Am 22. August 1949 wurde das Bauwerk von der Besatzungsmacht wieder freigegeben. Die Stadt brachte dort ab 1953 Flüchtlingsfamilien unter. Die Garagen wurden als Lagerplatz für Möbel von der Stadt genutzt. Zu Beginn der 60er Jahre, wurde das Gebäude von der Feuerwehr und dem Katastrophenschutz genutzt. Im Januar 2012 wurde das Gebäude abgerissen. Auf dem

Gelände soll der Kinderverkehrsübungsplatz entstehen, der bislang noch am Diakonissenplatz war. Derzeitig wird dieser Platz umgestaltet. Einen weiteren Park gab es in der Heinrich- Baumann Straße, heute AWS.

Neue Exponate erhalten

Drei Wassersprenger aus der Nachkriegszeit, hergestellt aus Zünderbüchsen, konnten zu unserer Sammlung hinzugefügt werden. Mit diesen Wassersprengern hat man die Betttücher leicht mit Wasser benetzt, damit man sie besser bügeln konnte. Die ehemaligen Zünderbüchsen waren für den Transport der empfindlichen Zünder für Geschosse und Bomben im Einsatz.

Die aufwendige Feinmechanik der

Zünder machte einen wasserdichten Transport notwendig. Die Büchsen schonten die Mechanik, damit diese nicht korrodieren konnten. Die Zünder wurden auf die Geschosse, wie z. B. den 8,8 oder 10,5 cm Flakgeschossen oder Bomben

aufgeschraubt. Mit den Zündern wurde der Zeitpunkt für die Explosion der Geschosse eingestellt. Je nach Verwendung gab es die

Zünderbüchsen in zylindrischer oder kegelförmiger Ausführung. Das Material der Büchsen besteht aus Bakelit. Der Deckel war mit einer Fettdichtung versehen. Durch diese Bautechnik waren sie für die Nachkriegsnutzung, wie die eines Wassersprengers, mit einem flüssigen Inhalt sehr gut geeignet.

Bild oben: Zünderbüchse bei denen der Deckel mit Löchern

für die Nachkriegsnutzung versehen ist. Bild links: Die entsprechenden Zünder für welche es je nach Form die entsprechenden Behältnisse gab; links Flakzünder, rechts Bombenzünder.

Bundestagskandidat besucht Ausstellungen von Schutzbauten Stuttgart

Maximilian Mörseburg, Bundestagskandidat der CDU für den Wahlkreis Stuttgart II, besuchte den Feuerbacher Tiefbunker und ließ sich die Ausstellungsbereiche Tiefbunker Kalter Krieg, Röhrenbunker und den Ausstellungsbereich „Stollen“ ausführlich erklären. Besonders fasziniert war er über die Ausstellungsstücke und der Geschichte von der ehemaligen Scheinanlage Stuttgart Weilimdorf. (Scheinsignalrakete, Brandgitter und Tarnung der Anlage)

Referenzen

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