Technische Universit¨at Dortmund Wintersemester 2018/2019
Fakult¨at f¨ur Mathematik Ubungsblatt 4¨
Prof. Dr. Detlev Hoffmann 6. Mai 2019
Dr. Marco Sobiech / Nico Lorenz
Lineare Algebra 2 Lehramt
L¨osung zu Aufgabe 4.1:
(a) Wir verwenden die Leibnizformel aus der Definition der Determinante. Es gilt det(A−XIn) = ∑
σ∈Sn
sign(σ)
n
∏
i=1
biσ(i).
Die bij sind von der Form aij oder aii−X. Also ist ∏ni=1biσ(i) ein Polynom in X, in dem als h¨ochsteX–PotenzXnvorkommt. Daraus folgt sofort, dass det(A−XIn) ein Polynom in X vom Grad≤nist.
(b) Wir betrachten die folgende Gleichung aus (a) noch einmal genauer:
det(A−XIn) = ∑
σ∈Sn
sign(σ)
n
∏
i=1
biσ(i).
F¨urσ=id giltbiσ(i)=bii=aii−Xf¨ur allei∈ {1, . . . , n}. Der Term sign(id) ∏ni=1biid(i) ist dann gleich ∏ni=1(aii−X).
Ist σ ≠ id, so gibt es mindestens ein i∈ {1, . . . , n} mit σ(i) ≠i, also biσ(i)= aiσ(i). Da σ eine Bijektion ist, muss es aber ein j ∈ {1, . . . , n} ∖ {i} geben, f¨ur das auch σ(j) ≠j gilt, also auch bjσ(j)=ajσ(j). Der Term sign(σ) ∏ni=1biσ(i) ist ein Polynom inX, in dem als h¨ochsteX–PotenzXn−2 vorkommt. Diese Terme m¨ussen daher f¨ur die Betrachtung der Koeffizienten cn undcn−1 nicht ber¨ucksichtigt werden.
Insgesamt gilt: Es gibt ein Polynom r(X) ∈K[X]n−2, sodass cnXn+cn−1Xn−1+ ⋯ +c0=det(A−XIn) =
n
∏
i=1
(aii−X) +r(X)
= (−1)nXn+ (−1)n−1(
n
∑
i=1
aii)Xn−1+ ⋯ +
n
∏
i=1
aii+r(X).
Daraus folgt wie gew¨unscht cn= (−1)n undcn−1= (−1)n−1Spur(A).
Wendet man nun auf beide Seiten von
cnXn+cn−1Xn−1+ ⋯ +c0= ∑
σ∈Sn
sign(σ)
n
∏
i=1
biσ(i)
den Einsetzungshomomorphismus K[X] → K, X ↦ 0, an, so erhalten wir auf der linken Seite c0 und auf der rechten Seite (aufgrund der Definition der bij)
∑σ∈Snsign(σ) ∏ni=1aiσ(i)=detA. Damit ist die Behauptung vollst¨andig gezeigt.
L¨osung zu Aufgabe 4.2:
(a) Falsch: W¨ahleA=B= (1 1 1 0).
(b) Ist A= (aij) und B= (bij), so ist Spur(A+B) =Spur((aij +bij)) = ∑ni=1(aii+bii) =
∑ni=1aii+ ∑ni=1bii=Spur(A) +Spur(B).
(c) Es sei AB= (cij) undBA= (dij). Dann ist Spur(AB) =
n
∑
i=1
cii=
n
∑
i=1 n
∑
k=1
aikbki=
n
∑
k=1 n
∑
i=1
bkiaik=
n
∑
k=1
dkk=Spur(BA)
(d) Es ist Spur(BAB−1)
(c)
= Spur(AB−1B) =Spur(A). (e) Falsch: W¨ahleA=diag(1,−1) ∈GL2(R).
(f) Falsch: W¨ahleA=diag(2,2) ∈GL2(R).
L¨osung zu Aufgabe 4.3:
Angenommen es ex. eine Basis E = (e1, . . . , en) von V so, dass B ∶= MEE(ϕ) ¨ahnlich zu A ist. Daher gibt es also eine Matrix S ∈ GLn(K) so, dass SBS−1 = A ist. Es sei S−1= (ti,j)1≤i,j≤n. Wir definieren
fj ∶=
n
∑
i=1
ti,jei.
Behauptung:F∶= (f1, . . . , fn)ist eine Basis vonV.
Beweis: Aus Dimensionsgr¨unden gen¨ugt es zu zeigen, dass dass System(f1, . . . , fn)linear unabh¨angig ist. Seien dazu alsoλ1. . . , λn∈K so, dassλ1f1+. . .+λnfn=0 gilt. Dann gilt
0=λ1f1+. . .+λnfn=λ1(
n
∑
i=1
ti,1ei) +. . .+λn(
n
∑
i=1
ti,nei)
= (
n
∑
i=1
λiti,1)e1+. . .+ (
n
∑
i=1
λiti,n)en,
was wegen der linearen Unabh¨angigkeit von (e1, . . . , en) genau dann erf¨ullt ist, wenn
n
∑
i=1
λiti,j =0 f¨ur alle j ∈ {1, . . . , n} gilt, also genau dann, wenn (λ1, . . . , λn)T eine L¨osung des homogenen linearen Gleichungsystems
T x=0
ist. DaT aber regul¨ar ist, folgtλ1 =. . .=λn=0, wie gew¨unscht.
Wir zeigen nun, dassMFF(ϕ) =A gilt:
Wegen fj ∶=
n
∑
i=1
ti,jei gilt MEF(idV) =S−1. Nach Vorlesung gilt daher wegen id−1V =idV die Identit¨atMFE(idV) = (S−1)−1=S und damit nach Vorlesung
MFF(ϕ) =MFE(idV)MEE(ϕ)MEF(idV) =SBS−1 =A.
Nehmen wir nun an, dass eine Basis F von V existiert mit MFF(ϕ) = A. Mittels den Basistransformationsmatrizen folgt dann auf analoge Weise wie eben
A=MFF(ϕ) =MFE(idV)MEE(ϕ)MEF(idV). DaMFE(idV) ∈GLn(K) folgt alsoMEE(ϕ) ∼A.
L¨osung zu Aufgabe 4.4:
Wir bestimmen die Eigenwerte und die zugeh¨origen Eigenr¨aume der folgenden Matrizen.
(a) Die betrachtete Matrix bezeichnen wir mit A. Zun¨achst bestimmen wir das charakteristische Polynom. Daf¨ur bestimmen wir die Determinante von A−XI3
mit der Regel von Sarrus.
det
⎛
⎜
⎝
−X −1 0
1 −X 1
0 −1 −X
⎞
⎟
⎠
= (−X)3−X−X= −X(X2+2)
0 ist eine Nullstelle diese Polynoms, und X2+2 besitzt keine reelle Nullstellen, da eine Nullstelle λ dieses Polynoms λ2 = −2 erf¨ullen m¨usste, was in R nicht m¨oglich ist. Daher ist 0 der einzige Eigenwert von A.
Es ist Eig(A,0) =Kern(LA−0⋅idR3) =Kern(LA). Nun ist
⎛
⎜
⎝
1 0 1 0 1 0 0 0 0
⎞
⎟
⎠
die reduzierte Zeilenstufenform von A. Daher gilt Eig(A,0) =Lin{(−1,0,1)T}.
(b) Die betrachtete Matrix bezeichnen wir mit B. Zun¨achst bestimmen wir das charakteristische Polynom. Daf¨ur entwickeln wir die Determinante vonB−XI5nach der ersten Spalte.
det
⎛
⎜
⎜
⎜⎜
⎜⎜
⎝
1−X 1 0 0 0
1 1−X 1 0 0
0 1 1−X 1 0
0 0 1 1−X 1
0 0 0 1 1−X
⎞
⎟
⎟
⎟⎟
⎟⎟
⎠
= (1−X) ⋅det
⎛
⎜⎜
⎜
⎝
1−X 1 0 0
1 1−X 1 0
0 1 1−X 1
0 0 1 1−X
⎞
⎟⎟
⎟
⎠
−det
⎛
⎜⎜
⎜
⎝
1 0 0 0
1 1−X 1 0
0 1 1−X 1
0 0 1 1−X
⎞
⎟⎟
⎟
⎠
Entw. n. 1. S.
bzw. 1. Z.
= (1−X) ⋅
⎛
⎜
⎝
(1−X) ⋅det
⎛
⎜
⎝
1−X 1 0
1 1−X 1
0 1 1−X
⎞
⎟
⎠
−det
⎛
⎜
⎝
1 0 0
1 1−X 1
0 1 1−X
⎞
⎟
⎠
⎞
⎟
⎠
−det
⎛
⎜
⎝
1−X 1 0
1 1−X 1
0 1 1−X
⎞
⎟
⎠
Wir berechnen zun¨achst die Determinanten der drei 3×3–Matrizen (allerdings kommt eine doppelt vor).
det
⎛
⎜
⎝
1−X 1 0
1 1−X 1
0 1 1−X
⎞
⎟
⎠
= (1−X)3−2(1−X) = (1−X) ((1−X)2−2)
det
⎛
⎜
⎝
1 0 0
1 1−X 1
0 1 1−X
⎞
⎟
⎠
= (1−X)2−1.
Damit erhalten wir f¨ur das charakteristische Polynom
PB(X) = (1−X) ((1−X)2((1−X)2−2) − (1−X)2+1) − (1−X) ((1−X)2−2)
= (1−X) ((1−X)2((1−X)2−2) − (1−X)2+1− ((1−X)2−2))
= (1−X) ((1−X)4−2(1−X)2− (1−X)2+1− (1−X)2+2)
= (1−X) ((1−X)4−4(1−X)2+3)
Haben wir das charakteristische Polynom auf diese Form gebracht, so lassen sich die Nullstellen recht gut ablesen: Offensichtlich ist 1 eine Nullstelle. Die anderen Nullstellen ergeben sich, wenn man(1−X)2durchY ersetzt. Dies f¨uhrt zum Polynom Y2−4Y +3 = 0, dessen Nullstellen 3 und 1 gegeben sind. Dann sind 1+
√ 1 = 2, 1−
√
(1) =0, 1+
√
3 und 1−
√
3 die restlichen Nullstellen vonPB(X). Damit erh¨alt man als Eigenwerte von B:
λ1=1, λ2=2, λ3=0, λ4=1+
√ 3 λ5=1−
√ 3 Es ist Eig(B, λi) =Kern(LB−λiidC5).
Es gilt allgemein f¨urα∈C: Eine Zeilenstufenform von
⎛
⎜
⎜⎜
⎜
⎜⎜
⎝
α 1 0 0 0
1 α 1 0 0
0 1 α 1 0
0 0 1 α 1
0 0 0 1 α
⎞
⎟
⎟⎟
⎟
⎟⎟
⎠ ist
⎛
⎜⎜
⎜⎜
⎜⎜
⎝
1 0 0 0 −α4+3α2−1 0 1 0 0 α3−2α 0 0 1 0 −α2+1
0 0 0 1 α
0 0 0 0 α5−4α3+3α
⎞
⎟⎟
⎟⎟
⎟⎟
⎠ .
Setzt man nun 1−λi f¨ur α ein, so wird der letzte Eintrag gleich 0. Das erkennt man an obiger Darstellung des charakteristischen Polynoms. Man erh¨alt somit die reduzierte Zeilenstufenform zuB−λiI5.
F¨urλ1=1 muss die L¨osungsmenge des homogenen LGS(B−I5∣0)bestimmt werden.
Es ist
B−I5=
⎛
⎜⎜
⎜⎜
⎜
⎜
⎝
0 1 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 0 1 0 0 0 1 0
⎞
⎟⎟
⎟⎟
⎟
⎟
⎠ .
Die zugeh¨orige reduzierte Zeilenstufenform ist
⎛
⎜
⎜
⎜⎜
⎜⎜
⎝
1 0 0 0 −1
0 1 0 0 0
0 0 1 0 1
0 0 0 1 0
0 0 0 0 0
⎞
⎟
⎟
⎟⎟
⎟⎟
⎠ .
Damit ist Eig(B,1) = Lin{(1,0,−1,0,1)T}.
Es ist
B−2⋅I5=
⎛
⎜⎜
⎜
⎜⎜
⎜
⎝
−1 1 0 0 0
1 −1 1 0 0
0 1 −1 1 0
0 0 1 −1 1
0 0 0 1 −1
⎞
⎟⎟
⎟
⎟⎟
⎟
⎠ .
Die zugeh¨orige reduzierte Zeilenstufenform ist
⎛
⎜
⎜⎜
⎜
⎜⎜
⎝
1 0 0 0 1
0 1 0 0 1
0 0 1 0 0
0 0 0 1 −1
0 0 0 0 0
⎞
⎟
⎟⎟
⎟
⎟⎟
⎠ .
Damit ist Eig(B,2) = Lin{(−1,−1,0,1,1)T}.
Es ist
B−0⋅I5=
⎛
⎜
⎜⎜
⎜⎜
⎜
⎝
1 1 0 0 0 1 1 1 0 0 0 1 1 1 0 0 0 1 1 1 0 0 0 1 1
⎞
⎟
⎟⎟
⎟⎟
⎟
⎠ .
Die zugeh¨orige reduzierte Zeilenstufenform ist
⎛
⎜
⎜⎜
⎜
⎜⎜
⎝
1 0 0 0 1
0 1 0 0 −1
0 0 1 0 0
0 0 0 1 1
0 0 0 0 0
⎞
⎟
⎟⎟
⎟
⎟⎟
⎠ .
Damit ist Eig(B,0) = Lin{(−1,1,0,−1,1)T}. Es ist
B− (1+
√
3) ⋅I5=
⎛
⎜
⎜⎜
⎜
⎜⎜
⎝
−
√
3 1 0 0 0
1 −
√
3 1 0 0
0 1 −
√
3 1 0
0 0 1 −
√
3 1
0 0 0 1 −
√ 3
⎞
⎟
⎟⎟
⎟
⎟⎟
⎠ .
Die zugeh¨orige reduzierte Zeilenstufenform ist
⎛
⎜⎜
⎜⎜
⎜
⎜
⎝
1 0 0 0 −1
0 1 0 0 −
√ 3 0 0 1 0 −2 0 0 0 1 −
√ 3
0 0 0 0 0
⎞
⎟⎟
⎟⎟
⎟
⎟
⎠ .
Damit ist Eig(B,1+
√
3) = Lin{(1,
√ 3,2,
√
3,1)T}. Es ist
B− (1−
√
3) ⋅I5=
⎛
⎜
⎜⎜
⎜
⎜⎜
⎝
√
3 1 0 0 0
1
√
3 1 0 0
0 1 √
3 1 0
0 0 1 √
3 1
0 0 0 1 √
3
⎞
⎟
⎟⎟
⎟
⎟⎟
⎠ .
Die zugeh¨orige reduzierte Zeilenstufenform ist
⎛
⎜
⎜⎜
⎜⎜
⎜
⎝
1 0 0 0 −1
0 1 0 0 √
3 0 0 1 0 −2
0 0 0 1 √
3
0 0 0 0 0
⎞
⎟
⎟⎟
⎟⎟
⎟
⎠ .
Damit ist Eig(B,1−
√
3) = Lin{(1,−
√ 3,2,−
√
3,1)T}. L¨osung zu Aufgabe 4.5:
Voraussetzung: SeiK ein K¨orper, und sei n∈N. SeiA∈Mn(K).
(a) Angenommen v1+v2 = 0. Dann ist λ1v1 = Av1 = A(−v2) = −Av2 = −λ2v2 = λ2v1. Dann folgt aus v1≠0, dass λ1 =λ2 gilt, ein Widerspruch. Nehmen wir nun an, dass v1+v2 Eigenvektor von A ist. Es gibt also ein λ∈ K mit A(v1+v2) =λ(v1+v2).
Damit folgt aber, dass λ1v1+λ2v2=λv1+λv2, also (λ1−λ)v1+ (λ2−λ)v2=0. Nun ist aber auch (λ1−λ)v1 Eigenvektor zu λ1 und (λ2−λ)v2 Eigenvektor zu λ2. Daher haben wir einen Widerspruch zum ersten Teil der Behauptung, wenn man v1 durch (λ1−λ)v1 und v2 durch (λ2−λ)v2 ersetzt.
(b) (i) ⇒ (ii): Aus der Voraussetzung folgt mit (a), dass alle Eigenvektoren im selben Eigenraum liegen m¨ussen, und dieser ist Kn. Sei λ der einzige Eigenwert von A.
Sei (e1, . . . , en) die Standardbasis vonKn. Da e1, . . . , en Eigenvektoren von A zum Eigenwert λ sind, gilt Aei = λei f¨ur alle i ∈ {1, . . . , n}. Daher gilt A = AIn = λIn. Also ist Aschon eine Skalarmatrix. Nun sind wir fertig, daAnat¨urlich zu sich selbst
¨
ahnlich ist.
(ii)⇒(iii): Skalarmatrizen vertauschen mit allen anderen Matrizen. Somit folgt aus A=S−1λInS mitλ∈K und S∈GLn(K), dassA=S−1SλIn=λIn gilt.
(iii) ⇒ (i): Es ist f¨urv∈Kn∖ {0}:Av=λInv=λv.