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Academic year: 2022

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Der Autor und die Autorinnen

Heiko Löwensteinist seit 2019 Professor für Theorien, Konzepte und Methoden der Sozialen Arbeit mit Schwerpunkt Inklusion an der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Köln. Von 2014 bis 2019 war er Professor für Soziale Arbeit, Schwer- punkt Sozialpädagogik, an der Evangelischen Hochschule Freiburg. 2014 wurde Heiko Löwenstein an der Humboldt-Universität zu Berlin im Fach Rehabilita- tionswissenschaften promoviert. Als Dipl.-Sozialpädagoge (BA) und Master of Arts in Social Work war er in der Gemeindepsychiatrie tätig. Er ist Sprecher der Fachgruppe »Bewegung, Sport und Körper« in der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit und kooptiertes Mitglied im Vorstand des Stadtsportbundes Köln.

Im Rahmen der Hochschulzusatzqualifikation »Erfahrungs- und bewegungs- orientierte Soziale Arbeit« verantwortet er den Schwerpunkt »Sportsozialarbeit«.

Kontakt: h.loewenstein@katho-nrw.de

Birgit Steffens hat seit 2009 eine Professur für Soziale Arbeit mit dem Schwer- punkt Erwachsene in besonderen Lebenslagen an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) inne. Seit 2015 bietet sie, gemeinsam mit Julie Kunsmann, an der EHB das Schwerpunktstudium »Soziale Arbeit & Sport« an. Birgit Steffens wur- de im Jahr 2005 an der Freien Universität Berlin im Fach Soziologie promoviert.

Sie ist Diplom-Sozialarbeiterin mit beruflichen Erfahrungen in der Jugendhilfe und der Drogenhilfe und Präventionstrainerin (A-Lizenz). Kontakt: steffens@eh- berlin.de

Julie Kunsmannist seit 2014 Lehrbeauftragte an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) und bietet gemeinsam mit Birgit Steffens das Schwerpunktstudium

»Soziale Arbeit & Sport« an. Sie ist Dipl. Sozialarbeiterin (FH) und staatl. gepr.

Gymnastiklehrerin. Als Sozialarbeiterin ist Julie Kunsmann seit 2012 bei der Ge- sellschaft für Sport- und Jugendsozialarbeit tätig, erst im Bereich der Schulsozial- arbeit, seit 2019 als Projektleitung für das sozialraumbezogene Angebot »BEI- spielhaft« in Berlin-Kreuzberg. Seit 2000 ist sie nebenberuflich als Übungsleiterin im Bereich Tanz im Sportverein tätig und befindet sich aktuell in der Weiterbil- dung »Tanz- und Bewegungstherapie«. Als Vorstandsmitglied der Sportjugend Berlin engagiert sich Julie Kunsmann seit 2009 für den Berliner Kinder- und Ju- gendsport und die sportbezogene Jugendsozialarbeit. Kontakt: kunsmann@lb.eh- berlin.de

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Heiko Löwenstein, Birgit Steffens, Julie Kunsmann

Sportsozialarbeit

Strukturen, Konzepte, Praxis

Verlag W. Kohlhammer

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Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwen- dung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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1. Auflage 2020 Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart Print:

ISBN 978-3-17-035721-1 E-Book-Formate:

pdf: ISBN 978-3-17-035722-8 epub: ISBN 978-3-17-035723-5 mobi: ISBN 978-3-17-035724-2

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Vorwort

Mit dem so genannten »Bologna-Prozess« galt es neu auszutarieren, welches Wis- sen Studierende der Sozialen Arbeit benötigen, um trotz erheblich verkürzter Ausbildungszeiten auch weiterhin »berufliche Handlungsfähigkeit« zu erlangen.

Die Ergebnisse dieses nicht ganz schmerzfreien Abstimmungs- und Anpassungs- prozesses lassen sich heute allerorten in volumigen Handbüchern nachlesen, in denen die neu entwickelten Module detailliert nach Lernzielen, Lehrinhalten, Lehrmethoden und Prüfungsformen beschrieben sind. Eine diskursive Selbstver- gewisserung dieses Ausmaßes und dieser Präzision hat es vor Bologna allenfalls im Ausnahmefall gegeben.

Für Studierende bedeutet die Beschränkung der akademischen Grundausbil- dung auf sechs Semester, eine annähernd gleich große Stofffülle in deutlich ver- ringerter Lernzeit bewältigen zu müssen. Die Erwartungen an das selbständige Lernen und Vertiefen des Stoffs in den eigenen vier Wänden sind deshalb deut- lich gestiegen. Bologna hat das eigene Arbeitszimmer als Lernort gewissermaßen rekultiviert.

Die Idee zu der Reihe, in der das vorliegende Buch erscheint, ist vor dem Hin- tergrund dieser bildungspolitisch veränderten Rahmenbedingungen entstanden.

Die nach und nach erscheinenden Bände sollen in kompakter Form nicht nur unabdingbares Grundwissen für das Studium der Sozialen Arbeit bereitstellen, sondern sich durch ihre Leserfreundlichkeit auch für das Selbststudium Studie- render besonders eignen. Die Autor/innen der Reihe verpflichten sich diesem Ziel auf unterschiedliche Weise: durch die lernzielorientierte Begründung der ausgewählten Inhalte, durch die Begrenzung der Stoffmenge auf ein überschau- bares Volumen, durch die Verständlichkeit ihrer Sprache, durch Anschaulich- keit und gezielte Theorie-Praxis-Verknüpfungen, nicht zuletzt aber auch durch lese(r)-freundliche Gestaltungselemente wie Schaubilder, Unterlegungen und an- dere Elemente.

Prof.Dr.Rudolf Bieker,Köln

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Zu diesem Buch

Sport wird als Medium nicht nur in der Sozialen Arbeit mit Kindern und Jugend- lichen eingesetzt, sondern findet auch in anderen sozialpädagogischen Hand- lungsfeldern wie der Straffälligenhilfe oder der Migrationssozialarbeit zunehmend Berücksichtigung. Sport und Bewegung sind durch den niedrigschwelligen, egali- tären Zugang besonders geeignet, Benachteiligungen und Teilhabehemmnisse ab- zubauen. Die systematische Nutzung der im Sport liegenden Bildungs- und Inte- grationspotentiale setzt die Kenntnis sportwissenschaftlicher und sportpraktischer Grundlagen und deren Verankerung in Konzepten Sozialer Arbeit voraus. Der Band gibt einen Einblick in Strukturen und Konzepte der Sportsozialarbeit und deren Verknüpfungen mit dem organisierten Sport und benennt Einsatzmöglich- keiten in relevanten Arbeitsfeldern Sozialer Arbeit.

Ein besonderer Fokus des Buches liegt auf der Darstellung und Diskussion theoretischer Ansätze der Sozialen Arbeit wie der Lebensweltorientierung oder der Lebensbewältigung und deren Relevanz für die Sportsozialarbeit. Die Aus- führungen sind darauf angelegt, eine vertiefte theoretische Reflexion und den Austausch über die vorgestellten Konzepte anzuregen.

Sport- und bewegungsbetonte Ansätze haben in den letzten Jahrzehnten ein enormes Potential für die Soziale Arbeit entwickelt. Die zunehmende Digitalisie- rung der Alltagswelt führt zwar zum Rückgang von Bewegungs- und Sozialerfah- rungen bis zu einer gesellschaftlichen Verdrängung des Körpers, gleichzeitig fin- det aber eine Aufwertung des eigenen Körpers statt. Sportlich zu sein gilt als soziales Kapital. Dies greift Sportsozialarbeit für die berufliche Praxis auf und entwickelt geeignete Unterstützungsangebote. Soziale Arbeit versteht sich im Ge- gensatz zu anderen (therapeutischen) Hilfen primär alltagsorientiert und zieht sich nicht an einen dritten, geschützten Ort zurück. In der Sozialen Arbeit rich- ten sich soziale Hilfen auf die Erweiterung von Ressourcen und die Gewährleis- tung von sozialer Teilhabe, während pädagogische Hilfen die Integrität und Bil- dung des Subjektes als sozialen Akteur zum Gegenstand haben. Sport und Bewegung bieten angehenden Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern eine Er- weiterung des methodisch-konzeptionellen Spektrums und Zugänge, die erstens in den Alltag integriert und verselbständigt werden können und zweitens den engen Rahmen kognitiver Zugänge ergänzen. Handlungsfähigkeit und Gemein- schaft können körperlich unmittelbar erfahrbar gemacht werden, um Bildungs- und Sozialisationsprozesse zu unterstützen. Sportbezogene sozialpädagogische Ansätze ergänzen in der beruflichen Praxis das klassische Handlungsrepertoire der fall-, gruppen- und sozialraumbezogenen Arbeit und erleichtern den Zugang

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u. a. zu Adressaten und Adressatinnen Sozialer Arbeit, die in herkömmlichen Be- ratungs- und Betreuungssettings nicht erreicht werden.

Anhand der Darstellung sportbezogener Angebote in verschiedenen Hand- lungsfeldern Sozialer Arbeit wie z. B. der offenen Jugendarbeit, der Fanarbeit oder der Sozialen Arbeit mit von Exklusion bedrohten Gruppen werden mögli- che Einsatzbereiche sportbezogener Sozialer Arbeit anschaulich geschildert, Kon- zepte konkretisiert und Studierenden wie Fachkräften berufliche Perspektiven aufgezeigt. Die Skizzierung von Praxisbeispielen und Modellprojekten lädt zur Diskussion des jeweiligen theoretischen Bezugsrahmens und dessen praktischer Umsetzung ein.

Heiko Löwenstein, Birgit Steffens und Julie Kunsmann

Zu diesem Buch

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Inhalt

Vorwort . . . 5

Zu diesem Buch. . . 6

1 Einleitung. . . 13

1.1 Zur Entwicklung der sportbezogenen Sozialen Arbeit . . . 13

1.2 Begriffliche Klärung und Ziele der Sportsozialarbeit . . . 17

1.3 Aufbau des Buches . . . 19

2 Sporttreiben und Sportorganisation. . . 21

2.1 Sportverständnis . . . 21

2.2 Organisierter Sport . . . 25

2.2.1 Aufbau und Struktur des organisierten Sports . . . 25

2.2.2 Sportvereine . . . 27

2.2.3 Gesellschaftliche Bedeutung des organisierten Sports 28 2.3 Schulsport . . . 31

2.3.1 Unterrichtlicher Schulsport . . . 32

2.3.2 Außerunterrichtlicher Schulsport und dessen Relevanz für die Sportsozialarbeit . . . 34

2.4 Informeller Sport . . . 38

2.5 Kommerzieller Sport . . . 40

3 Sportrelevante Praxisfelder der Sozialen Arbeit. . . 44

3.1 Gesundheit . . . 45

3.1.1 Gesundheitsbezogene Soziale Arbeit . . . 45

3.1.2 Bewegung und Gesundheit . . . 47

3.1.3 Sportorientierte sozialpädagogische Angebote im Gesundheitswesen . . . 51

3.2 Bildung . . . 56

3.2.1 Soziale Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe . . . 56

3.2.2 Die Bedeutung des Sports im Aufwachsen . . . 58

3.2.3 Sportorientierte sozialpädagogische Angebote in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen . . . 60

3.2.4 Fanarbeit . . . 65

3.2.5 Sportorientierte Soziale Arbeit mit Erwachsenen und älteren Menschen . . . 70

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3.3 Soziales . . . 74 3.3.1 Soziale Teilhabe, Inklusion und Diversität . . . 74 3.3.2 Diversitätssensible sportorientierte sozialpädagogische

Angebote . . . 75 4 Theorien Sozialer Arbeit und ihre Relevanz für die

Sportsozialarbeit. . . 79 4.1 Lebensweltorientierung nach Thiersch . . . 80

4.1.1 Entstehungskontext: Reflexive Moderne,

Selbstinszenierung und Expertokratie . . . 80 4.1.2 Grundverständnis: Lebenswelt als Strukturiertheit

von Raum, Zeit und sozialen Beziehungen . . . 82 4.1.3 Relevanz: Welcher Sport macht »Sinn« im Alltag? . . . 83 4.1.4 Praxisbeispiel: KICK-Projektverbund zur

Gewaltprävention . . . 86 4.2 Lebensbewältigung nach Böhnisch . . . 88

4.2.1 Entstehungskontext: Jugendforschung,

Gesellschaftskritik und Hans Thiersch . . . 89 4.2.2 Grundverständnis: Anomie und Streben nach

Handlungsfähigkeit . . . 90 4.2.3 Relevanz: Stress, (Körper-)Selbst und funktionale

Äquivalenz . . . 93 4.2.4 Praxisbeispiel: Fanprojekt Bremen . . . 96 4.3 Relationaler Konstruktivismus nach Kraus . . . 98

4.3.1 Entstehungskontext: Systemtheorie und Radikaler

Konstruktivismus . . . 99 4.3.2 Grundverständnis: »Von der systemisch-konstruk-

tivistischen Lebensweltorientierung zu einer

relationalen Theorie der Sozialen Arbeit« . . . 100 4.3.3 Relevanz: Strukturelle Kopplung zwischen

psychischen, sozialen und biologischen Systemen . . . . 103 4.3.4 Praxisbeispiel: Vitura Bogenschießen . . . 104 4.4 Deweys pragmatistische Philosophie und Sozialpädagogik . . 106

4.4.1 Entstehungskontext: Soziale Probleme und

Sozialreform . . . 107 4.4.2 Grundverständnis: Deweys Pragmatismus . . . 108 4.4.3 Relevanz: Körper-Geist-Relation und geteilte

Erfahrung . . . 110 4.4.4 Praxisbeispiel: football3 . . . 114 4.5 Sozialraumorientierung . . . 118

4.5.1 Entstehungskontext: Settlementbewegung,

Community Organizing und Raumhandeln . . . 118 4.5.2 Grundverständnis: Von der Gemeinwesenarbeit

zur Sozialraumorientierung . . . 119 4.5.3 Relevanz: Vom Ort zum Raum durch Aneignung . . . 120 4.5.4 Praxisbeispiel: Le Parkour . . . 123

Inhalt

10

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4.6 Agency und Akteursorientierung . . . 126

4.6.1 Entstehungskontext: Empowerment, Praxistheorie und Netzwerktheorie . . . 126

4.6.2 Grundverständnis des pragmatistisch-relationalen Agency-Konzepts . . . 128

4.6.3 Relevanz: Der strukturierte und der strukturierende Körper . . . 130

4.6.4 Praxisbeispiel: Ein Vereinstag für geflüchtete Kinder und Jugendliche . . . 133

4.7 Fazit: Sportsozialarbeit im Lichte der Wissenschaft Sozialer Arbeit . . . 136

5 Überlegungen zur Professionalisierung der Sportsozialarbeit. . . 141

5.1 Die soziale Diagnose als Scharnier zwischen Theorie und Praxis . . . 141

5.2 Evidenzbasierung . . . 147

5.3 Relevanz sportwissenschaftlicher Wirkungsforschung für die Soziale Arbeit am Beispiel der Kinder- und Jugendsportberichte . . . 150

6 Beiträge der Bezugswissenschaften . . . 153

6.1 Bewegungs- und Sportpädagogik . . . 153

6.2 Erlebnispädagogik . . . 163

6.3 Sport- und Körpersoziologie . . . 167

7 Internationale Perspektiven . . . 172

7.1 Nutzung des Sports in klassischen Handlungsfeldern Sozialer Arbeit . . . 173

7.2 Entwicklung der Sportsozialarbeit im Amateur- und Profisport als neues Handlungsfeld Sozialer Arbeit . . . 175

7.3 eSport als künftiges Handlungsfeld Sozialer Arbeit . . . 176

Literaturverzeichnis. . . 179

Abkürzungsverzeichnis . . . 202

Abbildungsverzeichnis. . . 203

Stichwortverzeichnis. . . 205

Inhalt

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1 Einleitung

1.1 Zur Entwicklung der sportbezogenen Sozialen Arbeit

Sport zählt seit ihren Anfängen zu den klassischen Zugängen der Sozialen Ar- beit. Bereits im 19. Jahrhundert erfolgte eine Grundlegung im von Jane Addams gegründeten Chicagoer Settlementhaus Hull House. So wurden um 1900 mit der Erweiterung des Gebäudekomplexes Trainingsräume für Sportkurse einge- richtet. Es gab Angebote wie Baseball oder Tanzen, aufgeteilt nach verschiedenen Schwierigkeitsgraden, die Gruppen traten teils zu Wettkämpfen an, den soge- nannten Match Games (Linn, 1935, S. 151ff).

In Deutschland sind seit den 1980er Jahren kontinuierliche systematische Be- mühungen zur Nutzung von Bewegung und Sport als Medium in der Sozialen Arbeit erkennbar, die in der Konsequenz zur Etablierung von Strukturen und zahlreichen unterschiedlich ausgestalteten Projekten sowohl in den sozialen Diensten als auch in den Sportorganisationen mit deren angegliederten Sportver- einen geführt haben. Sport- und bewegungsorientierte Angebote sind in allen Handlungsfeldern Sozialer Arbeit zu finden, insbesondere in der Jugendhilfe sind sie stark vertreten. Mit der Fanarbeit hat sich ein eigenes neues Handlungs- feld Sozialer Arbeit entwickelt.

Vorangetrieben wurde diese Entwicklung insbesondere durch das Engagement einzelner Hochschulvertreter und -vertreterinnen sowohl der Sozialen Arbeit als auch der Sportwissenschaft, durch Kampagnen und Strategien des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und der Deutschen Sportjugend (DSJ), durch verschiedene Förderprogramme auf Bundesebene und durch zahlreiche und vielgestaltige Projekte in der Praxis.

Schon Mitte der 1960er Jahre unterstützte der Europarat unter dem Motto

»Sport für alle« eine Bewegung, die das Ziel verfolgte, durch politische Initiati- ven alle Menschen zum Sporttreiben zu bewegen (Europarat, 1975). In diesem Kontext entstanden infolge in vielen europäischen Ländern Kampagnen zur För- derung des Breitensports. In Deutschland wurde durch den DOSB, damals noch Deutscher Sportbund (DSB), der stärker vereinsbezogene zweite Weg des Sports bevorzugt, der neben dem leistungsorientierten Sport als erstem Weg den Brei- tensport fördern wollte (Krüger & Jütting, 2017, S. V). Anfang der 1970er Jahre startete in Deutschland die Trimm-dich-Bewegung, mit der versucht wurde, mög- lichst viele Menschen für Bewegung auch außerhalb der Sportvereine zu begeis-

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tern. Insgesamt haben diese Entwicklungen zu einer Vielfalt sportiver Praxen in- nerhalb und außerhalb der Vereine beigetragen (ebd., S. Vf).

Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde für die Sportorganisationen die soziale Auf- gabe formuliert, auch Gruppen einzubeziehen, die in den Sportvereinen für Kin- der und Jugendliche unterrepräsentiert waren (Michels, 2007, S. 13f). Hierzu zähl- ten u. a. Kinder aus Haushalten mit geringer sozio-ökonomischer Ausstattung, Mädchen sowie Heranwachsende mit Migrationshintergrund. Der Forderung, diese Jugendlichen zu erreichen, wurde mit Verweis auf die doppelte Benachteili- gung dieser Gruppen Nachdruck verliehen, da die positiven Zuschreibungen des Sports, z. B. hinsichtlich der Persönlichkeitsentwicklung oder des sozialen Ler- nens, durch die fehlende Vereinszugehörigkeit nicht ermöglicht würden (Wel- sche, Seibel & Nickolai, 2013, S. 26f).

Verschiedene Programme förderten deshalb sportbetonte Projekte im orga- nisierten Sport zur Überwindung sozialen Ausschlusses. So wurde u. a. in 1999 im Rahmen des vom Bundesamt für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aufgelegten E & C-Aktionsprogramms »Entwicklung und Chancen junger Menschen in sozialen Brennpunkten« von der DSJ in Kooperation mit der Sporthochschule Köln das Projekt »Soziale Offensive« unter Leitung des Sportwissenschaftlers Christoph Breuer durchgeführt. Zugleich wurde in diesem Rahmen neben vielen anderen Aktivitäten eine Datenbank sozialer Initiativen im Jugendsport entwickelt, die ihre Angebote insbesondere auch an sozial benachteiligte Menschen richten (ehemals:www.soziale-projekte-im-jugendsport.

de; jetzt: www.jugendprojekte-im-sport.de). Außerdem wurde ein Fachforum mit Praktikern und Praktikerinnen durchgeführt, um das Leben der Jugendli- chen zu beschreiben und daraus Handlungsimplikationen für die Sportjugend- arbeit abzuleiten (Rittner & Breuer, 1999). Im Ergebnis zeigte sich, dass das große Engagement in den Sportvereinen zu würdigen ist, die Trainer und Trai- nerinnen jedoch nicht ausreichend für die Arbeit mit den benannten Gruppen qualifiziert und vorbereitet sind (Michels, 2007, S. 14f). Beklagt wurde, so Mi- chels, dass die Vereinstrainer und -trainerinnen die konkreten Lebenswirklich- keiten und Bedürfnisse der Jugendlichen zu wenig kannten und berücksichtig- ten. Entsprechend wurden diese zu wenig aktiv in die Trainingsabläufe und -inhalte einbezogen. Im Mittelpunkt des Trainings stand allein die sportliche Pra- xis (ebd., S. 15).

Hinzu kam, dass Sport und Bewegung, auch mit der Einführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) im Jahr 1991, in dem der BegriffSport in § 11 SGB VIII erstmalig für die Jugendarbeit gesetzlich verankert wurde, zwar ver- mehrt in der sozialpädagogischen Praxis genutzt wurden, aber sportpädagogi- sches Wissen bei den Fachkräften der Sozialen Arbeit häufig fehlte:

»Sozialpädagogen (…) fehlt oft die sportbezogene Fachkompetenz, vielfach werden Ar- beitsweisen aus der selbst erlebten Sportbiographie bezogen, dabei so manches antiquier- te Konzept wieder belebt« (Michels, 2007, S. 14).

Die im Rahmen dieser Bemühungen mehrfach beklagte unzureichende Zusam- menarbeit der Beteiligten hat den Wunsch nach mehr Dialog und Kooperation hervorgebracht, sowohl zwischen den Hochschulen für Sozialwesen und Sport-

1 Einleitung

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wissenschaft als auch, auf Praxisebene, zwischen sozialen Diensten und Sportver- einen sowie der DSJ bzw. dem DOSB als deren Überbau (ebd.).

Vertreter und Vertreterinnen der Sozialen Arbeit bekundeten ihrerseits die Notwendigkeit der Kooperation; die »Bad Boller Erklärung« von 1997, die als Er- gebnis eines Werkstattgesprächs in der Evangelischen Akademie festgehalten wurde, wird hier von den Beteiligten als Meilenstein gesehen. Trotz der Vorgabe, die Kooperation zwischen Hochschulen für Sportwissenschaft und Hochschulen für Soziale Arbeit auszubauen, gab es, so Seibel, seitens der Sportwissenschaften eher wenig Initiativen, die sozialpädagogische Expertise der Hochschulen für So- ziale Arbeit zu nutzen (Seibel, 2007, S. 5f).

Zusätzlich zu den Vernetzungsbemühungen gewann an den Hochschulen im Fachbereich Sozialwesen die Qualifizierung der Studierenden an Bedeutung. An- liegen war es hier nicht zuletzt, den zunehmenden Einsatz des Sports in der Pra- xis qualitativ zu entwickeln. Die Vermittlung sport- und bewegungsorientierter Konzepte erfolgt meist in Form von Zusatzqualifikationen an Hochschulen im Fachbereich Sozialwesen, häufig verbunden mit der Vergabe von Übungsleiterli- zenzen. Strukturell, so Michels, sind die Lehrinhalte heute in der Regel im Stu- dienbereich Medien bzw. didaktische Methoden verortet (Michels, 2007, S. 15).

Bis heute sind Sport und Bewegung nicht explizit im Kerncurriculum Soziale Arbeit verankert(DGSA, 2016).

Im Kontext der Sozialen Offensive wurde außerdem deutlich, dass Sport nicht per se›wirkt‹(Welsche, Seibel & Nickolai, 2013, 27). Das Training mit heteroge- nen Gruppen stellt für Trainer und Trainerinnen oftmals eine Überforderung dar.

Außerdem zeigten verschiedene Studien, dass die dem Sport zugeschriebenen So- zialisationspotentiale nur teils empirisch belegbar sind, auch wenn sie immer wie- der hervorgehoben werden (siehe u. a. DOSB, 2009; Brettschneider & Kleine, 2002). Die sich seit den 1990er Jahren langsam durchsetzende Haltung, dass Sport eines speziellen pädagogischen Settings und einer spezifischen Inszenierung be- dürfe, hat einen sozialpädagogischen Boom im Sportbereich mit sich gebracht (siehe u. a. Welsche, Seibel & Nickolai, 2013), der in der Aussage, Sportvereine

»seien qua Definition ein Ort Sozialer Arbeit«, so Pilz (2002, S. 11) kritisch, ver- kürzt zusammengefasst wurde. Dies birgt die Gefahr der Über- als auch der Unter- bewertung Sozialer Arbeit im Sport in sich. Mit der Überbetonung sozialer Kom- petenzen und Settings wird eine zu kritisierende Sozialpädagogisierung des Sports betrieben, gleichzeitig ist eine Entwertung und Deprofessionalisierung Sozialer Arbeit durch die Übertragung sozialpädagogischer Aufgaben an Trainer und Trai- nerinnen zu verhindern (siehe u. a. Michels, 2007; Pilz, 2002).

Die Relevanz des Themas Sport und Soziale Arbeit wurde seitens der Politik zunehmend anerkannt und entsprechend gefördert. Dies zeigte sich u. a. durch die Erwähnung in den Kinder- und Jugendberichten. So wurde im 10. Kinder- und Jugendhilfebericht von 1998 erstmalig kurz auf die Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen hingewiesen und gefordert, deren Integration in au- ßerschulische Bildungs- und Freizeitangebote anzustreben (Welsche, Seibel & Ni- ckolai, 2013, S. 20). Insbesondere ab dem 11. Kinder- und Jugendhilfebericht von 2002, der erstmals ausführlich Kinder- und Jugendarbeit im Sport und die Sportjugend als Jugendhilfeträger behandelt, hat das Thema Sport in den Kinder-

1.1 Zur Entwicklung der sportbezogenen Sozialen Arbeit

(17)

und Jugendberichten der Bundesregierung einen festen Platz erhalten. Zudem sei auf verschiedene Programme verwiesen wie z. B. das 1989 aufgelegte, von BMI und BAMF geförderte und vom DOSB durchgeführte Bundesprogramm

»Integration durch Sport«, das die interkulturelle Öffnung von Sportvereinen för- dert. Das Programm besteht seit 30 Jahren; es richtete sich ursprünglich an die Zielgruppe der Aussiedler und Aussiedlerinnen und wurde an die gesellschaftli- chen Entwicklungen und das gewandelte Verständnis von Migration jeweils an- gepasst.

In den Folgejahren wurde das Thema Sport und Soziale Arbeit kontinuier- lich vorangebracht und konsolidiert, so dass Sportsozialarbeit mittlerweile als selbstverständlich und als geeignetes Medium sozialpädagogischen Handelns gilt (ebd., S. 23). Belegbar wird dies u. a. durch ihre Berücksichtigung im »Handbuch Soziale Arbeit«, erstmals 2001 durch Krüger.

Zur Strukturierung des Themenfelds, insbesondere mit Blick auf Wirkungen des Sports, aber auch auf die Lebenswelten der Adressaten und Adressatinnen, hat zweifellos die Einführung der Kinder- und Jugendsportberichte beigetragen (Schmidt et al., 2003).

In Verbindung damit stehen gesamtgesellschaftliche Entwicklungen, wie z. B.

der Ausbau der Gesundheitsförderung, das Wachstum der Gesundheits- und Breitensportbranche oder Initiativen hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. So wird Gesundheit von den Vereinten Nationen als eines der 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung benannt (UN, 2015; siehe auch Seibel, 2007, S. 6).

Insgesamt fällt in der Entwicklung, zumindest zu Beginn, eine starke Fokus- sierung auf Kinder und Jugendliche auf (ebd.). Außerdem erfolgt die Behand- lung des Themenfelds Sport und Soziale Arbeit, u. a. bedingt durch die Förder- ströme, sportbetont. Die Bundesprogrammlinien werden vom DOSB bzw. der Sportjugend als dessen Jugendabteilung durchgeführt. Größere Studien und Pu- blikationen, so auch die Kinder- und Jugendsportberichte, werden bisher vor- nehmlich von Sportwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen vorgelegt.

Dem DOSB kommt in der Entwicklung eine ambivalente Rolle zu. Auf der ei- nen Seite zeigt er sich als Motor der Entwicklung und ist in alle wichtigen Vor- haben und Programme eingebunden, gleichzeitig hat er durch die Propagierung der positiven Wirkungen zu einer normativen Prägung und Mythologisierung des Sports als Heilsbringer beigetragen.

Zur weiteren Professionalisierung der Sportsozialarbeit besteht, bei Würdi- gung der bisherigen anerkennenswerten Ansätze, Forschungs- und Diskussions- bedarf, um Praxiskonzepte wissenschaftlich zu fundieren, fachliche Standards zu benennen und die Anschlussfähigkeit sozialpädagogischer Konzepte zu konkreti- sieren (siehe u. a. Michels, 2007, S. 15f).

1 Einleitung

16

(18)

1.2 Begriffliche Klärung und Ziele der Sportsozialarbeit

Zur Beschreibung sozialpädagogischen Handelns, in dem Sport als Medium ge- nutzt wird, werden in der Literatur verschiedene Begrifflichkeiten genutzt, von sportbetonter über sportorientierter bis zu sportbezogener Sozialer Arbeit etc.

Eine einheitliche Benennung hat sich bislang nicht durchgesetzt. Alle Begriffe betonen die Soziale Arbeit und fügen den Sport attributiv als Medium in der So- zialen Arbeit hinzu. Im vorliegenden Buch wird von Sportsozialarbeit gespro- chen. Damit soll zum einen Anschlussfähigkeit an international übliche Sprach- regelungen hergestellt werden (Sport Social Work). Zum anderen werden durch diese sprachliche Regelung erste Bemühungen betont, die Soziale Arbeit als Bezugsdisziplin der Sportwissenschaft, analog z. B. zur Sportpsychologie, zu eta- blieren. Während die Soziale Arbeit die Sportwissenschaft bereits als eine ihrer Bezugsdisziplinen nutzt, bestehen seitens der Sportwissenschaft, anders als bei- spielsweise in den USA, bislang wenig Bemühungen, die Soziale Arbeit als mög- liche Bezugsdisziplin zu sehen bzw. anzuerkennen. Unlängst gibt es jedoch einen Vorstoß der Deutschen Sporthochschule Köln, die mit dem Weiterbildungsange- bot »Sport in der Sozialen Arbeit« die Bedeutung sozialarbeitswissenschaftlicher Wissensbestände für die Sportpraxis hervorhebt (DSHS, 2019).

Eine allgemeingültige Definition von Sportsozialarbeit liegt bislang nicht vor, eine begriffliche Diskussion gibt es nur in Ansätzen, häufig dient der in der Sportpädagogik formulierte sogenannte Doppelauftrag Erziehung im und durch Sport als Anknüpfungspunkt. Im vorliegenden Buch wird mit der Darlegung ei- nes theoretischen Bezugsrahmens Sozialer Arbeit anhand ausgewählter Theorien und Konzepte (c Kap. 4) der Versuch einer sozialpädagogischen begrifflichen Annäherung unternommen. Mit der Darlegung verwandter disziplinärer Zugän- ge wie z. B. der Bewegungspädagogik (c Kap. 6) wird die Verhältnisbestimmung zwischen Bewegung, Sport und Körper als Teil der begrifflichen Auseinanderset- zung betont. Das Autorenteam versteht die Überlegungen als Ausgangspunkt für Austausch und Diskussion.

Gemäß den Ausführungen des Sportwissenschaftlers Michael Krüger zu Sport und Sozialer Arbeit im »Handbuch Sozialer Arbeit« wird dem Sport eine hohe soziale Bedeutung im Sinne des sozialen Lernens und der Persönlichkeitsent- wicklung bis hin zu emanzipativen Wirkungen beigemessen (Krüger, 2003, S. 1813ff). So kann Sport u. a. dazu beitragen, die Bedeutung von Regeln für das Zusammenleben zu vermitteln, aber auch deren Aushandlung einzuüben, den Umgang mit Sieg und Niederlage in Wettkämpfen zu erlernen oder soziale Rol- len spielerisch zu erproben. Diese Lernprozesse können sowohl unbewusst als auch intendiert eingesetzt werden (ebd., S. 1816). Dies kommt im sogenannten Doppelauftrag Erziehung zum und im/durch Sport zum Ausdruck. Während Er- ziehung im Sport Erziehungsprozesse in den Blick nimmt, die in sportlichen Kontexten per se, d. h. unintendiert ablaufen, sind mit ErziehungdurchSport Er- ziehungsprozesse gemeint, bei denen Sport bewusst als Instrument eingesetzt wird (ebd., S. 1816). Neben diesen pädagogischen Motiven wird in den Sportwis-

1.2 Begriffliche Klärung und Ziele der Sportsozialarbeit

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senschaften mit der Formel ErziehungzumSport auch ein sportbezogenes Motiv verfolgt, das auf die Erschließung der Sportkultur und der darin enthaltenen Werte wie Leistung, Teamgeist oder Fair Play zielt. Dadurch sollen persönlich- keitsbildende Effekte erzielt werden (DOSB, 2009, S. 5; Baur & Braun, 2003).

Um die soziale Wirkung des Sports zu entfalten, ist die pädagogisch verantwortli- che Inszenierung und die Reflexion des Sportgeschehens notwendig (u. a. DOSB, 2009, S. 5).

In der Sozialen Arbeit wird Sport gemeinhin als ein Medium oder spezifischer Zugang zur Umsetzung sozialpädagogischer Zielsetzungen, ähnlich wie z. B. die Kunst oder das Theater, bezeichnet und ergänzt in dieser Bedeutung das sozial- pädagogische Handlungsrepertoire (siehe u. a. Krüger, 2003; Welsche, Seibel &

Nickolai, 2013). Sportsozialarbeit wird dabei nicht als einfache Rezeption sport- pädagogischer Ansätze in der Sozialen Arbeit verstanden und lässt sich auch nicht z. B. unter bewegungs- oder erlebnispädagogische Ansätze subsumieren.

Das Sozialpädagogische der sportorientierten Sozialarbeit ist weder allein die Zielgruppe noch das soziale Setting. Eine Verwebung mit sozialpädagogischen Handlungsansätzen wie der Lebensweltorientierung oder der Sozialraumorientie- rung und die Einbeziehung der Lebenswelt außerhalb des professionellen Set- tings, z. B. Familie oder Schule, machen Sport zum Bestandteil eines integrierten Unterstützungsprozesses mit dem sozialpädagogischen Ziel der Förderung von Teilhabe und Lebensbewältigung. Eine Schnittstellenbestimmung zwischen Sport und Sozialer Arbeit wird mit dem Selbstverständnis der Sozialen Arbeit, d. h., aus den Strukturen und Logiken dieser Disziplin heraus vorgenommen, sportwissenschaftliche Zugänge werden ähnlich wie Wissensbestände der Sozio- logie oder der Sozialmedizin einbezogen (Steffens & Winkel, 2017, S. 293). Da- bei wird die Definition Sozialer Arbeit durch die International Federation of So- cial Workers (IFSW) zugrunde gelegt.

Soziale Arbeit

»Soziale Arbeit fördert als praxisorientierte Profession und wissenschaftliche Disziplin gesellschaftliche Veränderungen, soziale Entwicklungen und den so- zialen Zusammenhalt sowie die Stärkung der Autonomie und Selbstbestim- mung von Menschen. Die Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, die Menschen- rechte, die gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt bilden die Grundlage der Sozialen Arbeit. Dabei stützt sie sich auf Theorien der So- zialen Arbeit, der Human- und Sozialwissenschaften und auf indigenes Wis- sen. Soziale Arbeit befähigt und ermutigt Menschen so, dass sie die Herausfor- derungen des Lebens bewältigen und das Wohlergehen verbessern, dabei bindet sie Strukturen ein« (FBTS & DBSH, 2016).

Sport kann demzufolge sowohl emanzipativ-fallbezogen als auch gesellschaftskri- tisch-strukturell einen wichtigen Baustein in der Umsetzung sozialpädagogischer Ziele darstellen. Ausgangspunkt ist ein lebensweltorientierter, ganzheitlicher Blick auf Menschen, der die Kasuistik vom Sprechakt zum gemeinsamen Tun er-

1 Einleitung

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weitert und den Blick auf positives Erleben und die Ressourcen von Menschen lenkt. Wie kann es gelingen, allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zum Sport als gesellschaftlichem Teilsystem zu verschaffen und Möglichkeiten zur Partizipation zu geben? Zum einen geht es darum, Zugangsbarrieren abzu- bauen und Gleichstellungsstrategien aufzubauen. Zum anderen verfolgt Sport- sozialarbeit das Ziel, den Sport als Medium für die Unterstützung Einzelner zu nutzen. Der nicht-sprachliche Zugang ermöglicht es, pädagogische Interventio- nen einzusetzen, wo Hilfen sonst abgelehnt werden. Sportsozialarbeit soll Men- schen dazu befähigen, Sport und Bewegung für die eigene Lebensbewältigung nutzbar zu machen. Die folgende Grafik veranschaulicht die Bedeutung des Sports in der Sportpädagogik und der Sozialen Arbeit (c Abb. 1).

Gesellschaftliche Dimension

Gesellschaftliche Dimension Sport-

pädagogik

Soziale Arbeit

Erziehung zum Sport

Erziehung im Sport Erziehung durch Sport

weitere sozialpädagogische Maßnahmen

Integrierter Unterstützungs-

prozess sportbezogen

sozial

Sport als ein Medium

Abb. 1: Bedeutung des Sports in der Sportpädagogik und der Sozialen Arbeit (eigene Darstellung)

1.3 Aufbau des Buches

Nach dieser Einführung wird im zweiten Kapitel zunächst das zugrunde gelegte Sportverständnis skizziert. Das Sporttreiben wird anhand der einzelnen Sportbe- reiche, dem organisierten Sport, dem Schulsport, dem informellen Sport und dem kommerziellen Bereich dargelegt. An dieser Stelle wird auch auf die Sport- jugend gesondert eingegangen, die als Dachorganisation der Kinder- und Jugend- sportvereine sowie als Träger von Jugendhilfeangeboten fungiert. Anschlussmög- lichkeiten für die Sportsozialarbeit werden skizziert (c Kap. 2).

1.3 Aufbau des Buches

(21)

Imdritten Kapitelwerden die einzelnen Praxisfelder Sozialer Arbeit, unterteilt in Gesundheit, Bildung und Soziales, in ihrer Struktur und Grundausrichtung vor- gestellt. Bestehende sportorientierte Angebote in diesen Bereichen werden be- nannt und mögliche Ausbaupotentiale ausgelotet. Um einen breiten Überblick über die Angebotsvielfalt zu geben, werden zahlreiche Praxisbeispiele präsentiert (c Kap. 3).

Im vierten Kapitelwerden theoretische Ansätze Sozialer Arbeit dargestellt und hinsichtlich ihrer Relevanz für sportorientierte Konzepte diskutiert. Hier steht der Nutzen für das praktische Handeln im Vordergrund. Zur Veranschaulichung wird jeweils ein sportorientiertes Praxisbeispiel ausführlich vorgestellt (c Kap. 4).

Imfünften Kapitelwerden Überlegungen zur Professionalisierung der Sportso- zialarbeit angestellt. Nach der Darstellung des zugrunde gelegten Professionsver- ständnisses wird auf evidenzbasierte Forschung eingegangen und ein erster Ver- such unternommen, den Forschungsbedarf zu benennen (c Kap. 5).

Im sechsten Kapitelerfolgt eine Abgrenzung und Schnittstellenbestimmung zu den Bezugswissenschaften der Sport- und Bewegungspädagogik, der Sport- und Körpersoziologie und der Erlebnispädagogik (c Kap. 6).

Das Buch schließt im siebten Kapitel mit einem Ausblick auf internationale Perspektiven. Hier werden allgemeine Entwicklungstrends sowie Perspektiven im Leistungs- und eSport dargelegt (c Kap. 7).

Das Lehrbuch richtet sich an Studierende, Fachkräfte und Lehrende der Sozia- len Arbeit sowie verwandter Disziplinen wie z. B. der Sportwissenschaft oder der Heilpädagogik. Zur Veranschaulichung der Inhalte werden Fallbeispiele und Ab- bildungen genutzt.

1 Einleitung

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Referenzen

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