33. Beilage im Jahre 1926 zu den stenogr. Sitzungsberichten des XII.
Vorarlberger Landtages.
Beilage 33.
Bericht
des Finanzausschusses über die Beteiligung des Landes an der Finanzierung der Pfänderbahn.
Hoher Landtag!
Es hat sich in Bregenz ein Arbeitsausschuß gebildet, der sich zur Aufgabe setzte, ein Projekt für die Erbauung der Pfänderbahn auszuarbeiten,
Statuten zu entwerfen, Zeichnungen
für die zu gründende A.-G. zu sammeln und überhaupt die Finanzierung des Unternehmens durchzuführen. Die Stadt Bregenz hat die vorläufige Tragung.
aller Kosten übernommen, die
durch die Tätigkeit dieses Arbeitsausschusses erwachsen.
Dieser Arbeitsausschuß hat am 5. August 1925 ein Gesuch eingereicht, wonach er bittet,
das Land Vorarlberg wolle sich an der Zeichnung des Gesamtaktienkapitales von S 500.000.-
mit S 35.000.- und an der Zeichnung des Obligationenkapitals von 3 300,000.- mit ebenfalls
S 35.000.- beteiligen. Der Arbeitsausschuß legte gleichzeitig eine Beschreibung der geplanten
Bahn mit einem Finanzierungsplan, eine Betriebsrechnung und eine Tabelle für den
Zinsen-Tilgungs- und Dividendendienst vor.
. Die Beschreibung mit Finanzierungsplan hat folgenden Wortlaut:
"Dreimal innerhalb 18 Jahren hat sich in Bregenz ein Arbeitsausschuß gebildet, um die
Vorarbeiten zur Erbauung einer Pfänderbahn in die Wege zu leiten. Im Jahre 1909 war es die
Erkrankung eines Hauptinteressenten, 1914 der Ausbruch des Weltkrieges, wodurch die in jedem
Falle beinahe bis zur Bauvergebung gediehenen Vorbereitungen aufgegeben - werden mußten. Der
am 9. Dezember 1924 neu gebildete dritte Ausschuß setzt sich zusammen aus Vertretern des
Landes, der interessierten Gemeinden Bregenz, Lindau und Loch au, des Handels und Gewerbes,
der Architektur und Technik, und besteht aus 12 Personen, die ihrer freiwillig übernommenen
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Vorarlberger Landtages.
Aufgabe ehrenamtlich walten. Zum geschäftsführenden Vorsitzenden wurde Herr Landtags-
Vizepräsident Franz Natter gewählt.
Die Vorkonzession zur Vornahme technischer Vorarbeiten wurde mit Erlaß des Bundesministeriums
für Handel und Verkehr vom 28. April 1925 auf Grund des Eisenbahnkonzessionsgesetzes
vom 14. September 1854 der Stadtgemeinde Bregenz verliehen.
Die Firma Adolf Bleichert u. Co. Leipzig-Gohlis hat die Trassierung und die Geländeaufnahme
durchgeführt und auf Grund der Vermessungsergebnisse ein definitives Projekt mit
einem verbindlichen Kostenvoranschlag für die Seite, Wagen und maschinellen Teile in Vorlage
gebracht; Ingenieur L. Zuegg in Meran entwarf die Pläne der Gebäude in der Berg- und
Talstation, deren Überprüfung und Kostenberechnung Architekt Baurat W.
Braun-Bregenz übernahm.
Die in Österreich bestehenden Bergbahnbaufirmen I. Pohlig, Fabbag und Drahtseilbahn-
A. G., sämtliche in Wien, wurden zum Wettbewerbe eingeladen und haben unter Verwendung
der ihnen zugesandten Vermessungsunterlagen ebenfalls je ein Projekt und einen Kostenvoranschlag
vorgelegt. -
Die Erwerbung des erforderlichen Grundes für die Stationen und Stützen kann lals
gesichert angenommen werden.
Unter Zugrundelegung der erhobenen Frequenzverhältnisse ist für die Seilbahnanlage
das Zwei-Wagen-Pendelstsstem vorgesehen. Jeder der zwei Wagen hat seine eigene Fahrbahn,
wodurch zwei Drahtseilstränge erforderlich werden. Diese werden in der Bergstation fest verankert.
und durch in der Talstation befindliche Gewichte unter stets gleichbleibender Spannung
gehalten. Die Bewegung der Fahrzeuge erfolgt mit Hilfe eines Zugseiles;
außerdem ist noch
ein besonderes Bremsseil vorgesehen, an das sich die Fahrzeuge bei Zugseilriß automatisch kleinmen
und danlit in die Station zurückgebracht werden können. -
Die Bahn führt vom südlichen Ausgange der Schillerstraße in gerader Linie auf den
Pfänder, wo. sie in unmittelbarer Nähe des Hotels endet. Die horizontale Abmessung ergibt
rund 1950 m, die schiefe Betriebslänge ungefähr 2080 m, der Höhenunterschied beträgt 610 m.
Die Projektanten hoffen mit höchstens 7 Stützen auszukommen.
Die Tragseile haben Litzenspiralen-Konstruktion mit über 100 Drähten von 46 mm
Durchmesser. Von: Ministerium wird an der vierfachen Zugsicherheit festgehalten.
Das Zug- und das Bremsseil haben einen Durchmesser von' mindestens 21 mm mit einer fünffachen Zugsicherheit.
Die Seilbahnwagen fassen 24 Personen, enthalten elektrische Beleuchtungs- und Signalanlagen,
und entwickeln eine Fahrgeschwindigkeit von 3*5 m in der Sekunde. Eine Fahrt dauert
demnach 9 Minuten, sodaß in einer Stunde unter Einrechnung der Zeit für Ein- und Aussteigen
mindestens 5 Fahrten unternommen werden können. Die Schwebebahn wird in der Lage sein,
als Höchstleistung stündlich 120 Personen hinauf- und ebensoviele herabzubefördern.
Die Bedeutung des Pfänders für Ausflüge und längeren Aufenthalt wird Jahr um Jahr in eindrucksvoller Wirklichkeit neu erlebt; Tausende kommen und gehen und scheiden, das
Auge trunken von soviel Schönheit und Gottespracht; Tausenden ist er der Berg geradehin, dem
sie ihr Leben lang die Treue bewahren und es wird sich die Annahme vollauf bestättgen, daß
eine Schwebebahn die Anziehungskraft verstärken und den Besuch noch weiter heben wird. Seine
Höhenluft, seine herrlichen Waldpartien mit den eingestreuten duftenden Wiesen, ein Berg, der
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See und Ebene, Hügelland. Mittel- und Hochgebirge in seinen Zauber zwingt, die tadellose
Unterkunft und Verpflegung - das alles macht den Pfänder zum idealen- Erquickungs- und
Erholungsort."
-Zahlreiche Vereins- und Gesellschaftsausflüge, traditionelle Schüler-, Firmungs-, Hoch-
zeits- und Pilgerfahrten haben ihr Ziel in Bregenz und bringen der künftigen Pfänderbahn
willkommenen Zuzug. Es darf ferner, daran erinnert^ werden, daß der Pfänder mit Sommer- und
Winterbesuch zu rechnen hat, daß sich diese starken Frequenzzeiten heute schon deutlich herausgebildet.
haben und in diesem Zusammenhange besonders der Wintersport durch die Schwebebahn
einem lebhaften Aufschwünge entgegengehen wird. .
. In den Nebeltagen des Herbstes und des Vorwinters wird die Schwebebahn viele
"Sonnenkinder" auf die Höhen des. Pfänders, führen, nach, seinen Hängen, die gerade'in dieser
Zeit sich wochenlang im eitelsten Sonnenscheine dehnen. -
Unter seinen Besuchern werden künftig auch viele sein, die sich dem Winterwege nicht
anvertrauen wollen und solche, die infolge ihres körperlichen Zustandes oder aus beruflichen
Gründen den Aufstieg nur mit der Bahn ausführen und wiederholen- können.
Es werden Wohnkolonien entstehen, Verbindungen werden zum Ausbau kommen, ein Höhenbregenz formt sich aus der. Zukunft.
Für die Erlangung jener Grundzahl, welche als voraussichtliche Zahl der Fahrgäste der
Rentabilitätsberechnung zugrunde zu legen ist, kommt in erster Linie die statistisch erfaßbare
Fremdenbewegung des der Schwebebahn zunächst gelegenen Sammelgebietes- das sind die Städte
Bregenz und Lindau,, in Betracht. Weitere Einzugsbecken bilden die übrigen Uferorte der fünf
Bodenseestaaten und die Landschaften des näheren und weiteren Hinterlandes.
Die Zahl der nächtigenden Fremden betrug im Jahre 1924 in Bregenz rund 30.000,
in Lindau rund 90.000, wobei berücksichtigt werden muß, daß im Jahre 1924 gerade die
Hauptfremdenzeit Juni bis September ausgesprochen ungünstige Witterung aufwies, sodaß die
Summe von 120.D00 nächtigenden Fremden für beide Städte zweifellos nur eine untere Grenze
darstellt, die sich in einem normalen Jahre und beim Vorhandensein der Bergbahn sofort um
ein Wesentliches erweitern wird. -
- Die Zahl der Seeanwohner übersteigt das erste Hunderttausend, die Bewohner des
Hinterlandes betragen in der mit dem. See geographisch zusammenhängenden Uferzone mehrere
Hunderttausende. Dieses ganze Seevolk ist sehr zu Ausflügen bereit, neigt stark nach Bregenz'
und sieht im Pfänder einen unvergleichlichen Aussichtspunkt, der ohne Wettbewerb im ganzen
Rund als Rigi des schwäbischen Meeres über den blauen Fluten des Bodans prangt.
Wenn wir für den eigentlichen Sommerverkehr 50,000, für den Verkehr im Winter 30.000 und für die übrigen Monate des Jahres ebenfalls 30.000 Fahrgäste annehmen, so ergibt sich eine Jahresfrequenz von 110.000, die von allen Kennern der Verhältnisse als erreichbar angesehen wird.
Ein anderer Schlüssel baut sich auf der Zahl der Fahrtage auf.
50 Tage mit dem Höchstbesuch von 1000 Personen 50.000 Personen 40 " n n ff " 500 /f -- 20.000
90 " if ff ff " 300 ff = 27.000 60 " ff ff ff 150 " - 9.000 60 " jf -ff " " .60-70 " = 4.000 65 " ohne Fahrt oder Materialfahrten
zusammen ebenfalls ' 110.000 Personen.
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Diese 110.000 Personen wurden der Betriebsrechnung zugrunde gelegt, indem für 70.000
fremde Fahrgäste bei einem Fahrpreise von 8 3-- eine Einnahme von S 210.000.-"und für
40.000 einheimische Fahrgäste bei dem ermäßigten Fahrpreise von S 15 eine solche von
S: 60.000*- zur Einstellung- kam. Außerdem wird aus dem Gepäck und Kleinverkehr ' eine
Einnahme von S 10,000*- erhofft.
Alle Ansätze der Einnahmen und Ausgaben sind im Rahmen des Möglichen und Erreichbaren, auf dem Boden strenger Sorgfalt gehalten, so. daß die 'in der Betriebsrechnung
im Einvernehmen.mit sachverständigen Ingenieuren erstellten Betriebsrechnung den Anspruch erheben
darf, den tatsächlichen Verhältnissen äußerst nahe zu kommen.
Im besonderen werden dieser' Betriebsrechnung folgende Erläuterungen mitgegeben:
Unter den 70.000 Fremden sind alle Fahrgäste inbegriffen, die den Fahrpreis ohne'
Begünstigung erlegen müssen.
.In den Gepäck- und Kleinverkehr fällt der Transport von Lebensmitteln, Sportgeräten,
Reisekoffern, Baumaterialien, Holz ü. s. f.
An Personal sind vorgesehen:
1 Betriebsleiter, bezw. Verwalter,
1 Maschinist, zugleich Stationsleiter der Bergstation, 1 Maschinenwärter,
.1 Stationsleiter in der Spannstation und 2 Wagenführer.
Für Instandhaltung mußte ein größerer Betrag eingestellt werden, weil die Bauten
und Anlagen in der Höhe ungleich schwereren Einwirkungen der'Witterung und des Klimas
ausgesetzt sind.
Die Berechnung des Aufwandes für den Kraftstrom fußt auf folgenden Erwägungen:
Der Transport von 110 Personen nach der Bergstation erfordert 55 PS Stunden unter der
Voraussetzung, daß die abwärtsfahrende Kabine vollkommen leer ist, d. h.
also, daß der für
den Kraftbedarf ungünstigste Betriebsfall vorliegt. Nimmt man nun an, daß 110.000 Personen
aufwärts befördert werden, so ergibt sich- ein Kraftbedarf von 55.000 PS Stunden oder von
rund 40.000 Kilowattstunden. Die Verluste an den elektrischen Maschinen sind darin schon reichlich
berücksichtigt. Nun kommt aber noch hinzu, daß ein großer Teil der Besucher wieder mit der
Bahn zurückfährt. Diese Energie wird zum Teil wieder gewonnen, Lezw. die Antriebseinrichtung
entlastet. Nimmt man, um ganz sicher zu gehen, cm, daß lediglich ein Viertel der Besucher
wieder zurückfährt, so verändert sich der Energiebedarf ebenfalls um ein Viertel, d. h. es ist
mit etwa 30.000 KWh zu rechnen. Rechnet man die Kosten für die Kilowattstunde mit S 0.30,
so kommt man auf die eingestellten S 9000.- Kraftkosten.
In der Beilage Tabelle für den Zinsen-, Tilgungs- und Dividendendienst wurde der
lt. Betriebsrechnung ermittelte Bruttoertrag im ersten Betriebsjahre nur mit S 160.000.- eingesetzt,
weil angenommen werden darf, daß aus den ersten Betriebseinnahmen noch restliche
Zahlungen aus der Bauzeit bestritten werden müssen.
Die Bruttoerträge der nächsten 9 Betriebsjahre wurden zur Wahrung der Einfachheit
der Durchrechnung in gleicher Höhe angenommen, obwohl erfahrungsgemäß mit einer Steigerung
gerechnet werden kann.
Die Obligationen erhalten einen Vorzugszins von 8% und werden in 10 gleichen
Jahresraten zurückbezahlt. . -
Das im Finanzplan vorgesehene Anlehen soll von einer Sparkasse, einem Sparkassenverbande
oder als Auslandskredit aufgenommen und innerhalb 6 Jahren getilgt werden.
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33, Vellage int Jahre 1926 zu den stenogr. Sitzungsberichten des XII.
Vorarlberger Landtages.
\ ' . Die Rücklagen für den Reserve- und den Erneuerungsfond sind mit Rücksicht auf die
Lebensdauer des Materiales und der Durchbildung des Systems reichlich bemessen. - -
Dieser Tabelle wolle "auch entnommen werden, daß die ans dem Betriebe der Schwebebahn
zu erwartenden Erträgnisse vollauf genügen, um den Zinsen- und Tilgungsdienst der
Aktionäre für von ihnen aufgenommene Gelder zu bestreiten Und daß eine finanzielle Beteiligung
an der Schwebebahn rein rechnungsmäßig zu einer güten Kapitalsanlage werden wird.
' ' * Wenn auch Einzelzeichnungen gesucht-und willkommen sein werden, so liegt.düs Schwer-
gewicht- für die. Ausbringung der finanziellen 9Jlti?el vornehmlich in der Beteiligung der offene
lichtn Körperschaften und hauptsächlichsten Interessenten. - v. ...
, Dabei wird vorgeschlagen, das vorgesehene Baukapital von' 1 Million S in S.500.000.-
Stammkapital, in S 300.000.- Obligationen und in S 200.000.- Anlehens mittel zu zerlegen.
Der Arbeitsausschuß will sich bemühen, die Beschaffung des-Bauaufwandes nach der
in-folgender Tabelle veranschaulichten Zusammensetzung zu erreichen: - -
Aktien . Obligationen Gebrüder Kinss S 245:000 S 55.000
Stadtgemeinde Bregenz S 150.000 S. 140.000 Stadtgemeinde Lindau S 35.000 8 35000 Gemeinde Lochau S 35.000 8 35.000 Land Vorarlberg S 35.000 3 35.000 Im Anlehenswege S 200.000
S 200.000 , S 500.000 8 300.000 S 1,000.000
Der Arbeitsausschuß, vertraut auf die Einsicht aller dieser Körperschaften und Interessenten,
auf eine freundliche Behandlung des Projektes, dem außer der allgemeinen volkswirtschaftlichen
Bedeutung auch der besondere Wert, inne wohnt, eine Zeitgemäße Ausbildung unserer
Verkehrsmittel im Dienst des Fremdenverkehres zu werden.
Bregenz, am 1. August 1925.
Für den Arbeitsausschuß ' Der Vorsitzende:
F. Natter e. h."
Inzwischen hat sich ergeben,' daß man mit der Möglichkeit rechnen muß, daß sich die
Erbauungskosten auf S 1,200.000-- erhöhen, so daß im'Anlehenswege nicht S 200.000*-,
sondern S 400.000-- Zu beschaffen wären, sofern die Firma, die die Erbauung der Bahn
übernimmt, nicht S 200.000*- auf 2 Jahre stundet, was sehr wahrscheinlich ist.
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33. Beilage im Jahre 1920 zu den stenogr. Sitzuilgsberichten des XII.
Vorarlberger Landtages.
Es ist also die Finanzierung des Unternehmens in der Weise * gedacht.
Zeichnungen erwartet werden: Attir> Obligationen Gebrüder Kinz .8 245.000 55.000
Stadtgemeinde Bregenz S 150.000 1404)00 - -
. - Stadtgemeinde Lindau 8 35.000 ? -35.000 Gemeinde Lochau^ 8 35.000 - 35.000 . ,
Land Vorarlberg 8 35.000 35.000 daß folgende
Die Gebrüder Kinz haben die ihnen zugemutete Zeichnung vollzogen, ebenso die Stadtgemeinde
Bregenz. Die Gemeinde Lochau hat den Erwartungen nicht entsprochen und dürfte
voraussichtlich nur einen Teil der ihr zugedachten Beträge zeichnen.
Dagegen ist chie-Stadt
Lindau bereit, mehr zu zeichnen, als dieser. Stadt zugemutet wurde, sodaß voraussichtlich in
kürzester Zeit die Zeichnung vollendet ist, wenn auch das Land die ihm zugedachten Quoten
übernimmt.
Die Stadtgemeinde Bregenz hat ihre Zeichnung an eine Bedingung- geknüpft.
Der bezügliche Beschluß lautet nämlich: - . , .
"Die Stadtgemeinde beteiligt sich an der Pfänderbahn mit '3 290.000 Aktien oder
Obligationen abzüglich jenes Betrages, der vom Unterausschuß des- städtischen Finanzausschusses
bei Privaten an Aktien oder Obligationen untergebracht wird,
Die Stadtgemeinde macht ihre Beteiligung von der Bedingung abhängig, daß den öffentlichen Körperschaften die Mehrheit des Aktienbesitzes gesichert wird."
Die vom'Arbeitsausschüsse vorgelegte Betriebsrechnung lautet:
Einnahme>:
Von 70.000 Fremden ä S 3.- .'...S 210.000.- Von 40.000 Einheimischen ä S 1.50 ... 8 60.000.- Aus dem Gepäckverkehr . . -...S 10 000.- S 28.0.000.- -
u
Ausgaben:
Personal... .... 3 30.000.-
Jnstandhaltmig...S 10.000.-
Kraftstrom 30.000 KW. ä S -.30 . . . 8 9.000.- Beleuchtung...,...S 3.000.- Schmiermittel . . ...S 1.500.-
Ersatzteile ...S L.500.- Steuern und Versicherung... 8 10.000.- Verschiedenes, Schreibmaterial, Fahrkarten,
allgemeine Verwaltungskosten, Reklame u. s. f. 8 35.000. - 8 100.000.- Bruttoertrag 8 180.000.-
Diese Betriebrechnung erleidet durch die Erhöhung des angenommenen Bauaufwandes
auf 8 1,200.000 einige Verschiebungen. Auf Grund dieser Annahme hat der Arbeitsausschuß
auch-eine neue Tabelle für den Zinsen-Tilgungs- und Dividendendienst vorgelegt, der lautet :'
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Psänderblthn. Verwendung des Ertrages, Verzinsung, Tilgung, Rücklagen, Abbürdung btt. Stundung.
Betriebs- jähr Bruttoertrag Verzinsung der Obligationen 8 300.000*- (8>) Ncserucfond Erncuernngs- fond Diu id ende der Stammaktien 8 500.000.- °z< Obligatioucn- Einlösnng
Obligationen- Rest ' Verzinsung und Tilgung des genommenen ' Anlchens
1. s 200.000*- 24.000*- 5.000 - 9.000*- . 30.000 - 6.- 30.000.- 270.000*- 102.000*-
2. " 215.000'- 21.600*- 5.000* - 10.000'- 30.000 - 6.- 30.000* - 240.000*- 118.400*-
3. " 215,000*- ; 19.200*- 5.000'- 12.000'- 30,000'- 6.- 30.000'- 210.000'- 118.800*-
4. " 215.000*- 16.800*- 5.000'- 14.000'- 30.000'- 6.- 30.000*- 180.000'-' 119.200'-
5- " 215.000*-/ 14,400 - 30.000*- 30.000*- 110.600'- 22.- 30.000 - 150.000*-
6- 215.000'- 12.000*- 30.000 - 30.000;- 113.000*- 22.6 30.000*- 120.000'-
7- " 215.000*- 9.600 - 30.000 - 30.000 - 115.400*- 23.08 30.000'- 90.000'-
8- " 215.000-- 7.200*- 30.000*- 30.000*- 117.800*- 23.56 30.000'- 60.000 -
9. 215-000'- 4.800'- 25.000*- 30.000'- 125.200'- 25.04 30.000 - 30.000*- '
10- " 215.000*- 2.400*- 25.000*- . 30.000'- 127.600 - 25.52 . 30.000*-
190.000'- ' 225.000*- ' - 11. " 215.000*- ' - 25.000 - 25.000'- 165.000*- 33.-
. F. R.
Bregenz, 8. März 1926.
33. Beilage im Kahre 1926 zu bey stenogr. Sitzungsberichten des XII.
Vorarlberger Landtages.
Es kann nun wohl kein Zweifel darüber bestehen, daß die Pfänderbahn ein Verkehrsunternehmen
ist, das einem längst empfundenen Bedürfnisse entgegenkommt und für die Hebung
.des Fremdenverkehrs von großer Bedeutung ist. Es ist auch kein Grund vorhanden, an der
Rentabilität des Unternehmens zu zweifeln. Wenn man auch aus^Vorsicht an der Rentabilitätsberechnung
des Arbeitsausschusses wesentliche Abstriche vornimmt, so verbleibt immer noch ein
genügendes Erträgnis. Dabei ist zu beachten, daß die voraussichtlichen Kosten nach der nunmehr
vorgenommenen Erhöhung nicht zu gering angesetzt sein dürften. Es sind inzwischen von
verschiedenen Firmen bereits verbindliche Offerte vorgelegt worden, die in dieser Richtung vollkommene
Beruhigung bereiten. Abstriche wird man daher nur in der angenommenen Frequenzzahl
vorzunehmen haben. Eine wesentliche Herabsetzung der Frequenzzahl nimmt aber dem Unternehmen
noch nicht die Rentabilität.
Als vor etwa 11/a Dezennien dieselbe Frage zur öffentlichen Erörterung stand, ging die
öffentliche Meinung dahin, es dürfen öffentliche Gelder für dieses Unternehmen nur dann aufgewendet
werden, wenn die Pfänderbahngesellschaft auch das Hotel der Gebrüder Kinz samt
allem dabeiliegenden Grunde erwerben könne, sodaß die Wertsteigerung desselben jenen zugute
kommt, die ihr Geld in der Bahn anlegen. Diese Meinung wurde heute aufgegeben. Man hat
inzwischen erkannt, daß diese Forderung das Zustandekommen des - Unternehmens unmöglich
. machen würde. Einmal wird dadurch die Finanzierung ganz bedeutend erschwert. Dann ist es
sehr fraglich, ob eine Gesellschaft, die sich für ?en verhältnismäßig einfachen Betrieb dieser Bahn
eignet, auch befähigt und berufen wäre, einen Hötelbetrieb zu führen. Es ist' auch^ sehr zweifelhaft,
ob es zu verantworten wäre, öffentliche Gelder für einen Hotelbetrieb aufzuwenden. Der
Arbeitsausschuß hat den seinerzeitigen Bedenken infoferne Rechnung getragen, als er den Brüdern
Kinz als Besitzern des Hotels und des Grundes am Pfänder die Übernahme eines sehr bedeutenden
Teiles der Aktien zugemutet und von ihnen eine Zusicherung in der Richtung erlangt hat, daß
sie sich verpflichten, wenn das Bedürfnis dafür gegeben sei, weitere Gaststätten zu errichten oder
Gruno und Boden für die Errichtung von Gaststätten seitens Dritter abzutreten. Auch für
'Weganlagen und für die Ermöglichung einer Kolonie wollen die Herren Brüder Kinz Verpflichtungen
eingehen. Mündlich soll der Arbeitsausschuß in dieser Richtung schon Vereinbarungen
getroffen haben. Etwas Schriftliches wurde bis heute nicht vorgelegt.
Der Finanzausschuß stellt nun an den hohen Landtag den A it t v a g
folgenden Beschluß zu fassen: -
" A) Die Landesregierung wird ermächtigt, bei der in Gründung begriffenen Pfänder-
bahn-A.-G. Aktien bis zum Höchstbetrage von S 85.000 zu zeichnen und Obligationen im selben Höchstbetrage zu übernehmen, jedoch unter folgenden
Bedingungen:
1. Der von der Stadt Bregenz gestellten Bedingung, daß die öffentlichen Körperschaften
die Mehrheit der Aktien besitzen, muß entsprochen werden;
' 2. das Verbleiben des mehrheitlichen Aktienbesitzes, bei den öffentlichen Körper
schäften muß durch einen Syndikats vertrag mit Deponierung der Aktien ' oder in einer anderen geeigneten Form gesichert werden;
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$3. Beilage im Jahre 1926 zu. den stenogr. Sitzungsberichten des XII.
Vorarlberger Landtages'
3. es muß in rechtsverbindlicher Form dafür gesorgt werden, daß die jeweiligen
Besitzer des Hotels und des heute'im Besitze der Brüder^ Kinz befindlichen
Grundes am Pfänder verpflichtet sind, die jeweils benötigten Gaststätten zu halten oder Grund zur Erstellung solcher zu angemessenen Preisen zur Verfügung
zu stellen; ebenso zur Erstellung der nötigen Weganlage und zur Errichtung
von privaten Wohnbauten. ,
4. Wenn möglich soll. auch ein Vorkaufsrecht für die Pfänderbahn-A.-G.
auf ^ den Grundbesitz der Herren Brüder Kinz gesichert werden.
B) Die Landesregierung wird ermächtigt, die..Geldmittel im' Darlehens wege zu
beschaffen." .
Bregenz, am 10. März 1926.
Der Referent: , - Der Vorsitzende:
Dr. Ender. ' " A. Bischofberger.
Druck von I. N. Teutsch, Bregenz.
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