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Landestreffen in Neumünster: Dr. Gille spricht für Ostpreußen

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Jahrgang 3 / Folge 17

Organ der Landsmannschaft Ostpreußen e. V.

Hamburg, 15. Juni 1952 / Verlagspostamt Leer (Ostfriesland) Im Abonnement 1.— D M einschl. Zustellgebühr

Unsere Gemeinschaft stark machen!

Landestreffen in Neumünster: Dr. Gille spricht für Ostpreußen

W o h l zehntausend Ostpreußen aus Schlesw

selbst die Gänge zwischen den Sitzreihen der rung empfangen, der erste Sprecher unserer L a tribüne betrat. In ernster Stunde fand diese ma Scheidungen der inneren u n d äußeren Politik,

V o l k e s , Glück oder Verhängnis seiner Entwick Dr. G i l l e am A n f a n g seiner einstündigen Rede, ernsten Dinge hinwegsprechen, sondern dem os Lage Ausdruck geben u n d dabei, w e n n nötig,

N i c h t i n L u m p e n

M i t G e n u g t u u n g hörten die zehntausend i n der Holstenhalle ihren Sprecher dem Bundes- finanzminister Schäffer n u n eine A n t w o r t geben. „Es mag vielleicht jemand sagen", führte Dr. G i l l e aus, „wenn er heute die Ostpreußen v o r sich sieht: Es geht diesen M e n s d i e n ja noch gar nicht so schlecht; sie sind ja gar nicht in L u m p e n gekleidet, u n d verhungert sind sie auch noch nicht. Diese seltsame Bemerkung hätte ich m i r sparen können, w e n n sie nicht v o r k u r - zem aus dem M u n d e des Finanzministers Schäffer an unsere O h r e n geklungen wäre an- läßlich jener K u n d g e b u n g der 75 000 Heimat- vertriebenen i n Bonn, bei der ich selbst z u - gegen w a r . Ich weiß nicht, ob H e r r Schäffer es nicht gewußt oder nicht begriffen hat, daß die 75 000 dort stellvertretend für die M i l l i o n e n standen, die k e i n gutes G e w a n d mehr tragen können. W i r sind n u n berechtigt, unsere M e i - nung H e r r n Schäffer i n ostpreußisch deutlichen W o r t e n zu sagen.

W i r kennen die Persönlichkeit des H e r r n Schäffer genau. Seit seinem häßlichen W o r t vom Bürgerkrieg, d e n e i n gerechter Lastenaus- gleich entfesseln würde, hat er noch nichts Häß- licheres u n d Beschimpfenderes über seine Lippen gelassen, als dieses Wort. W i r könnten die A k t e Schäffer einfach mit dem W o r t schließen, mit dem Friedrich der Große eine Be- l e i d i g u n g erledigte: N i e d r i g e r hängen! wenn sein A n s e h e n bei den Heimatvertriebenen nicht schon so n i e d r i g hinge, daß es nicht mehr nie- driger z u hängen ist. A l s Sprecher der Ost- preußen erkläre ich i n aller Form, daß w i r den H e r r n Bundesfinanzminister unsere tiefste V e r - achtung ins Gesicht schleudern!" Der erregte Beifall u n d die Pfui-Rufe werden der Ö f f e n t - lichkeit bewiesen haben, ob D r . G i l l e diese W o r t e i m N a m e n der Ostpreußen sprach oder nicht.

H o r t u n g s g e w i n n e

Das Lastenausgleichsgesetz, so sagte Dr. G i l l e , habe sich z u einem Paragraphengestrüpp auf- gebauscht, i n dem n u r ganz wenige Menschen sich noch zurechtfänden. Für uns sei es wichtig, den Geist dieses Gesetzes k l a r z u erkennen.

E i n gerechter A u s g l e i c h der Kriegslasten wäre, w e n n er überhaupt vorgenommen werden sollte, n u r durch e i n e n echten Eingriff i n die Vermögenssubstanz möglich gewesen, darüber sei k e i n Streit möglich. Diesen Eingriff habe man v o n v o r n h e r e i n nicht gewollt. B e i der Soforthilfe habe m a n wenigstens einen k l e i n e n behutsamen Griff i n die Hortungsgewinne ge- tan, die v o n d e n Gesetzgebern freilich ver- schämt „Vorratsvermögen" genannt werden.

D i e Gesetzgeber des Lastenausgleichs jedoch hätten es fertig bekommen, diesen Eingriff wieder z u r e v i d i e r e n . Das Wenige, das die H o r - tungsgewinnler hätten zahlen müssen, bekämen sie n u n w i e d e r zurück. Ueberdies habe m a n i m

„Lastenausgleich" den W e g einer dreißigjäh- rigen E r l e d i g u n g gefunden. „Wer w i l l glauben, daß w i r das 29. Jahr davon noch erleben?" rief Dr. G i l l e aus. „Die Geschichte läuft heute auf ganz anderen T o u r e n ! W e r w i l l e i n Jahr, w e r zehn Jahre, w e r gar dreißig Jahre voraus- sehen?" In A n s e h u n g der Größe des Problems sei eine völlig unzulängliche Summe zur V e r - fügung gestellt worden. In der Sitzung des Bundesrates v o r zwei Tagen aber hatten A n - träge aller Länder außer Schleswig-Holstein vorgelegen, deren V e r w i r k l i c h u n g eine weitere V e r r i n g e r u n g des A u f k o m m e n s um 750 M i l l i - onen bedeuten würde. A u c h der A n t r a g Schleswig-Holsteins, einen Teilbetrag als zweckgebunden für die bäuerliche Siedlung zur Verfügung zu stellen, s e i unter W o r t f u h r u n g v o n N o r d r h e i n - W e s t f a l e n und H a m b u r g nieder- gestimmt worden. Ueber den Geist, der das ganze Gesetz durchwehe, könne n u n w o h l bei k e i n e m Landsmann mehr e i n Zweifel bestehen.

E i n e R i c h t i g s t e l l u n g M i t allem Nachdruck stellte D r . G i l l e dann die M e l d u n g e n richtig, die über seine T e i l - nahme an der Entschließung des vorläufigen Vorstandes des B v D z u m Lastenausgleich i n Umlauf gesetzt w u r d e n . „Meine Stellung zu dieser Entschließung ist völlig entstellt wieder- gegeben w o r d e n " , sagte er. „Behauptet wurde, der Gesamtvorstand des B v D habe einstimmig seine Z u s t i m m u n g z u diesem Lastenausgleichs- gesetz der Regierung gegeben. Es sieht also so aus, als hätte ich zu dem faulen Kompromiß- frieden, den D r . K a t h e r geschlossen hat, e i n J a

ig-Holstein füllten am 8. J u n i alle Plätze und Holstenhalle i n Neumünster, als, mit Begeiste- ndsmannschaft, D r . A l f r e d G i l l e , die Redner- chtvolle Kundgebung statt, i n der Zeit v o n Ent- die Licht und Schatten über dem Leben unseres lung für lange bestimmen werden. So betonte daß er nicht i n freundlichen W o r t e n über die tpreußischen W i l l e n i n dieser bedeutungsvollen auch die Härte nicht scheuen werde.

gesagt. W a h r ist folgendes: Z w e i Entschließun- gen w u r d e n dem Bundesvorstand vorgelegt, die eine v o n H e r r n Dr. Kather, die andere v o n mir in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Landesverbandes der Vertriebenen i n Schles- wig-Holstein. Die beiden ersten Abschnitte der v o n mir verfaßten Entschließung, die dann i n der Minderheit blieb, mögen Ihnen zeigen, ob ich zu einer Zustimmung zu diesem Gesetz be- reit war. Sie lauten:

„Der gegenwärtige Bundestag hat z u dem Entwurf eines Gesetzes über den Lastenaus- gleich seine Entscheidung getroffen. M i t bit- terem Gefühl stehen die Heimatvertriebenen v o r dem Ergebnis. Das Versprechen der Bundes- regierung, einen gerechten Lastenausgleich durchzuführen, ist unerfüllt geblieben.

E i n echter Eingriff i n die verschont geblie- bene Substanz ist i m Gesetz sorgfältig ver- mieden, worden. Hortungs- u n d Kriegsgewinne bleiben unangetastet. Kirchenvermögen und Hausratsvermögen der Wohlhabenden sind von jeder A b g a b e freigestellt. So bleiben auf der Verteilerseite für die produktive Eingliederung der Geschädigten n u r bescheidene M i t t e l übrig, die lediglich durch eine Vorfinanzierung für die nächsten drei Jahre erhöht werden."

„Nun wissen Sie, meine Landsleute: Nicir.Ti.d w i r d Ihrem Sprecher vorwerfen können, daß er zu diesem Kompromiß, den Dr. Kather mit der Bundesregierung geschlossen hat, ein J a gesagt hat." Starker Beifall dankte Dr. G i l l e und zeigte ihm, das V e r t r a u e n seiner Landsleute.

W a s n u n ?

„Was bleibt uns i n dieser Lage zu tun übrig?

fragte Dr. G i l l e . „Der Lastenausgleich war die Probe darauf, ob die Menschen des Westens ge- w i l l t sind, die Vertriebenen als geachtete, gleichberechtigte Menschen aufzunehmen. Sie haben uns auf diese Frage e i n verklausuliertes, aber eindeutiges N e i n gesagt. W e n n w i r also im W e s t e n nicht aufgenommen werden, so wer- den w i r uns i n unserer Gemeinschaft so fest und eng zusammenschließen, w i e das nur mög- lich ist, um i m Zusammenstehen und Z u - sammenwirken mit den Freunden der anderen Vertriebenengruppen das Nötige zu tun. N u r wenn w i r es nicht verstehen, unsere Gemein- schaft fest und unerschütterlich zusammenzu- schließen, dann allerdings k a n n m a n sagen, daß in dieser Angelegenheit das letzte W o r t ge- sprochen sei. Schluß Seite 2.

A u f n . : S c h m i d t - L u c h s

s c 99 Wir stehen hier für eineinhalb Millionen

V o r zehntausend Ostpreußen aus dem Lande Schleswig-Holstein legte der Sprecher unserer Landsmannschaft, Dr. Alfred Gille, den Standpunkt der Lands- mannschaft Ostpreußen in der gegenwärtigen ernsten politischen Lage dar Wir würden

nicht ruhig schlafen, so sagte er, ehe wir nicht wüßten, daß über unsere Heimat niemand anders als die Gemeinschaft der ostpreußischen Menschen entscheide. Der feste Zusam-

menschluß aller Ostpreußen sei notwendiger denn je.

750 Millionen werden gestrichen

Bundesrat: D e r Fehlbetrag im „Lastenausgleich" soll v o n den Ländern im Rahmen ihrer Steuerkraft „gedeckt" werden Der Bundesrat hat das v o m Bundestag verabschiedete Gesetz über den „Lastenausgleich'' am

6. J u n i behandelt. Er hat i h m nicht zugestimmt, sondern er hat beschlossen, den aus zehn M i t - gliedern des Bundestages u n d zehn M i t g l i e d e r n des Bundesrates zusammengesetzten Vermitt- lungsauschuß anzurufen. Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz u n d Berlin waren die einzigen Länder, deren Vertreter für die A n n a h m e des Gesetzes eintraten. Im übrigen war es nicht so, daß nur die Länder, deren Regierungen v o n der S P D beherrscht werden, sich gegen die Heran- ziehung der Vermögen der öffentlichen H a n d für den Lastenausgleich wandten, die ja der Hauptgrund der A b l e h n u n g durch den Bundesrat ist. Nordrhein-Westfalen v o r allem, das zur Regierungsmehrheit des Bundes gerechnet w e r d e n muß, zeigte sich bei den Abstimmungen radikaler als das sozialdemokratische Hessen, und ebenso wandte sich besonders scharf auch Bayern gegen das Gesetz.

Die Streichungen, die der Bundesrat vornehmen w i l l , machen eine M i n d e r u n g des A u f k o m - mens für den Lastenausgleich v o n etwa 750 M i l l i o n e n D M jährlich aus, nach anderen Berech- nungen gehen sie sogar auf über eine M i l l i a r d e . Der Bundesrat ist der M e i n u n g , die Ausgaben im Lastenausgleich würden niedriger, die Einnahmen aber höher als erwartet sein. Sollte sich trotzdem e i n Fehlbetrag ergeben, dann müßten — nach einem Vorschlag Bayerns — für diesen A u s f a l l Bund und Länder mit einer Garantie einspringen.

N u n , was eine Garantie der Länder bedeutet, das haben die Heimatvertriebenen an der H a l - tung der Länder i n der Umsiedlunsfrage nur zu deutlich erlebt. Eine Bürgschaft der Länder für Fehlbeträge i m „Lastenausgleich" w i r d nicht v i e l mehr wert sein, als das Papier, auf dem sie steht.

Ueber die Verhandlungen i m Bundesrat be- richtet u n s e r B o n n e r Dr. P . - K o r r e - s p o n d e n t :

Z u 35 Paragraphen des Lastenausgleichsge- setzes hatte der Bundesrat Abänderungswün- sche vorgelegt. Trotz dieser V i e l z a h l brachte

die Debatte aber keine Sensationen. M a n wußte seit Wochen, daß der Bundesrat gegen die Belastung des öffentlichen Vermögens, gegen die Heranziehung der Vermögenssteuer zur Auffüllung des Lastenausgleichsfonds und gegen diie A r t der Hauptentschädigung Stel-

lung beziehen w i r d . Es ist auch k e i n Geheim- nis, daß Opposition u n d K o a l i t i o n schon wäh- rend der Lesung i m Bundestag über gewisse Kompromißlösungen verhandelt und gegen- seitig die Bereitschaft z u Zugeständnissen ab- getastet haben. Immerhin wirkte die A n e i n - anderreihung v o n 35 Abänderungsforderungen jetzt doch erschreckend.

Die v o m Bundesrat auf Vorschlag des z u - ständigen Sonderausschusses unter Senator Dodek beschlossenen Abänderungswünsche laufen i n der Hauptsache auf eine H e r a u s -

n a h m e d e s V e r m ö g e n s d e r ö f f e n t - l i c h e n H a n d aus der Vermögensabgabe und die S t r e i c h u n g e i n i g e r L ä n d e r - b e i t r ä g e a n den Lastenausgleich hinaus.

Auch könne den Ländern nicht zugemutet wer- den, daß sie auf die Vermögenssteuer verzich- ten oder gar für. abgelaufene Rechnungsjahre Uebergangsabgaben als Ersatz für die V e r - mögenssteuer zahlen. Der A b z u g eines Drittels der Raten auf die Vermögensabgabe von der Einkommen- und Körperschaftssteuer sei nicht nur eine völlig unbegründete Vergünstigung, es schmälere darüber hinaus die Einnahmen der Länder um rund 180 M i l l i o n e n D M je Jahr.

Es sei auch keineswegs einzusehen, warum die

seinerzeit gezahlte S o n d e r a b g a b e v o m

V o r r a t s v e r m ö g e n bei der Vermögens-

abgabe abzugsfähig sein solle, kein Geschädig-

ter würde diese sowieso schon milde Behand-

lung der Hortungsgewinne verstehen. Die

H ö h e d e r z u e n t s c h ä d i g e n d e n

V e r l u s t e müsse wieder begrenzt werden,

die Grenze selbst aber möge erst der Vermitt-

lungsausschuß festlegen, dieser sich i n seiner

Arbeit jedoch gleich auf die vom Sonderaus-

schuß vorgeschlagene absolute Entschädigungs-

staffel stützen und nicht auf die prozentuelle

des bisherigen Entwurfs. Diese Staffelung bringe

eine Vereinfachung der Verwaltungsarbeit

und vermeide unnötige Verfahren vor den V e r -

waltungsgerichten. Die Höhe der A r b e i t s -

p i a t z d a r l e h e n je Arbeitsplatz müsse,

solle sie überhaupt wirksam sein, von 3000 auf

5000 D M erhöht werden; eine Begrenzung auf

(2)

15. Juni 1952 / Seite 2 „Das Ostpreußenblatt"

Jahrgang 3 / Folge 17

A n den Rand geschrieben

(Patei XeCchen&e^eU Vitium

Zu den ersten und mutigsten Sprechern für die widerrechtlich aus ihrer Heimat vertriebe- nen Ostdeutschen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der in den Vereinigten Staaten tätige Pater Reichenberger, ein treuer und unerschrok- kener Sohn seiner schönen sudetendeutschen Heimat. Eben diesem Pater Reichenberger, der allen Heimatvertriebenen längst zu einem Be- griff geworden ist, wurde der Sichtvermerk für eine Reise zum sudetendeutschen Treffen in Stuttgart nicht erteilt. Gründe wurden dabei nicht angegeben. Er steht jedenfalls auf der Schwarzen Liste der Besatzungsmächte.

Es ist freilich nicht zu befürchten, daß durch ein vorenthaltenes Visum Pater Reichenberger, dessen flammende Anklagen gegen Terror und Vergewaltigung, Unrecht und Haß manchen Mit- verantwortlichen sehr übel in die Ohren klan- gen, seinen sudetendeutschen Landsleuten oder uns anderen entfremdet wird. Er leitet zur Zeit die so angesehene Kolpingslamilie in der Rie- senstadt Chikago, und er wird immer wieder Gelegenheit finden, auch jenseits des Atlantik

— und gerade dort — auf die wahre Lage der Ausgetriebenen hinzuweisen. Christen aller Bekenntnisse wissen, daß er sich hier durchaus nach der Mahnung der Apostel richtet, die Wahrheit unbeirrt zu verkünden. Dennoch wird man, gerade bei den Behörden eines demo- kratischen Landes, erwarten dürfen,, daß sie nun einmal ganz offen sagen, was sie wohl zu dieser Visumsperre gegen einen Mann veranlaßte, der nicht zuletzt auch ein Stolz seines neuen Adop- tivvaterlandes Amerika sein sollte. -p-

75 000 D M als M a x i m u m der an einen Betrieb möglichen Darlehen sei unzweckmäßig.

Schließlich bemängelte der Bundesrat auch noch d i e vorn Bundestag vorgeschlagene Re- gelung, wonach z u den Unterhaltshilfen noch T e u e r u n g s z u s c h l ä g e nach einem Son- dergesetz gezahlt werden sollen. W e n n die i m Lastenausgleichsgesetz genannten Beträge für die UnterhaRshilfe schon als z u gering aner- kannt worden seien, sei es doch naheliegend, die Sätze gleich z u erhöhen, d. h. ihnen die Teuerungszuschläge zuzurechnen. Dement- sprechend solle i m Gesetz gleich der Betrag für den Unterihaltsberechtigten mit 85 D M , für dessen Ehefrau mit 37,50 D M u n d jedes K i n d mit 27,50 D M eingesetzt werden.

G e g e n A u f t r a g s

V e r w a l t u n g

Nach einer bisherigen Praxis mit den U m - stellungsgrundschulden müsse ferner darauf W e r t gelegt werden, daß die aus der H y p o - t h e k e n g e w i n n a b g a b e eingehenden Be- trage für Zwecke der W o h n r a u m h i l f e verwandt werden u n d mindestens 85 °/o des Aufkommens i n den Gebieten jener Länder eingesetzt werden, i n denen sie aufgebracht werden. Eine Bestimmung sei aufzunehmen, daß die Länder gegenüber dem Bundesausgleichs- amt die ersten Darlehnsnehmer für die M i t t e l der Wohnraumhilfe sind. Z u r Durchführung des Gesetzes wurde ferner beantragt, dem Bundes- rat bei der Ernennung des Präsidenten des B u n - desausgleidisaantes e i n Vorschlagsrecht einzu- räumen.

Da dem Vorschlag des Sonderausschusses z u - gestimmt worden war, die Teuerungszuschläge sofort den Unterhaltsihilfen zuzurechnen, lehnte der Bundesrat dann das v o m Bundestag zur Be- ratung vorgelegte Gesetz über die Teuerungszu- schläge Z U T Unterhaltshi'lfe nach dem Lasten- ausgleichsgesetz ab.

A u c h das v o m Bundestag verabschiedete G e - setz über die Einfügung eines A r t i k e l s 120a i n das G r u n d g e s e t z , der die Durchführung des Lastenausgleichsgesetzes i n F o r m einer Bundesauftragsverwaltung erleichtern soll, wurde a n d e n Vermittlungsausschuß verwiesen.

Der Bundesrat tat dies mit der Begründung, daß die Notwendigkeit, W e i s u n g e n ohne Z u - stimmung des Bundesrates z u erlassen, nur für die Abgabenseite des Gesetzes gegeben sei.

A u c h dürften direkte Weisungen der Bundes- regierung und des Bundesausgleichsamtes n u r a n die obersten Landesbehörden gegeben wer- den und nicht a n die unteren Instanzen.

Das sind nur die wesentlichen Punkte, i n denen der Bundesrat eine Abänderung gegen- über den v o m Bundestag beschlossenen Formu- lierungen wünscht. Die für die Geschädigten gefährlichsten Wünsche sind natürlich die nach einer Herausnahme des Vermögens der öffent- lichen Hand aus der Vermögensabgabe, die nach einer Belassung der Vermögenssteuer bei den Ländern u n d die Verweigerung der Hergäbe dieser Steuern für Lasten^ausgleichszwecke.

V a g e Z u s i c h e r u n g e n A l s Gegengewicht für diese die Leistungsseite zweifellos außerordentlich beeinträchtigenden Wünsche sollen die von allen Ländern z u m Ausdruck gebrachten Z u s i c h e r u n g e n a n - gesehen werden, daß die Höhe des A u f k o m - mens auf keinen Fall geschmälert werden dürfe, daß die Ländeir sich verpflichten würden, den Ausfall auf Grund gesetzlicher Bestimmungen zu tragen usw. Diese Versicherungen erläuterte der b a y e r i s c h e S t a a t s s e k r e t ä r R i n g e l m a n n . Er sprach offensichtlich für die M e h r z a h l der Länder, die seinem Vorschlag dann j a auch zustimmten. Zunächst stellte er fest, daß sein Land die Haltung zu dem ganzen Gesetz von der Abstimmung über d e n A n t r a g zu § 315 abhängig mache, in dem d i e Streichung der dort niedergelegten Verpflichtung d e r Län- der gefordert wird, jährlich 250 M i l l i o n e n D M als Ersatz für ersparte Fürsorgeleistungen dem Lastenausgleichsfonds beizusteuern. A u s der Begründung seines Antrages erst ergab sich d i e Hintergründigkeat der ganzen Angelegenheit

u n d d i e Tatsache, d a ß nach einer abgekarteten

Regie hier das Hauptproblem aufgerollt werden

•ollte. Die Argumentation Ringelmanns lief d a r -

„Ihr nahmt ihnen Ostpreußen . i i

Eine Pariser Schattenpolitik und ein neues Europa?

(EK) Schon seit geraumer Zeit mehren sich die Zeichen dafür, daß sich mindestens beträcht- liche und einflußreiche Kreise Frankreichs gegen den Gedanken wehren, einen unumgänglich notwendigen Neuaufbau Europas unter ehr- licher u n d wirklicher Partnerschaft des einsti- gen deutschen Kriegsgegners z u vollziehen.

Nicht irgend e i n fragwürdiger Radi kaiist und Außenseiter, sondern der immer noch sehr maßgebende einstige französische Ministerpräsi- dent D a l ä d i e r — der „Mann v o n München"

— hielt fast zur gleichen Stunde, d a i n Bonn und Paris die Vorträge unterzeichnet wurden, auf dem Parteitag der französischen R a d i k a l - sozialisten eine Rede, i n der er kurzweg

„Deutschland als die einzige wirkliche Gefahr Europas" bezeichnete, was m a n i n M o s k a u sicherlich mit Schmunzeln zur Kenntnis genom- men hat.

Fast noch deutlicher aber wurde der M a n n , den m a n mit einiger Berechtigung als d e n lang- jährigen Repräsentanten des französischen Kleinbürgertums bezeichnet hat, der mehrfache Ministerpräsident u n d spätere Kammerpräsi- dent Edouard H e r r i o t, heute e i n achtzigjäh- riger einflußreicher Regisseur i m Hintergrund der französischen Außenpolitik. Nachdem er — sehr bezeichnend — lang und breit seine V e r - dienste u m eine europäische A n e r k e n n u n g der Sowjetunion dargestellt hatte, wandte er sich i n seiner Rede unmittelbar a n M o s k a u mit den W o r t e n :

„Ihr tut Unrecht, z u glauben, daß die Deut- schen Euch vergessen haben, was Ihr ihnen a n - getan habt. Ihr habt ihnen K ö n i g s b e r g genommen u n d O s t p r e u ß e n , die W i e g e Deutschlands. Ihr seid bis zur Oder vorgedrun- gen und bis an die Tore B e r l i n s . Glaubt Ihr, daß die Deutschen dies v o n Euch hinnehjmen werden? Sie werden sich vielleicht zuerst gegen uns (!) wenden, aber ebenso sicher gegen Euch.

Ihr müßt also verhandeln!"

Die Ostdeutschen, die in diesen W o r t e n eirie Reihe v o n sehr schwerwiegenden Tatbeständen angesprochen finden, die dabei auch das W o r t

„Unrecht" hören, tun gut daran, sich diese A u s - führungen einmal durchzulesen. Ihre Hoffnung nämlich, daß hier einer der bekanntesten fran- zösischen Staatsmänner den Länderrauib i m Osten, die furchtbaren Untaten a n wehrlosen Deutschen gebührend gekennzeichnet habe, w i r d dann rasch verfliegen. Der M a n n , der sich einst ohne Zweifel als Liquidator des Poincaris- mus nach dem ersten W e l t k r i e g e i n Verdienst erwarb, d e n m a n w o h l mit Locarno u n d einer Förderung der jungen Europabewegung «n

:

V e r - bindung brachte, hat auch als achtzigjähriger Patriarch seine verhängnisvolle Voreingenom- menheit gegen jedes Deutschland noch nicht aufgegeben. K e i n W o r t des Tadels für das, was an unmöglichen „Lösungen" nach 1945 auf Kosten ausgetriebener Ostdeutscher geschaffen wurde E i n U n r e c h t ist es für ihn nur, wenn M o s k a u nicht auf französisches Liebeswerben

reagiert, w e n n es nicht hintenherum eine

R

ück"

Versicherung zur Sicherung seiner Beute sucht.

Sehr würdig erscheinen diese A v a n c e n des M a n - nes nicht, der einmal e i n ausgezeichnetes Buch über Beethoven schrieb und der seinem Vater- lande im Inneren zweifellos große Dienste ge- leistet hat. M a n müßte sehr leichtsinnig sein, wenn man d a nicht riesengroße Schatten über einem werdenden Europa aufsteigen sähe.

«

W e n n sich i m alltäglichen Leben mehrere Menschen zusammenfinden, gemeinsam e i n großes neues W e r k z u gründen, dann müssen sie z u echter Kameradschaft entschlossen sein.

Im anderen Falle brauchten sie gar nicht z u be- ginnen, denn was soll aus einem Unternehmen werden, dessen einzelne Partner heimlich Füh- lung mit seinem größten Gegner suchen?

Es ist erfreulich, daß einer der mutigsten französischen Kommentatoren der Gegenwart, Servan-Schreiber v o n der „Paris Presse", an

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Selbstverständlichkeiten erinnert u n d d a f er — bei aller Hochachtung v o r der historische^

fiZll ! iL Herriot und se.ner Freunde - ~ Leistung e.nes ! « - • » ' - ; - , Politiker e i n d e u t i g , v o n der Gefahr der

spricht, die mehr GefaHen a Vergangenheit z u betrachte ,

schwierige S 5 v o r z u s t e l l e n . D e n r h e t o ^ s d ; p e n d l n Paraden I « m i n N

als iunaer Franzose mit dem H i n w e i s , man könne entweder Deutschland i m Besatzung,- Status halten oder es als Partner für eine neue A e a gewinnen. Beides ™

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* , ™ nicht. U n d w i r aus dem deutschen Osten dürfen hinzufügen: m a n k a n n sich entweder brutal z u m Unrecht v o n 1945 b e k e n n e n oder m a n kann es als Unrecht erkennen. D a n n aber ist der d e u t l e O s t e n k e i n Köder für r a h n ^ r t e Tauschgeschäfte, sondern e i n echtes europäi- sches Problem, das sicher nicht auf den W e g e » Herriots gelöst w e r d e n k a n n .

U n s e r e G e m e i n s c h a f t s t a r k m a c h e n !

Schluß v o n Seite 1

Nach dieser Abrechnung zeigte D r . G i l l e i n großem Umriß eindrucksvoll unsere außen- politische Stellung auf. Das Vertriebenenpro- blem sei keineswegs n u r eine große soziale Frage. Unser Sprecher zeigte, w i e das B o l l w e r k im Osten eine Leistung aller deutschen Stämme, j a des Abendlandes war. A n die Aufnahme der vertriebenen Hugenotten erinnernd, kennzeich- nete er die außerordentliche Toleranz des preu- ßischen Staates unter seinen Königen. Dieser Staat hätte w o h l zeigen können, w i e das Pro- blem v o n heute anders anzufassen wäre, als es nun geschehen sei. „Als die Dämme brachen", rief er aus, „da ging nicht Ostpreußen, da ging im Osten das A b e n d l a n d zugrunde, u n d was dort eintrat, das war ein V a k u u m , v o n dem man heute noch nicht weiß, w i e es s i n n v o l l auf- gefüllt werden kann, damit das Ganze Bestand hat. Die Vertreiber aber, — damit meinen w i r nicht nur die Russen, sondern alle Mächte dieser Welt, angefangen v o n A m e r i k a u n d E n g - land, alle, die an dem Verbrechen von«Jalta und Potsdam die Schuld tragen. W e n n uns immer wieder unser Sündenregister vorgehalten w i r d , so haben w i r z u antworten: D e n k t an eure eigenen Sünden, denkt an das gerüttelt Maß v o n Schuld, das ihr auf euch genommen habt u n d für das i h r verantwortlich s e i d ! "

Dr. G i l l e warnte davor, eine Aeußerung des amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Taft, er werde als Präsident die Verträge v o n Pots- dam u n d Jalta kündigen, z u ernst z u nehmen, da sie i m W a h l k a m p f gesprochen wurden. A b e r hinter einer solchen Aeußerung stehe offenbar doch die Erkenntnis, daß i n K o r e a v i e l ameri- kanisches Blut nicht hätte fließen müssen, w e n n jene Verträge anders ausgesehen hätten. D i e

N o t s t a n d s k l a u s e l u n d O d e r - N e i ß e - L i n i e

Eine seltsame Erklärung des französischen Außenministers

dein, auch ohne Verständigung m i t d e r Bundes- regierung möglich s e i . Hinsichtlich der deut- schen Ostgrenzen erklärte der französische Außenminister, daß F r a n k r e i c h d i e Oder- Neiße-Linie nicht streitig mache.

Diese Auslassungen des französischen Außen- ministers runden n u r das B i l d ab, das die oben zitierte Aeußerung v o n Herriot über die E i n - stellung weiter und maßgebender K r e i s e F r a n k - reichs gibt. Daß sie i m W i d e r s p r u c h z u dem bis- herigen offiziellen Standpunkt der französi- schen Regierung stehen, nach welchem es sich bei der Oder-Neiße-Linle keineswegs u m eine Grenze handelt, scheint d e n Außenminister welter nicht anzufechten.

Eine eigenartige Auslegung des französischen Standpunktes z u r Oder-Neiße-Linie gab der französische Außenminister Schumann i m V e r - lauf einer Pressekonferenz i n Pari6, w i e aus einem Bericht der Schweizer Zeitung „Die T a t "

hervorgeht. Schumann bezeichnete die Bonner Verträge als ein interimistisches Vertragswerk, das einen Friedensvertrag nicht ersetze. Ueber- haupt seien Verhandlungen mit Rußland über Deutschland noch immer durchaus möglich, wo- zu auch die i m Friedensvertrag z u regelnde Frage der Grenzen gehöre. Die Verhandlungs- freiheit der Westmächte s e i durch die Not- standsklausel des Bonner Hauptvertrages gege- ben, durch welche den Westmächten ein H a n -

auf hinaus, daß die B e r e c h n u n g e n d e s B u n d e s t a g e s hinsichtlich der Leistungsver- pflichtungen des Lastenausgleichsfonds v ö l l i g u n k o n t r o l l i e r b a r und mit größter W a h r - scheinlichkeit v i e l z u hoch angesetzt worden sind. M i t anderen W o r t e n : Z u r Abdeckung der bisher a l s Fixbeträge bezeichneten Posten w i e Kriegsschadensrenten, Wohnraumhilfen, Härte- fonds, sonstigen Förderur^ismaßnanmen und Währungsausgleich werde man weit weniger pro Jahr benötigen, als der Bundestag ange- geben hat. N i e m a n d könne behaupten, daß es sich hier auch nur u m halbwegs verläßliche Schätzungen handle. Es wäre daher völlig ab- wegig, von den Ländern jetzt schon die Üeber- nahime v o n Leistungsverpfiichtunigen z u ver- langen, die möglicherweise gar nicht notwendig sein werden. A u f der anderen Seite würde durch verschiedene vom Bundesrat gewünschte Aendemingen das allgemeine Aufkommen er- höht werden. Er, Staatssekretär Ringelmann, schlage deshalb folgende Lösung vor: Der § 315 mit seiner Verpflichtung, 250 M i l l i o n e n D M jährlich aus Ländermitteln beizusteuern, w i r d gestrichen, dafür aber v o n den Ländern i n einer Garantieerklärung die Verpflichtung übernom- men, jährlich alle jene Beträge aufzubringen, mit denen das Gesamtaufkommen hinter den vom Bundestag aufgestellten Leistungsverpflich- tungen zurückbleibt, und dies — und das ist schon einer der vielen möglichen Pferdefüße — i m Rahmen und unter Berücksichtigung der Steuerfcraft der Länder.

S e l b s t v e r s t ä n d l d c i h . . .

W i e schon erwähnt, stimmte die Mehrheit der Länder diesen Vorschlägen au. In den Debatten wurde wiederholt beteuert, daß die Länder nicht

daran dächten, das Gesamtaufkommen für d e n Lastenausgleichsfonds z u schmälern, u n d daß sie selbstverständlich alles tun würden, u m das Leistungsniveau zu halten. Natürlich, selbst- verständlich . . .

W e n n man z u diesen Ausführungen noch die Worte des S P D - A b g . K r i e d e m a n n ge- hört hat, die dieser auf der Landesvertriebenen- konferenz seiner Partei a m 6. J u n i nach Be- endigung der Bundesratsdebatte (über deren Er- gebnis er sofort nach Itzehoe telephonisch i n - formiert wurde) sprach, w i r d man unter Be- rücksichtigung der Ausführungen Ringelmanns von selbst die in Frage kommende Kompromiß- formel wenigstens i n ihren groben U m r i s s e n er- kennen. Kriedemann befürwortete eine K o m - promißlösung, die einen Verzicht der Länder auf die Vermögenssteuer z u Gunsten des L a - stenausgleichsfonds vorsieht, wenn jede andere Belastung der Länder, wie z. B. die Lnanspruch- naihme des Ländervermögens wegfiele. Außer- dem müsse das Privatvermögen, insbesondere der Aktienbesitz, stärker z u m Lastenausgleich herangezogen werden.

Der Vermittlungsausschuß muß jetzt ver- suchen, zwischen der v o m Bundestag verab- schiedeten Fassung des Gesetzes u n d d e n v o m Bundesrat gewünschten Formulierungen eine Kompromißlösung z u finden. Befreiung gewis- ser öffentlicher Vermögenswerte v o n der V e r - mögensabgabe, vorläufige Zurückstellung e i n i - ger Länderbeiiträge auf der einen Seite, eine

„Ausfallgarantie" der Länder mit der Streichung gewisser Vergünstigungen auf der Leist u mis- se! te und Beschneidung der Entschädigungs- höchstgreroze auf der einen Seite, — das dürften i n allergröbsten Umrissen w o h l die eisten Grundlagen für e i n Kompromiß sein.

A m e r i k a n e r könnten sich heute aussuchen, jM sie Roosevelt für haßblind oder für dumm halten wollten. Doch würden die V o l k e r nicht nur für die Verbrechen, s o n d e r n auch für pie Dummheit ihrer Staatsmänner bestraft.

A m e r i k a beginne m a n zu begreifen, daß i n aas V a k u u m i m O s t e n unberechenbare Kräfte ein- strömen. , .

W i r Ostpreußen hätten d e n längsten u n d be- schwerlichsten W e g nach Hause, nicht n u r räumlich, sondern auch politisch. „Das letzte Stück müssen w i r a l l e i n gehen, u n d dabei hilft uns niemand. Diese Tatsache a l l e i n würde ge- nügen, u m die Existenz der Landsmannschaft Ostpreußen z u begründen. W i r aber w o l l e n nicht r u h i g schlafen, ehe w i r nicht w i s s e n , daß über unserer Heimat k e i n anderer entscheidet als die Gemeinschaft der ostpreußischen M e n - sehen." D e r erste Schritt auf dem W e g e nach Hause wäre getan, w e n n die unselige Zonen- spaltung aufhörte u n d w i r wieder an der Oder stehen würden. V o n größter B e d e u t u n g wäre daher für uns die Entscheidung, die i n d e n nächsten W o c h e n v o r uns stehe. Dr. G i l l e sagtet

„Ohne d e m G e s a m t v o r s t a n d unserer Lands- mannschaft, der am 21. u n d 22. J u n i z u dieser Frage Stellung nehmen w i r d , i r g e n d w i e v o r z u - greifen, möchte ich einige persönliche Bemer- kungen dazu machen: E i n V e r t r a g , der auch n u r in einem Punkt das Z u s a m m e n k o m m e n der sinnig gespaltenen Teile Deutschlands v i zögern oder erschweren k a n n , muß auf d 4 H heftigsten W i d e r s t a n d des ganzen deutschen' V o l k e s stoßen. E s k a n n nicht angehen, daß e i n V e r t r a g geschlossen w i r d , i n dem eine B i n d u n g enthalten ist, die für alle Z o n e n gelten soll.

W i r können die Entscheidung der achtzehn M i l l i o n e n i n der Sowjetzone nicht einfach vor- wegnehmen." D i e Debatte u m die neuen V e r - träge s e i i n Gefahr, parteipolitisch ausgenutzt zu werden. Ueber alle Parteianschauungen hin- w e g müsse hier jeder einzelne S t e l l u n g nehmen.

E i n N e i n könne n u r als geschlossenes N e i n aller Deutschen Gewicht haben.

W e n n i n F r a n k r e i c h heute die M e i n u n g a n - zutreffen s e i : U n s ist e i n Restdeutschland mit v i e r z i g M i l l i o n e n lieber als e i n v e r e i n t e ! Deutschland mit sechzig M i l l i o n e n , so werde die Rechnung für eine solche A n s i c h t v o n Frank- reich genau so w i e v o n u n s z u begleichen sein, u n d das könnte eine blutige Rechnung werden.

Z u s a m m e n s c h l u ß

„Ob w i r die Lage i n n e n - oder außenpolitisch betrachten," rief Dr. G i l l e unter Beifall, „so er- gibt sich für uns die gleiche Folgerung, daß unser Zusammenschluß fester 6ein muß als je!"

Organisatorisch sei die Landsmannschaft Ost- preußen eine lose Gemeinschaft, aber das be- deute nicht, daß sie nicht innerlich so fest s e i w i e je eine andere.

E i n besonderes W o r t widmete er d e n „Gut- gekleideten" i n unseren Reihen, die durch Tüch- tigkeit u n d e i n Quentchen Glück wieder eine Existenz hätten aufbauen können: „Wir freuen uns über i h r e n Erfolg v o n Herzen. A b e r Schmach u n d Schande über sie, w e n n sie darum ihre Landsleute vergessen, w e n n die V e r t r i e - benenversammlungen ihnen nicht mehr fein ge»

nug s i n d ! W e n n der Tag der Rückkehr kommt, dann w o l l e n w i r an der W e i c h s e l eine Legion aufstellen, aber nicht u m z u kämpfen, sondern um sie zurückzujagen. Sie haben ihre Heimat verraten u n d werden sie auch nicht wieder- gewinnen." In Schleswig-Holstein brauche k e i n Ostpreuße mehr zu befürchten, scheel an- gesehen z u werden. Ihre Tüchtigkeit habe den Ostpreußen i n diesem Lande Achtung er- worben. Jeder v o n uns aber müsse immer "daran denken, daß v o n unserer H a l t u n g , unserem Handeln nicht nur unser kleines Selbst abhängt, sondern das Schicksal und A n s e h e n aller Menschen unserer Heimat und das A n d e n k e n unserer Toten u n d ihrer Leistungen.

W e n n w i r vor der Aufgabe ständen, ohne Hei- mat heimatlich weiterzubestehen, w i e e i n l M M matvertriebener Dichter es sagte, so gebe US*

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M e n s c h e n , die die N a d e l mit der Elchschaufel tragen, d i e Gemeinschaft d e r M e n s c h ^ , die sich täglich und stündlich z u ihrer Heimat bekennen, die Kraft dazu.

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Sprechers wurde häufig v o l l den Beifallskundgebungen der Zehntausend un-

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W o r t e in die Holstenhalle rief, die unseren W i l l e n u n d u n - s« ie Forderung zusammenfassen: „Gebt uns un- n e n s d i ;

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"'ensdxhche und göttliche ! ^ cht genommen.

nam da erhoben sich die Ostpreußen * ! •

atrophen des Deutschlandliedes.

(3)

Jahrgang 3 / Folge 17

15. Juni 1952 / Seite 3

D a s D i l e m m a d e s p o l n i s c h e n K l e r u s

V o n A r t u r W . Just Polen Ist e i n katholisches Land, 96

J

/o der

Bevölkerung bekennt sich zur römischen Kirche;

k e i n anderer Ostblockstaat besitzt eine so große konfessionelle Gleichförmigkeit. Im A u g e n b l i c k der Inthronisierung der v o n M o s k a u abhängi- gen Kommunisten als politische Machtträger der Regierung i n Warschau unter dem Schutz der Bajonette der Roten A r m e e begann auch i h r Kampf gegen d i e Kirche. In dieser A r e n a des geistigen Ringens versagten alle M o s k a u e r E r - fahrungen und Ratschläge, denn einer so mäch- tigen u n d geschlossenen Weltanschauungsfront hatten die Kommunisten noch niemals gegen- übergestanden. So schwach auch die politischen Positionen waren, die v o n den i n der Sowjet- union geschulten Männern des L u b l i n e r K o m i - tees besetzt werden mußten, als Stalin ihnen bei seinen K r i e g s a l l i i e r t e n i n Jalta d e n W e g zur A k t i o n freigemacht hatte, so unüberwindlich erwies sich der geistige Widerstand gegen kom- munistische Infiltration b e i den katholischen Gläubigen u n d i h r e n H i r t e n . D i e üblichen M e - thoden der V e r u n g l i m p f u n g , Verdächtigung, politischer Schauprozesse u n d abschreckend bru- taler Strafen bewirkten i n Polen eher das G e - genteil: die Masse der Bevölkerung blieb der Kirche treu u n d das Märtyrertum der Geist- lichen erhöhte die moralischen Gegenkräfte.

Ebenso w i e i n U n g a r n und der Tschechoslowakei richteten sich die Bemühungen der antikirch- lichen Regierungspolitik dann auf eine Spal- tung des Klerus. W e r v o n der Priesterschaft bereit war, sich v o n „Rom" u n d d e m polnischen Episkopat z u differenzieren, hatte Aussicht, den fortgesetzten Drangsalierungen z u entgehen.

A u f längere Sicht mußten schließlich solche Zer- setzungsbestrebungen auch v o n einem gewissen Erfolg begleitet sein, doch wußten die p o l n i - schen Kommunisten sehr genau, daß hier e i n langer, kräfteverzehrender Kampf auch für sie durchzustehen war, der v i e l politische Energie verbraucht, die m a n anderenorts gern z u posi- t i v e n A u f g a b e n eingesetzt hätte. A b e r auch die katholische Kirche i n Polen u n d der V a t i k a n sahen sich v o r eine Aufgabe gestellt, deren säkulares Ausmaß zunächst einzigartig war.

N a c h langwierigen tastenden V e r h a n d l u n g e n k a m a m 14. A p r i l 1950 e i n A b k o m m e n zwischen dem polnischen Episkopat u n d d e r Warschauer Regierung zustande, das alle Zeichen eines Kompromisses trägt. Gegen das Zugeständnis der Lehr- u n d einer gewissen Pressefreiheit für die Kirche verpflichtete sich diese z u politischen Zugeständnissen v o n weittragender Bedeutung.

So lautete A r t i k e l 3:

„Der polnische Episkopat stellt fest, daß das wirtschaftliche, historische, k u l t u r e l l e und religiöse Recht sowie d i e säkulare Gerechtig- keit a n sich die vollständige Eingliederung u n d dauernde Zugehörgkeit d e r wiederge- wonnenen Gebiete z u r R e p u b l i k Polen er- heischen. D e r Episkopat w i r d deshalb d e n H e i l i g e n Stuhl ersuchen, d i e i n diesen Gebie- ten eingerichtete Kirchenverwaltung i n stän- dige Diözesen u m z u w a n d e l n . "

Am Stelle des 1948 verstorbenen K a r d i n a l s H l o n d , langjähriger Erzbischof v o n Gnesen und Posen, d e r diese Fassung noch gebilligt

(

hatte, bestieg K a r d i n a l W y s z y n s k i a l s Primas den geistlichen Fürstenthron i n K r a k a u . Erst i m Frühjahr 1951 erhielt er das A u s r e i s e v i s u m für einen Besuch i n Rom, u n d erst M i t t e Dezember erstattete er i n einem Interview für das K r a - k a u e r Wochenblatt „Tygodnik Powszechny", das amtliche O r g a n des Episkopats, einen Be- richt über seine dortigen V e r h a n d l u n g e n . „Hat man i n R o m d e n Rechten Polens auf die West- gebiete genügend Rechnung getragen?" lautete die Frage. U n d die A n t w o r t :

„Der H e i l i g e V a t e r schenkte unseren Dar- legungen Gehör. Das vatikanische Staats- sekretariat hat gleichfalls d i e v o n uns vorge- schlagenen Gesichtspunkte ebenso aufmerksam w i e w o h l w o l l e n d i n Erwägung gezogen. — D i e polnische Oeffentlichkeit, der polnische E p i s k o - pat u n d die Regierung sind bezüglich der kirch- lichen Probleme der Westgebiete der gleichen Auffassung. D e r H e i l i g e Stuhl hat v o n i h r Kenntnis, bringt i h r Verständnis u n d Rücksicht entgegen u n d würdigt sie. — Für uns ist nur wichtig, unsere Schicksalsstunde historisch zu erkennen.

V o n unserem G l a u b e n a n d i e Zukunft, v o n unserem O p f e r w i l l e n u n d unseren Leistungen w i r d es abhängen, ob w i r die Aufgabe, die uns die historische Stunde Polens i n diesen Gebieten auferlegt, erfüllen werden."

Für d e n Primas i n Polen sprechen d i e Tat- sachen, z u denen sich der H e i l i g e Stuhl bekennt, eine deutlichere Sprache als seine diplomatische Zurückhaltung, die es i h m nicht gestattet,

„bisher ausdrücklich Stellung zu nehmen". Sie bestehen i n der Gründung kirchlicher Institutio- nen u n d Organe nach kanonischem Recht, w i e Diözesankurien, Seminare u n d die Einsetzung

H e r a u s g e b e r , V e r l a g u n d V e r t r i e b : L a n d s m a n n s c h a f t Ostpreußen e V

S c h r i f t l e i t u n g . M a r t i n K a k i e s S e n d u n g e n für die S c h r i f t l e i t u n g : (24a) H a m b u r g - B a h r e n f e l d . Pestfach 20, T e l e f 42 52 89 U n v e r l a n g t e E i n s e n d u n - gen u n t e r l i e g e n nicht der r e d a k t i o n e l l e n H a f t u n g , für die Rücksendung w i r d Rückporto erbeten

Sendungen f üi d i e G e s c h ä f t s f ü h r u n g de i L a n d s m a n n s c h a f t Ostpreußen e V Sinei z u r i c h t e n nach (24a) H a m b u r g 24, Wallstraße T e l e f o n 24 28 51/52 P o s t s c h e c k k o n t o L O e V H a m b « «7» ' .

D a s o s t p r e u ß e n b l a t f erscheint d r e i m a l im M o n a t B e z u g s p r e i s : 91 P f u n d 9 P f Z u s t e l - gebühr B e s t e l l u n g e n n i m m t lede P f t3"5131» ^ ; ßeeen W o das nicht möglich. B e s t e l l u n g e n an d i e Veftriebslteife ..Das Ostpreußenblatt" (24a) H a m - burg 24 Wallstraße 29b P o s t s c h e c k k o n t o : ..Das Ost- preußenblatf H a m b u r g 8426 -er/o«tfrlesl

Druck- R a u t e n b e r g & M o c k e i , (23) Leer/ostmesi..

Norderstraße 29/31. R u f L e e r 3041

A n z e i g e n a n n a h m e und Verwaltung:

L a n d s m a n n s c h a f t Ostpreußen e V

* A n z e i g e n a b t e i l u n g , Hamburg 24, Wall- A . straße 29b T e l 24 28 51/52. Postscheck- fi\ k o n t o H a m b u r g 90 700.

kirchlicher Jurisdiktion, Ihn erfüllt es mit hoher Genugtuung, daß etwa das Gotteshaus i n Zde- bingen, gestern noch protestantisch, heute katholische „Polen i n nationaler Gemeinschaft"

aus a l l e n Teilen d e r Republik beherbergt, daß Polens „Rückkehr" Z U T Oder-Neiße-.Grenze*

den Protestantismus aus der Neumark u n d aus Ostpommern endlich vertrieben hat und dort statt der früheren hundert n u n tausend katho- lische Kirchen eröffnet sind; daß i n d e r Kathe- drale v o n Gnesen „Kinder der gleichen Polen beten, die jenen D o m mit ihren Händen er- baut haben". D e r Baumeister der deutschen Ordensritter gedenkt der K a r d i n a l nicht. „Gott hat uns durcheinandergemengt, w i e einen Teig, und daraus w i r d zweifellos e i n neues Brot ent- stehen, v o n d e m das wiedererstandene Polen 6ich nähren w i r d " . —

M i t diesem chauvinistisch-nationalen Be- kenntnis hat der Primas v o n Polen nicht nur sich und den Episkopat, sondern auch den V a t i k a n belastet, der nach seiner Darstellung davon Kenntnis hat, sie würdigt und auf sie Rücksicht nimmt, wenn auch eine formelle B i l l i g u n g ebenso fehlt w i e eine Mißbilligung der hoch- offiziellen Auslassungen des M g s . W y s e y n s k i .

A l l e i n diese weitgehenden Loyalitätserklä- rungen des K r a k a u e r Kirchenfürsten genügen den P o l i t i k e r n i n Warschau noch immer nicht.

„Tribuna L u d a " beschuldigte noch i m März wie- der den polnischen Klerus der Vertragsbrüchi- gen Lässigkeit i n der „Verteidigung der polni- schen Westgrenzen gegen d i e Revanchekam- pagne d e r deutschen K a t h o l i k e n " . D i e Errich- tung v o n Bistümern i n d e n Westgebieten steht noch aus, und n u r zögernd schaltet sich die katholische Geistlichkeit i n d i e sowjetischen Friedenskampagnen e i n .

A b e r auch auf der kirchlichen Seite fühlt m a n sich betrogen. In der Zeit zwischen Januar u n d A p r i l d. J . stand der Entwurf für eine neue pol- nische Verfassung z u r „allgemeinen" Diskus- s i o n " , d i e u . a. die Gewissens- und Glaubens- freiheit, die freie Ausübung religiöser F u n k t i o - nen und das V e r b o t der Behinderung kirchlicher Zeremonien u n d der Teilnahme daran gewähr- leistet. Kirche u n d Staat sind getrennt, kirch- liche Eigentumsrechte sollen durch Gesetz fest- gelegt werden. D i e Verfassung verzichtet auf den staatlichen Schutz auch der antireligiösen Betätigung, w i e e r i n den Sowjetkonstitutionen z u finden ist. Dennoch aber hängt offensichtlich das Schicksal der katholischen Kirche i n Polen v o n der praktischen A n w e n d u n g der Verfas- sungsgrundsätze u n d der diesbezüglichen k o m - menden Gesetze ab. Außerdem wohnt der ver- fassungsmäßigen Verpflichtung für den Staat,

„die universelle Entwicklung des wissenschaft- lichen progressiven Denkens z u fördern" nach vatikanischer Auffassung e i n gefährliches Be- kenntnis z u m Materialismus inne, w o r i n m a n i n R o m nicht unrecht haben dürfte, bandelt es sich doch u m eine Verfassung, die d e n W e g v o m Sozialismus z u m Kommunismus bestimmen soll.

In d e m Widerstreit zwischen gegenreforma- torischen u n d nationalistischen, missionarischen u n d politischen Gefühlskomplexen, dogmatisch- kanonischen Forderungen u n d nützlichen Ent- scheidungen z u m Zwecke der bloßen Selbst-

erhaltung hat der polnische K l e t u s einen schma- len W e g z u suchen. D e r Kompromiß zwischen katholischer Kirche u n d kommunistisch ge- steuertem Staat i n Polen verdient als Experi- ment i n dem Bereich des geistigen Ringens unserer Zeit höchstes Interesse. D e r Schau- kampf auf der polnischen A r e n a w i r d i m Hinter- grund v o m K r e m l u n d v o m V a t i k a n dirigiert.

W i r Deutschen aber haben nicht die Möglich- keit, der Entwicklung v o n einem geschützten Zuschauerplatz aus gelassen z u folgen. Es geht u m säkulare Dinge, d i e unser und Europas Schicksal mit bestimmen.

B v D - V o r s t a n d u n d L a s t e n a u s g l e i c h

Auflage über 82 000.

Zur Zeit Preisliste N r , « a gulti*.

Bonn. D e r vorläufige Gesamtvorstand des B v D befaßte sich mit einigen grundsätzlichen Fragen, v o r a l l e m jedoch mit dem V e r h a l t e n Dr.

Kathers bei der A b s t i m m u n g nach der dritten Bundestagslesung des Lastenausgleichgesetzes.

Nach längerer Debatte beschloß die Mehrheit der anwesenden Vertreter der Landesverbände, einer Entschließung zuzustimmen, i n d e r u . a.

festgestellt w i r d , daß die Zugeständnisse der Regierung u n d der Regierungsparteien D r . K a - ther u n d den i h m nahestehenden Abgeordneten die Zustimmung z u diesem Gesetz ermöglicht hätten. „Der V o r s t a n d billigte diese H a l t u n g und sprach Dr. Kather u n d d e n anderen betei- ligten Abgeordneten ihren Dank aus für ihren unermüdlichen Einsatz und das erreichte Ergeb- nis", sagt die Entschließung weiter, stellt dann aber fest, daß das Gesetz auch i n seiner jetzigen Fassung nicht den Anforderungen entspricht, die a n einen gerechten Lastenausgleich gestellt werden müssen, w e i l die immer wieder z u - gesagte Neuverteilung der Kriegslasten darin nicht verwirklicht worden ist. W e n n die jetzt gemachten Zusagen jedoch eingehalten würden und wenn i m Bundesrat keine Verschlechterung herauskomme, dann sehe der B v D in dem G e - setz immerhin eine Grundlage für die wirt- schaftliche Eingliederung.

Diese Entschließung wurde bei z w e i E n t - h a l t u n g e n (Dr. Bartunek-Nordbaden und Dr.

Kimme-Bremen), sowie z w e i N e i n - S t i m - m e n (Dr. G i l l e als Vorsitzender des Landes- verbandes der vertriebenen Deutschen i n Schleswig-Holstein u n d Dr. Holland-Südwürt- temberg) a n g e n o m m e n .

Der Landesverband Hamburg des B v D war zu dieser Sitzung nicht eingeladen worden. Ohne Mandat gab Dr. Kather für diesen Landesver- band seine Stimme ab. Dr. Lodgman, der Spre- cher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, war nicht erschienen, da er, w i e er i n einem Schreiben mitteilte, wegen der Vorbereitungs- arbeiten für den Sudetendeutschen T a g i n Stutt- gart unabkömmlich war. Er bat, künftighin die Sitzungstermine so rechtzeitig anzusetzen, daß man noch disponieren könne. Der Landesvor- sitzende v o n Hessen, Walter, auf dessen Initia- tive die Sitzung einberufen wurde, hatte sich durch d e n 2. Vorsitzenden, Seiboth, vertreten lassen. V o n d e n d e m B v D angehörenden

Landsmannschaften w a r lediglich die Lands- mannschaft Schlesien durch Dr. Rinke vertreten, der dieser Entschließung zustimmte.

In d e n weiteren Beratungen wurde z u m A u s - druck gebracht, daß es zweckmäßig sei, die Eini- gungsgespräche mit d e n anderen Landsmann- schaften erst nach endgültiger Verabschiedung des Lastenausgleichgesetzes wiederaufzunehmen.

Ausführlich wurde auch über die geplante Grün- dung eines Bundesverbandes der heimatvertrie- benen Wirtschaft gesprochen und hierbei den a n den vorbereitenden Besprechungen beteiligten Vorstandsmitgliedern nahegelegt , i n diesem Stadium der Vorbereitung auch mit der allseits anerkannten „Vertretung der heimatvertriebe- nen Wirtschaft" Fühlung aufzunehmen und eine Einschaltung dieser Organisation ins Auge z u fassen.

*

(MID) Hamburg. Der Landesverband H a m - burg des B v D hat i n einer a m 26. M a i statt- gefundenen Vorstandssitzung dem Vorsitzen- den des vorläufigen BvD-Präsidlums wegen seiner H a l t u n g bei der dritten Lesung des L a - stenausgleichsgesetzes sein Mißtrauen aus- gesprochen und i h n aufgefordert, sofort zurück- zutreten. Das Mißtrauen gegen Dr. Kather sprach der Landesverbamdsvorstanid auch fer- nerhin deswegen aus, w e i l Dr. Kather diesen Landesverband zu der a m 4. M a i i n Bonn statt- gefundenen Kundgebung nicht eingeladen hatte.

Zwei Entschließungen der VOL

Lastenausgleich u n d Generalvertrag Der Vorstand der Vereinigten Ostdeutschen Landsmannschaften (VOL) hat a m 29. M a i zum Lastenausgleich und z u m General vertrag Ent- schließungen gefaßt. Z u der Frage des soge- nannten L a s t e n a u s g l e i c h 6 nahm er die folgende Entschließung a n :

„Das v o m Bundestag verabschiedete Lasten- ausgleichsgesetz w i r d dem Grundsatz eines A u s - gleichs der Kriegsschäden durch eine gerechte Vermögensumschichtung nicht gerecht. Es ist ein Gesetz zur Linderung sozialer Notstände und entlastet Bund u n d Länder v o n den ihnen obliegenden sozialen Verpflichtungen. Das

Lastenausgleichsgesetz trägt seinen Namen z u Unrecht.

Durch die überraschende Zustimmung des ODU-Abgeordneten und Z v D (BvD)-Vorsitzen- den D r . K a t h e r ist i m In- und Auslande der Eindruck entstanden, als ob die Vertriebenen und Geschädigten diesem Gesetz zustimmen.

Das i6t nicht der Fall.

D i e Masse der Vertriebenen und Geschädigten verlangt u n d erwartet einen echten Ausgleich der Kriegsschäden und billigt daher dieses Ge- setz, als unzureichend, nicht."

D i e Entschließung über den G e n e r a l - 'v e r t r a g u n d d e n V e r t r a g ü b e r

d i e e u r o p ä i s c h e V e r t e i d i g u n g s - g e m e i n s c h a f t hat den folgenden Wortlaut:

„Zwischen den drei Westalliierten und der Bundesregierung sind zwei grundlegende Ver- träge, der Generalvertrag und der Vertrag über die europäische Verteidigungsgemeinschaft ab- geschlossen worden, deren Wortlaut uns noch nicht bekannt ist.

A l s Heimatvertriebne haben w i r z u diesen beiden Verträgen folgende A n l i e g e n :

Die i n der Bundesrepublik lebenden Deutschen haben ebenso w i e ihre Brüder in der Sowjetzone und i n der alten Heimat den heißen Wunsch, daß das deutsche V o l k eines Tages eine unab- hängige deutsche Politik betreiben kann.

Eine solche Politik w i r d in jedem Fall die entscheidende Bedeutung des deutschen und europäischen Ostens für Deutschland und Europa würdigen müssen.

Auch für d i e angestammte Bevölkerung der europäischen Gebiete ostwärts des Eisernen Vorhangs müssen die Grundsätze der Freiheit und des Rechts auf Selbstbestimmung gelten."

Feststellungsformulare Anfang Juli?

Der Aufruf der Bundesregierung zur A n m e l - dung der Vertreibungs-, Kriegssach- und Ost- schäden w i r d nach Abschluß der Vorarbeiten voraussichtlich i n der zweiten Hälfte des Monats Juni erfolgen. Die amtlichen Anmeldeformulare werden so abgefaßt sein, daß mit der Ausfül- lung nicht auf den Erlaß der im Fest Stellungs- gesetz vorgesehenen Durchführungsverordnun- gen gewartet werden muß. Die für die V e r o r d - nungen maßgebliche Fragestellung wird bereits im Anmeldeformular berücksichtigt sein. M i t der Ausgabe der amtlichen Anmeldeformulare soll etwa zu Beginn des kommenden Monats zu rechnen sein. Die Ausgabe erfolgt grundsätz- lich k o s t e n l o s über die zuständigen Ge- meindeämter und nicht über die Geschädigten- organisationen. Im Bundesfinanzministerium ist auch nichts von irgendwelchen Abmachungen bekannt, wonach Organisationen beauftragt oder ermächtigt worden wären, den Vertrieb dieser Anmeldeformulare durchzuführen und dafür entsprechende Beträge zu kassieren.

E i n F l ü c h t l i n g s l a g e r der niedersächsischen Hauptstadt, am Mühlenberg im Süden Hannovers, soll mit ausländischer Hilfe z u einer großen Siedlung umgestaltet werden. Der erste Abschnitt sieht d e n Bau v o n fünfziq Häusern mit hundert W o h n u n g e n vor. A u f d e m höchsten Punkt d e s Lagers w i r d eine Kirche gebaut, d i e d e r Papst bereits gestiftet hat.

Referenzen

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