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Bankenlobby gefährdet Demokratie

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Academic year: 2022

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DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de

Gewinne der Bankgiganten

-im 1. Quartal 2010, in Mrd. Euro-

1,5

1,2

2,3

1,8

UBS Barclays BNP

Paribas

Deutsche Quelle: Frontal21, 22.06.2010 Bank

+10% +29%

+47%

+50%

Nr. 21/2010 25. Juni 2010

DGB-Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Bankenlobby gefährdet Demokratie

Der G20-Gipfel in Toronto steht vor der Tür, aber ein Konsens der größten Industrie- und Entwicklungsländer über Banken- abgaben, Kapitalregeln und Finanzmarktsteuern ist nicht absehbar. Woran liegt es, dass der fast zweijährige Verhand- lungsmarathon ohne nennenswerte Ergebnisse blieb? Ein Hilferuf aus dem Europaparlament erklärt Einiges: Abgeord- nete aller großen Fraktionen fordern Unterstützung gegen die Übermacht der Bankenlobby. Sie sehen sich täglich deren Druck ausgesetzt, den Rechtsrahmen für die Skandalbranche ja nicht zu verschärfen. Deshalb fordern sie, schlagkräftige Nichtregierungsorganisationen für die Reform der Finanz- märkte zu gründen.

Der Auftrag der EU-Parlamentarier ist klar: Damit sich eine Finanzkrise diesen Ausmaßes nicht wiederholt, sollen die Aufsichtsbehörden gestärkt, die Hedgefonds reguliert, die Eigenkapitalausstattung der Banken erhöht und der Deriva- tenmarkt ausgetrocknet werden. Nun schüchtert sie seit Monaten ein Heer von Bankenlobbyisten mit Horrorszenarien über die Folgen schärferer Regeln ein.

Der Hilferuf der Abgeordneten mündet in der Forderung nach einem wissenschaftlichen Dienst, der sie mit unabhängigen Analysen unterstützt. Das ist in deutschen Parlamenten ge- währleistet. Trotzdem haben wir keineswegs paradiesische Zustände, sondern handfeste Skandale: Konzernangestellte wurden an Ministerien „ausgeliehen“, private Kanzleien haben ganze Gesetzesvorlagen formuliert. Viele Ideen aus den Frankfurter Banktürmen fanden bei der Verfassung der Finanzmarktgesetze der letzten Jahre in Berliner Amtsstuben Widerhall.

In Brüssel sind diese Einflusskanäle lediglich institutionali- siert: Goldman Sachs zählt zu den engsten Beratern der EU- Kommission, obwohl die amerikanische Börsenaufsicht SEC gerade gegen die Bank ermittelt. In vier von zehn Experten- ausschüssen hat sie hochrangige Vertreter platziert. Die französische BNP Paribas ist in fünf, die Deutsche Bank gar in sieben Gremien vertreten. Was in diesen Ausschüssen disku- tiert wird, bleibt geheim.

Niemand weiß, wie stark die Einflussnahme auf die Fachbe- amten, die die Gesetzesentwürfe schreiben, wirklich ist. Sind die Einflüsterer der Finanzbranche mit den Ergebnissen ihrer Hinterzimmeraktivitäten nicht zufrieden, scheuen sie sich auch nicht, den Abgeordneten mit Abzug ihrer Geschäfte zu

drohen, wie jüngst in den Bundestagsanhörungen zum Ver- bot von ungedeckten Leerverkäufen und Kreditausfallversi- cherungen (CDS) geschehen. Diesem unverschämten Druck muss standgehalten werden. Die TV-Übertragungen von Ausschusssitzungen des amerikanischen Kongresses vermit- telten da schon ein anderes Bild: Finanzhaie auf der Ankla- gebank!

Natürlich muss Geld bereitgestellt werden, damit die Parla- mente in ganz Europa auf wissenschaftlichen Sachverstand zurückgreifen können. Auch eine starke Lobby gegen die Finanzbranche ist wünschenswert. Dafür müssen sich die Abgeordneten aber der Logik der Bankenlobbyisten entzie- hen. Zu komplexe Finanzprodukte, die volkswirtschaftlich keinen Sinn machen und zudem von keinem normalen Men- schen verstanden werden, müssen einfach verboten werden.

Dafür brauchen wir kein Detailwissen. Sonst drohen solche Regulierungsschritte zu einem Hase-und-Igel-Spiel zu werden.

Das muss verhindert werden.

Der Finanzmarkt muss nach Maßgabe des volkswirtschaftli- chen und gesellschaftlichen Nutzens funktionieren. In diesem Sinne soll er auch von den Brüsseler Behörden reguliert wer- den. Die Banker wurden nicht von Milliarden Steuergeldern gerettet, damit sie mit Partys und Exzessen weitermachen und uns schon bald die nächste Krise und eine neue Rech- nung bescheren. Die unverdrossene Ausschüttung exzessiver Vergütungen und Boni ist mit demokratischen Grundwerten nicht vereinbar. Dieses Geschäftsgebaren der Finanzwelt hat nur einen Sinn: Zocken. Bei den meisten Parlamentariern ist diese Erkenntnis zum Glück angekommen. Der Bankenlobby zum Trotz.

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