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GameStop offenbart Ineffizienz der Finanzmärkte

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Nr. 04/2021 4. Februar 2021

DGB Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

GameStop offenbart Ineffizienz der Finanzmärkte

Es klingt wie „David gegen Goliath“, was sich aktuell auf den Finanzmärkten abspielt: Auf der einen Seite Kleinan- leger, auf der anderen Seite mächtige Hedgefonds. Zum Spielball wurden die Aktien des Software-Einzelhändlers GameStop (14.000 Mitarbeiter weltweit, 200 Filialen al- lein in Deutschland). In den vergangenen Jahren liefen dessen Geschäfte nicht so gut – auch aufgrund der On- line-Konkurrenz. Das rief institutionelle Investoren auf den Plan, allen voran Hedgefonds, die auf einen Nieder- gang des Unternehmens wetteten und mit Leerverkäufen ordentlich Kasse machen wollten. Die finanzielle Macht dieser Fonds ist enorm. Das verwaltete Vermögen beläuft sich auf über 3,1 Billionen US-Dollar (siehe Abbildung).

Bei Leerverkäufen leihen sich Investoren Wertpapiere und verkaufen sie sofort wieder. Fallen die Kurse zu ei- nem bestimmen Stichtag, können die Papiere für weniger Geld zurückgekauft und dem ursprünglichen Verleiher zurückgegeben werden. Die Spanne zwischen Verkaufs- und Rückkaufspreis ist der Gewinn. Steigen die Kurse al- lerdings, bricht das spekulative Kartenhaus zusammen.

So war es jetzt im Fall GameStop. Denn zahlreiche inter- netaffine Kleinanleger riefen über soziale Netzwerke dazu auf, mittels Finanz-Plattformen Aktien von Game- Stop zu kaufen, um damit den Kurs nach oben zu treiben und den Hedgefonds so ein Schnippchen zu schlagen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein digitaler Flashmob, bei dem mehr und mehr Personen Aktien kauften. Folge: Der Aktienkurs von GameStop stieg seit Jahresbeginn von 15 Euro auf zwischenzeitlich über 400 Euro. Der Handel florierte so sehr, dass die Plattformen kurzzeitig den Han- del aussetzen – zum Ärger vieler Nutzer. Nun geraten die Hedgefonds, die ja eigentlich auf sinkende Kurse speku- liert haben, in finanzielle Schieflage. Besonders der Fonds Melvin Capital hat sich ordentlich verzockt. Der

Ausgang dieses Vabanque-Spiels ist noch ungewiss.

Doch GameStop ist wohl kein Einzelfall. Das Modell des orchestrierten Aktienkaufes durch Kleinanleger könnte Schule machen.

Interessant ist: Börsenprofis wurden im Kontext der Kleinanleger-Revolte bei GameStop nicht müde zu beto- nen, dass die zeitweilig hohen Kurse, nicht „von Funda- mentaldaten“ (also der realen wirtschaftlichen Lage des Einzelhändlers) gedeckt seien. Genau das ist aber nichts Neues und wohl eher die Regel als die Ausnahme an den Finanzmärkten. Insofern illustriert das Spektakel vor al- lem, wie stark unser Finanzsystem zu einem Casino ver- kommen ist. Oft genug folgen die Börsenkurse eher ei- nem prozyklischen Herdenverhalten als einer an realen Maßstäben orientierten Bewertung. Ob sie dabei von ei- nem mächtigen Zocker-Fonds oder vielen kleinen Ein- zelinvestoren getrieben werden, ist eher Nebensache. Es ist klar: Finanzmärkte sind keine „effizienten Märkte“.

Fakt ist: Die Spekulation an den Börsen kann auch die reale Wirtschaft bedrohen. Insbesondere, weil viele Ban- ken eng mit dem sogenannten Schattenbankensektor (Hedgefonds etc.) vernetzt sind. Deshalb braucht es eine umfassende Regulierung aller Bereiche der Finanz- märkte. Auch ein Verbot von ungedeckten Leerverkäufen gehört dazu, denn diese Geschäfte stiften keinen volks- wirtschaftlichen Nutzen, sondern sind reine Wettspiele.

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