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Kopfschmerzen und Lidspaltendifferenz

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Bayerisches Ärzteblatt 11/2008 669

Blickdiagnose

Kopfschmerzen und Lidspaltendifferenz

Die 35-jährige Patientin stellte sich in der Notaufnahme vor, nachdem es 20 Stunden zuvor bei einem Volleyballspiel zu einer heftigen Nackenextensionsbewegung gekom- men war und sich nach einer Latenz von einigen Stunden ein heftiger rechtsseitiger Kopfschmerz entwickelte, der bis in die gleichseitige Kiefer- und Halsregion ausstrahlte.

Die Einnahme von Ibuprofen hatte keine Besserung erbracht. Dem Ehemann war eine

„Veränderung“ am rechten Auge aufgefallen.

Abbildung 1.

Abbildung 2. Abbildung 3.

Diagnose

Bei der neurologischen Untersuchung zeigte sich eine rechts engere Lidspalte als links (= Ptose) und eine engere Pupille rechts vor allem in dunkler Umgebung (Miosis – Abbil- dung 1). Ansonsten fanden sich klinisch keine Auffälligkeiten. Damit bestand ein Horner-Syn- drom rechts, was zusammen mit der Anamnese zur klinischen Verdachtsdiagnose einer Dissek- tion der Arteria carotis interna (ACI) rechts führte.

In der duplexsonographischen Untersuchung zeigte sich eine höchstgradige Stenose der rechten ACI und ein echoarmes Gefäßwand- hämatom. Die Kernspintomographie bestä- tigte die Diagnose durch Darstellung sowohl

des stenosierten Gefäßverlaufs als auch des halbmondförmigen Wandhämatoms mit einem dünnen Restfluss im Bereich der Schädelbasis (Abbildung 2, Pfeile). Es wurde eine i.v.-Anti- koagulation mit unfraktioniertem Heparin be- gonnen, die in den folgenden Tagen auf eine orale Antikoagulation mit einer Ziel-INR von zwei bis drei umgestellt wurde.

Dissektionen hirnversorgender Arterien wur- den in den vergangenen Jahren zunehmend als Ursache von ischämischen Schlaganfällen insbesondere bei jungen Patienten erkannt.

Sie sind für ca. 20 Prozent der Schlaganfälle bei Patienten unter 50 Jahren verantwortlich.

Wahrscheinlich führen pathologische Bindege- websstrukturen zu einer erhöhten Vulnerabili- tät der Arterienwand, die dann spontan oder

nach (Bagatell-)Traumen unter Ausbildung eines Wandhämatoms („falsches Lumen“) ein- reißt. Das Horner-Syndrom ist Ausdruck der Kompression des benachbarten Halssympathi- kus durch das Wandhämatom. Auch können Läsionen anderer Hirnnerven – insbesonde- re des N. hypoglossus – oder ein einseitiges pulssynchrones Ohrgeräusch auftreten. Die Bedrohlichkeit der Karotisdissektion besteht in der Verursachung arterio-arterieller Hir- nischämien, die der in diesem Fall typischen Frühsymptomatik oft folgen, aber auch gleich- zeitig mit ihr auftreten können. Dem ischä- mischen Schlaganfall soll die Antikoagulation vorbeugen. Nur selten ist die sonographische und kernspintomographische Diagnostik nicht eindeutig und es bedarf einer konventionellen Angiographie, die typischerweise einen flam- menförmigen Verschluss oder eine hochgradige Stenose der ACI zeigt (Abbildung 3, Pfeil). Die als Hirninfarktprophylaxe durchgeführte Anti- koagulation scheint einer Gabe von Thrombo- zytenfunktionshemmern zwar nicht überlegen zu sein, wird aber in den Leitlinien im Moment präferiert. In bis zu 90 Prozent der Fälle erfolgt innerhalb von drei Monaten eine weitgehende oder vollständige Rekanalisation des Gefäßes.

Literatur

Brandt T., et al.: Klinik und Therapie der Dissek- tionen hirnversorgender Arterien. Nervenarzt 2006; 77 Suppl 1:17-29.

Menon R. et al.: Treatment of cervical artery dissection: a systematic review and meta- analysis. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2008;

79:1122-7.

Norris J.W., Beletsky V.: Cervical arterial dissec- tion. Adv Neurol 2003; 92:119-25.

Caplan L.R.: Dissections of brain-supplying ar- teries. Nat Clin Pract Neurol 2008; 4:34-42.

Professor Dr. Dipl.-Psych. Frank Erbguth, Klinik für Neurologie – Klinikum

Nürnberg (Süd), Breslauer Straße 201, 90471 Nürnberg

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