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Medizingeschichte 3DMedizingeschichte 3DAus dem Deutschen Medizinhistorischen Museum IngolstadtAus dem Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt

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Bayerisches Ärzteblatt 11/2017

611 Medizingeschichte | Varia

2000 können Aids-Organisationen Plüschbären ordern, um durch den Verkauf Spendengelder zu akquirieren.

Damit reiht sich der Bär des Deutschen Medi- zinhistorischen Museums in eine lange Reihe von Benefiz-Galas oder Charity-Veranstaltun- gen ein, die seit den 1980er-Jahren zur Be- kämpfung von Aids ins Leben gerufen wurden.

Ohne die dadurch eingeworbenen Spenden könnten wichtige Projekte lokaler Aids-Hilfen wohl nur schwer durchgeführt werden, et- wa die kostenintensive ambulante Betreuung oder unbürokratische Einzelfallhilfe von HIV- Infizierten. Somit stehen die Aids-Bären trotz ihres knuffigen Aussehens auch für die pre- käre Situation vieler Aids-Organisationen, die im Zuge der Chronifizierung von HIV/Aids die Finanzierung spezifischer Projekte zur Präven- tion oder Krankenversorgung oftmals nur noch über derartige Spendensammlungen sicher- stellen können.

Das Literaturverzeichnis kann im Internet unter www.bayerisches-ärzteblatt.de (Aktuelles Heft) abgerufen werden.

Sie tragen ein dunkles, braunes oder graues Fell und sind meist mit einem frechen Acces- soire wie einem Rucksack oder einer schmu- cken grünen Weste ausgestattet. Ihre kleinen schwarzen Knopfaugen und die vorstehenden Schnauzen erinnern an den besten Freund aus fernen Kindheitstagen, den man zum Kuscheln so gerne mit ins Bett nahm. Allerdings verrät ein meist dezent an einer Tatze angebrachtes Symbol in intensivem Rot, dass es sich bei Bä- ren wie dem hier abgebildeten eigentlich nicht um Stofftiere für Kinder handelt.

Das Symbol der roten Schleife stellt nämlich ein

„Red Ribbon“ dar, und dieses gilt seit 1991 als weltweites Zeichen für den Kampf gegen Aids und für die Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken. Eine kleine rote Schleife mit dem Aufdruck „Bärenstark für die Münchner Aids-Hilfe e. V.“ klärt zudem darüber auf, dass der Erlös aus dem Verkauf dieses Plüschtiers an die regionale Aids-Hilfe in München geht, die Projekte zur Bekämpfung dieser Immunschwä- chekrankheit koordiniert und betreut. Vertrie- ben werden die vom deutschen Spielwarenpro- duzenten „Clemens Spieltiere GmbH“ in einem jährlich wechselnden Design hergestellten Bären um den 1. Dezember, dem von der WHO 1988 erstmals ausgerufenen Gedenktag für an AIDS Verstorbene.

Der hier abgebildete Teddy stammt also aus München und stellt den Aids-Teddy des Jahres 2016 dar. Der eigentliche Ursprung dieser Bä- ren führt allerdings in die Schweiz und zu ei- nem Mann namens Heiko Sobel, dem die Idee zu Stoffbären, durch deren Verkauf Spenden- gelder für Aids-Projekte gesammelt werden sollten, in den 1990er-Jahren gekommen war.

Der Zürcher Pfarrer Sobel lernte während ei- nes Aufenthaltes in San Francisco in den spä-

ten 1980er-Jahren eine Aktion kennen, bei der der damalige Bürgermeister jedem an Aids Erkrankten im Hospital einen Teddybären ge- schenkt hatte. San Francisco war zu dieser Zeit neben New York diejenige US-amerikanische Stadt, deren queere Subkultur am heftigsten von dieser Erkrankung rätselhaften Ursprungs heimgesucht wurde. Mit seiner Geste der Soli- darität wollte der Bürgermeister demonstrativ gegen die vielerorts stattfindende Diskrimi- nierung von Aids-Kranken ankämpfen und ih- nen in Erinnerung rufen, dass sie immer noch Bürger der Stadt San Francisco wären. Ein Bär in Plüsch schien dabei passend, denn seit 1911 trägt der Bundesstaat Kalifornien einen Bären als Wappentier in seiner Flagge.

Abgesehen von dieser symbolischen Geste knüpfte der Bürgermeister wohl unbewusst an den Brauch an, Stofftiere kurz vor einer grö- ßeren Operation als persönliche Glücksbringer mit ins Krankenhaus zu nehmen und liebevoll auf den meist nüchtern gehaltenen Nacht- tischen zu drapieren.

So begann auch Heiko Sobel nach seiner Rück- kehr in die Schweiz, jedem Neuankömmling in dem von ihm 1988 mitbegründeten Hospiz für Aids-Kranke einen Bären als Trostspender zu schenken. Als palliative Einrichtung war dieses Zürcher „Lighthouse“, wie ähnlich organisierte Hospize in der Schweiz, allerdings meist defi- zitär und stand aufgrund von Finanzierungs- schwierigkeiten mehrmals vor der Schließung.

So kam Sobel auf die Idee, im Rahmen einer Benefizaktion Bären mit Lighthouse-Schrift- zug zu verkaufen. Mit dem Erlös sollte die Wei- terführung des Hospizes gewährleistet werden.

Diese Aktion war so erfolgreich, dass Sobel diese von nun an jährlich wiederholte und die Idee international vermarktete. Seit ungefähr

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Aus dem Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt Aus dem Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt

In dieser Serie stellen wir Highlights aus dem Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt vor. Das Museum wurde 1973 im ehemaligen Anatomiegebäude der Univer- sität Ingolstadt eröffnet und vor Kurzem durch einen modernen Erweiterungsbau des Architekten Volker Staab ergänzt. Zum Museum gehört ein barock gestalteter Arznei- pflanzengarten.

Autor

Dr. Alois Unterkircher,

Deutsches Medizinhistorisches Museum, Anatomiestraße 18-20, 85049 Ingolstadt, E-Mail: alois.unterkircher@ingolstadt.de, Internet: www.dmm-ingolstadt.de

Teddybär der Münchner AIDS-Hilfe 2016.

Referenzen

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