• Keine Ergebnisse gefunden

ÖÖ HH DD MM GG EEUUTTSSCCHHEE OORRGGEENNLLÄÄNNDDIISSCCHHEE EESSEELLLLSSCCHHAAFFTT

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "ÖÖ HH DD MM GG EEUUTTSSCCHHEE OORRGGEENNLLÄÄNNDDIISSCCHHEE EESSEELLLLSSCCHHAAFFTT"

Copied!
13
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

D D

EUEUTTSSCCHHEE

M M

ORORGGEENNLLÄÄNNDDIISSCCHHEE

G G

ESESEELLLLSSCCHHAAFFTT

HHAKAKAANN ÖÖZKZKAANN

Er E rz z äh ä hl ls st t im i mm me e un u nd d F Fo ok ka al li is s at a ti io on n i im m K Ki it ta ab b a al l- -F Fa ar ra ag g b ba a' 'd da a s s- -s si id dd da a de d es s a at t- -T Ta an nu uh hi i

XXXXXX.. DDeeuuttssccheherr OOrriieennttaalliisstteennttaagg FrFreeiibbuurrgg,, 2244..--2288.. SSeepptteemmbbeerr 22000077

A

Auussggeewähhllttee VVoorrtträggee

HeHerraauussgegeggeebbeenn iimm AAuuffttrraagg ddeerr DDMMG G v

voonn RRaaiinneerr BBrruunnnneerr,, JJeennss PPeetteerr LLaauutt unundd MMaauurruuss RReeiinnkkoowwsskiki

ononlliinnee--PPuubblliikkatatiioonn,, Märrzz 22000088

hhttttpp::////nnbbnn--rreessololvviningg..ddee//uurrnn::nnbbnn::ddee::ggbbvv::33::55--9922775577 ISISSSNN 11886666--22994433

(2)

Erzählstimme und Fokalisation im Kitāb al-Faraǧ baʿda š-šidda des at-Tanūḫī Hakan Özkan

Wer hat beim Lesen der als aḫbār bezeichneten Anekdoten nicht das Gefühl gehabt, von mehreren Leuten, das Geschehen erzählt zu bekommen? Wer hat nicht stirnrunzelnd die Abfolgen von qāla gelesen und bei sich gedacht: Wer erzählt da jetzt eigentlich? Was ist das für eine umständliche Art, eine Geschichte zu erzählen?

Auch ich werde in diesem Beitrag nur manche dieser mehrdeutigen Formeln auflösen können. Ich werde versuchen, einige Eigenheiten des Erzählens darzustellen: Wir werden sehen, dass Erzählstimmenwechsel und andere Phänomene eine erzähltechnische Funktion haben. Oft versucht man damit eine Erzählposition zu schaffen, die besser an das erzählte Geschehen angepasst ist.

Bei diesen Eigenheiten handelt es sich um Konventionen innerhalb der aḫbār-Literatur. Mein Korpus ist das ca. 500 Anekdoten umfassende Kitāb al- Faraǧ baʿda š-šidda des at-Tanūḫī, Richter und gleichzeitig bedeutender adīb des 4. Jahrhunderts der Hiǧra.

Erzählstimme

Die Erzählstimme gibt die Antwort auf die Frage Wer spricht? Die Erzählstimme ist die wichtigste Instanz einer Erzählung. Sie steuert das Geschehen, bzw. wird die Steuerung des Geschehens durch ihre Darstellung evident. Sie kann dabei innerhalb oder außerhalb der Erzählung stehen, d.h.

sie kann Teil der erzählten Geschichte sein, was man gemeinhin als homodiegetische Erzählstimme bezeichnet, also ein Erzähler innerhalb der Diegese, der erzählten Welt. Dieser kommt in 303 der 492 Anekdoten des Faraǧ vor.

Die Erzählstimme kann auch außerhalb der erzählten Welt stehen (genannt heterodiegetische Erzählstimme, welche auf 225 der 492 Anekdoten des Faraǧ kommt). Die heterodiegetische Erzählstimme kann entweder über die gesamte Anekdote hinweg vorherrschen oder nur einen Teil abdecken. Schon hier kann ich sagen, dass die heterodiegetische Erzählstimme selten bis zum Ende der Anekdote beibehalten wird – die Gründe dafür sehen wir weiter unten.

Gehen wir nun auf das ein, was der heterodiegetische Erzähler alles erzählen kann: Es liegt nahe anzunehmen, dass kurze Geschichten ohne

(3)

2

Dialoge bzw. szenische Darstellung auskommen und daher von einer heterodiegetischen Erzählstimme (die außerhalb der Welt des Erzählten steht) summarisch und nur rein diegetisch geschildert werden müssten. Diese Annahme wurde bisher in bezug auf aḫbār vertreten.1 Dem ist jedoch nicht so; die heterodiegetische Erzählstimme erzählt in vielen Fällen auch mit Dialogen, direkter Rede und szenischer Darstellung. Natürlich kann man nun einwenden, dass die Überlieferer nicht genannt werden und nur ein &' ت"#و

()*

+,-.ا („ich fand in einem Buch“) wie in Anekdote 123 aus der Feder des

at-Tanūḫī die Geschichte einleitet. Dies will heißen: Man könnte annehmen, dass hier sehr wohl ein homodiegetischer (in der erzählten Welt bezeugender) Erzähler am Werk ist, der jedoch durch fehlende Angaben von at-Tanūḫī (durch einen fehlenden bzw. lückenhaften isnād) nicht direkt in Erscheinung tritt und es nur so scheint, als wäre er völlig abwesend. Dieser Einwurf ist aber insofern unberechtigt, als dass für die Anwesenheit eines direkten Zeugen des Geschehens (was Voraussetzung für das Vorliegen eines homodiegetischen Erzählers ist) keinerlei Hinweise im Text selbst zu finden sind. Wir müssen also in diesem und in den anderen Fällen genauso von einer heterodiegetischen Erzählstimme ausgehen, die, ohne am Schauplatz anwesend zu sein, szenisch bzw. mimetisch gestaltet.

Nun kann man versuchen nachzurechnen, inwiefern der Gewährsmann Zeuge der Geschehnisse in einer Erzählung hat sein können; d.h. stimmt der Zeitabschnitt, in dem er gelebt hat, ungefähr mit dem Zeitabschnitt, als sich die erzählten Geschehnisse ereignet haben, überein, so dass man von Zeugenschaft sprechen könne. Im Grunde ist es aber eine müßige Angelegenheit, bei jeder Erzählinstanz, die das Geschehen einer Geschichte nicht unmittelbar bezeugt, nach Möglichkeiten zu suchen, eine solche Zeugenschaft zu beweisen. Die Frage kann schlicht und einfach nicht entschieden werden, solange sich der Erzähler nicht als Zeuge manifestiert.

Es scheint demnach ein relativ freier Umgang in der Distanz der Erzählinstanz zum Erzählten vorzuliegen. Meine Annahme wird z.B. durch Anekdote 125 gestützt, in der zudem ein isnād vorliegt:

و ﲏﺛّﺪﺣ ] ﺪﺒﻋ ﷲ ﻦﺑ ﺪﲪأ [ ﻦﺑ ﺔﺳاد ئﺮﻘﳌا يﴫﺒﻟا لﺎﻗ

ّنأ ﺖﻌﲰ ﺾﻌﺑ ﺪﻨﳉا

.(...)

„Es erzählte mir in Unterredung [ʿAbdallah b. Aḥmad] b. Dāsa al- Muqriʾ al-Baṣrī, welcher sagte: Ich hörte, dass ein Soldat (...).“

1 Beaumont, Hard-Boiled, p. 12 sq.

(4)

:6C9236?H:C56>?2496:?6?%56C36C6:ED56FE=:49>249E52DD<6:?6

?H6D6?96:E56DCKO9=6CD?O>=:493?\D2D>Q8=:49:DE#2?<Q??E69:6C F?E6CD49:65=:496C#6:?F?8D6:?F?552D'D@G6CDE696?2=D@36D;6>2?5 56C 5:6 6D4969?:DD6 A6CDQ?=:49 G6C7@=8E 92E 3? \D2 6CKO9=E H2D 5:6D6C D6:?6CD6:ED ?FC H:656C9@=E :6D6 5FC492FD =@8:D496 ??29>6 6?E<CO7E6E

;65@49 ?:49E 5:6 ,6C>FEF?8 52DD H:C 6D 9:6C >:E 6:?6C 96E6C@5:686E:D496?

CKO9=:?DE2?KKFEF?9236?+>5:6D6?&F?<E56FE=:49KF>2496?H6C76?H:C 6:?6?=:4<2F756?<FCK6?*6IE

1P”

! IP,

>f›

+H3Q @b )kCVe db Wo@K^

@PU

¥

Š›

ielPf†

)‡b

ak`2)YU lj ie§`R !9 lX@V2 ]=

¦ h W!`R l,|

)j dN )kCVe

1Pf4b)U )kj@\'U )kYœ

igb

!>D !9 A`7 )‡b A`¨

]7!@^

db @¤

1^)YU

¥

ƒ

?j

ˆG !9 W`S2 ).^

! nY, Zp`O iY`S2

)X

!

€ lj

1^)X ).^

! Zgq,

Œ,

)YU )‡N )X

‘@<

>X

!@U

ZfN

16@—

¢

@P3o )k^

Z:499QCE652DD6:?)@=52E6:?6C2F86H2=ED2>G@?56C)EC2S6 K6CCE6:6$24932C?DE6==E6?D:49:9>6?E8686?F?5G6CDF49E6?:9?

G@?:9CKF23KF3C:?86?@49<O>A7E6?6CF?5D6:?6)<=2G6?8686?

D:6 2? 3:D D:6 D:49 K6CDEC6FE6? 2C2F7 DE64<E6 6C 5:6 C2F :? D6:?

2FDF?5D49=@DD5:6*RC6?232??G6C8:?86CD:492?:9C5@49D:6 H:56CD6EKE6D:49)@KH2?86CD:6>:E3CFE2=6C6H2=E3:D52DD6CD:6 :?56C2=EF?856D#2??6DKFCC2F36:>6D49=649EDG6C<69C92EE6 2D28E6D:6KF:9>Y65F2=E6:?3:D5F5:6=6EKE6*RC5:65F 9:?E6C5:CD49=:6S6?>FDDE86D49=@DD6?92DEW

C6CH:56CE6Y-6=496*RCD@==52DD6:?W ):6Y:6*RCKH:D496?5:CF?5@EEW

2 DE2?5 6C 2F7 =:6S G@? :9C 23 F?5 D28E6 Y69X @EE 92E 5:49 6C=QDEW

)@<@??E6D:69:?2FD8696?@9?652DD6CD:49:9C6?E8686?DE6==E6V :DKF56>/6:EAF?<E2=D56C)@=52E5:6C2F:?D6:?2FDK6CCE69OEE6?H:C

?@49 2??69>6? <Q??6? 6:? /6F86 D49:=56CE6 52D 6D49696? 65@49 <2??

>2? 23 56> /6:EAF?<E 2=D 5:6 C2F F?5 56C ,6C86H2=E:86C 2==6:? 9:?E6C

(5)

4

verschlossenen Türen sind, deutlich nachvollziehen, dass nicht mehr von einem homodiegetischen Erzähler auszugehen ist. Wir könnten jetzt annehmen, dass die Frau jemandem, z.B. unserem Erzähler, erzählt hat, was sich zwischen den beiden im Haus abgespielt hat, damit die Erzählung in der vorliegenden Form mit lebendigem, szenischem Dialog habe entstehen können. Aber auch in diesem letzteren Fall wäre die Erzählinstanz der Geschichte eine heterodiegetische, da sie die Geschichte ohne eigene Zeugenschaft aus dem Mund von Zeugen produziert und nicht selbst manifester Teil der erzählten Welt ist. Überhaupt scheint es, als ob die heterodiegetische und homodiegetische Erzählstimme eins ist, solange sie sich nicht als homodiegetischer Erzähler zu erkennen gibt. Ein Berechnen der Lebensjahre und die Mutmaßung, ob und wie der Erzähler an einem bestimmten Ort, wo die szenische Darstellung stattfindet, hat anwesend sein können, ist ohne echten Wert für das Verständnis des allgemeinen Phänomens der von außerhalb agierenden Erzählinstanz. In Kürze heißt das: Sofern wir den homodiegetischen Erzähler nicht eindeutig anhand des Texts bestimmen können, können wir auch durch noch so gut ausgerechnete Vermutungen nicht von dem Vorhandensein eines solchen ausgehen. (Ich habe 11 Anekdoten gefunden, die dem oben aufgeführten Beispiel ähneln.2

Wir halten demzufolge fest, dass die heterodiegetische Erzählinstanz sehr wohl über Dialoge und szenische Darstellung verfügt, ohne dass dies etwas Besonderes oder die Ausnahme in den aḫbār sein müsste. Zumindest in den von at-Tanūḫī überlieferten Anekdoten ist es eher die Regel, dass auch in durchgehend heterodiegetisch erzählten Anekdoten Szene und Dialog vorherrschen.

Gleichermaßen habe ich an anderen Beispielen feststellen können, dass sogar ein homodiegetischer Erzähler Dialoge und Szenen, an denen er nicht beteiligt war und die er nicht direkt bezeugen konnte, wiedergibt.3

Erzählstimmenwechsel

Dass die heterodiegetische Erzählstimme hingegen eine instabile ist und insbesondere in längeren Anekdoten ihren Platz einem homodiegetischen Erzähler übergibt, hat mehrere u.a. erzähltechnische Gründe und soll nun diskutiert werden. Kommen wir also auf den Wechsel der Erzählstimme innerhalb der Anekdoten zu sprechen, die sehr oft eben unter Anwendung dieser ständig auftretenden inquit-Formeln, dieser qāla, realisiert werden, welche sehr oft auf einen Erzählstimmenwechsel hinweisen. Insgesamt konnte ich in 83 Anekdoten einen solchen Wechsel der Erzählstimme ausmachen.

Weiterhin kommen in neun Anekdoten mehrfache Erzählstimmenwechsel vor.

Zusammen mit einigen unklaren Fällen liegen über 100 Fälle von Anekdoten

2 S. Anekdoten 123, 125, 127, 131, 132, 133, 134, 135, 372, 375 und 380.

3 Özkan, Narrativität, p. 401 sq.

(6)

5

mit Erzählstimmenwechsel vor.4 Diese Erzählstimmenwechsel werden ganz bewusst eingesetzt.

Im Faraǧ gibt es eine große Anzahl von Fällen, wo die Erzählstimme wechselt und keine weiteren Eingriffe der übergeordneten Erzählstimme auftreten. Muḥammad al-Qāḍī sagt zu diesem Phänomen innerhalb der Geschichten der ayyām al-ʿarab, dass diese auf die ursprüngliche Form dieser Erzählungen zurückgeht, welche den Gesetzmäßigkeiten der Mündlichkeit unterliegen und keinen klaren Erzählverlauf besitzen.“5 Die Aussage von al- Qāḍī scheint sinnfällig, ist aber erstens nicht ohne weiteres verifizierbar, da er zum einen nicht nennt, was die Gesetzmäßigkeiten der Mündlichkeit sind und zweitens ist seine Aussage etwas unverständlich da auch mündliche Erzählungen nach einem Mindestmaß an Klarheit streben müssen, allein schon, um die Vorgänge, die ja in komplexen aḫbār undurchsichtiger sind als in einfachen, für die Adressaten verständlich zu machen. Die ursprüngliche Form solcher Erzählungen kann so meiner Meinung nach nicht eindeutig nachgewiesen werden.

Der Erzählstimmenwechsel erfüllt vor allen Dingen die erzähltechnische Funktion, eine günstige Erzählposition zu schaffen. Dies ist an sich nichts Neues. Auch Marcel Proust hat in dem ersten Versuch sein Werk „A la recherche du temps perdu“ zu schreiben, mit einem beobachtenden Erzähler angefangen. Nach einiger Zeit war er es leid, den Romanhelden durch jemand anderen beschreiben zu lassen. Also ersetzte Proust das „Er“ durch „Ich“ und ließ die Erzählfigur selbst sprechen. Dieser etwas abrupt erscheinende, radikale Wechsel ist jedoch eher selten in der abendländischen Literatur und war im Fall von Proust ein Grund für den Abbruch des begonnenen Werks.

Natürlich muss man sagen, dass es in der modernen Literatur Ausnahmen gibt, wo auch Erzählstimmenwechsel auftreten, aber im Vergleich zu der Variation der Fokalisationsarten spielt der Erzählstimmenwechsel eine untergeordnete Rolle.

Kurz zu den Fokalisationsarten: Im Gegensatz zur Erzählstimme geht es bei den Fokalisationsarten um die Frage Wer sieht? Am weitesten verbreitet ist immer noch eine Dreiteilung der Fokalisation nach externer Fokalisation (also eine objektive, von außen beobachtende und nach Äußerlichkeiten urteilende Fokalisation), interner Fokalisation (die Sicht einer Erzählfigur) und Nullfokalisation (also die überblickende Fokalisation mit erweitertem Wissenshorizont).

In aḫbār jedoch ist die Situation genau umgekehrt. Variation in den Fokalisationsarten innerhalb einer Anekdote kommen zwar vor, in einer beträchtlichen Anzahl sogar, viel häufiger aber ist der Wechsel der Erzählstimme, der auch meistens einen Wechsel der Fokalisation mit sich bringt, da jede Erzählstimme zu einer bestimmten Fokalisationsart tendiert.

4 Ibid., p. 346.

5 Al-Qāḍī, Composante, p. 361.

(7)

:6D6 -649D6= D6:6? D:6 ?F? -649D6= 56C @<2=:D2E:@?D2CE @56C CKO9=DE:>>6?H649D6= <@>>6? >6:DE6?D 2? D69C 86?2F F>C:DD6?6?

&@D:E:@?6?:??6C92=356C?6<5@E6G@C$69>6?H:C5:6CF?5DECF<EFC6:?6D ) :> ( 2 9236? H:C KF?O49DE 56? % 3KH 2F49 6:?:86

?7@C>2E:@?6? KF 56C 'F6==6 6:? F49 @56C 5:6 ?8236 52DD >2? 5:6 6D49:49E6 G@? ;6>2?56> 869QCE 92E 2?249 7@=8E 6:? *6:= 56? :49 2FD

?296=:686?56? CR?56? IA@D:E:@? 86?2??E 9236 :6D6C *6:= :DE ?F?

86<6??K6:49?6E5FC497@=86?566D@?56C96:E6?

2 ==86>6:?6 3KH 2?52F6C?56 /FDEO?56 H6C56? 2FD865CR4<E 5FC49 36DE:>>E6)49=RDD6=HQCE6CH:6(!,6C36?5:62?52F6C?56/FDEO?56

@56C :86?D4927E6? 36D49C6:36? H:6 K# 6E4 FD5CR4<6 5:6 =O?86C6 /6:ECOF>6 2?8636? /6:E H:C5 86C277E 52C86DE6==E 6H@9?96:E6? F?5 H:656C<69C6?56<E:@?6?3KH/FDEO?56H6C56?6CHO9?E

3 %7E 5:6?E 5:6 IA@D:E:@? 2F49 52KF 5:6 6D49:49E6 :? 6:?6? 8CQS6C6?

86D49:49E=:496? !@?E6IE 6:?KFC6:96? 36<2??E6 &6CDQ?=:49<6:E6? KF ?6??6?

F?5KF36D49C6:36?6E4

4 6DE:>>E6 C6:8?:DD6 H6C56? 6CHO9?E 5:6 DAOE6C 6:?6 656FEF?8 :? 56C 6D49:49E69236?H6C56?

5 :2=@86 F?5 >:>6E:D496 =6>6?E6 59 =6>6?E6 H:6 DK6?:D496 2CDE6==F?8K6:E564<6?56DCKO9=6?FDHD:?5D69CC2C

6 :6 IA@D:E:@? :DE 236C :?D36D@?56C6 86<6??K6:49?6E 5FC49 6:?6 96E6C@5:686E:D496 CKO9=DE:>>6 59 6:?6 CKO9=:?DE2?K 5:6 2FS6C92=3 56C 6CKO9=E6? -6=E DE69E 9C6 @<2=:D2E:@? :DE 5:6 6:?6C R36C3=:4<6?56?

CKO9=DE:>>6>:E6CH6:E6CE6>-:DD6?D9@C:K@?E:6D6:86?D4927E869E6:?96C

>:E 56C E A:D496? 77:?:EOE G@? 6D49C6:3F?86? =O?86C6C /FDEO?56 :? 56C IA@D:E:@?):6869E6:?96C>:E56C2C=68F?886D49:49E=:496CC6:8?:DD6F?5 (29>6?365:?8F?86?7RC5:652?2497@=86?562FAE92?5=F?82D:?D6EK6?

5:6D6D CKO9=DE:>>6?E AD 36: 9@96C 6D49=6F?:8F?8 56D CKO9=E6>A@D 59 :>+?E6CD49:65KF2?56C6?3D49?:EE6?H:C56:?8C@S6C/6:EC2F>:?H6?:86?

/6:=6?3KH)6:E6?6CKO9=E:DE56C$2CC2E@=@8:6?:49E7C6>5F?5HFC56G@?

56> 6C>2?:DE6? F?5 CKO9=E96@C6E:<6C @496? ,@8E :? 36KF8 2F7 5:6 36CR9>E6 !2=6?56C86D49:49E6 G@? @92?? &6E6C 636= 76DE86DE6==E 6C FE@C DA:6=E 36HFDDE >:E 56> -649D6= 56C

@<2=:D2E:@? 696C DK6?:D496 *6:=6 D6:?6C CKO9=F?8 H6C56? H:6 2FD 56>

=:4<H:?<6=6:?6CCKO9=7:8FC6CKO9=E2?56C6DE2C<C2776?56*6:=66CD496:?6?

H:6 2FD 56> =:4<H:?<6= 6:?6C R36C 56C CKO9=F?8 D49H636?56?

R36C3=:4<6?56?CKO9=:?DE2?K

:6D6 2==86>6:?6? :86?D4927E6? D:?5 2F49 :> ( 76DEDE6==32C F?5

?69>6?>:E56>-649D6=56CCKO9=DE:>>6:>N36C82?8G@?IA@D:E:@?KF 56C2FAE92?5=F?8D@82C6:?6?@49>2C<2?E6C66DE2=E2?2=D?FC>:E56>

C6=2E:GF?>6C<=:496?-649D6=56C@<2=:D2E:@?H:636:636=

,@8EDA6<E6AAF?5

(8)

6?? 6D :DE 86C256 2> ?72?8 56C DK6?:D49>:>6E:D496? >:E :2=@86?

5FC49D6EKE6? 2FAE92?5=F?8 52DD 5:6D6 CKO9=DE:>>6?H649D6= 2>

9OF7:8DE6?G@C<@>>6?6?6EE6DAC:49EG@?6:?6C$F==7@<2=:D2E:@?5:6@7E>:E 6:?6C 96E6C@5:686E:D496? CKO9=DE:>>6 86<@AA6=E KF D6:? D496:?E 2=D CQ77?F?8D>@5FD7RCCKO9=F?86?D:DE86?2FD@H:66D:?56C:?7R9CF?8:?

5:6CKO9=E96@C:6G@?#2CE:?6KF?5)496776=96:SE:66:86?E=:4962?5=F?8 H:C5Z2FD56>8=6:49>OS:86?)EC@>56C/6:E86?@>>6?5:62=DZ)K6?6V:?

56C CKO9=F?8 2F7EC:EE F> KF :9C6> ?56 9:? H:656C 56> 8=6:49>OS:86?

)EC@>56C/6:EKF867R9CEKFH6C56?V

$69>6?H:C2=D6:DA:6=?6<5@E65:6:9C6CD6:ED2FD56> !%:

% 56D 2=c29q: \Ch DE2>>E :?6 96E6C@5:686E:D496 CKO9=:?DE2?K 368:??E >:E 56C IA@D:E:@? :? 56C 56C (29>6? F?5 5:6 +>DEO?56 56C 7@=86?56?6D49:49E6D<:KK:6CEH6C56?

™

>pTD@^

>X

žX )7@U

@^

<

n8 lj|

1`H2)U

ƒ)PC^

i, h>fN

‰[

ƒšE^

igb

£L2 0pN@^

! N m ip`O ie MK4X })b

‹LN iU•U

>c;…

d-

€

).e|

I/X ip`O

>:

>pTD@`_

@VB iH“'U

iPb

Z2C(2qh5 92EE6 2C2b 2C(Fd2bh 2=9H\K R36CEC286? 2?? 236C C6:9E6?D:4936::9>"R86?R36C:9?6D49H6C56?9OF7E6?D:49F?5 52D ,@=< <=28E6 6C 9236 6:? 86H2=E:86D ,6C>Q86? @9?6 (649E 6:?86K@86? =D@ 6CD6EKE6 6C 2C(2qh5 :9? 5FC49 #Fe2>>25 3 33\?2=?3\ChF?5=:6S:9?6C8C6:76?:6C2F76C823D:49 7RC2C (2qh56:?6(6:D6KF56C6C:9?6CD496:?6?=:6SV

-:6 6D 2F77O==E C6:49E 56C 96E6C@5:686E:D496 #@5FD 3:D :? 56? K6:E=:49 G6C6?8E6?*6:=56C6D49:49E69:?6:?2=DG@?56C3C6:D656D!2=:76?5:6(656 :DE 0%$, -:6 :49 :? 56? +?E6CDF49F?86? KF 56> 2F 56C(

?6<5@E6? 76DE86DE6==E 9236 H:C5 ;65@49 56C 6:86?E=:496 N36C82?8 G@?

IA@D:E:@? KFC DK6?:D496? 2CDE6==F?8 F2 G@? K6:E=:496? &COA@D:E:@?2=

2FD5CR4<6? H:6 '$ 6:?86=6:E6E ? 5:6D6C ?6<5@E6 H649D6=E 6C KF 6:?6>

9@>@5:686E:D496? CKO9=6C 56> )6<C6EOC 56D 76DE86?@>>6?6? 2C2b 2C (Fd2bh56C?F?52DCKO9=6?R36C?:>>E

§`U

™

˜ IP, Wo@K^

)O i, )YU

@Kb d-

>pPB +2™

@U

§`U

@b h)J9(,

:8FC6DADBF?5:?D36D@?56C6A?

#2CE:?6K )496776=CKO9=E96@C:6A==

=c29q: \Ch2=-FK2C\ƒADB

(9)

9

 iPb

Z=D6C6:?6?*6:=56D-686DKFCR4<86=68E92EE6C:676C:9?KFD:49

#2t2C 3 )2h5 )6<C6EOC 56D 2C2b D28E6 $24956>6C :9? KF D:49 36729=368236CD:495@CE9:?F?5:49>:E:9>V

-:6 2? D6:?6C ?8236 +&*, 36C6:ED 56FE=:49 KF 6C<6??6? 92?56=E 6D D:49 Z?FCV F> 6:?6? 68=6:E6C 56C 6:86?E=:496? 2FAE7:8FC :6D6C 9@>@5:686E:D496 CKO9=6C D49:=56CE ?F? H2D D:49 >:E 2C2b 6C6:8?6E 92E /F6CDE 6CKO9=E 6C H:6 2C2b 36:> !2=:76? 6:?EC:EE F?5 6C KFD2>>6? >:E 2?56C6? #6?D496? 5C2FS6? 2F7 D6:?6 ,6CFCE6:=F?8 F?5 6DEC27F?8 H2CE6?

=D 2C2b ?F? :? 9C6?86HO?56C? 96C2FD<@>>E 6C 36?FEKE 2? 6:?6C )E6==6 56?&=FC2= -*)*,:DE56CCKO9=6CF?52?56C65:65236:D:?56CDE2F?E):6 86=6:E6?:9??2492FD6=D56CCKO9=6C6?5=:492==6:?>:E2C2b:DE7C28E6C :9?H2DG@C8672==6?D6:2C2b6CKO9=E:?(R4<D492F52D6DACO49>:E56>

!2=:76? H@>:E 5:6 86D2>E6 6D49:49E6 6?56E D 7:?56E 56>?249 <6:?6 (R4<<69C >69C KF 56C +?E6C92=EF?8 KH:D496? 2C2b F?5 D6:?6> )6<C6EOC 56>CKO9=6CDE2EE

-:CD696?:?5:6D6CCKO9=F?852DD9:6C56C6CDE69@>@5:686E:D496#@5FD 56D )6<C6EOCD 6:?6 36D@?56C6 F78236 36D:EKE 5:6 56D 6C2FDKQ86C?D 56C F7=QDF?8 F?5 5:6 52>:E 6:?96C8696?56 )A2??F?8D3:=5F?8 :? 56C 776<EDECF<EFC :6D :DE ?:49E 56C 6:?K:86 2<E@C 7RC 6:?6 D:49 2F732F6?56 )A2??F?8 )49@? :? 56C IA@D:E:@? 2=D 5:6 96E6C@5:686E:D496 CKO9=:?DE2?K G@?56C#2DD656C6D49H6C56?F?5,6C=6F>5F?86?DAC:49E32FED:4936:>

"6D6C 36C6:ED 5:6 CH2CEF?8 2F7 52DD 2C2b 36DEC27E H6C56? >RDDE6 :6 CH2CEF?8 56D 9@>@5:686E:D496? CKO9=6CD 564<E D:49 2=D@ >:E 56C G@? 56C 96E6C@5:686E:D496?CKO9=DE:>>6DF886C:6CE6?CH2CEF?8:6D6)ECF<EFC:DE H:6 H:C 86D696? 9236? E A:D49 7RC G:6=6 56C 9@>@5:686E:D49 6CKO9=E6?

CKO9=F?86?-:C>RDD6?9:6C2=D@G@?6:?6C,6CH63F?856C36:56?*6:=656D

*6:=D >:E 96E6C@5:686E:D496C CKO9=DE:>>6 F?5 56D *6:=D >:E 9@>@5:686E:D496CCKO9=DE:>>62FD8696?F?5<Q??6?52C2FD@9?6H6:E6C6D 6:?6?6DE2=EF?8DH:==6?56DFE@CD23=6:E6?

:6D6CKO9=DE:>>6?H649D6=D:?52=D@2FD56CCKO9=F?896C2FD365:?8E D:6 36F86? D:49 56> H2D 6?6EE6 Z5:6 E:67DE6? C7@C56C?:DD6 56D 6CKO9=6C:D496? :D<FCD6DV ?6??E #2? <Q??E6 >6:?6? 5:6D6 FD7R9CF?86?

6?6EE6D9236??FC6:?6?>@56C?6?(@>2?KF>686?DE2?5F?5D6:6??:49E 6:?DKF6:?DR36CEC2832C2F75:69:6C3692?56=E6??6<5@E6? 65@4986=E6?

5:6D6 8CF?5DOEK=:496? F?5 ZE:676? C7@C56C?:DD6V 56D CKO9=6?D 2F49 7RC 5:6 (?6<5@E6 D@ 52DD R36C 5:6 6DEDE6==F?8 6?6EE6D 9:?2FD8696?5 56C 9OF7:86-649D6=G@?36EC249E6?56CKFD6=3DE36E6:=:8E6C(6566:?6?6:?72496?

C<=OCF?8D2?D2EK 867F?56? 92E F?5 52>:E ?:49E 2FDD49=:6S=:49 2F7 9Q96C6?

(62=:EOED36KF8 3KH ,@CEOFD49F?8 G@? -:C<=:49<6:ED?O96 KFCR4<868C:776?

6?6EE6:8FC6DADB

(10)

9

werden muss. Denn der homo- bzw. autodiegetische Erzähler (autodiegetisch ist, wenn es sich um die Hauptfigur als Erzähler handelt) ist der einzige, der ohne weiteres sein Gelebtes schildern und gleichzeitig von seinem Innenleben erzählen sowie seine Eindrücke direkt wiedergeben kann. Diese Vereinfachung, bzw. Verdichtung condensation wie Genette sagt, ist für sich genommen – und nicht nur für die moderne abendländische Literatur – Grund genug für den Wechsel in den anderen Modus.11

Dass mit diesem Wechsel innerhalb der aḫbār nicht nur ein realitätsnäherer Blickwinkel gefunden werden will, wird durch die Tatsache gestützt, dass in den meisten Fällen ein Wechsel von heterodiegetischem Modus zu autodiegetischem Modus stattfindet und nicht etwa zum scheinbar objektiveren, beteiligt homodiegetischem. Der autodiegetische Erzähler kann von sich selbst aus tiefergehende Erklärungen abgeben. Ein homodiegetischer Erzähler wäre immer verpflichtet, anhand von Signalen der Hauptfigur zu interpretieren und zu umschreiben. In dem obigen Beispiel hingegen hatte der homodiegetische Erzähler eine spannungssteigernde Funktion wie wir gesehen haben. Dort wird natürlich absichtlich auf die Wiedergabe durch die Hauptfigur verzichtet. Jedoch ähnelt der Wechsel zum homodiegetischen Erzähler, was die Überbrückung der Distanz zwischen Erzähltem und Erzählinstanz betrifft, dem Wechsel zum autodiegetischen Erzähler. Die Distanz wird in beiden Fällen verkürzt und das Erzählte ist damit unmittelbarer.

Ein weiterer erzähltechnischer Grund sowie Indiz für die Richtigkeit dieses Erklärungsansatzes liefern die inquit-Formeln, die bei einem Wechsel der Stimme einfach wegfallen. Da der Erzähler jetzt die Hauptperson selbst ist, muss die nunmehr unsichtbare übergeordnete Erzählinstanz nicht mehr bei jedem Anlass ein ل4G für den eigentlichen Erzähler einsetzen, was den Effekt der Verschachtelung mehrerer Erzählerebenen etwas verringert.

Fokalisation

Um kurz auf die Fokalisation im Faraǧ einzugehen: Nun stellt diese ein riesiges Feld dar und kann nicht in der gebotenen Kürze dieses Beitrags abgehandelt werden. Dennoch will ich ein paar Worte zu dem letzten Beispiel verlieren: Mit dem Wechsel von heterodiegetischer auf homodiegetische Erzählstimme findet auch eine Änderung der Fokalisation statt. Denn der weit geöffnete Wissenshorizont der Erzählstimme in den ersten Zeilen macht Platz für die begrenzte Sicht (die interne Fokalisation) des homodiegetischen Erzählers. Können wir angesichts dieses Wechsels (der in manchen Anekdoten mehrfach auftritt) noch von einer unbeteiligten Erzählweise, von einer externen Fokalisation sprechen, dessen Abgrenzung zur Nullfokalisation gelinde gesagt problematisch bezeichnet ist? Meiner Meinung ist in diesem Fall eine externe Fokalisation nicht ohne weiteres anzusetzen. Ich sehe in der

11 Cf. ibid.

(11)

>69CDE:>>:86?6DE2=EF?85:69:6CG@C=:68E6:?6$F==7@<2=:D2E:@?56>?249 6:?6 R36C3=:4<6?56 86DE2=E6?56 CKO9=:?DE2?K >69C 2=D 2==6D 2?56C6 >

+?E6CD49:65 KF 62F>@?E 869E 2F49 #Fe2>>25 2='\`h G@? 6:?6C

$F==7@<2=:D2E:@? :? 56? CKO9=F?86? 56C % 8 2FD 5:6 236C :>

+?E6CD49:65 KF 56? G@? F?D 36EC249E6E6? CKO9=F?86? >6:DE 6:?6?

F?36DE:>>E6? F?36?2??E6? CKO9=6C G@CH6:D6? C 7R9CE 5:6 %>?:DK:6?K 5:6D6CCKO9=:?DE2?KF22F756? +CDACF?8:?56C,@=<D=:E6C2EFCKFCR4<5:6 6:?6 <@==6<E:G6 )49QA7F?8 G@C2FDD6EKE H@ D:49 )E:>>6? F?E6C6:?2?56C G6C>:D496?D@52DD>2?:>?56776<E?:49E>69CG@?6:?6>@56C>69C6C6?

36DE:>>E6? FE@C6? DAC6496? <2?? :6D6 C<=OCF?8 869E :? 5:6 C:49E:86 (:49EF?8H@36::4956?68C:7756C%>?:DK:6?K:?56C*2E6:?6>>D49F9 7RC 5:6 6D49C6:3F?8 G@? )EC2E68:6? 6:?6C R36C3=:4<6?56? CKO9=:?DE2?K F?A2DD6?5 7:?56 FS6C56> 3:? :49 :> 2== 56D( 8686? 5:6 ??29>6 6:?6CH29==@D6?F?52?56C?@CED2F49F?<@?EC@==:6CE86?2??E6?,6C>:D49F?8 56C )E:>>6? > 686?E6:= 6D 92?56=E D:49 F> CKO9=F?86? 5:6 36HFDDE

>F=E:A6CDA6<E:G:D49 F?5 >69CDE:>>:8 86DE2=E6E H@C56? D:?5 (F76? H:C F?D 52KF 5:6 C=OFE6CF?86? @?2E92? F==6CD 2FD D6:?6> 56C %>?:DK:6?K :?

CKO9=F?86? 86H:5>6E6? CE:<6= :?D 65O49E?:D C D49C6:3E 52DD D:49 5:6 D@86?2??E6 %>?:DK:6?K 56C ?F==7@<2=6? CKO9=DE:>>6 F2 2FD 56C ,6CG:6=7O=E:8F?8 56C &6CDA6<E:G6? 6C8:3E :? 2?56C6D #6C<>2= 56C

%>?:DK:6?KD6:56C6CH6:E6CE6-:DD6?D9@C:K@?EF?55:6!@?G6?E:@?52DG@?

56C96E6C@5:686E:D496?CKO9=DE:>>6CKO9=E62=DH29C56<=2C:6CE62=DH29C 9:?KF?69>6? L9?=:496D =6D6? H:C 36:> CKO9=E96@C6E:<6C .G6D (6FE6C -:6D@ D@==6? H:C O9?=:496 !@?G6?E:@?6? ?:49E 2F49 7RC 5:6":E6C2EFC 2??69>6?

DD496:?E;65@49?:49EC:49E:85:6H649D6=?56)E:>>63KH@<2=:D2E:@?

2==6:?56>>R?5=:496?:?E6C8CF?55:6D6C?6<5@E6?KFKFD49C6:36?36?D@

D@==E6 >2? G@CD:49E:8 D6:? 52C:? ?:49ED 2?56C6D 2=D 5:6 ,@CEOFD49F?8 G@?

-:C<=:49<6:ED?O96KFD696?$24956?G@C2?8682?86?6?FD7R9CF?86?DE64<E

?@496EH2D529:?E6C6:56?N36C8O?86?2F75:6:?E6C?6@<2=:D2E:@?3KH 56C ,6C6?8F?8 6D49CO?<F?8 56D -29C?69>F?8D9@C:K@?ED 2F7 5:6 6:?6C CKO9=7:8FC9236?H:C6D>:E6:?6C6CKO9=6C:D496?2?5=F?8KFEF?5:6G@?

6:?6C R36C86@C5?6E6? CKO9=:?DE2?K 2FD869E :?6 CKO9=:?DE2?K H6=496 H:==<RC=:492F75:6&6CDA6<E:G6G@?CKO9=7:8FC6?96CF?E6CD492=E6?<2??:6 :?E6C?6@<2=:D2E:@?:DE5296C:>CF?56?:49ED2?56C6D2=D5:6!@?D6BF6?K 6:?6C ?F==7@<2=:D:6C6?56? CKO9=DE:>>6 5:6 D@ @56C D@ R36C 56> 6CKO9=E6?

6D49696? DE69E H6:= D:6 6D D@KFD286? Z?249ECO8=:49V 6CKO9=E RC 5:6

?6<5@E6? 56D( 3KH 7RC)%:> ==86>6:?6? <Q??6? H:C G@? 6:?6C K6:E=:49 ?24986D492=E6E 2?86?@>>6?6? G:6==6:49E 2=D@ <@?G6?E:@?6==6?

CKO9=F?8G6C82?86?6C6D4969?:DD6C656?:6D6C8:3ED:49?:49E2==6:?2FD

='\`h@>A@D2?E6A

F==6C%>?:D4:6?46AADBB

(6FE6C?2= D6ADBB

(12)

11

der Überliefererkette, welche u.a. die Historizität des tatsächlichen Überlieferungsvorgangs (des jeweiligen Weitererzählens der Geschichte von einem isnād-Glied zum anderen) und an zweiter Stelle den angenommenen Wahrheitsgehalt des Erzählten bezeichnet, sondern auch aus der Tatsache, dass ein und derselbe ḫabar in der diachronischen Betrachtung seiner Versionen die Tendenz zu einem inhaltlichen Wachstum hat.15 Durch diese vermeintliche Historizität, bzw. durch die Illusion der historischen Wirklichkeit, welche Eigenschaften fast aller aḫbār sind, wird die Erzählinstanz zu einer potentiell nullfokalisierenden, sogar wenn sie die Figuren selbst sprechen lässt, bzw. der Gewährsmann die erzählende Figur ist (in beiden Fällen liegt ein homodiegetischer/ autodiegetischer Erzähler vor).

Diese Art der Nullfokalisation ergibt sich allein aus der Tatsache, dass der Erzähler über die Geschehnisse bereits vollständig informiert ist und nacherzählt, sozusagen in der Art eines autobiographischen Erzählers, dessen Eigenschaft es ist, in rückschauender Sicht oft aber in linear chronologischer Reihenfolge eine echte Geschichte zu erzählen, als ob er sie wieder erfährt.

Manchmal lässt dieser jedoch durchblicken, dass er als Erzählender (nicht als

„damals“ Erfahrender) über dem Geschehen steht: Er kann zusätzliche Informationen liefern, die ihm damals nicht bekannt waren, er kann auf eine andere Figur intern fokalisieren, um später einen besonderen Überraschungseffekt zu erzielen. Er kann Dialoge wiedergeben, dessen Zeuge sein homodiegetischer Erzähler nicht war und auch im Allgemeinen lenkt er den Adressaten nach Belieben.

Außerdem kommt es durchaus vor, dass die heterodiegetische Erzählstimme über weitgehendes Wissen verfügt, welches über das eines normalen Beobachters hinausgeht; auch Gedankenwiedergabe gehört zum Repertoire einer solchen.

Die Verwendung von Dialogen außerhalb des Wahrnehmungshorizonts von homodiegetischen Erzählern indes führt uns nun zu der Vermutung, dass Dialoge und mimetische Darstellung von Beschränkungen auf Seiten des Erzählers frei sind. Diese narrativen Elemente scheinen für sich zu stehen und nicht an die direkte Zeugenschaft durch einen homodiegetischen oder nicht einmal an eine allwissende heterodiegetische Erzählstimme gebunden zu sein.

Sie scheinen Konvention zu sein und zwar in Hinblick auf eine bessere und spannendere Vorführbarkeit der Geschichten.

Um kurz abzuschließen: Die Verwendungsweise der Erzählstimme, der Erzählstimmenwechsel, die Art Dialoge und szenische Darstellung und Fokalisation einzusetzen sind in erster Linie bewusstes Mittel und Werkzeug des Erzählens in der aḫbār-Literatur und nicht eine unreflektierte Konsequenz der Textgattung und -geschichte.

15 Cf. Cook, Muhammad, p. 64 und Leder, Composite, p. 430.

(13)

62F>@?E2C5@:=65 62F>@?E2C5@:=65$2CC2E:G6:D4@FCD6:?2C=

#FD=:>*C25:E:@?D?)AA

@@<#F92>>25 @@<##F92>>25%I7@C5

F==6C%>?:D4:6?46 F==6C %>?:D4:6?46?$2CC2E:G6AA

=c29q: \Ch2=-FK2C\ƒ =c29q: \Ch> !2=-FK2C\ƒH2=<FEE\3 6:CFE

6?6EE6:8FC6D 6?6EE6:8FC6D&2C:D

"656C@>A@D:E6 "656C)*96FD6@74@>A@D:E67@C>:?E96>2<:?8@7 D=2>:4:DE@C:42=*C25:E:@??C@DE382C;2?6E2=

5D)AC2496# E96?# E9:K:D>6?6DED49C:7E7RC -2=E6C6=EKKF>63FCEDE28*6:=2==6D4966:ECO86 KFC%C:6?EH:DD6?D4927E *6:=2==6 )22=6 AA

#2CE:?6KCKO9=E96@C:6 #2CE:?6K#6E2=:?7R9CF?8:?5:6CKO9=E96@C:6

#R?496?

MK<2?$2CC2E:G:EOE MK<2?$2CC2E:G:EOE:>!:E\32=2C2b3252qq:55256D 3u=h2=#Fe2DD:?2E*2?udh86DE 6C=:?

='\`h@>A@D2?E6 ='\`h#"24@>A@D2?E6?2CC2E:G656D @FC?P6D56D C236D %8?C23:42AA

(6FE6C?2= D6 (6FE6C."2?2= D65FCP4:E2C46=@?2

E*2?udh( E*2?udh86DE =(3252qq:552,5

33u52qs\=bh6:CFE

,@8EDA6<E6 ,@8E DA6<E66CKO9=6?56C&C@D2:?6:?7R9CF?8:?

CKO9=E649?:<F?5(@>2?E96@C:6%A=256?

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Der Begriff „Sacha Chaneh“ als Stilbeschreibung stammte von dem damals führenden iranischen Kunstkritiker Karim Emami (1924-2002), der ihn 1962 in einer Ausstellungskritik

Nach Mi pham liegt also das Kennzeichen des Svātantrika in der vorübergehenden Betonung des konzeptuellen Absoluten und damit einer getrennten Auffassung der beiden

Nun sind aber sowohl die drei Beschaffenheiten als auch die Buddhanatur und ihre hinzutretenden Makel nur unterschiedliche Aspekte ein und desselben Geistes, und

Eine Sammlung sind noch keine zufällig auf einer Reise angekauften zehn Keramiken - oder fünf Teppiche. Zum Sammler kann man erst durch genauere Kenntnisse einer

Während Kommissionen die mangelnde Breite der Kandidaten beklagen, feststellen, daß Orientalisten meist fast zu festgelegt sind auf eine der drei wichtigen Sprachen – kann es

Die Erfahrung der Hauszerstörtheit gibt in der Postmoderne jedoch den Impuls dazu, dass die mit ihr Konfrontierten in den Trümmern des Hauses zu begraben beginnen und dort alsbald

Zwar benutzt Doppo den Begriff sanpo nicht in diesem Sinne, dennoch dürfte für ihn, wie für seine Leser, diese Assoziation kaum zu vermeiden gewesen sein: wie das Leben in der

Wissen und Gewissen empfehle.“ 21 Bei Fleischer hat Jacob sich aber auch seine Türkisch- Kenntnisse erarbeitet: Neben seinen arabistischen Vorlesungen gab