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(2)

IN MOHAMMED KHAÏR-EDDINES Il était une fois un vieux couple heureux

und

Légende et vie d’Agoun’chich

1

Peter Dové (Universität Bern)

Der frankophone, berberstämmige Dichter und Schriftsteller Mohammed Khaïr- Eddine gilt als einer der Grossen der marokkanischen Literatur. Der 1995 ver- storbene Autor verfasste noch kurz vor seinem Tod, also Anfang/Mitte der neunziger Jahre, die Erzählung, die im Zentrum der vorliegenden Studie steht: Il était une fois un vieux couple heureux (veröffentlicht posthum, 2002). Es wird zu zeigen sein, dass dieser Text – und ebenso der 1984 publizierte Roman Légende et vie d’Agoun’chich, der ebenfalls kurz zur Sprache kommen wird – als zwei Beispiele für ‚post-postmodernes’ Erzählen betrachtet werden können.

Beide Texte markieren zumindest in literarästhetischer Hinsicht eine Zäsur im Werk Mohammed Khaïr-Eddines.

1. Mohammed Khaïr-Eddine: Überblick über Leben und Werk

Mohammed Khaïr-Eddine wird 1941 im Süden Marokkos, in Tafraout, geboren;

den Grossteil seiner Kindheit und Jugend verbringt er jedoch in Casablanca. Der marokkanische Süden mit seiner Berberkultur bleibt aber in seinem gesamten Werk ein politischer und kultureller Referenzpunkt sowie – besonders in den beiden erwähnten letzten Texten – ein Sehnsuchtsort.2

1 Der vorliegende Beitrag konnte im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) finanzierten Forschungsprojekts „Er- zählte ‚Natur’ in der arabophonen und frankophonen Literatur Marokkos“ erarbeitet werden.

2 Zum Süden im Werk von Mohammed Khaïr-Eddine vgl. Arnaud (1980); Mezgueldi (1988).

(3)

Khaïr-Eddine lebt lange Jahre – von 1965 bis 1980 – im französischen Exil, vor allem in Paris. Er muss sich oft unter sehr schwierigen materiellen Bedin- gungen durchschlagen, so arbeitet er unter anderem als Bergmann in Nordfrank- reich. In Paris frequentiert er das Intellektuellenmilieu und schreibt für diverse Zeitungen und Zeitschriften wie Présence africaine, Les Temps Modernes, Es- prit. In den Achtzigern kehrt er für einige Jahre nach Marokko zurück, das er jedoch später nochmals verlässt, abermals nach Frankreich. Seine letzten Jahre, Anfang der neunziger Jahre, verbringt er wiederum in seinem Heimatland; er stirbt 1995 in Rabat an einer Krebserkrankung.3

1967 veröffentlicht er in Frankreich im Verlag Seuil seinen ersten Roman, Agadir. Dieser, wie auch alle anderen folgenden Texte Khaïr-Eddines, die bis Ende der siebziger Jahre erscheinen, sind, in der Formulierung von Marc Gon- tard, „des textes de violence“.4 Es sind Texte einer guerilla linguistique5 – wie übrigens auch die Texte vieler anderer frankophoner marokkanischer Autoren in den sechziger Jahren.6 Khaïr-Eddines Texte sind aggressiv-revolutionär in dem Sinne, in dem sie sich gegen die literarischen Konventionen wenden, und zwar sowohl gegen diejenigen der französischen Literatur als auch insbesondere ge- gen jene der damals aktuellen marokkanischen Literatur, und zielen damit gegen die als ‚sklerotisch‘ erachteten Werte der marokkanischen Gesellschaft insge- samt. Es sollen Diskurse zerstört und Verborgenes, Verheimlichtes ausgegraben und ans Licht gezerrt werden. Einer von Khaïr-Eddines Texten heisst dement- sprechend – und durchaus programmatisch – Le Déterreur7 (wörtlich: Der Aus- gräber).

Es sind also Texte, die nicht nur in thematischer Hinsicht engagierte Litera- tur sind – indem sie politische Inhalte artikulieren –, es sind vielmehr hauptsäch- lich Texte, die dieses Engagement in einer Arbeit an der literarischen Form, in der Subversion und Destruktion literarischer Konventionen, umsetzen. Khaïr- Eddines Texte dieser Periode sind dementsprechend keine leserfreundlichen, einfachen Texte. Nicht nur wird die Grenze zwischen Prosa, Poesie und Theater aufgebrochen, es wird vielmehr jegliche konstante Struktur unterlaufen: Es gibt

3 Zur Biographie Khaïr-Eddines vgl. Mezgueldi (2000: 8-21 und 2004).

4 Gontard (1981: 25).

5 Diese berühmte Formel (Gontard 1997: 217) stammt von Khaïr-Eddine selbst (1970: 28);

zum Konzept der guerilla linguistique bei Khaïr-Eddine vgl. Mezgueldi (2000: 139-165).

6 Zur frankophonen Literatur der 1960er und 1970er Jahre vgl. Tenkoul (1981); Gontard (1982; 1997: 214-222); Heiler (2005: 143-152); Mdarhi Alaoui (2006: 23-40).

7 Vgl. Gontard (2006).

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keine Linearität, keine chronologische Ordnung; Figuren, Erzählstimmen, Räu- me oder auch intertextuelle Bezüge bleiben vielfach unfassbar. Es ist ein fort- währendes Wandeln und Verwandeln; eine gesicherte Orientierung ist nicht möglich. Bezeichnend ist das Fragmentarische, Diskontinuierliche, Chaotische.8 Zohra Mezgueldi spricht von einer Ästhetik des inachevé, des Unabgeschlosse- nen.9

Immer wieder wird in Khaïr-Eddines Texten auch das Erzählen selbst in metanarrativen Reflexionen thematisiert. Marc Gontard hat in einer Analyse gezeigt, dass ein Text wie Une odeur de mantèque (1976) ein Text über die Un- möglichkeit des Erzählens ist.10

Es gibt also durchaus Aspekte in Khaïr-Eddines Werk, die postmodern ge- deutet werden können, wie beispielsweise die erwähnten metanarrativen Verfah- ren oder, worauf Marc Gontard hingewiesen hat, die literarische Umsetzung von Phänomenen wie Instabilität und Turbulenz.11

Die von den sechziger bis Ende der siebziger Jahre erschienenen Texte Khaïr-Eddines sind alle von einer vergleichbaren Ästhetik, und sie nehmen auch ähnliche oder dieselben Themen auf. Eine deutliche Zäsur aber kommt, wie er- wähnt, mit dem Roman Légende et vie d’Agoun’chich und der Erzählung Il était une fois un vieux couple heureux. In ihnen wird eher ‚konventionell‘ und ‚reali- stisch‘ erzählt, d.h. Figuren, Räume und Chronologien werden stabil konstruiert, und der Autor erzählt wieder Geschichten (wie besonders in Légende et vie d’Agoun’chich).

Khaïr-Eddine selbst hat sich in einem Gespräch, das 1979 in der Zeitschrift Esprit erschienen ist, zu dieser Veränderung geäussert. Er stellt vorerst lediglich fest, dass er schon lange nichts mehr publiziert habe, und er begründet das dann folgendermassen:

Ceci pour dire que j’ai terminé un cycle et qu’il faut commencer un autre cycle. Je peux considérer que les 8 bouquins jusqu’à présent édités constituent un seul livre, d’Agadir au Peuple errant, avec bien entendu, pour chacun une séparation chapitrale.12

8 Vgl. zu Khaïr-Eddines Schreibweise besonders Gontard (1981: 54-63 und 1993: 73-87);

Mezgueldi (2000); El-Maleh (2000); Bernoussi (2006).

9 Mezgueldi (1999).

10 Gontard (1981: 54-63).

11 Gontard (1993: 203 f.).

12 Esprit, sept.-oct. 1979; zitiert nach: Khaïr-Eddine (1998: 70 f.).

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2. Il était une fois un vieux couple heureux

Dieser récit erzählt – wie bereits der Titel besagt – das Leben eines alten Paares, nämlich Bouchaïb und seiner Frau. Kinderlos leben sie – nach der Unabhängig- keit Marokkos – in einem Berberdorf in einem Tal im marokkanischen Süden.13 Der Text ist mehr deskriptiv denn in einem engeren Sinn narrativ. Be- schrieben wird das tägliche Leben des Paares im Rhythmus der Jahreszeiten, unterbrochen immer wieder von langen Gesprächen der beiden über alltägliche Dinge wie das Essen und die Haustiere oder über die Geschichte ihres Landes, besonders des Südens, und über die allmählichen Veränderungen, welche die Moderne in das Tal und das Leben seiner Bewohner bringt. So wird letztlich auch eine ganze Landschaft mit ihrer ländlichen Kultur und ihrer Geschichte beschrieben.

Im Zentrum der Erzählung steht die Lebensweise des Paares, und zwar be- sonders das Leben der beiden mit der Natur und, wie oft beschrieben, ihre Freu- de an der Natur, an den Pflanzen im Garten, an den Tieren oder am Beobachten des Sternenhimmels bei Nacht; das Paar ist, wie der Titel sagt, ein glückliches altes Paar, dem es an nichts mangelt.

Die traditionell geprägte Lebensweise des Paares wird dabei als positiver Gegenentwurf zum entfremdenden, zerstörerischen Leben in der modernen Stadt inszeniert. Die ländliche Tradition wird aber vom alten Paar nicht undifferenziert betrachtet. So ist Bouchaïb zwar ein gläubiger Muslim und der ländlichen berbe- rischen Tradition verhaftet, er setzt sich aber auch durchaus kritisch mit tra- ditionellen Überzeugungen auseinander, z.B. mit dem Verständnis von Natur- katastrophen (s. dazu nochmals weiter unten). Ausserdem nimmt das alte Paar, wenn auch bisweilen augenzwinkernd, Produkte der Moderne wie z.B. einen Kassettenrekorder oder eine Gaslaterne gerne an (153). Es verurteilt die Moder- ne also nicht pauschal; Bouchaïb kritisiert aber eine oberflächliche Moderne, die nur dem Profit und dem Konsum dient. Eine besondere Zielscheibe sind dabei die parvenus, die als korrupt kritisiert und durchaus virulent angegriffen werden (z.B.: 110 f.; 141).

Die Erzählweise des Textes ist stabil und geordnet. Dementsprechend ist auch der auktoriale Erzähler ein fixer Orientierungspunkt, und er konstruiert eine kohärente, transparente Welt, die er erklären und kommentieren kann – eine Welt also, die erzählbar und verstehbar ist.

13 Vgl. zu diesem Text Bivona (2006); Pereales Gutièrrez (2006) und El-Khatir (2007).

(6)

Ein weiteres wichtiges ordnendes Element ist die Landschaft. Die Erzäh- lung setzt ein mit der Beschreibung des Tals nach Art eines Panoramas, und immer wieder kehrt leitmotivisch dieser Ausblick auf das Tal wieder, meistens vom Haus des alten Paares aus; und oft wird von diesem Überblick ins Detail übergegangen, denn wiederholt ist ein Eindruck, eine Beobachtung oder eine Wahrnehmung aus diesem Panorama der Anlass für eine Erinnerung oder einen Exkurs zur Geschichte oder zur Lebensweise im Tal. So erinnert sich beispiels- weise Bouchaïb beim Anblick der kahlen Berge, die er vom Fenster seines Hau- ses aus sieht, an jene Tage, an denen er noch selbst den Mufflon jagte, und er denkt über die Jagdkultur im Tal nach, was ihn schliesslich zu Erinnerungen an die Zeit des Brigantentums führt, das mit der Kolonisierung der Region durch die Franzosen ein Ende gefunden hat (38 ff.). Die Landschaft ist also nicht nur ein Thema des Textes, sie ist vielmehr auch immer wieder Ausgangspunkt des Erzählens und wirkt auf diese Weise strukturierend.14

Die Landschaft in Il était une fois un vieux couple heureux wird ‚reali- stisch‘, bisweilen beinahe ‚dokumentarisch‘ beschrieben. So werden Flora (z.B.

34) und Fauna (z.B. 7) mit naturwissenschaftlichen Begriffen ‚lediglich’ benannt und aufgezählt, wie auch ganz allgemein die Komponenten der Landschaft – wie

„la vallée“ (z.B. 27) oder „le massif montagneux“ (z.B. 38) – einfach genannt werden: spezifizierende Adjektive oder auch Metaphern zu deren Beschreibung werden kaum verwendet. Wenn Metaphorik eingesetzt wird, dann eine eher kon- ventionelle und leicht entschlüsselbare.15 Landschaft und die Objekte in der Landschaft sind konkret, greif- und verfügbar.

Naturerscheinungen und Naturphänomene werden gleichfalls nicht allego- risch erzählt. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang, dass Bouchaïb im Ge- gensatz zu den anderen Dorfbewohnern Naturkatastrophen naturwissenschaftlich

14 In dieser Hinsicht ist Il était une fois un vieux couple heureux durchaus vielen zeitgenössi- schen Texten der französischen Literatur vergleichbar, in denen ebenfalls Landschaft nicht nur ein zentrales Thema ist, sondern die Texte auch organisiert, worauf beispielsweise Mi- chel Collot (2005: 157-173) hingewiesen hat.

15 Ein Beispiel sind die Vergleiche und Metaphern in der Beschreibung des Nachthimmels und der Milchstrasse: Zu Beginn des Textes wird erzählt, wie das alte Paar – ein ritualisierter Vor- gang – zusammen zu Abend isst; nach dem Essen bleiben sie auf der Terasse ihres Hauses:

„On pouvait manger et passer la nuit sur la terrasse car l’air était agréable et le ciel prodigieu- sement étoilé; on voyait nettement la Voie lactée, qui semblait un plafond de diamants rayon- nants. En observant cette fantastique chape de joyaux cosmiques, le Vieux [Bouchaïb] louait Dieu de lui avoir permis de vivre des moments de paix avec les seuls êtres qu’il aimât: sa femme, son âne et son chat, car aucun de ces êtres n’était exclu de sa destinée, pensait-il“ (11).

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erklärt: hat das katastrophale Erdbeben von Agadir für diese moralische Ursa- chen und deuten sie es als eine Strafe Gottes, so sieht Bouchaïb darin hingegen

‚lediglich’ geologische Kräfte am Werk (64-67). Ebenso versteht er – ein weite- res Beispiel für sein wissenschaftliches Verständnis von natürlichen Phäno- menen – die Dürreperioden, welche die Region plagen, als ein Resultat ökolo- gischer Misswirtschaft (155 f.).16

Es ist also keine bildhafte, doppelsinnig-allegorische Darstellung der Land- schaft. Die Landschaft steht ‚für sich‘. Ins Zentrum rückt ihre unmittelbare Wahr- nehmung durch ein Subjekt, durch Bouchaïb bzw. seine Frau; erzählt wird ihre sinnliche und auch ästhetische Erfahrung des Konkreten – denn sie empfinden beispielsweise die Abendstimmung (10 f.), den sternhellen Nachthimmel (vgl.

Fussnote 15) oder die Vögel (34 f.) explizit als schön. Es ist damit die individuelle ästhetische Erfahrung von Landschaft, die in dieser Erzählung wesentlich wird.

3. Légende et vie d’Agoun’chich

In dem schon mehrmals erwähnten, 1984 veröffentlichten Roman Légende et vie d’Agoun’chich,17 der die ‚konventionelle’ Erzählweise mit Il était une fois un vieux couple heureux teilt, wird die Geschichte von Agoun’chich, einem ‚noblen Desperado’, erzählt. Es ist dessen lange Wanderung durch den Süden Marokkos, kurz vor der Kolonisierung der Region durch Frankreich, auf der Suche nach den Mördern seiner Schwester. Auch in diesem Text spielt die Landschaft des Sü- dens eine zentrale Rolle, nur werden im Gegensatz zu Il était une fois un vieux couple heureux hier die kollektiven Werte und Tugenden einer ganzen Kultur, der Berberkultur des Südens, in die Landschaft eingeschrieben. Explizit wird das

16 Ein weiteres Beispiel für eine solche naturwissenschaftliche, nicht-religiöse Lesart von Naturerscheinungen findet sich in Bouchaïbs Gedanken beim Anblick einer Sternschnuppe:

„Ils [das alte Paar] étaient une fois de plus sur la terrasse. L’été tirait presque à sa fin. Les moissons avaient été bonnes, la récolte des olives et des amandes aussi. Comme toujours, la vieille préparait son tagine pendant que le Vieux fumait et sirotait du thé. Et, comme tou- jours en été, l’espace était splendide. Des milliers d’étoiles illuminaient le firmament. De temps à autre, une météorite fendait l’atmosphère en un trait rouge qui s’evanouissait rapi- dement. « Dieu est en train de lapider le Diable… ! » , disaient les Anciens à la vue de ces phénomènes cosmiques. Bouchaïb ne croyait pas à cela. Il connaissait bien l’astronomie. Il avait lu tant de livres […]“ (62).

17 Zu diesem Roman vgl. u.a. Tenkoul (1985); Hassnaoui (1994); Jamin-Mehl (2003: 380-396).

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zu Beginn des Romans formuliert; hervorgehoben wird dabei der Argan-Baum (l’arganier),18 der ausdrücklich als das repräsentativste Symbol der Region und seiner Bewohner genannt wird, weil nichts den Widerstand dieser Bäume habe brechen können, die zwar schon tausendmal besiegt worden, aber ebenfalls tau- sendmal wiederauferstanden seien, eben genauso wie das Volk der Region (9 f.).

Auch Agoun’chich verkörpert als Held des Romans die Werte und Tugenden des Volkes, dem er angehört. Landschaft und Romanfigur werden so mit denselben Merkmalen versehen, sie sind allegorisch konstruiert und stehen für eine Kultur – auch wenn Khaïr-Eddines Interpretation der Berberkultur bisweilen etwas unorthodox sein mag.19 Der Roman endet mit der Unterwerfung der Region durch die Franzosen, Agoun’chich verlässt den Süden Richtung Casablanca und lässt seine Identität zurück – auch hierin zeigt sich die genuine Verbindung von Landschaft, Held und Kultur (158 f.).

Die Figur Agoun’chich ist damit kollektiv definiert, als Verkörperung der Werte und Tugenden eines Volkes, ganz im Gegensatz zum alten Paar, das indi- viduell konstruiert ist, mittels seiner subjektiven Wahrnehmung einer nicht- figurativen, konkreten Landschaft.

4. Schlussbemerkung

Die hier beschriebenen Entwicklungen im Werk Mohammed Khaïr-Eddines, also von einer im weitesten Sinne ‚postmodernen’ zu einer eher ‚konventionel- len’, ‚realistischen‘ Schreibweise mit einem erzählbaren Subjekt, sowie der Übergang von einem kollektiv zu einem eher individuell gefassten Subjekt, sind Tendenzen, die allgemein in der marokkanischen Literatur der achtziger und besonders der neunziger Jahre beobachtet worden sind, und zwar sowohl in der frankophonen wie in der arabophonen Literatur Marokkos.20 Ich verweise hier

18 Zum Argan-Baum, welcher ausschliesslich im Süden Marokkos gedeiht, und besonders zu seiner wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedeutung vgl. Bellakhdar (2003: 58-60) und Nouaim (2005).

19 Vgl. Saïgh-Bousta (2000); Zemmouri (2000: 135 ff.).

20 Man kann den hier hauptsächlich behandelten Text – Il était une fois un vieux couple heureux – auch vor einem biographischen Hintergrund lesen: Mohammed Khaïr-Eddine hat den Text geschrieben, als er schon stark von seiner Krankheit geprägt war; so schreibt er in seinem Journal von 1995 über die Entstehung dieses Textes: „Je réagissais contre la douleur en essayant d’échapper à ses pièges et de quitter ce corps qui m’emprisonnait... J’imaginais

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Ins Zentrum der literarischen Arbeit rückt in diesem Rahmen die Suche nach einer individuellen Identität und das Erzählen von subjektiver Erfahrung25 – wie eben in Il était une fois un vieux couple heureux.

Bibliographie

1. Werke von Mohammed Khaïr-Eddine 1.1 Im Artikel behandelte Werke

Légende et vie d’Agoun’chich. Paris 1984.

Il était une fois un vieux couple heureux. Paris 2002 (posthum).

1.2 Weitere Werke

Faune détériorée. Bram, Aude 1966.

Agadir. Paris 1967.

Corps négatif: Histoire d’un Bon Dieu. Paris 1968.

Soleil arachnide. Paris 1969.

Moi, l’aigre. Paris 1970.

Le Déterreur. Paris 1973.

Ce Maroc! Paris 1975.

Une odeur de mantèque. Paris 1976.

Une vie, un rêve, un peuple, toujours errants.... Paris 1978.

Résurrection des fleurs sauvages. Rabat 1981.

Mémorial. Paris 1991.

Le temps des refus. Entretiens. (Hrsg. von Abdellatif Abboubi). Paris 1998.

Themen, die sich in den letzten fünfzehn Jahren in der marokkanischen Literatur herausge- bildet haben und die solche Tabubrüche darstellen.

24 Zekri (2005: 7ff.). Marc Gontard charakterisiert beispielsweise die écriture féminine als eine

„littérature de combat“. (Gontard 2005: 8) Denn oft wird in diesen, von Autorinnen verfass- ten Texten erzählt, um gegen männliche Unterdrückung zu kämpfen, was überwiegend auf eine realistische Weise geschieht, nicht selten als Erzählung von konkreten, autobiogra- phischen Erfahrungen.

25 Vgl. Zekri (2006: 55ff.).

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